Diskussion über die Schuldfrage in Georg Büchners "Woyzeck"


Hausarbeit, 2019

16 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einfuhrung

2. Hintergrund
2.1 Zum Werk
2.2 Zur Person Woyzeck

3. Die Schuldfrage unter Einbeziehung der Analysefelder Harald Neumeyers
3.1 Hauptmann
3.2 Doktor
3.3 Tambourmajor
3.4 Marie
3.5 Andres
3.6 Woyzeck

4. Versuch einer Vollendung

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einfuhrung

Die nur sparlich uberlieferten Zeugnisse uber Buchners letztes literarisches Werk „Woyzeck“ geben nur bedingt Aufschluss uber dessen Entstehung. Die Mehrzahl der nachtraglichen Analysen hat dafur den Zeitraum zwischen Sommer und Herbst 1836 festgelegt (vgl. SCHEDE, 2008: 5). Zu dieser Zeit war Buchner 22 Jahre alt und lebte im StraRburger Exil (ebd.).

Ganz gleich welche Edition dieses Werks betrachtet wird, Grundlage bilden stets die verschiedenen Handschriften, die Georg Buchner bei seinem Tod 1837 hinterlieR (vgl. BORGARDS &NEUMEYER, 2009: 98). Viele Manuskripte sind jedoch in einem schlechten Zustand und aufgrund Buchners Handschrift teilweise unleserlich und durch mangelnde Datierung nur schwer zu entziffern und zuzuordnen. So kommt es nicht nur zu Verlesungen oder gar unleserliche Textpassagen, auch herrscht Unklarheit uber die Zusammensetzung und Reihenfolge der verschiedenen Szenen (ebd.). Der Fakt, dass dieses Werk sich aus mehreren Texten zusammensetzt, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten geschreiben wurden, macht es zu einem Fragment. Somit gibt es auch keinen entgultigen, vollkommenen Text (vgl. Borgards & Neumeyer, 2009:99).

Auch inhaltlich wird diesem Werk eine besondere Bedeutung zugesprochen, da es Themen behandelt, die zur Entstehungszeit sehr aktuell und gesellschaftskritisch waren. Auch dadurch, dass dieses Drama auf wahren Begebenheiten beruht und im Mittelpunkt ein einfacher Mann steht, hebt es sich von anderen literarischen Werken ab. Die tragischen Umstande und Handlungen des Woyzecks werden in vielen Publikationen zu diesem Werk bis heute diskutiert. Dabei steht im Mittelpunkt die Armut und Ausbeutung, die Ungerechtigkeit der Klassengesellschaft und die Unterdruckung (vgl. Gluck, 1990: 185). Daraus resultierend stellt sich fur mich folgende Frage: Wer hat wirklich Schuld in dieser Tragodie?

In dieser Arbeit soll die Schuld unter Einbeziehung der Analysefelder Harald Neumeyers und dem „Versuch einer Vollendung“ von Franz Theodor Csokor diskutiert werden. Dabei werden sowohl die einzelnen Personen des Dramas analysiert, sowie das Werk an sich vor dem historischen Hintergrund interpretiert.

2. Hintergrund

Um angemessen an diese Aufgabe heranzugehen, soll kurz auf die Form und den Aufbau des Dramas sowie der historische Hintergrund des Dramas, die Geschichte des Johann Christian Woyzeck, eingegangen werden.

2.1 Zum Werk

Das Werk ist kein geschlossenes einheitliches Werk, vielmehr eine Textkonstituierung, also ein offenes unvollendetes Werk, dass erst nachtraglich und nicht von dem Autor selbst geordnet und veroffentlicht wird ( vgl. S chede, 2008: 33). Dieser Prozess des Zusammensetzens hat viele verschiedene Ausgaben produziert, welche schliefelich die Editionsgeschichte des Werkes ausmachen (ebd.). Darunter fallen verschiedene Veroffentlichungen, die sich im Laufe der Zeit sowohl in der Zusammensetzung der Szenen als auch in dessen Interpretationen geandert haben (ebd.). Der bereits angesprochene schlechte Zustand vieler Manuskripte sorgte dafur, dass Unstimmigkeit daruber herrscht, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Handschriften anzuordnen sind. Ebenfalls umstritten ist, ob das Drama der offenen oder geschlossenen Form angehort (ebd.: 38). Die meisten Stimmen sprechen hierbei jedoch von eine ' offenen Form, da sich die Handlung des Stuckes aus mehreren Einzelhandlungen speist (vgl. B orgards & N eumeyer, 2009: 103). Diese Einzelhandlungen bestehen aus Einzelszenen, welche unabhangig voneinander bestehen und somit auch Raum und Zeit beeinflussen. Oft wechselnde Orte und ein nur kurzer, aber gedehnter Zeitrahmen mit Zeitsprungen machen diese Form des Dramas aus (ebd.). Die inhaltliche Ausrichtung des Dramas, welches tiefe gesellschaftliche sowie soziale Probleme beleuchtet und in einem tragischen Ende mundet, lasst auch die Zuordnung zur T ragodie, b eziehungsweise des sozialen Dramas z u (ebd.: 104). Weiterhin fallt auf, dass dieses Drama einfache Leute thematisiert. So ist auch die Sprache an sie angepasst, hier durc h Dialekt und Sprichworter s owie Volkslieder, u nd es gibt, anders als im geschlossenen Drama oft ublich, keine Trennung zwischen hohen und niederen Gesellschaftsschichten. Sie reden und agieren miteinander, werden aber durch ihre Bezeichnungen (niedriger Stand: Name, hoher Stand: Titel) und durch Fachsprache, beziehungsweise Dialekt im „Woyzeck“ kenntlich gemacht (vgl. Gluck, 1990: 210).

2.2 Zur Person Woyzeck

Georg Buchner hat sich fur sein Werk an mehreren ahnlichen realen Fallen der damaligen Zeit orientiert. Der Fall des Johann Christian Woyzeck, der am 2. Juni 1821 in Leipzig seine Geliebte aus Eifersucht erstach, bildete jedoch den Grundstein seines Werkes (vgl. SCHEDE, 2008: 5).

Woyzeck wurde 1780 geboren und lebte von Beginn an in armlichen Verhaltnissen. Er hatte fruh beide Eltern verloren, machte eine Peruckenmacherlehre und hielt sich mit Gelegenheitsjobs uber Wasser. Er war zwolf Jahre lang Soldat wahrend der Napoleanischen Kriege. 1810 wurde er Vater aus der Beziehung mit seiner damaligen Geliebten, die ihn jedoch mit anderen Soldaten betrog. Daraufhin kam es zu heftigen Eifersuchtsszenen. Woyzeck kam mit der Situation nicht klar, misshandelte seine Geliebte, klaute und trank und wurde schlieRlich unehrenhaft entlassen. Daraufhin kehrt er 1818 obdachlos in seine Heimadstadt zuruck (ebd. f).

Die Witwe Johanna Christiane Woost erlitt viele Misshandlungen, da Woyzeck so seine Eifersucht an ihr auslieR. Das treulose Verhalten seiner Gelibten konnte er nicht ertragen, sodass er sie schlieRlich ermordete. Kurz nach der Tat wurde er gefasst und der Gerichtsmediziner Hofrat Professor Johann Christian August Clarus wurde mit einem psychologischen Gutachten beauftragt, da nicht sicher war, inwiefern Woyzeck zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben zurechnungsfahig war (vgl. SCHEDE, 2008: 6).

Dieser stuft ihn voll zurechnungsfahig ein; Woyzeck sei „moralisch verwildert und naturliche Gefuhle seien bei ihm abgestumpft“ (BORGARDS & NEUMEYER, 2009: 104). Auch Woyzecks Verteidiger konnten dieses Urteil nicht andern und so wurde Woyzeck Ende August 1824 offentlich hingerichtet (vgl. SCHEDE, 2008: 6). Die vom Clarus veroffentlichten Gutachten wurden 1825 in der Zeitschrift fur Arzneikunde veroffentlicht und dienten Buchner sehr wahrscheinlich als Grundlage fur sein Drama (ebd.). Zu dieser Zeit studierte Buchner zudem Medizin und es gibt Belege fur zwei weitere Mordfalle, die zu dieser Zeit geschahen. Beide Tater kamen aus armlichen Verhaltnissen, waren zeitweise Soldat und hatten erfolglose Beziehungen zu Frauen. Auch dies konnte in die Arbeit Buchners mit eingeflossen sein (vgl. SCHEDE, 2008: 7 f.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Diskussion über die Schuldfrage in Georg Büchners "Woyzeck"
Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
Note
1,0
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V1226331
ISBN (eBook)
9783346656261
Sprache
Deutsch
Schlagworte
diskussion, schuldfrage, georg, büchners, woyzeck
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Diskussion über die Schuldfrage in Georg Büchners "Woyzeck", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1226331

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