Überblick zur Forschungsgeschichte im Bereich der geistigen Behinderung
Das Thema der geistigen Behinderung wurde immer wieder von Wissenschaftlern aufgegriffen, doch seit den 60er Jahren lässt sich ein starker Wandel im Umgang mit geistiger Behinderung beobachten. Bis Dato wurde geistige Behinderung lediglich interpretiert, nie aber wurde auf eigene Aussagen der Betroffenen zurückgegriffen. So entstand ein stark vereinfachtes und verfälschtes Bild geistiger Behinderung. In den 60er Jahren fand ein Umdenken in Bezug auf dieses Vorgehen statt. Von nun an stand die Möglichkeit, Randgruppen im Allgemeinen, für sich selbst sprechen zu lassen, im Vordergrund. Auch geistig Behinderte wollten für sich selbst sprechen, und ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit ihrer Behinderung mitteilen. Dieser Wandel wirkte sich stark auf die wissenschaftlichen Studien aus, die von nun an keine bloße Interpretation des Wissenschaftlers mehr sein konnten. Geistig Behinderten wurde eine Stimme gegeben, sie waren nun kein reines Studienobjekt mehr, dessen Legitimität und Autorität bezweifelt wurde.
Heute muss der Wissenschaftler auf geistig Behinderte eingehen, er muss ihnen zuhören und deren Aussagen analysieren um ein möglichst wirklichkeitsgetreues Bild ihrer Selbstwahrnehmung zu schaffen. Dabei muss es geistig Behinderten möglich sein, ihr Leben weitgehend selbst zu bestimmen. Dieses Vorgehen ist notwendig, da sich nur so präzise Unterscheidungen in der Beurteilung ihrer Gedanken und in ihrem Verhalten, sowie Aussagen in Bezug auf ihre tatsächliche Behinderung treffen lassen.
Als einer der Wegbereiter dieser neuen Art von Studie ist Robert B. Edgerton zu nennen, der als einer der Ersten versuchte, Behinderten die eben genannte Stimme zu geben und deren Selbstwahrnehmung herauszufiltern. (Gerber, 1990 )
In der folgenden Arbeit werde ich Edgertons Studie (Edgerton, 1993 ) vorstellen und dabei besonders auf die Probleme, auf welche die untersuchten Personen bei der Alltagsbewältigung stoßen, eingehen.
Anschließend werde ich einige Punkte darstellen, an denen Edgerton kritisiert wurde oder zu kritisieren ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung- Überblick zur Forschungsgeschichte im Bereich der geistigen Behinderung
- Definition und Diagnose geistiger Behinderung
- Definition
- Diagnose
- Diagnose durch den IQ Test
- Edgertons Studie- Zusammenfassung
- Hintergrund
- Edgertons neue Studie
- Vorgeschichte der untersuchten Personen
- Ausgewählte Lebensbereiche der untersuchten Personen
- Wohngegend
- Arbeit
- Heirat und Sexualität
- Freizeit
- Zusammenfassung
- Alltagsbewältigung
- Strategien zur Alltagsbewältigung
- Edgertons Nachfolgestudien
- Wissenschaftlicher Diskurs
- Gerber vs. Edgerton
- Fehlender historischer Kontext
- Schwerpunkt „Institutionalisierung“
- Überbewertung des IQ
- Anlehnung an Goffmans „Stigma“
- Gerber vs. Edgerton
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit präsentiert und analysiert Robert B. Edgertons Studie über die Lebensbewältigung geistig behinderter Menschen in Los Angeles nach ihrer Entlassung aus einer psychiatrischen Klinik. Ziel ist es, Edgertons Ansatz einer selbstbestimmten Perspektive geistig behinderter Personen darzustellen und kritische Punkte der Studie zu beleuchten.
- Die Geschichte und der Wandel der Forschung zur geistigen Behinderung
- Definition und Diagnose von geistiger Behinderung, inklusive der Kritik am IQ-Test
- Edgertons Methodik und die Herausforderungen bei der Datenerhebung
- Die Lebensumstände und Überlebensstrategien der untersuchten Personen
- Wissenschaftliche Kritik an Edgertons Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Forschungsgeschichte zur geistigen Behinderung und hebt den Paradigmenwechsel in den 1960er Jahren hervor, der die Selbstbestimmung und die Stimme der Betroffenen in den Mittelpunkt rückte. Kapitel 2 definiert geistige Behinderung und diskutiert die Schwierigkeiten bei der Diagnose, insbesondere im Hinblick auf den IQ-Test und seine Limitationen. Kapitel 3 fasst Edgertons Studie zusammen, beschreibt seine Methodik und die Auswahl der Probanden. Kapitel 4 beleuchtet die gemeinsame Vorgeschichte der untersuchten Personen, die von schwierigen Kindheitserfahrungen geprägt war. Auszüge aus den Kapiteln 5 und 6 beschreiben die Lebensbereiche (Wohnen, Arbeit, Partnerschaft, Freizeit) und die Alltagsbewältigung der Probanden.
Schlüsselwörter
Geistige Behinderung, Stigmatisierung, Robert B. Edgerton, Alltagsbewältigung, Lebensbewältigungsstrategien, IQ-Test, Selbstbestimmung, Soziale Integration, Qualitative Forschung, teilnehmende Beobachtung.
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- Alexandra Mörz (Autor), 2001, Stigmatisierung und Überlebensstrategien von Menschen mit geistiger Behinderung in den USA, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122422