Vielsprachigkeit in Südafrika


Seminararbeit, 2004

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte der Sprachpolitik Südafrikas
2.1 Kolonialzeit (1652-1948)
2.1.1 Niederländischer Imperialismus
2.1.2 Britischer Imperialismus
2.2 Afrikaans und Afrikaaner Nationalismus
2.3 Apartheid (1948-1994)
2.4 Republik Südafrika
2.4.1 Die Institutionalisierung der Vielsprachigkeit
2.4.2 Die Verwendung der elf Sprachen in der Praxis
2.4.2 Gefahr der Anglisierung?

3. Schlussbemerkungen

4. Literatur

1. Einleitung

Südafrika ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Sprachenvielfalt. Diese lässt sich in fünf Gruppen kategorisieren: zum ersten wären die Khoisan-Sprachen der afrikanischen Urbevölkerung zu nennen. Hinzu kommen die Bantusprachen, wie Tsonga und Venda, aber auch die Nguni- und Sotho-Sprachen. Xhosa, Zulu, Swati und Ndebele bilden eine Untergruppe der Nguni-Sprachen. Zu den Sotho-Sprachen zählen Southern Sotho, Norhern Sotho (Pedi) und Tswana. Die dritte und vierte Sprachgruppe stellen die Afrikaans- und Englisch-Sprecher dar. Auf die Rolle dieser imperialen Sprachen wird in der Arbeit noch ausführlich eingegangen werden. Als letzte Gruppe wären die indischen Sprachen, darunter Tamil, Hindi, Gujarati, Telegu und Urdu zu nennen. Weiterhin lassen sich Minoritäten- und Einwanderersprachen, sowie Mischsprachen nachweisen (Niedrig 2000:62). Auch die Sprachverteilung ist interessant: so wird Englisch und Afrikaans nach dem Zensus von 1996 von nur knapp 25 % als Hauptsprache gesprochen. 75 % der Bevölkerung sprechen eine afrikanische Sprache als Hauptsprache(Niedrig 2000:62) Es lässt sich bereits hier feststellen, dass es sich in Südafrika um einen sehr heterogenen Sprachraum handelt, wodurch es seit frühester Geschichte immer wieder zu Konflikten kam.

Ziel dieser Arbeit wird es nun sein, die Geschichte der Sprachpolitik Südafrikas in groben Zügen von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart nachzuvollziehen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die sprachpolitischen Konflikte zwischen den niederländischen und den britischen Imperatoren gelegt werden. Darauf folgt ein Exkurs zur identitätsstiftenden Wirkung des Afrikaans, und dessen Rolle während der Apartheid. Zum Schluss soll noch auf die Rolle der Sprachen in dem seit 1994 demokratischen Südafrika eingegangen werden. Auch die Probleme, die durch die Institutionalisierung der Vielsprachigkeit entstanden sind, sollen in diesem Teilbereich angesprochen werden. Den Schluss bildet ein Ausblick auf die möglichen zukünftigen Sprachentwicklungen im Land der guten Hoffnung.

2. Geschichte der Sprachpolitik Südafrikas

2.1 Kolonialzeit (1652-1948)

Die Kolonialzeit ist hauptsächlich geprägt durch die Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft der zwei Kolonialsprachen Holländisch und Englisch. In diese Zeit fällt auch die Entstehung des Afrikaans, worauf in einem separaten Absatz eingegangen werden soll.

2.1.1 Niederländischer Imperialismus

Im Jahre 1652 gründete Jan von Riebeeck im heutigen Kapstadt eine Versorgungsstation der Vereenigde Oost-Indische Compagnie, was zur Entstehung der Kapkolonie führte. Die südafrikanische Urbevölkerung, die Khoikhoi, wurden von den holländischen Siedlern vertrieben oder versklavt. Basierend auf der Annahme, dass die Khoi-Sprachen für Europäer nicht erlernbar seien, wurde die indigene Bevölkerung gezwungen, Holländisch zu lernen. Die Kenntnis der holländischen Sprache, sowie die christliche Taufe bildeten die Grundvoraussetzungen für die Entlassung aus der Sklaverei (Niedrig 2000:391).

Binnen weniger Generationen entwickelte sich so das sogenannte Kapholländisch zur ersten allgemeinen Verkehrssprache der Kapkolonie, und verdrängte die indigenen Sprachen. Es kam weiterhin zur Herausbildung einer Diglossie zwischen einer höheren und einer niederen Varietät des Kapholländisch: Holländisch war die allgemein anerkannte Schriftsprache und Sprache der Kirchen, wohingegen Afrikaans, eine Varietät des Holländischen, vor allem von der nicht-weißen Bevölkerung gesprochen wurde, und abfällig als „kitchen language“ bezeichnet wurde (Webb 2000:21).

2.1.2 Britischer Imperialismus

1795 besetzten britische Truppen erstmals das Kap. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde Südafrika rechtmäßig zur britischen Kolonie. Natürlich wollten die britischen Imperatoren dort ihre eigenen Vorstellungen von Recht und Ordnung durchsetzen. So wurde zum Beispiel 1807 der Sklavenhandel verboten, was 1834 zur Sklavenbefreiung führte. Schon seit 1812 waren die Khoikhoi fast völlig gleichgestellt: sie konnten nun gerichtlich gegen ihre „Herren“ vorgehen. Weiterhin drängten die Briten die Holländer, die von ihnen besetzten Xhosa Gebiete zurückzugeben (Nohlen 1993:426). Sprachlich verfolgten die Briten einen rigiden Anglisierungskurs, da eine Assimilation mit der etablierten Holländisch-Afrikaans Sprachgemeinschaft nicht in Frage kam. Englisch trat somit immer stärker mit dem Holländischen als Sprache der Verwaltung, der Gerichte, der Schule und des Parlamentes in Konkurrenz. Hier ist besonders zu beachten, dass die Rolle des Holländischen zu dieser Zeit bereits stark geschwächt war, da die Mehrheit der Kapkolonie bereits Afrikaans sprach (Niedrig 2000:391). 1822 wurde Englisch bereits per Dekret die offizielle Sprache der Kapkolonie. 1829 etablierte sich Englisch als Sprache bei Gericht, 1853 wurde auch im Parlament nur noch Englisch gesprochen. Schon 1870 war die Anglisierung der Kolonie fast vollständig vollzogen. 1903 wurde Englisch landesweit auch als Unterrichtssprache eingesetzt. Englisch entwickelt sich also im Laufe des 19.Jahrhunderts zur allgemeinen Verkehrssprache der Kolonie, wohingegen Holländisch nur noch im kirchlichen Bereich, Afrikaans vor allem im privaten Bereich eine Rolle spielten (Niedrig 2000:73). Die rücksichtslose Anglisierung führte bei den „Afrikaanern“, wie sich die Gruppe aus Niederländern, der Hugenotten und der Deutschen nun nannte, zu einer starken Verbitterung. Da die britische Veränderung der Rechts- und Sozialordnung nicht mit ihrer Weltsicht vereinbar war, zog in den Jahren 1835/36 eine Gruppe von ca. 6000 Buren im „Großen Trek“ als sogenannte „Vortrekker“ nach Norden. Dort gründeten sie 1839 und 1852 die Burenrepubliken Natalia und Transvaal (Nohlen 1993:426).

Nach den Burenkriegen (1899-1902), aus denen die Briten siegreich hervorgingen, wurde 1910 die Südafrikanische Union (1910-1948) gegründet. Diese Union umfasste die vier Republiken Transvaal, Natal, Orange Free State und die Kapkolonie. In den Verfassungsverhandlungen nahm schon hier die Sprachfrage eine bedeutende Rolle ein. Nach langen Auseinandersetzungen wurde eine offizielle Bilingualität von Englisch und Holländisch in der Verfassung verankert. Die Sprecher anderer Sprachen, die wohl die Mehrheit der Bevölkerung ausmachten, wurden in den Verhandlungen nicht berücksichtigt. (Niedrig 2000:372). Erst 1925 wurde Afrikaans als dritte offizielle Sprache anerkannt, nachdem die Nationale Partei (NP), die 1914 von Hertzog gegründet worden war, die Wahlen gewonnen hatte. Kern der Politik der NP war ein „Programm zur Förderung der weißen Farmer, dem Aufbau einer verarbeitenden Industrie, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Weiße und der Ausbau der Rassendiskriminierung.“ (zit. nach Nohlen 1993:429). In diesem Kontext müssen einige vorhergegangene Gesetze, die den Grundstein der Apartheid gelegt haben, angesprochen werden. So wurden 1911 im Mines and Work Act bereits qualifizierte Tätigkeiten nur für Weiße reserviert. Durch den Apprenticeship Act (1922) wurde Afrikanern und Farbigen der Zugang zu einer Facharbeiterausbildung versperrt. Der Native (Urban Areas) Act (1923) beschränkte den Zuzug von Afrikanern in die Städte, und legte somit die Grundlage der homeland-Politik der Apartheid (Nohlen 1993:429). 1936 wurde den Schwarzen (außer am Kap) das Wahlrecht durch den Representation of Natives Act entzogen. Zentrales Wahlkampfthema der NP 1948 bildete die sogenannte „Eingeborenenpolitik“.

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Vielsprachigkeit in Südafrika
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Interkulturelle Kommunikation)
Veranstaltung
Vielsprachigkeit
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V122430
ISBN (eBook)
9783640276622
ISBN (Buch)
9783640282562
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vielsprachigkeit, Südafrika
Arbeit zitieren
Alexandra Mörz (Autor:in), 2004, Vielsprachigkeit in Südafrika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122430

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