Bildung und Förderung von Migrantenkindern an deutschen Schulen


Mémoire d'Examen Intermédiaire, 2009

14 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Bildungssystem
2. Die PISA-Studie
3. Migration und Migrationskinder als Randgruppe
4. Mangelnde Deutschkenntnisse als Bildungsproblem
5. Förderung von Migrantenkindern

Schlusswort

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Max Frisch sagte einmal:

"Wir haben Arbeitskräfte gerufen, aber es kamen Menschen"

Bevölkerungsbewegungen und Migrationprozesse sind ein untrennbarer Teil menschlicher Geschichte. Ein anderes ‚modernes’ Phänomen – die Globalisierung, zieht fundamentale Veränderungen der Welt und des Weltmarkts nach sich. Die Migration ist eine anhaltende Begleiterscheinung dieser Veränderungen.

Allein in Deutschland haben geschätzte 14 Mio. Menschen einen so genannten Migrationshintergrund, entweder aufgrund ihres Geburtsortes oder ihrer Muttersprache. Die Schule als gesellschaftliche Institution, steht vor verschiedenen Problemen, bei denen Migration eine Rolle spielt. Das schlechte Abschneiden deutscher Schüler bei der PISA – Studie hat zu einer neuen „Entdeckung“ schon längst bekannter sozialen Problemfelder geführt. Ihre Bildungsbenachteiligung ist deutlich ausgeprägt und ihr Schulmisserfolg bleibt über einen längeren Zeitraum stabil. Die Beherrschung der deutschen Sprache erwies sich als entscheidende Voraussetzung für den Bildungserfolg von Migrantenkindern.

Gegenstand dieser Arbeit ist die Bildungssituation von Migrantenkindern an deutschen Schulen. Es werden Faktoren, welche die schulische Laufbahn von Kindern mit Migrationshintergrund beeinträchtigen, thematisiert. Dabei liegt der thematische Schwerpunkt auf der Fragestellung, welcher Zusammenhang zwischen dem Migrationshintergrund, Sprachkenntnissen im Deutschen und der schulischen Leistung der Kinder existiert.

Es werden einige allgemeine Informationen vermittelt, die für das Begreifen der Problematik und für die Suche nach Problemlösungen von enormer Wichtigkeit sind. Des weiteren wird versucht, die Sprachschwierigkeiten und gleichzeitig ihre möglichen Ursachen darzustellen.

II. Hauptteil

1. Bildungssystem

Innerhalb einer Leistungsgesellschaft hat das Bildungssystem hauptsächlich zwei Funktionen: Zum einen soll das Bildungssystem eine Platzierungsfunktion erfüllen. Jeder Mensch kann sich durch seine Bildung in der sozialen Hierarchie nach oben arbeiten. Bestimmte Sonderrechte und Freiheiten können über das Bildungssystem erreicht werden. Neue Lebensperspektiven werden über Bildung eröffnet. Eine mit der Platzierungsfunktion eng in Verbindung stehende zweite Funktion von Bildungssystemen ist die Auslese- und Selektionsfunktion. Vom Grundprinzip her sollen Bildungssysteme nach Leistung selektieren. Die Realität zeigt jedoch, dass neben der Auslese nach Leistung auch immer eine Art soziale Auslese existiert. Ob es nun von den entscheidenden Personen (z.B. Lehrern) beabsichtigt ist oder nicht, auch die sozialen Merkmale des Einzelnen haben einen immensen Einfluss auf die jeweiligen Bildungsbiographien. Zu den sozialen Merkmalen gehören unter anderem die soziale, ethnische und regionale Herkunft sowie das Geschlecht.

Die soziale Auslese wird für eine Gesellschaft dann problematisch, wenn das im Grundgesetz verankerte Prinzip der Chancengleichheit nicht mehr erfüllt werden kann. Heranwachsende mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund, Stadt- und Landbevölkerung, Jungen und Mädchen sollen von der Grundidee her in Deutschland die gleichen Chancen hinsichtlich sozialem Aufstieg, Beruf und Bildung haben.

Das deutsche Bildungssystem wies schon lange einige Mängel auf. Allerdings rief diese Tatsache eigentlich keine großen Diskussionen hervor. Doch seit der Veröffentlichung der PISA-Studie ist die Gesellschaft erwacht aus dem Traum, dass die Probleme des Bildungssystems weniger gravierend sind als man dachte.

2. Die PISA-Studie

Seit dem ersten Test im Jahr 2000 ist die PISA-Studie das begehrteste Thema, wenn es um die Bildung in Deutschland geht. Das deutsche Schulsystem hat sich als doch nicht so gut erwiesen, wie es immer angenommen wurde. Gerade dieser Effekt führte zu großem Aufsehen in der Öffentlichkeit und machte aus der Studie, den sogenannten ,,PISA ­ Schock".

PISA ist die bisher umfassendste Schulleistungsstudie, die international durchgeführt wurde. Die Abkürzung PISA steht für Program for International Student Assessment. Dahinter verbirgt sich ein Programm der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur zyklischen Erfassung basaler Kompetenzen. Ziel ist es eine Beurteilung der Funktions- und Leistungsfähigkeit der nationalen Bildungssysteme zu erhalten.

Die Regierungen der einzelnen Länder sollen durch den Erhalt von Prozess- und Ertragsindikatoren die Möglichkeit bekommen, das nationale Bildungssystem zu verbessern. Weiterhin möchten sich die Teilnehmerstaaten ein Bild davon machen, inwiefern es Schulen gelingt, ihre Schüler auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten. Es geht jedoch nicht um die Abfrage von Faktenwissen, die Schüler werden vielmehr auf ihre Basiskompetenzen hin überprüft. Man untersucht, inwiefern diese Basiskompetenzen bereits erworben wurden und mit welchen sozialen Hintergründen mögliche Unterschiede zu begründen sind. Hierzu werden zusätzlich zur Auswertung der Testergebnisse schulische und außerschulische Lern- und Lebensbedingungen analysiert.

Tatsache ist, dass Deutschland, eine sonst „erfolgreiche Industrienation“, bei der PISA-Studie schlecht abgeschnitten hat. Es hat sich ergeben, dass die Leistungen der deutschen Schüler nur im unteren Drittel der Liste platziert sind (Vgl. Ackermann, S. 7). Es wurde aber nicht genau definiert, was solch eine Rangierung aussagt und wie die gesamte Bildungssituation in einem Land durch diese Studie eingestuft wird. Die Gesellschaft hat soziale Tatsachen, die schon seit Jahren dokumentiert und kritisch besprochen worden sind, einfach neu entdeckt.

Das Problem von multikulturell zusammengesetzten Klassen, die in vielen Schulen keine Ausnahme sondern die Regel sind, ist nicht erst seit der PISA-Studie bekannt, sondern schon seit Jahren eine Normalität. Die Studie hat gezeigt, dass es “in keinem nationalen Schulsystem der PISA-Teilnehmerstaaten die erbrachten Leistungen der Jugendlichen derartig stark von der sozialen Herkunft bestimmt [sind] wie im deutschen“. (Ackermann, S.9) Ohne jemanden zu überraschen, hat die PISA-Studie festgestellt, dass die Beherrschung der Deutschen Sprache entscheidend für den Bildungserfolg von Migrantenkindern ist.

Nach Ackermann untersucht die PISA-Studie drei Aspekte der Lesekompetenz:

1. Die Ermittlung von Informationen aus einem Text.
2. Textinterpretation.
3. Bewertung und Reflexion eines Textes.

Diese Elemente breiten sich von der Elementarfähigkeit, Bezüge in einem Text herzustellen, bis hin zu einer „ Expertenstufe“ aus. Bildung ist zum zentralen Bestimmungsfaktor des sozialen Lebens geworden.

3. Migration und Migrationskinder als Randgruppe.

Etwa 20 Prozent der Migrantenkinder verlassen die Schule ohne Abschluss und weitere 40 Prozent von denen erreichen keinen anerkannten Berufsabschluss. Seit 30 Jahren ist zu beobachten, dass Migrantenfamilien ihr Aufenthaltsstatus in Deutschland verfestigen. Auch wenn sie im rechtlichen Sinne nicht eingebürgert sind, gehören sie doch zur Wohnbevölkerung. Migration ist “ein permanentes Geschehen“ geworden( Franz Hamburger, S.14).

In der Schule, als gesellschaftliche Institution, treffen Kinder und Erwachsene aus verschiedenen Kulturen aufeinander. Kulturelle Besonderheiten, Differenzen und Gemeinsamkeiten werden wahrgenommen, aber nicht unbedingt im Unterricht thematisiert. Migration, als gesellschaftliches Phänomen, existiert in vielen Schulen. Sie wird aber weder didaktisch-methodisch noch institutionell- organisatorisch berücksichtigt und fließt ganz selten in reflektierte Entscheidungen.

Erziehungswissenschaftliche und schulpädagogische Untersuchungen lassen zwei Tendenzen erkennen:

1. Man beschreibt Migration als Nachteil oder als Defizit für Migrantenkinder.
2. Man versteht Migration als Bildungspotential.

Als Risikofaktoren weisen sich „niedrige Sozialschicht, niedriges Bildungsniveau und Migrationshintergrund der Herkunftsfamilie“ aus. Migrantenkinder brauchen eine professionelle Leistungsdiagnostik und Förderung, damit sie Schulabschlüsse erreichen können, die sich im späteren Berufsleben wettbewerbsfähig sind (Seitz, S.5).

Der Terminus Migration stammt von dem lateinischen Wort ‚migratio’ bzw. ‚migrare’ ab, was (Aus)Wanderung bedeutet. Der Begriff Migration findet im soziologischen wie auch im pädagogischen Kontext eine breite Verwendung und es wird darunter „[…] der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende Wechsel in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen“ (Treibel, S. 21) verstanden.

[...]

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Bildung und Förderung von Migrantenkindern an deutschen Schulen
Université
University of Marburg
Auteur
Année
2009
Pages
14
N° de catalogue
V123000
ISBN (ebook)
9783640274819
ISBN (Livre)
9783640274871
Taille d'un fichier
490 KB
Langue
allemand
Mots clés
Bildung, Förderung, Migrantenkindern, Schulen
Citation du texte
Genka Yankova-Brust (Auteur), 2009, Bildung und Förderung von Migrantenkindern an deutschen Schulen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123000

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