1. Einführung
In den letzten Jahren wurde der Begriff des lebenslangen Lernens immer bedeutsamer und hat regelrecht Konjunktur erfahren. In dieser Entwicklung kommt zum Ausdruck, dass die Notwendigkeit des Lernens im Erwachsenenalter allgemeine Anerkennung findet.
Neben dem lebenslangen Lernen auf dem Gebiet der beruflichen Bezüge, sind heute auch außerberufliche Sektoren eng mit dem Begriff verbunden. Ursachen für diese Entwicklung liegen zum einen im technologischen Fortschritt, in dem sich immer wieder Notwendigkeiten des Lernens ergeben, um Alltags- und Arbeitssituationen erfolgreich bewältigen zu können. Das Individuum ist nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Umfeld gezwungen, lebenslang zu lernen, da der technische Fortschritt alle Lebensbereiche betrifft.
Eine weitere Ursache des lebenslangen Lernens ist in der Arbeitsorganisation zu finden. Die Anforderungen und der Qualifikationsbedarf der Arbeitnehmer und Arbeitgeber steigen. Handel, Produktion, sowie Dienstleistung sind nicht mehr ohne den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien denkbar, was dazu führt, dass sich viele Menschen in ihrer privaten und beruflichen Umwelt neuen Anforderungen zur Bewältigung des Alltags gegenüber sehen (vgl. Berryman & Bailey, 1992; Eraut, 2002).
Zudem wird die Notwendigkeit des Lernens im Erwachsenenalter auch unter Bezugnahme auf einen gesellschaftlichen Wandel begründet, der in der gesteigerten Erwartung zum Ausdruck kommt, die Mitglieder der Gesellschaft hätten sich zu mündigen Bürgern zu entwickeln, die aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Kennzeichnend ist hier das Schlagwort Work-Life-Balance (vgl. Cobaugh & Schwerdtfeger, 2005).
Neben grundlegenden Bedürfnissen, wie zum Beispiel der Existenzsicherung soll das Individuum, welches heutzutage verstärkt beruflichen Aufgaben nachgehen muss, auch höher entwickelten Bedürfnissen, wie zum Beispiel dem Bedürfnis nach sozialer Anerkennung Rechnung tragen.
Generell lässt sich feststellen, dass Wissen und Fähigkeiten der Berufsausbildung und der ersten Berufsjahre in den meisten Fällen nicht mehr genügen, um eine dreißig bis vierzig Jahre lange Berufslaufbahn zu durchlaufen. Weiterbildung gehört heute für viele Menschen zum täglichen Berufsalltag. Mit dem Lernen in der alltäglichen Lebensführung und durch die wechselnden Arbeitsbedingungen, sowie infolge der Ansprüche einer sich ständig im Wandel befindlichen Gesellschaft bilden sich darüber hinaus auch neue Formen des sogenannten informellen Lernens heraus, welches das Lernen in Lebenszusammenhängen beschreibt.
All diese Faktoren führen zu einem gesteigerten Erfordernis des Lernens und Lehrens im Erwachsenenalter (vgl. Rosenstiel, 1993).
Auf der Grundlage dieser Aspekte habe ich die folgenden Fragestellungen entwickelt, die ich in meiner Arbeit untersuchen möchte:
Welche wissenschaftlichen Modelle beschreiben die Lernfähigkeit im Erwachsenenalter und worin bestehen Gemeinsamkeiten und Differenzen des lebenslangen Lernens im Erwachsenenalter und des schulischen Lernens von Kindern und Jugendlichen?
Welche psychologischen und pädagogischen Grundlagen spielen beim Lernen und Lehren im Erwachsenenalter eine Rolle und welche didaktischen und lerntheoretischen Prinzipien müssen beachtet werden?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Theorien zur Lernfähigkeit im Erwachsenenalter
- Biografie- bzw. lebenslauftheoretische Ansätze der Erziehungswissenschaft
- Entwicklungspsychologische Modelle der Veränderung über die Lebensspanne
- Schulisches Lernen bei Kindern und Jugendlichen vs. Lernen im Erwachsenenalter
- Lernen im Erwachsenenalter
- Bereiche des Erwachsenenlernens
- Lehren im Erwachsenenalter
- Erwachsenenadäquate Instruktionsansätze
- Apprenticeship-Modelle
- Theorie kognitiver Flexibilität
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Lernfähigkeit im Erwachsenenalter und beleuchtet die Unterschiede zum schulischen Lernen von Kindern und Jugendlichen. Sie analysiert relevante Theorien und pädagogische Ansätze für das Lehren und Lernen im Erwachsenenkontext.
- Theorien der Lernfähigkeit im Erwachsenenalter
- Vergleich zwischen schulisches und Erwachsenenlernen
- Psychologische und pädagogische Grundlagen des Erwachsenenlernens
- Didaktische und lerntheoretische Prinzipien für Erwachsenenbildung
- Lebenslanges Lernen im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung betont die steigende Bedeutung des lebenslangen Lernens aufgrund technologischen Fortschritts und gesellschaftlicher Veränderungen. Kapitel 2 untersucht verschiedene Theorien zur Lernfähigkeit im Erwachsenenalter, wobei der Einfluss des Lernbegriffs auf die jeweilige Perspektive hervorgehoben wird. Kapitel 2.1 beleuchtet biografie- und lebenslauftheoretische Ansätze, ihre Relevanz für das Verständnis von Lernen aus Erfahrung und selbstbestimmten Lernprozessen. Kapitel 3 vergleicht schulisches Lernen mit dem Lernen im Erwachsenenalter. Kapitel 4 fokussiert auf Aspekte des Erwachsenenlernens, während Kapitel 5 sich mit erwachsenenadäquaten Instruktionsansätzen, wie Apprenticeship-Modellen und der Theorie kognitiver Flexibilität, auseinandersetzt.
Schlüsselwörter
Lebenslanges Lernen, Erwachsenenbildung, Lernfähigkeit, Lerntheorien, Biografieforschung, Erwachsenenpädagogik, Didaktik, Apprenticeship-Modelle, Kognitive Flexibilität, gesellschaftlicher Wandel.
- Quote paper
- Corinna Walte (Author), 2009, Lernen und Lehren im Erwachsenenalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123096