Der rasante medizinisch-technische Fortschritt, der im letzten Jahrhundert begann und immer noch weiter geht, hat vielen Menschen ein längeres Leben beschert und auch viel Leid erspart. Allerdings hat er auch neue Probleme gebracht, die insbesondere das Lebensende betreffen. So ist es heute möglich und wird aufgrund der diesbezüglich unklaren Rechtslage auch befürchtet, dass medizinisches Handeln über das Notwendige hinaus geht und Menschen – ohne oder sogar gegen ihren Willen – am Leben gehalten werden und damit Leiden verlängert wird. Aufgrund dieser Problematik ist eine immer wieder neu aufflammende, vorrangig politische Debatte entstanden, in der über verschiedene Möglichkeiten diskutiert wird, mit denen Leiden verhindert und ein würdiges Sterben ermöglicht werden soll. Inhalt der Debatte sind insbesondere Diskussionen um eine mögliche Straffreiheit der aktiven Sterbehilfe, um eine Ermöglichung von professioneller Beihilfe zum Suizid und um eine rechtliche Regelung von Patientenverfügungen. Dabei ist festzustellen, dass einige Aspekte der jeweils diskutierten Möglichkeiten nicht mit geltenden rechtlichen, ethischen und medizinischen Grundsätzen sowie den unterschiedlichen moralischen Vorstellungen der Bevölkerung vereinbar zu sein scheinen.
In einem Punkt sind sich zwar alle einig: Es gibt derzeit keine klaren und einheitlichen Regelungen, die die Ermöglichung eines würdigen Sterbens sichern und alle möchten dafür sorgen, dass sich dies ändert. Doch darin, was würdiges Sterben für den Einzelnen tatsächlich bedeutet, bestehen große Unterschiede.
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit den mit dieser ethischen und rechtlichen Debatte in Verbindung stehenden Fragen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie, unter Berücksichtigung der aktuellen medizinisch-technischen Möglichkeiten, Handeln am Lebensende aussehen kann und darf, um Menschen ein würdiges Sterben zu ermöglichen. Es sollen dazu die heute diskutierten einzelnen Möglichkeiten des Handelns am Lebensende in Bezug auf ein würdiges Sterben, unter Berücksichtigung der damit in Verbindung stehenden rechtlichen und ethischen Aspekte, vorgestellt werden. Schwerpunktmäßig soll es dabei um die Debatte um die aktive Sterbehilfe, um die Beihilfe zum Suizid, um Patientenverfügungen sowie dabei auch um eine vierte Möglichkeit, nämlich die Nutzung von Palliativmedizin und Hospizarbeit, gehen. Ziel ist es schließlich, einen Gesamtüberblick über die aktuelle Debatte zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sterben heute – trotz des medizinisch-technischen Fortschritts problematisch für Betroffene und alle Beteiligten
- Darstellung der Veränderungen am Lebensende des Menschen in der heutigen Gesellschaft
- Sterben als Prozess
- Das Terminalstadium – Sterben aus klinischer Sicht
- Abschiednehmen vom Leben - Die Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross
- Definition: „Würdiges Sterben“
- Die Würde des Menschen
- Das Recht auf Selbstbestimmung
- Das „Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“
- Weitere Rechte von Sterbenden
- Resümee
- Entscheidungen und Handeln am Lebensende – Definition der „Formen der Sterbehilfe“ und deren aktuelle rechtliche Regelung in Deutschland
- Aktive Sterbehilfe
- Beihilfe zum Suizid
- Passive Sterbehilfe
- Indirekte Sterbehilfe
- Sterbebegleitung
- Schwierigkeiten bei der Terminologie der Sterbehilfe
- Schwierigkeiten mit dem Begriff Sterbehilfe an sich
- Schwierigkeiten mit dem Terminus der „passiven Sterbehilfe“
- Schwierigkeiten mit dem Terminus der „indirekten Sterbehilfe“
- Ein gänzliches Umdenken ist gefordert
- Würdiges Sterben durch die Straffreiheit der „aktiven Sterbehilfe“ bzw. „Tötung auf Verlangen“
- Straffreiheit aktiver Sterbehilfe in den Niederlanden und Belgien
- Zur Meinung der Bevölkerung zur „aktiven Sterbehilfe“
- Argumente gegen die Straffreiheit
- Das allgemein geltende Tötungsverbot
- Die mögliche Gefährdung des ärztlichen Berufsethos
- Missbrauchs- und Dammbruchgefahren
- Palliativmedizin und Hospizarbeit als Alternative
- Argumente für eine Straffreiheit aktiver Sterbehilfe
- Widerlegbare Argumente der Gegner aktiver Sterbehilfe
- Das Autonomie-Argument
- Schwierige Unterscheidung zwischen aktiver Sterbehilfe und den anderen, nicht strafbaren Handlungen am Lebensende
- Vorschläge und Gesetzesentwürfe für eine Straffreiheit der aktiven Sterbehilfe in Deutschland
- Würdiges Sterben durch Ermöglichung einer professionellen Beihilfe zum Suizid
- Zum Für und Wider einer professionellen Beihilfe zum Suizid
- Die aktuelle Debatte um die organisierte Beihilfe zum Suizid in der Schweiz
- Zur Ermöglichung ärztlicher Beihilfe zum Suizid
- Vorschläge und Gesetzesentwürfe für die Zulassung professioneller Beihilfe zum Suizid in Deutschland und Resümee
- Würdiges Sterben durch eine rechtliche Regelung von Patientenverfügungen
- Zur Entwicklung der Debatte und zur derzeitigen Rechtssituation
- Etappe 1: Ende der Siebziger bis Ende der Neunziger – gemächlicher Beginn
- Etappe 2: 2003 bis 2006 – die heiße Phase
- Etappe 3: Aktuell – die Debatte wird immer lauter, bis heute jedoch ohne ein einheitliches Ergebnis
- Regelungsbedarf, Regelungsoptionen und Regelungsvorbehalte
- Wirksamkeitsvoraussetzungen
- Vorbehalte gegen die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen
- Zur Frage der Reichweite der Verbindlichkeit
- Resümee
- Gesamtresümee und Ausblick
- Persönliches Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die aktuelle Debatte um das würdige Sterben in Deutschland. Ziel ist es, die verschiedenen Aspekte der Sterbehilfe – aktive, passive, indirekte und Beihilfe zum Suizid – zu beleuchten und die rechtlichen und ethischen Herausforderungen zu analysieren. Die Arbeit betrachtet verschiedene Lösungsansätze und diskutiert deren Vor- und Nachteile.
- Definition und rechtliche Einordnung von „würdigem Sterben“
- Die verschiedenen Formen der Sterbehilfe und ihre rechtliche Situation in Deutschland
- Die ethischen und gesellschaftlichen Aspekte der Sterbehilfedebatte
- Analyse der Argumente für und gegen die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe und der Beihilfe zum Suizid
- Die Rolle von Patientenverfügungen im Kontext des würdigen Sterbens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein. Kapitel 1 beschreibt den Prozess des Sterbens und die Veränderungen am Lebensende. Kapitel 2 definiert „würdiges Sterben“ und erläutert die damit verbundenen Rechte. Kapitel 3 befasst sich mit den verschiedenen Formen der Sterbehilfe und ihren rechtlichen Regelungen. Kapitel 4 analysiert die Argumente für und gegen die Straffreiheit der aktiven Sterbehilfe. Kapitel 5 untersucht die professionelle Beihilfe zum Suizid und die aktuelle Situation in der Schweiz. Kapitel 6 behandelt die rechtliche Regelung von Patientenverfügungen, deren Entwicklung und die bestehenden Vorbehalte.
Schlüsselwörter
Würdiges Sterben, Sterbehilfe, aktive Sterbehilfe, passive Sterbehilfe, Beihilfe zum Suizid, Patientenverfügung, Selbstbestimmung, Recht auf Leben und Tod, Palliativmedizin, Hospizarbeit, Autonomie, ethische Aspekte, rechtliche Regelung, Deutschland, Niederlande, Belgien, Schweiz.
- Arbeit zitieren
- Katharina Bethmann (Autor:in), 2008, Würdiges Sterben - Ein Überblick über die aktuelle Debatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123037