Arbeiten und Wirtschaften in der vorindustriellen Stadt. Kontinuität und Wandel in der "Sattelzeit" anhand zünftischer Wirtschaftsethik


Hausarbeit, 2017

20 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Sattelzeit
1.1. Begriff und Definition
1.2. Der Wandel der burgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert

2. Die Anderung des Wirtschaftsbegriffs
2.1. Wirtschaftsethik
2.2. Das „Ganze Haus“
2.3. Der Ubergang vom „Ganzen Haus“ zu einem merkantilistischen Wirtschaftsbegriff

3. Das Zunfthandwerk
3.1. Begriffserklarung und Aufgaben der Zunft
3.2. Niedergang der Zunfte
3.3. Die Entwicklung des Zunftwesens am Beispiel der Stadt Nordlingen

4. Zusammenfassung der Ergebnisse

5. Quellen- und Literaturverzeichnis

Hinfuhrung

Die Gliederung fur meine Arbeit um das Thema „Arbeiten und Wirtschaften
in der vorindustriellen Stadt. Analysieren Sie Kontinuitat und Wandel in der
„Sattelzeit“ unter besonderer Berucksichtigung zunftischer
Wirtschaftsethik!“ aus dem Grund so gewahlt, da es mir wichtig war, Begriffe
wie „Sattelzeit“, den Wirtschaftsbegriff, das System des „ganzen Hauses“
oder auch das Zunfthandwerk nochmals genau darzustellen. Dies ist wichtig
um den Zusammenhang des Wandels wahrend der Sattelzeit genauer
analysieren und verstehen zu konnen. Hierbei ist es auch notwendig
nochmals die Epochengrenzen genau abzugrenzen. Wie Mollenhauer in
seinem Werk „Auf dem Weg in die burgerliche Gesellschaft: Neuere
Geschichte seit 1789“ in dem Kapitel „Die Periodisierung der Epoche“
nennt, kann man die Jahre von 1789 bis 1918 als „Neueste Geschichte“
bezeichnen. Als Grund dafur nennt er, dass Historiker eine enge Beziehung
zu dieser Zeit aufbauen konnen, da es eine von ihnen selbst erlebte
Gegenwart darstellt. Daher ist es auch bedeutsam, die Neuere Geschichte
von der Fruhen Neuzeit und der Zeitgeschichte abzugrenzen. Dies deutet
er als einen Wechsel in der Perspektive auf eine Epoche, da diese von
Zeitgenossen der Wende zum 21. Jahrhundert immer ferner
wahrgenommen wird. Die Betonung liegt bei dieser Unterscheidung ganz
klar auf dem Epochenbruch, der mit der industriell-politische
Doppelrevolution einhergeht. Dieser Bruch bedeutete einen okonomischen,
sozialen, politischen und kulturellen Wandel. Dieser wurde vor allem durch
die drastischen Veranderungen im Transportwesen hervorgerufen. Die
Einfuhrung der Dampfmaschine und somit Transportmitteln wie der
Eisenbahn oder dem Dampfschiff, fuhrte erst zu einem wirklichen Eindruck
der Radikalitat dieses Modernisierungsprozesses. All diese Veranderungen
waren die Voraussetzung fur den beginnenden Globalisierungsprozess.
Durch ihn bot sich die Moglichkeit immer weitere und groftere Teile von
Europa und der gesamten Welt zu erschlieften und in das eigene System
miteinzubeziehen. Die Veranderungen durch die Doppelrevolution
generalisierten sich und verbreiteten sich immer weitlaufiger, wobei dies
von Land zu Land und von Schicht zu Schicht in einem unterschiedlichen
Tempo vorranging. Als weiteren bedeutenden Begriff nennt Mollenhauer
3

das sogenannte „Modernisierungsgefalle“1, welches das 19. Jahrhundert ebenfalls eindeutig kennzeichnet. Dieses Phanomen meint, dass es einen klaren Unterschied gibt, zwischen den Gebieten, die aktiv die Industrialisierung und die politische Modernisierung gestalten konnten und denjenigen, vor allem auRereuropaischen Gebieten, die davon nicht oder nur wenig beruhrt wurden, oder sogar in einen passiven Kolionalstatus gedrangt wurden. Man muss noch hinzufugen, dass diese „Neue Welt“ die alte Vorstellung des weltlichen Daseins nicht einfach ersetzt, sondern in einer gewissen Art und Weise mit ihr koexistiert. Sie uberlagerten sich eine Zeit lang. Diesen Vorgang bezeichnet Mollenhauer als „die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen“.2 Und genau dieser Punkt, sowie die Komplexitat dieser Veranderung in der Geschichte machen die Schwierigkeit, aber auch die Spannung bei der Erforschung dieser Epoche aus.3

Eine weitere Frage die ich zu Beginn meiner Arbeit klaren wollte ist die Frage, wieso man von einem „langen 19. Jahrhundert“ spricht und welche Ereignisse als Epochengrenzen gelten. Naturlich kann man die bekannten Epochengrenzen 1789 und 1918 bereits als Argument dafur nennen wieso man von einem „langen 19. Jahrhundert“ spricht,4 aber wie kam es zu diesen Grenzen? Nun wie bereits genannt, kann man als Beginn dieses Jahrhunderts den Epochenbruch durch die politisch-industrielle Doppelrevolution ansehen. Nun zu der Frage nach dem Ende des Jahrhunderts. Es gab schon vor dem Jahr 1914 Anzeichen fur gewisse Bruche im Modell der burgerlichen Gesellschaft. Die sogenannte „Masse“5, wie Mollenhauer sie nennt, ersetzt zunehmend das Leitbild des Individuums, was sich nun vielmehr in ein Schreckbild anstelle eines Vorbildes wandelte. Dieser Blick der Gesellschaft auf dieses Schreckbild fuhrte zu einem Wandel in der Mentalitat der Burger. Der Optimismus in Verbindung mit dem Fortschrittsglauben ging zunehmend verloren. Es stand nun nicht mehr die Harmonie und der Ausgleich der Unterschiede in der Gesellschaft im Vordergrund, sondern jedes Individuum wollte seine eigenen, heterogenen Interessen ins Zentrum stellen und durchsetzen. Anstelle des zuvor vorhandenen Wirtschaftsliberalismus traten nun Protektionismus und Imperialismus an den Alltag der Gesellschaft. Als dann der Erste Weltkrieg ausbrach, war das Ende der burgerlichen Welt erreicht, sie brach auseinander. Es gibt viele Aspekte die nun zusammenfassend zu nennen waren, wenn es um die Anzeichen geht, die den tiefen Bruch zeigen, den der Erste Weltkrieg in der Neueren Geschichte bedeutete. Zum einen den Aufstieg der Massengesellschaft, womit vor allem der Ausfluss des modernen industriell-kapitalistischen Systems und der verfestigen Klassengesellschaft, sowie die Auflosung der Vorstellung vom autonomen Individuum gemeint sind. Des Weiteren der auftretende Fortschrittszweifel, denn wie bereits genannt, ging der Glaube der Gesellschaft an ein automatisches Wachstum und an den sich selbst regulierenden Markt weitgehend verloren. Dadurch zerfallt der Freihandel und mit ihm der soziale Fortschritt. Durch die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, den Ersten Weltkrieg, erfuhren die Menschen erstmals was es heiftt, einen modern-industriell gefuhrten Krieg beizuwohnen. In dessen Gefolge entstanden neuartige politische Massenbewegungen mit totalitarem Anspruch, wie beispielsweise Faschismus oder Bolschewismus. Als letzter Punkt ist der komplette Machtverlust Europas zu nennen, als die Vereinigten Staaten von Amerika in das weltpolitische Geschehen eingreifen.6 In der folgenden Arbeit werden nun wichtige Begriffe genau erklart und analysiert, wie auch der Wandel und die Kontinuitat des Burgertums, der Wirtschaft und somit auch des Zunftwesens und des Prinzips des ganzen Hauses dargestellt und beschrieben werden.

1. Sattelzeit

1.1. Betriff und Definition

Die Sattelzeit zeichnet sich vor allem durch das Phanomen einer Ablosung der mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Sprache, als auch von politischen und sozialen Sachverhalten, von der bis heute existierenden modernen Welt aus. Die Sattelzeit beschreibt also eine Zeit, in der Begriffe wie Nation, Staat, Fortschritt, Neuzeit, Revolution oder Geschichte eine modifizierte und somit auch ihre heutige Bedeutung erhielten. Aber nicht nur das Denken anderte sich in dieser Zeit von Grund auf, auch staatliche, soziale und kulturelle Strukturen erfuhren einen Wandel. Als Beispiel kann man hier den Zerfall des Heiligen Romischen Reich Deutscher Nation und somit die Entstehung des Deutschen Bundes nennen. Des Weiteren erhielten die Staaten eine Verfassungs-Grundlage, Menschen- und Burgerrechte wurden eingefuhrt und die Standegesellschaft wich einer Industriegesellschaft, die mit der Industrialisierung einherging. Auch die Urbanisierung und somit die zunehmende Verstadterung ist hier zu nennen. Wie bereits genannt, teilte sich die neu entstandene Klassengesellschaft nun nicht mehr in Stande, sondern in das sogenannte Burgertum und die Arbeiterschaft. Somit lost auch der burgerliche Lebensstil die zuvor vorherrschende adlige Lebensweise ab. Ein weiterer wichtiger Punkt der zu nennen ist, ist die Entstehung des modernen Bildungssystems wahrend der Sattelzeit, einschlieftlich der allgemeinen Schulpflicht. Der Zeitraum von Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wird allgemein als „Sattelzeit“ bezeichnet.7 Oftmals werden auch Grunde fur ein Ende der Sattelzeit fur die Mitte des 19. Jahrhunderts genannt, welche jedoch eher weniger Beachtung geschenkt werden muss. Trotz des eindeutigen Einschnitts in die europaische Geschichte um das Jahr 1848, ist es umstritten, ob man hierbei wirklich von einer eindeutigen Zasur sprechen kann. Eine weitaus verbreitere Theorie um die abschlieftende Epochengrenze beschreibt die Zeit des sich radikalisierenden Imperialismus seit den 1880er Jahren.

[...]


1 Mollenhauer, Daniel: Auf dem Weg in die burgerliche Gesellschaft: Neuere Geschichte seit 1789. In: Ch. CorneliBen (Hg.), Geschichtswissenschaften. Eine Einfuhrung Frankfurt/M. 2000, S. 99

2 Mollenhauer, S. 100

3 Vgl. Mollenhauer, Daniel: Auf dem Weg in die burgerliche Gesellschaft: Neuere Geschichte seit 1789. In: Ch. CorneliBen (Hg.), Geschichtswissenschaften. Eine Einfuhrung Frankfurt/M. 2000, S. 98-100.

4 Vgl. Muller, Thomas: Deutsche Geschichte das lange 19. Jahrhundert 1789 bis 1918. http://www.neuseddin.eu/deutschgeschichte3.html (28.09.2017, 23:10 Uhr)

5 Mollenhauer, S. 105

6 Vgl. Mollenhauer, S. 98 - 100.

7 Vgl. Enzyklopadie der Neuzeit. Band 11: Renaissance - Signatur. Jaeger, Friedrich. Stuttgart: Metzler 2010, S.610 - 612.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Arbeiten und Wirtschaften in der vorindustriellen Stadt. Kontinuität und Wandel in der "Sattelzeit" anhand zünftischer Wirtschaftsethik
Hochschule
Universität Regensburg
Note
1,3
Jahr
2017
Seiten
20
Katalognummer
V1224521
ISBN (eBook)
9783346653031
ISBN (Buch)
9783346653048
Sprache
Deutsch
Schlagworte
arbeiten, wirtschaften, stadt, kontinuität, wandel, sattelzeit, wirtschaftsethik
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Arbeiten und Wirtschaften in der vorindustriellen Stadt. Kontinuität und Wandel in der "Sattelzeit" anhand zünftischer Wirtschaftsethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1224521

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