Telekonsultation. Die Lösung für eine zukunftssichere medizinische Versorgung im deutschen Gesundheitswesen?


Seminararbeit

30 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2. Begriffliche Einordnung & Grundlagen der Telemedizin
2.1 Begriffsabgrenzung
2.1.1 eHealth
2.1.2 Telematik
2.1.3 Telemedizin
2.1.4 Telekonsultation
2.2 Grundlagen der Telemedizin
2.2.1 Definitionen
2.2.2 Das Spielfeld der Telemedizin
2.2.3 Historische Entwicklung

3 Das Fernbehandlungsverbot
3.1 Begriffsdefinition der Fernbehandlung
3.2 Fernbehandlung nach der Musterberufsordnung der Bundesarztekammer
3.3 Fernbehandlung nach den Berufsordnungen der Landesarztekammern

4 Die Telekonsultation
4.1 Klassifizierung der Telekonsultation
4.1.1 Telemonitoring
4.1.2 Telecoaching
4.1.3 Telediagnostik
4.1.4 Teletherapie
4.2 Online-Videosprechstunde
4.2.1 Grundlagen und Ablauf
4.2.2 Zertifizierung
4.2.3 elektronisches Rezept und Arbeitsunfahigkeitsbescheinigung

5 Die Chancen und Risiken der Telekonsultation

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Arztemangel auf dem Land (Stiftung Gesundheitswissen 2018)

Abbildung 2: Einordnung der Begriffe eHealth, Telematik, Telemedizin und Telekonsultation (eigene Darstellung nach Szecsenyi et al. 2018, S. 8)

Abbildung 3: Das "magische" Dreieck (eigene Darstellung nach Schonenberger, Bestetti, Koch 2002, S. 4)

Abbildung 4: Fassungsvergleich von § 7 Abs. 4 MBO-A (Hahn 2019, S. 6)

Abbildung 5: Mechanik der Telekonsultation (Fischer 2010, S. 15)

Abbildung 6: Abrechnungsberechtigte Fachgruppen (eigene Darstellung nach Bartmann 2018, S. 12)

Abkurzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Arztemangel auf dem Land (Stiftung Gesundheitswissen 2018)

1 Einleitung

Das deutsche Gesundheitswesen steht seit Jahren zahlreichen Problemen und Veranderungen gegenuber. In Zeiten des demographischen Wandels und boomenden Gesundheitskosten steigen die Anforderungen an das System. Als besonders bedrohlich gilt der (Fach-)Arztemangel und infolgedessen die Sicherung der hausarztlichen Versorgung in landlichen Regionen bundesweit, wie Abbildung 1 visualisiert. Sie zeigt die Arztdichte in Deutschland indem die Einwohnerzahl je Arzt dargestellt wird. Durchschnittlich hat jeder Arzt circa 208 Einwohner zu betreuen. Zusatzlich wachsen die medizinischen und gesellschaftlichen

Anforderungen an die Versorgungsqualitat. Im Vordergrund steht die zukunftige Bevolkerungsentwicklung. Zu verzeichnen sind Zunahmen an chronischen Erkrankungen und Multimorbiditat. Dabei stellt die Gesundheit einen der elementarsten Werte der Gesellschaft dar. Die Menschheit strebt nach einer ganzheitlichen

medizinischen Versorgung um eine moglichst hohe Lebensqualitat zu garantieren. Um diesen Herausforderungen zukunftig bedarfsgerecht zu begegnen und um die Qualitat und Effektivitat der medizinischen Versorgung weiterhin zu gewahrleisten, ist es erforderlich, vorhandene Versorgungsstrukturen auszubauen und neue Moglichkeiten zu schaffen. Der Telekonsultation stellt eine Potenzialitat dar. Die vorliegende Projektarbeit untersucht die Frage, ob die Telekonsultation die Losung fur eine zukunftssichere Versorgung im deutschen Gesundheitswesen ist (vgl. Gerlinger 2018).

Um einen gesamten Uberblick uber das Themengebiet Telemedizin zu erhalten, erlautert Kapitel 2 begriffliche Einordnungen und Grundlagen. Das Kapitel definiert die Begriffe eHealth, Telematik, Telemedizin und Telekonsultation und zeigt das Spielfeld und die historische Entwicklung der Telemedizin auf.

Das dritte Kapitel beleuchtet die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Telemedizin. Bezug wird auf das Fernbehandlungsverbot der (Muster-)Berufsordnung fur die in Deutschland tatigen Arztinnen und Arzte genommen.

Kapitel 4 widmet sich der Telekonsultation. Durch eine Definition und Klassifizierung der Begriffe Telemonitoring, Telecoaching, Telediagnostik und Teletherapie wird das weitreichende Spektrum der Telekonsultation erlautert.

Im funften Kapitel werden Chancen und Risiken der Telekonsultation analysiert und in unterschiedliche Wirkungsbereiche eingegliedert.

2. Begriffliche Einordnung & Grundlagen der Telemedizin

Das folgende Kapitel dient dazu, die Begriffe eHealth, Telematik, Telemedizin und Telekonsultation voneinander abzugrenzen. Geschuldet ist dies dem Fehlen einer eindeutigen Begriffsbestimmung und der haufig synonymen Verwendung der gesamten Themengebiete. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, werden die oben genannten Bereiche anhand von Abbildung 2 kurz definiert. Des Weiteren werden die Grundlagen der Telemedizin erlautert, um die Telekonsultation thematisch einzuordnen.

2.1 Begriffsabgrenzung Folgend kurze Begriffsdefinitionen:

2.1.1 eHealth

Im Rahmen dieser Projektarbeit wird die Schreibweise „eHealth“ vereinheitlicht verwendet. Der Begriff eHealth, auch „electronic

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Einordnung der Begriffe eHealth, Telematik, Telemedizin und Telekonsultation (eigene Darstellung nach Szecsenyi et al. 2018, S. 8)

Health“ genannt, ist nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wie folgt definiert: „E-health involves a broad group of activities that use electronic means to deliver health- related information, resources and services: it is the use of information and communica­ tion (ICT) for health“ (WHO 2020). Unter eHealth wird die Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) fur die Ubertragung von gesundheitsbezogenen Daten bei Hilfsmitteln und Dienstleistungen im Gesundheitswesen verstanden. Im Vordergrund stehen hierbei die Behandlung und Betreuung von Patienten. Der Begriff wird um verschiedene Anwendungsbereiche erweitert. Beispielhaft werden die Forschung, Bildung, Krankheitsverfolgung und die Uberwachung des Gesundheitswesens genannt (vgl. Lux, 2017). Laut dem Bundesministerium fur Gesundheit (BMG) handelt es sich bei eHealth um ein Hyperonym fur eine grobe Anzahl an IKT-unterstutzten Applikationen.

Diese Anwendungen starken die elektronische Informationsverarbeitung, sichern den Datenaustausch und vereinfachen Behandlungs- und Betreuungsprozesse (vgl. BMG 2020).

eHealth stellt eine wichtige Komponente im Datenaustausch dar und ist ein elementarer Bestandteil in der Systemvernetzung und der qualitativen Steigerung der Patientenversorgung.

2.1.2 Telematik

Das Wort Telematik ist eine Kombination aus den Begriffen „Telekommunikation“ und „Informatik“. Die Telematik beschreibt die Vernetzung von IT-Systemen, sodass verschiedene Datenquellen miteinander verknupft werden konnen. Dabei vernetzt die Telematikinfrastruktur die Akteure im deutschen Gesundheitswesen, um einen systemubergreifenden und sicheren Datenaustausch raum- und zeitunabhangig gewahrleisten zu konnen. Die Telematik spielt im Gesundheitswesen eine ubergeordnete Rolle, da eine dezentrale Datenlagerung durch sektorenubergreifende Behandlungsarten- und Wege elementar fur eine ganzheitliche Versorgung ist. Ein weiterer Anwendungsbereich der Telematik ist die Aus-, Fort- und Weiterbildung mit Hilfe von IKS (vgl. gematik 2020).

2.1.3 Telemedizin

Die Telemedizin wird den Oberbegriffen eHeahlt und Telematik untergeordnet. Im Vordergrund steht die medizinische Patientenversorgung durch spezifische Versorgungsprogramme. Diese Programme dienen der Uberbruckung von raumlichen und zeitlichen Distanzen (vgl. Szecsenyi et al. 2018). Die Grundlagen der Telemedizin werden in Kapitel 2.2 naher erlautert.

2.1.4 Telekonsultation

Bei der Telekonsultation steht die Kommunikation und der Austausch von medizinischen Daten zwischen Patient und Arzt sowie zwischen verschiedenen medizinischen Leistungserbringern im Vordergrund (vgl. Schonenberger et al. 2002). Detailliertere Informationen sind in Kapitel 4 zu finden.

2.2 Grundlagen der Telemedizin

2.2.1 Definitionen

Zu dem Begriff Telemedizin existieren viele unterschiedliche Definitionen:

„Telemedizin ist ein Sammelbegriff fur verschiedenartige arztliche Versorgungskonzepte, die als Gemeinsamkeit den prinzipiellen Ansatz aufweisen, dass medizinische Leistungen der Gesundheitsversorgung der Bevolkerung in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Rehabilitation sowie bei der arztlichen Entscheidungsberatung uber raumliche Entfernungen (oder zeitlichen Versatz) hinweg erbracht werden. Hierbei werden Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt.“ (BAK 2020)

„In Anlehnung an diese Definition bezeichnet die Telemedizin verschiedene medizinische Versorgungskonzepte. Sie sollen helfen, raumliche Entfernungen zwischen Arztin bzw. Arzt und Patientin bzw. Patient zu uberwinden und zielen darauf ab, Behandlungsdaten zu erfassen und zu ubermitteln oder eroffnen medizinische Behandlungsverfahren, die auf elektronischen Informations- und Kommunikationstechnologien basieren. Telemedizin kann daher sowohl bei praventiven und diagnostischen Mabnahmen als auch bei der Behandlung und Weiterbetreuung von Patientinnen und Patienten eingesetzt werden und soll notwendige medizinische Interventionen fruhzeitiger und gezielter ermoglichen.“ (GKV-Spitzenverband 2016, S. 7)

„Use of communication technologies and electronic information to provide or support health care when participants are separated by distance.” (Lowdermilk et al. 2010, S. 822)

Die vorhandenen Definitionen behandeln ubergeordnet die technischen und untergeordnet die medizinischen Aspekte des telemedizinischen Versorgungsprozesses. Die Telemedizin stellt die medizinische Leistungserbringung mit Einsatz von IKS dar und bezieht sich nicht nur auf die Anwendung dieser Techniken in der Medizin (vgl. Mueller 2004) . Bei einer einheitlichen Definition wird die medizinische Leistung in den Vordergrund gestellt:

Die Telemedizin umfasst medizinische Leistungen fur Pravention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation, indem Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt werden. Das bestimmende Ziel ist die Uberwindung zeitlicher und raumlicher Distanz zwischen allen Beteiligten und die Steigerung der Wirtschaftlichkeit.1

2.2.2 Das Spielfeld der Telemedizin

Die „Player“ auf dem Spielfeld der Telemedizin sind klar voneinander abgetrennt. Die Anspruchsgruppen sind gleich zu denen der Medizin. Dabei handelt es sich um Leistungstrager, Leistungserbringer und bestimmende Strukturen. Das „magische“ Dreieck entsteht: (vgl. Mueller 2004)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Das "magische" Dreieck (eigene Darstellung nach Schonenberger, Bestetti, Koch 2002, S. 4)

Wie in Abbildung 3 zu erkennen steht der Patient, also der Kundennutzen, im Zentrum des Feldes, da seine ganzheitliche medizinische Versorgung nur im Einklang mit den weiteren Anspruchsgruppen garantiert werden kann. Die Basis der Leistungserbringung schaffen Leistungserbringer, Leistungstrager und die notwendigen Strukturen.

Die Aufgaben sind wie folgt definiert:

Der Gesetzgeber ist das oberste Glied des Schaubildes. Durch erlassene Gesetze und Richtlinien stellt er die Rahmenbedingungen fur einen (moglichen) Leistungsauftrag, wie telemedizinische Versorgungsprogramme. Diese Vorschriften sind bindend fur den gesamten Prozess und fur alle teilnehmenden Anspruchsgruppen.

Die eigentliche medizinische Leistung wird durch die Leistungserbringer (Arzte, Pflegepersonal, Therapeuten...) erbracht. Die Grundlage hierfur stellen Ablaufe, Gerate, Gebaude und Infrastrukturen (Enablers) dar. Der gesamte Prozess der Leistungserbringung generiert Kosten, die von den Leistungstragern gedeckt werden (vgl. Mueller 2004).

2.2.3 Historische Entwicklung

Der Ursprung der Telemedizin ist nicht genau zu definieren. Bereits im Mittelalter ubermittelten die Menschen distanzuberbruckend medizinische Informationen uber die Beulenpest via Heliographen und Signalfeuer. Der Postdienstleistungsbereich stellte ebenfalls Mitte des 19. Jahrhunderts eine Plattform fur erste telemedizinische Anwendungen. Urinproben oder korperliche Beschwerden wurden dem Arzt per Brief/Sendung mitgeteilt, um eine briefliche Antwort bezuglich einer Diagnose und Behandlungsmoglichkeit zu erhalten. Eine weitere Erfindung Mitte des 19. Jahrhunderts war die Telegrafie. Die Telegrafie beschreibt die Kommunikation zwischen Sender und Empfanger mittels einer Ubermittlung verschlusselter Daten. Diese Technik fand schnell ihren Einsatz im Gesundheitswesen. Im ersten Weltkrieg nutzten Arzte den Weg, Informationen von verwundeten Soldaten oder Forderungen zu medizinischen Heilmitteln zu ubertragen. Im Jahre 1906 fuhrte der Niederlander Willem Einthoven die erste transtelefonische EKG-Ubertragung durch. Dieser Fortschritt pragte vor allem die Telekardiologie noch Jahrzehnte spater. Auch fur die Notfallversorgung auf See wurde 1920 entsprechende Prozesse durch die groBen Seefahrtnationen der Zeit eingefuhrt (vgl. Schultz et al. 2013, vgl. Gotze, Ollnow 2012).

Der Begriff Telemedizin wurde erstmals in den 1970er Jahren definiert. Weitere Begrifflichkeiten wie Telechirurgie, Teledermatologie oder Telekardiologie entstanden zeitgleich. Der technische Aufschwung der 80er fuhrte zu einer Einfuhrung telemedizinischer Anwendungen in der freien Wirtschaft (vgl. Schultz et al. 2013, vgl. Gotze, Ollnow 2012).

Die Geburt des Begriffes Telematik im Gesundheitswesen lautete die sekundare Generation von telemedizinischen Anwendungen ein. Durch neue Erkenntnisse in der Kommunikationstechnik, wie einfache Computersysteme, war es moglich, computerbasierte Videokonferenzen durchzufuhren.

[...]


1 Hierbei handelt es sich um eine selbst erstellte Definition.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Telekonsultation. Die Lösung für eine zukunftssichere medizinische Versorgung im deutschen Gesundheitswesen?
Autor
Seiten
30
Katalognummer
V1225261
ISBN (eBook)
9783346653499
ISBN (Buch)
9783346653505
Sprache
Deutsch
Schlagworte
telekonsultation, lösung, versorgung, gesundheitswesen
Arbeit zitieren
Tessa Port (Autor:in), Telekonsultation. Die Lösung für eine zukunftssichere medizinische Versorgung im deutschen Gesundheitswesen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1225261

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