Inwiefern erfüllt die s-Fuge in Determinativkomposita die Merkmale/Kriterien einer Kompositionsfuge?

Ausarbeitung des Themas für die Magisterklausur


Examensarbeit, 2008

29 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Rahmen
2.1. Definition – Determinativkompositum
2.2. Definition – Fugenelement

3. Zur Analyse der Frage: Inwiefern die –s-Fuge in Determinativkomposita die Standardannahmen zur Funktion der Fugenelemente erfüllt

4. Zusammenfassung der Ergebnisse zur Funktionen der –s-Fuge

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung:

Fugenelemente – wie -s- in dt. Volk-s-musik werden häufig mit Genitiv- und Pluralmarkern assoziiert. Die Verbindung mit Flexiven ist nicht verwunderlich, denn Fugenelemente stimmen in den meisten Fällen mit einem typischen Genitiv- oder Pluralflexiv des Deutschen überein. Ist aber die Volk-s-musik wirklich die 'Musik des Volkes'? Warum heißt sie dann nicht Volkes-musik ? Die genannten Beispiele weisen auf zentrale Probleme in der Systematik der Fugenelemente hin: Die Assoziation mit Flexiven scheint in den Einzelsprachen häufig im ersten Augenblick sinnvoll zu sein, wird aber bei näherer Betrachtung des Systems schnell wieder zerschlagen. Warum heißt es z. B. im Deutschen König-s-hof, der sich genitivisch mit 'Hof des Königs' umschreiben lässt, aber auch Verbindung-s-glied, das weder genitivische Umschreibung mit 'Glied der Verbindung' zulässt (eher wird eine Präpositionalphrase wie 'Glied zur Verbindung' verlangt) noch einer Genitivform entspricht: * der Verbindungs. Warum heißt es außerdem Hand- O -tuch und nicht Händ-e-tuch, obwohl man es doch immer mit beiden Händen benutzt? Diese Beispiele genügen, um die zentralen Fragen der vorliegenden Arbeit zu illustrieren: Die Fugenelemente erscheinen auf den ersten Blick kaum systematisierbar. Dass Systematisierung zu einem gewissen Grade trotzdem erreicht werden kann, haben jedoch zahlreiche größere Arbeiten zum Deutschen erwiesen.

Die vorliegende Analyse versucht einen Einblick in die Problematik der –s-Fuge, die die Morphemgrenze zwischen zwei substantivischen Konstituenten bezeichnet, zu vermitteln und beschäftigt sich weiterhin mit der Frage, inwiefern dieses Fugenelement die vermuteten allgemeinen Funktionen der Fugenelemente –en, -ens, -n, -e, -er erfüllt und vor allem welche Regularitäten ihr Auftreten bewirken. Insbesondere sollen dabei Regelhaftigkeiten, die bisher gefunden wurden, solche, die möglich sein könnten, aber noch nicht genügend belegt sind, wie aber auch noch unerklärte Sonderfälle oder Ausnahmen, aufgezeigt werden.

Der erste Teil befasst sich zunächst mit der Klärung des theoretischen Hintergrundes. Dabei werden die Begriffe Determinativkomposita und Fuge erläutert. Daher wird nach einer kurzen Beschreibung der allgemeinen Funktionen der Fugenelementen ausführlich auf die Frage eingegangen, durch welche Funktions- und Beschreibungsebenen sich die –s-Fuge charakterisieren lässt. Dazu werden die verschiedenen grundlegenden Merkmale der Verbindungselemente an der –s-Fuge überprüft. Es wird sich ergeben, dass die –s-Fuge von den Standardannahmen zu Fugensetzung deutlich abweicht. Geklärt werden soll auch inwiefern dieser Problembereich der typischen Charakteristika der Fugen widerspricht.

2. Theoretischer Rahmen:

Die zentrale Frage dieser Arbeit, inwiefern die –s-Fuge in Determinativkomposita die Merkmale einer Kompositionsfuge erfüllt, benötigt als Basis eine klare, terminologisch deutliche Bestimmung der verschiedenen Begriffe. So werden in diesem ersten Abschnitt die für die weitere Untersuchung bedeutenden Begriffe des Determinativkompositums und der Fuge eingeführt und aufgeklärt.

2.1. Definition – Determinativkompositum:

Die Komposition (zu lat. compositio 'Zusammenstellung'), auch Zusammensetzung genannt, ist im Deutschen neben der Derivation eines der beiden Hauptverfahren zur Bildung neuer Wörter. Das Kompositum stellt die Verbindung von mindestens zwei lexikalischen Morphemen zu einem neuen Wort dar. An der Komposition können verschiedene Wortarten beteiligt werden wie zum Beispiel: Substantiv+Substantiv (Schul-Heft), Verb+Substantiv (Eß-tisch) und Adjektiv+Substantiv (Sauer-Kirsche).

Bei der Komposition werden folglich mindestens zwei Wörter (z.B. König, elegant, knirsch-, vor, wir) und/oder Konfixe (z.B. bio-, polit-, therm-/-therm, phil-/-phil) zu einem Kompositum zusammengesetzt. Komposita sind z.B. Königsmantel, Biotop, Politthriller, Vordach, Wir-Gefühl, pantherelegant, bibliophil, knirschkau(en). Es können auch mehr als zwei Wörter und/oder Konfixe miteinander kombiniert werden (z.B. Königsmantelfabrikant, wintergrasgrün).

Zu unterscheiden sind vor allem:

- Determinativkomposita (z.B. pantherelegant).
- Kopulativkomposita (z.B. schwarzweiß).

Einige der sogenannten Zusammenbildungsprodukte (z.B. Appetithemmer) werden hier als Determinativkomposita verstanden. Sie als eigenen Kompositatyp anzusetzen, ist unnötig. Außerdem werden in der Forschungsliteratur mitunter die Produkte der sogenannten Zusammenrückung als Komposita angesehen (z.B. Vergissmeinnicht, Möchtegern). Diese Bildungen werden hier als Konvertate aus Sätzen bzw. Phrasen, also als Derivate, analysiert.

Der Untersuchungsbereich dieser Arbeit wird auf die Beschreibung und die Funktion der -s-Fuge eingegrenzt, die sich in den Determinativkomposita mit zwei substantivischen Konstituenten enthält. Die Beschränkung auf N+N-Komposita ist sinnvoll, da diese zum einen die meisten Fugenelemente tragen und zum anderen die häufigste Form von Komposita darstellen.

Die Determinativkomposita sind der Normaltyp der Komposita und sind bei den Substantiven am stärksten entwickelt, die Produktivität ist unbegrenzt. Determinativkomposita sind z.B. Königsmantel, Hutschachtelhersteller, Biotop, erzengelstreng, biodynamisch, knirschkau(en).

Folgende Merkmale sind charakteristisch für Determinativkomposita:

- Sie sind binär.
- Die zweite Einheit bestimmt die grammatischen Merkmale des Kompositums (z.B. die Wortart).
- Zwischen den Einheiten eines Kompositums besteht eine spezifische Bedeutungsbeziehung. Die zweite Einheit bei Determinativkomposita bestimmt die Bedeutung des Kompositums.

Das typische Merkmal des Determinativkompositums besteht also darin, dass es aus mindestens zwei Konstituenten besteht, nämlich aus einem Erstglied(Bestimmungswort) und Zweitglied(Grundwort). Die Glieder sind nicht gleichgeordnet, sondern untergeordnet, was die Ursache dafür wird, dass es die Rede von Determinativkompositum ist.

Deutsche Komposita sind rechtsköpfig, d.h. die jeweils rechte Konstituente ist der Kopf. Dieses zweite Glied(Grundwort) legt die Wortart, das Genus und die Flexionsklasse fest, bestimmt also die morphosyntaktische Merkmale des Wortes.

Das erste Glied ist Modifikator des Zweitgleids bzw. spezifiziert inhaltlich das Wort. Somit wird das Zweitglied(Grundwort) durch das Erstglied (Bestimmungswort) semantisch näher bestimmt bzw. determiniert. Das Bestimmungswort grenzt die Bedeutung des Wortes auf eine Subklasse ein.

Beisp. Ein Geschitsbuch ist ein Buch mit Geschichten (semantisch: es wird auf eine bestimmte Klasse von Büchern geredet) Geschichtsbuch ist Neutrum(das Buch) und Substantiv.

Betrachtet man die folgenden Daten aus dem Deutschen, kann man ein deutliches Bild davon bekommen, was alles Kopf und Modifikator sein kann.

- Handtuch ( das Tuch, die Hand →das Hand+tuch )
- Kaffeetasse ( die Tasse, der Kaffee→die Kaffee+tasse )
- Schulbus ( der Bus, die Schule→der Schul+bus )
- Hochzeit- s- tag ( der Tag, die Hochzeit→der Hochzeit+s+tag )

Der Unterschied zwischen (1-3) und (4) bestünde dann lediglich darin, dass im ersten Fall die Substantive ohne Fugenelement verknüpft werden, während im letzten Fall zwischen den beiden Wörter die Einheit –s- eingefügt wird. Die dargestellten Beispiele lassen sich folglich der oben beschriebenen Definition der Determinativkomposita problemlos zuordnen. Wie ist dann das Auftreten von der Fuge –s – in dem Beispiel Hochzeit-s-torte zu erklären und aus welchen Gründen werden die Determinativkomposita mit zwei substantivischen Elementen durch ein verbindendes Element zusammengesetzt. Welche Bedingungen gibt es, damit dieses Fugenelement gesetzt wird und welche Funktionen hat diese Fuge, sind Fragen, die sich als wesentlich problematischer erweisen und der Ablauf ihrer Interpretation oft als vielschichtiger, deswegen unterliegen sie einer näheren Betrachtung. Damit die Beziehung zwischen dem Fugenelement und den Kompositionsgliedern und die Vielfalt der Regularitäten und Sonderfälle erklärt werden können, ist es vorher allerdings noch zu klären, was unter einer Fuge zu verstehen ist.

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Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Inwiefern erfüllt die s-Fuge in Determinativkomposita die Merkmale/Kriterien einer Kompositionsfuge?
Untertitel
Ausarbeitung des Themas für die Magisterklausur
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
29
Katalognummer
V122976
ISBN (eBook)
9783640279647
ISBN (Buch)
9783640283347
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Inwiefern, Determinativkomposita, Merkmale/Kriterien, Kompositionsfuge
Arbeit zitieren
MA Elmira Nedelcheva (Autor:in), 2008, Inwiefern erfüllt die s-Fuge in Determinativkomposita die Merkmale/Kriterien einer Kompositionsfuge?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122976

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