Gemäss zehn grösseren Dunkelfeldstudien, die in Deutschland durchgeführt wurden, liegt die Rate sexuell ausgebeuteter Jungen zwischen 4 und 22 Prozent. Eine Tatsache, die in der Öffentlichkeit und in der Fachwelt kaum wahrgenommen wird.
Jungen und Männer als Opfer zu sehen, scheint fast unmöglich zu sein, denn es entspricht nicht ihrer starken Rolle. Männer werden zu Männern gemacht, genauso wie Frauen zu Frauen. Jungen und Männer sprechen allgemein nicht über Erlebnisse von Gewalt, sexueller Ausbeutung oder Leid, das ihnen zugefügt wird. Durch die geschlechtsspezifische Sozialisation wollen oder dürfen sie ihren Schmerz nicht empfinden, sie verstummen.
Die vorliegende Arbeit beschreibt das Ausmass, die Umstände und die Folgen der sexuellen Ausbeutung an Jungen. Auch wird ein Blick auf die Täter und Täterinnen geworfen. Die geschlechtsspezifische Sozialisation trägt wesentlich zur Tabuisierung des Themas bei. Nur durch vermehrte Forschung, Aufklärung und Diskussion kann der gesellschaftlichen und individuellen Nichtwahrnehmung der sexuellen Ausbeutung an Jungen und deren Fortdauern entgegen gewirkt werden.
Die Arbeit beabsichtigt, das Tabu, das Schweigen zu durchbrechen, in das nicht nur die Betroffenen verfallen, sondern das auch die Soziale Arbeit betrifft. Es gilt, Fachpersonen (insbesondere die Betroffenen, die Männer) zu sensibilisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- Danksagung
- Vorwort
- Einleitung
- 1. Tabu - Eine Begriffsdefinition
- 2. Sexuelle Ausbeutung an Jungen
- 2.1 Geschichtliches
- 2.2 Definitionen
- 2.3 Ausmass und Umstände
- 3. Jungensozialisation
- 3.1 Sozialisation und Männerrolle
- 3.2 Die Entwicklung vom Baby zum Jungen
- 3.2.1 Der Einfluss der Mütter
- 3.2.2 Der Einfluss der (fehlenden) Väter
- 3.2.3 Einfluss von Kindergarten / Schule / Spielzeug / Peergroup
- 3.3 Begünstigung der Sozialisation für die sexuelle Ausbeutung von Jungen
- 4. Täter und Täterinnen
- 4.1 Zahlen / Fakten / Daten
- 4.2 Strategien der Täter / Täterinnen
- Exkurs: Geschlechtsspezifische Strategien von Täterinnen in Institutionen
- Exkurs: Tabu Täterin
- 5. Folgen und Bewältigungsstrategien
- 5.1 Initialfolgen
- 5.2 Langzeitfolgen
- 5.3 Bewältigungsstrategien
- 6. Auswirkungen der Unsichtbarkeit der sexuellen Ausbeutung an Jungen auf die Soziale Arbeit
- 6.1 Das Schweigen der Jungen und der erwachsenen männlichen Opfer
- 6.2 Wahrnehmungsblockaden der Professionellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Tabuisierung sexueller Ausbeutung an Jungen und deren Auswirkungen auf die Soziale Arbeit. Ziel ist es, das Ausmaß, die Umstände und Folgen dieser Ausbeutung zu beleuchten und die Rolle der geschlechtsspezifischen Sozialisation zu analysieren.
- Das Ausmaß sexueller Ausbeutung an Jungen
- Die geschlechtsspezifische Sozialisation und ihre Rolle bei der Tabuisierung
- Strategien von Tätern und Täterinnen
- Folgen der sexuellen Ausbeutung für die Betroffenen
- Auswirkungen der Tabuisierung auf die Soziale Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Begriffsdefinition von "Tabu" und einer Darstellung des historischen Kontextes sexueller Ausbeutung an Jungen. Es folgt eine Analyse der Jungensozialisation und deren Einfluss auf die Vulnerabilität gegenüber sexueller Ausbeutung. Die Kapitel zu Tätern und Täterinnen beleuchten deren Strategien und zahlenmäßige Daten. Schließlich werden die unmittelbaren und langfristigen Folgen für die Betroffenen sowie Bewältigungsstrategien behandelt.
Schlüsselwörter
Sexuelle Ausbeutung, Jungen, Tabuisierung, Geschlechtsspezifische Sozialisation, Täter, Täterinnen, Folgen, Bewältigungsstrategien, Soziale Arbeit.
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- Sabina Kurmann (Autor), 2007, Sexuelle Ausbeutung an Jungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122686