Management von Reputationsrisiken in Banken

Risikomanagement


Seminar Paper, 2008

36 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


1 Einleitung

Die vorliegende Seminararbeit behandelt das Thema Reputationsrisikomanagement (RRM) in Kreditinstituten. Besondere Aktualität gewinnt der Aspekt der Reputation im Risikomanagement der Banken vor allem hinsichtlich der bis dato andauernden Finanzkrise1. Fraglich erscheint jedoch, inwieweit in Banken bereits ein effektives Reputationsrisikomanagement implementiert ist, da schlecht bzw. nicht quantifizierbare Risiken, wie z.B. Reputationsrisiken im Gegensatz zu operationellen Risiken nicht der aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalunterlegung unterliegen. Dennoch sollten insbesondere für börsennotierte Kreditinstitute insofern Anreize dazu bestehen ein angemessenes Reputationsrisikomanagement zu entwickeln, dass die Reputation ein wesentlicher immaterieller Bestandteil des Marktwertes bzw. Treiber der Marktkapitalisierung ist2.

Ziel der Arbeit ist es, zunächst eine geeignete Definition für Reputation und eine Abgrenzung von Reputationsrisiken zu finden und darauf aufbauend bankspezifische Aspekte der Reputationsrisiken darzustellen.

Teil 3.1 gibt einen umfassenden Überblick über die klassischen Stufen des Risikomanagements wie Risikoidentifikation, -Messung, -Controlling, etc. und bezieht neuere komplementäre Konzepte zur Verknüpfung der Reputationsrisiken mit anderen Unternehmenszielen in die Ausführungen mit ein. Teil 3.2 ist der Behandlung von Reputationsrisiken in der Bankpraxis gewidmet und schließt mit einer kurzen Analyse des externen Reportings ausgewählter deutscher Banken zum Thema Best-Practice-Ansätze im Reputationsrisikomanagement ab. Der letzte Teil fasst die Ergebnisse und identifizierten Problemfelder zusammen und versucht einen kurzen Ausblick zur Weiterentwicklung des Reputationsrisikomanagements in Banken zu skizzieren.

2 Definition und Abgrenzung der Begrifflichkeiten

2.1 Corporate Reputation

Eine allgemeine Definition für die Reputation eines Unternehmens lautet: “A corporate reputation is a collective representation of a firm's past actions and results that describes the firm's ability to deliver valued outcomes to multiple stakeholders. It gauges a firm's relative standing both internally with employees and externally with its stakeholders, in both its competitive and institutional environments”3.

Im Hinblick auf Kreditinstitute kann diese als „aus den Wahrnehmungen der Anspruchsgruppen resultierende öffentliche Ruf einer Bank bezüglich ihrer Kompetenz, Integrität und Vertrauenswürdigkeit“4 konkretisiert werden.

Wichtige Charakteristika sind folglich die Wahrnehmungen verschiedener interner und externer Anspruchsgruppen (Stakeholder) bzw. deren Aggregat im Sinne der Unternehmensreputation (Corporate Reputation) 5. Die Reputation gehört zudem zu den wichtigsten immateriellen Vermögenswerten eines Unternehmens 6 und ist inhärent mit dessen Marktkapitalisierung bzw. finanzieller Performance verbunden7.

2.2 Das Reputationsrisiko und andere Risikokategorien

Gemäß den Empfehlungen der Baseler Komitees für Bankaufsicht wird das Reputationsrisiko nicht zu den operatione llen Risiken8 gezählt, sondern genauso wie strategische Risiken als separate Risikokategorie betrachtet9. Diese Abgrenzung kann jedoch auf die nur unzureichende Quantifizierbarkeit der Reputationsrisiken zurückgeführt werden, die im Rahmen von Basel II für die übrigen Risikokategorien gefordert wird10, berücksichtigt jedoch nicht die vielfältigen Wechselwirkungen zu anderen Risikoarten. Das heißt, Reputationsrisiken können als Folgerisiken11 der anderen Risikoarten bzw. „reputationswirksamer Teil der operationellen und der Finanzrisiken aufgefasst werden“12 (vgl. Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Kaiser/Höhne (2007), S.40

Abb. 1: Reputationsrisiken als Folgerisiken

So führten im Verlaufe der Finanzkrise bspw. Gerüchte über Liquiditätsengpässe bei Investmentbanken zu einer starken Einschränkung der Refinanzierungsmöglichkeiten, die hauptsächlich auf die verschlechterte Reputation bei Ratingagenturen und Gegenparteien zurückgeführt werden konnten. Ein aktuelles Beispiel für die reputationalen Folgen eines operationellen Ereignisses ist der Händler J. Kerviel bei der Société Générale, das direkte Verluste in Milliardenhöhe und einen dauerhaften Aktienkurseinbruch verursachte und zu Vertrauens- und Reputationsverluste in unbekanntem Ausmaß führte13.

2.3 Quellen bankspezifischer Reputationsrisiken

Allgemein bestehen Reputationsrisiken darin, dass die Erwartungen der Stakeholder des Unternehmens in deren Wahrnehmung nicht erfüllt werden, und führen in der Folge indirekt zu, z.B. Strafzahlungen oder indirekt zu geringeren operativen Umsätzen und steigenden Finanzierungs- und Opportunitätskosten14.

Als bedeutende Stakeholder sind in diesem Zusammenhang die Kunden, Mitarbeiter (Manager), Investoren, die Financial Community aber auch Wirtschaftsprüfer und Regulierungs- und Aufsichtsbehörden sowie die Medien zu erwähnen15 16. Einen Überblick über wesentliche 17 Treiber bzw. Quellen von Reputationsrisiken gibt Abb. 2.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Pohl/Zaby (2008), S. 16

Abb.2: Reputationsrisiko-Treiber

Die Treiber stellen im Grunde eine Ausprägung der Interdependenz zwischen der Bank und dem jeweiligen Stakeholder dar. Konkret können bspw. Insiderhandel und Marktmanipulation im Investmentbanking die Bankreputation bei bestimmten Kundengruppen negativ beeinträchtigen18. Aber auch Sicherheitslücken in den ITSystemen, Online-Banking oder Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gelten als Ursache von Reputationsverlusten, weil die Qualität interner Prozesse bzw. die Geschäftspraktik en kundenspezifischen und gesellschaftlichen Erwartungen nicht gerecht werden19. Diese Beispiele20 verdeutlichen bereits den besonderen Stellenwert von Reputationsrisiken in der Finanzbranche, da die entsprechenden Bankdienstleitungen, u.a. durch eine erhöhte Vertrauensempfindlichkeit seitens der Nachfrager bzw. Gläubiger gekennzeichnet sind 21.

2.4 Bedeutung von Reputationsrisiken für Kreditinstitute

Die Reputationswerte für Finanzdienstleister sind im Vergleich zu anderen Branchen relativ gering22 und unter den «100 Best Global Brands» befinden sich nur 9 Banken, wobei deren kumulierter Marktwert zwar wesentlich geringer ist als der Marktwert der Top-10 Unternehmen23, dennoch in den letzten Jahren stark zugenommen hat24. Dennoch ordnen ca. 50% der Finanzinstitute Reputationsrisiken als eigene Risikokategorie ein und bewerten die Faktoren „Reputation als Wettbewerbsvorteil“ und „Governance“ als sehr wichtig im Hinblick auf einen verstärkten Unternehmensfokus auf Reputationsrisiken25.

[...]


1 Vgl. IIF (2008), S. 12, 15 u. 28.

2 Vgl. Cummins/Lewis/Wei (2006), S. 634.

3 Fombrun/van Riel (1999), S. 10.

4 Schierenbeck/Grüter/Kurz (2004), S. 6.

5 Vgl. Plauschinat (2003), S. 4-5.

6 Vgl. Hall (1992), S. 135f.

7 Vgl. Gyomlay/Moser (2005), S. 1-3.

8 Vgl. Basel Committee on Banking Supervision (2005), Tz. 644: “Operational risk is defined as the risk of loss resulting from inadequate or failed internal processes, people and systems or from external events.”

9 Vgl. Christl (2005), S. 9.

10 Vgl. Pohl/Zaby (2008), S. 9.

11 Vgl. Walter (2007), S.40f und Kaiser/Köhne (2007), S. 40f.

12 Schierenbeck (2003), S. 3.

13 Vgl. The Economist (2008), S. 95f.

14 Vgl. FED (2006), S. 4.3.

15 Vgl. Ganter (2007), S. 9ff und Venkat/Gronningsater (2005), S. 16.

16 Für eine umfassende Auflistung vgl. Pohl/Zaby (2008), S. 6.

17 Die in der Abbildung angeführten Treiber werden prinzipiell, u.a. auch von Walter (2007), S. 41ff und Scott (2004), S. 26f berücksichtigt.

18 Vgl. Lange (2008), S. 30f.

19 Vgl. Brown (2007), S. 11.

20 Vgl. Kaiser (2008), S. 998 für diese und weitere Beispiele.

21 Vgl. Süchting/Paul (1998), S. 11.

22 Vgl. Serbée (2005), S. 7-9.

23 Vgl. Frampton (2006), S. 11-13 und Eigene Berechnungen.

24 Vgl. Vogler (2005), S. 1-2. Im Verlaufe der aktuellen Finanzkrise sind jedoch die Marktwerte viele Finanzinstitute stark eingebrochen oder vollständig vernichtet worden.

25 Vgl. Ross (2005), S. 6f.

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Details

Title
Management von Reputationsrisiken in Banken
Subtitle
Risikomanagement
College
University of Bayreuth
Course
Risikomanagement in Banken
Grade
1,7
Author
Year
2008
Pages
36
Catalog Number
V123136
ISBN (eBook)
9783640276059
ISBN (Book)
9783640276271
File size
739 KB
Language
German
Keywords
Reputationsrisiken, Risikomanagement in Banken, Best Practices, Compliance, Eskalationsverfahren, Werttreiber Reputation, Marktwert Reputation
Quote paper
Christian Berninger (Author), 2008, Management von Reputationsrisiken in Banken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123136

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