Persönlichkeitsentwicklung: Einflussfaktoren und Vorhersagekraft


Trabajo, 2008

22 Páginas, Calificación: 1


Extracto


Inhalt

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Persönlichkeitsentwicklung
1.1. Definition
1.2. Die Sichtweisen der Entwicklung

2. Messung von Persönlichkeitsstabilität
2.1. Reteststabilität
2.2. Die vier Prinzipien der Persönlichkeitsstabilität

3. Einflussfaktoren
3.1. Genetische Einflüsse und Umwelteinflüsse
3.2. Messung des genetischen Einflusses
3.2.1. Zwillingsund Adoptionsmethode
3.3 Messung des Umwelteinflusses
3.4. Genom-Umwelt-Kovarianz

4. Vorhersagekraft
4.1. Dunedin-Studie
4.2. Nonnen-Studie

5. Diskussion

6. Schluss

III. Literaturund Abbildungsverzeichnis

I. Einleitung

Immer wieder fragen wir uns, warum wir so sind, wie wir sind. Ja, sind wir eigentlich überhaupt irgendwie, oder verändern wir uns ständig, sodass eine konstante Persönlichkeit nur Illusion wäre und lediglich einer leichteren Einordnung durch andere dienen würde? Was hat mich während meiner Kindheit verändert? Was hat mich seit meiner Kindheit verändert?

Diese Fragen stellt sich wohl jeder einmal. Würden sie zu zusammengefasst werden, würde sie wohl lauten: Wer bin ich und wie bin ich dazu geworden?

Die Persönlichkeitspsychologie versucht, auf diese Fragen Antworten zu finden. Einen wichtigen Forschungsbereich nimmt hier die Persönlichkeitsentwicklung ein. Sie versucht zu beschreiben, wie wir werden, was wir sind – und evtl. auch in Zukunft sein werden.

In dieser Arbeit wird zunächst eine Begriffsklärung vorgenommen. Was ist Persönlichkeitsentwicklung überhaupt? Anschließend wird dargestellt, wie diese Entwicklung gemessen werden kann und welche Einflussfaktoren es gibt. In diesem Zusammenhang werden einige Studien näher erläutert, die Aufschluss darüber geben können, ob Persönlichkeitsentwicklung vorhersagbar ist.

II. Hauptteil

1. Persönlichkeitsentwicklung

1.1. Definition

Persönlichkeitsentwicklung kann nach Asendorpf wie folgt definiert werden:

„Ändern sich einzelne Eigenschaftswerte einer Person, ändert sich auch ihre Persönlichkeit im Sinne der Gesamtheit aller Persönlichkeitseigenschaften: Persönlichkeitsentwicklung hat stattgefunden.“ (Asendorpf 2007, S. 316)

Persönlichkeitsentwicklung findet also nur statt, wenn sich Eigenschaftswerte einer Person ändern. Wann aber haben sich diese geändert? Um diese Frage beantworten zu können, müssen zunächst die drei unterschiedlichen Sichtweisen der Entwicklung betrachtet werden.

1.2. Die Sichtweisen der Entwicklung

In der Alltagspsychologie wird eine Person im Verlauf ihrer Entwicklung häufig mit sich selbst verglichen – in diesem Fall wird von der individuellen Sichtweise der Entwicklung gesprochen. Vor allem Eltern halten Veränderungen ihrer Kinder (besonders in frühen Lebensphasen) schriftlich oder mit einer Videokamera fest: Am Tag ihres ersten Geburtstages konnte die Tochter dies, heute an ihrem zweiten Geburtstag bereits das.

Werden dagegen nur allgemeine Gesetzmäßigkeiten untersucht, wird die Persönlichkeitsentwicklung universell betrachtet. Die universelle Sichtweise abstrahiert im Gegensatz zur individuellen Sichtweise vom Einzelfall (Asendorpf 1988, S. 36). Diese Sichtweise beispielsweise eingenommen, wenn alle europäischen Kinder im Alter von zwei Jahren hinsichtlich eines bestimmten Persönlichkeitsmerkmals untersucht werden und anschließend eine allgemeine Tendenz daraus abgelesen wird.

Wird jedoch die individuelle Entwicklung als Abweichung von der universellen Entwicklung betrachtet, wird von der differentiellen Sichtweise gesprochen. Persönlichkeitsunterschiede können also als Abweichung vom Durchschnitt aufgefasst werden (Asendorpf 1988, S. 45).

In der empirischen Persönlichkeitspsychologie werden unter Persönlichkeitsentwicklung meist differentielle Veränderungen verstanden.

Wird eine Versuchsperson also im Alter von fünf und zehn Jahren jeweils einem Intelligenztest unterzogen, können – je nach Sichtweise – verschiedene Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung in diesem Bereich erzielt werden. Um differentielle Veränderungen zu analysieren, werden die Testergebnisse der VP mit denen anderen Personen verglichen. Hat also der Intelligenzquotient der VP alleine betrachtet zugenommen (somit wäre die individuelle Entwicklung untersucht), im Vergleich zu anderen Personen gleichen Alters usw. abgenommen, hätte aus differentieller Sicht der IQ abgenommen. Bereits hier wird deutlich, dass Testergebnisse alleine oft wenig aussagekräftig sein können. Die verschiedenen Sichtweisen auf die Ergebnisse sind von Bedeutung.

Aber wie kommt es überhaut zu Unterschieden, z. B. bei der Intelligenz? Die zentrale Frage der Persönlichkeitspsychologie im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung kann also heißen:

Wie entwickeln sich individuelle Abweichungen von der universellen Entwicklung?

2. Messung von Persönlichkeitsstabilität

Um Aussagen über die Persönlichkeitsstabilität – und somit auch über die Persönlichkeitsentwicklung – treffen zu können, muss die Persönlichkeitsstabilität gemessen werden.

2.1. Reteststabilität

Diese Messung kann durch den Vergleich der Ergebnisse von zeitlich aufeinander folgenden Tests geschehen. Ziel dieses Vergleichs ist es, die sog. Reteststabilität zu bestimmen.

Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass im Gegensatz zum Konzept der Persönlichkeitsveränderung, bei dem die Richtung der Veränderung wesentlich ist, der Begriff Persönlichkeitsstabilität ungerichtet ist. Untersucht wird lediglich, ob sich ein Eigenschaftswert zwischen zwei Messungen geändert hat, nicht, wie er sich geändert hat (Asendorpf 2007, S. 318).

2.2. Die vier Prinzipien der Persönlichkeitsstabilität

Werden die Ergebnisse einer Vielzahl von Längsschnittstudien zusammengefasst, können daraus die vier Prinzipien der Stabilität von Eigenschaften abgeleitet werden.

1. Die Stabilität sinkt mit wachsendem Retestintervall (Asendorpf 2007, S. 318). Wenn ein Retestintervall beispielsweise fünf Jahre beträgt, wird die Stabilität einer bestimmten Eigenschaft niedriger ausfallen, als wenn das Intervall nur ein Jahr betragen würde. Die folgende Grafik verdeutlicht dieses Prinzip:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1: Das Prinzip der sinkenden Reteststabilität mit wachsendem Retestintervall, verdeutlicht am Bsp. Intelligenz

Das zweite Prinzip besagt, dass für unterschiedliche Persönlichkeitsbereiche die Stabilitäten unterschiedlich hoch sind. Die größte Stabilität zeigt sich beim Intelligenzquotient, im mittleren Bereich liegen die Temperamentseigenschaften. Am wenigsten stabil sind Selbstwertgefühl und der Lebenszufriedenheit (Asendorpf 2007, S. 318).

Das dritte Prinzip geht auf Umwelteinflüsse ein. Es besagt, dass für viele Eigenschaften die Stabilität mit zunehmend instabiler Umwelt sinkt (Asendorpf 2007, S. 318).

Im vierten Prinzip wird das Alter der Personen miteinbezogen. Je früher die Messung beginnt (Alter der Versuchsperson), desto instabiler sind die Eigenschaften bei einem festen Retestintervall. Auch dieses Prinzip wird an Abbildung 1 verdeutlicht: Angenommen wird ein Retestintervall von drei Jahren. Ist die VP bei der ersten Messung ein Jahr alt, zeigt sich bei der zweiten Messung nach drei Jahren eine Stabilität der Intelligenz von .31. Ist die VP bei der ersten Messung jedoch bereits vier Jahre alt, ergibt sich bei der zweiten Messung eine Stabilität von .72. Sie hat sich also mehr als verdoppelt.

Zu diesem Punkt lässt sich weiter sagen, dass die Stabilisierung im Verlauf der Kindheit zunimmt und im Erwachsenenalter ein konstantes Niveau erreicht. Dies kann mit folgenden Punkten erklärt werden:

Zunächst muss von einer zunehmenden Reliabilität der Eigenschaftsmessung ausgegangen werden. Persönlichkeitsmessungen sind umso unreliabler, je jünger die jeweiligen untersuchten Personen sind (Asendorpf 2007, S. 321). Auch hier kann wieder Abb. 1 und das oben genannte Beispiel zur Verdeutlichung herangezogen werden.

Ein weiterer Punkt, der zur Erklärung des vierten Prinzips beträgt, ist die Stabilisierung des Selbstkonzepts. Das Wissen über sich selbst nimmt im Verlauf der kindlichen Entwicklung stets zu und verfestigt sich. Die zunehmend stabilen Erwartungen stabilisieren so die individuelle Besonderheiten einer Person (Asendorpf 2007, S. 321).

Der dritte Erklärungsversuch geht auf den wachsenden Einfluss der Persönlichkeit auf die Umwelt ein. Asendorpf fasst dies unter dem Begriff aktive Einflussnahme auf die Umwelt zusammen (Asendorpf 2007, Seite 322). Je älter Kinder werden, desto mehr Möglichkeiten haben sie, die eigene Umwelt so zu verändern, dass sie besser zu ihrer eigenen Persönlichkeit passt (Asendorpf 2007, S. 321 - 322). Die Umwelt eines zweijährigen Kindes wird noch hauptsächlich von seinen Eltern bestimmt. Ein Achtjähriger hat dagegen die Möglichkeit, sich seine Freunde – zum Beispiel in der Schule – selbst auszuwählen. Ein schüchternes Kind, wird wohl eher nur einen besten Freund haben oder mit ebenfalls introvertierten Kindern spielen. Ein extrovertiertes Kind dagegen, wird einen größeren Freundeskreis haben und mit Kindern spielen, die gut aus sich herausgehen können. Das Kind passt also den Freundeskreis der eigenen Persönlichkeit an. Eine aktive Einflussnahme auf die Umwelt findet statt.

Neben den reliableren Messungen kann die zunehmende Stabilität der Persönlichkeitseigenschaften also mit der zunehmenden Stabilisierung des Selbstkonzepts sowie mit dem zunehmenden Einfluss auf die Umwelt erklärt werden.

Generell lässt sich feststellen, dass eine zunehmenden Stabilisierung nicht nur bei einzelnen Persönlichkeitseigenschaften, sonder auch bei Eigenschaftsprofilen stattfindet (Asendorpf 2007, S. 324). So kann gesagt werden, dass das vierte Prinzip nicht nur einzelne Werte betrifft, sonder auch die Persönlichkeit einer Person. Jedoch muss trotz dieser Tendenz der Stabilisierung beachtet werden, dass es während der Pubertät – bedingt durch viele Veränderungen – zu einer zeitweisen Destabilisierung kommen kann (Asendorpf 2007, S. 321). Auch im Alter findet erneut eine Destabilisierung vieler Eigenschaften statt (Asendorpf 2007, S. 318). Auch das kann mit den vielen Veränderungen und den sich einschränkenden Fähigkeiten in vielen Bereichen erklärt werden.

3. Einflussfaktoren

Im vorangegangenen Abschnitt wurde gezeigt, wie die Stabilität bzw. Instabilität von Persönlichkeit gemessen werden kann. Die zentrale Frage Wie entwickeln sich individuelle Abweichungen von der universellen Entwicklung? wurde allerdings noch nicht beantwortet.

[...]

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Persönlichkeitsentwicklung: Einflussfaktoren und Vorhersagekraft
Universidad
LMU Munich  (Institut für Persönlichkeitspsychologie)
Curso
Persönlichkeitsentwicklung im Kontext der Familie
Calificación
1
Autor
Año
2008
Páginas
22
No. de catálogo
V123002
ISBN (Ebook)
9783640271139
ISBN (Libro)
9783640271160
Tamaño de fichero
1020 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Persönlichkeitspsychologie, Persönlichkeitsentwicklung, Einflussfaktoren, Vorhersagekraft, Psychologie
Citar trabajo
Sandra Drlje (Autor), 2008, Persönlichkeitsentwicklung: Einflussfaktoren und Vorhersagekraft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123002

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