Wir, als Angehörige der westlichen Industrienationen, leben in einer Zeit, in der Schall als Abfallprodukt einer (post-)industriellen und mobilen Gesellschaft toleriert wird. Die Klanglandschaft, die uns heute umgibt, ist siebenmal lauter als die vor hundert Jahren und damit die lauteste, die es jemals auf diesem Planeten gegeben hat – mit steigender Tendenz. Gleichzeitig werden die natürlichen Umgebungsgeräusche seltener: Circa 70 Prozent der heutigen Klanglandschaft sind künstlich erzeugt.
Die Wirtschaft hat inzwischen damit begonnen, ihren Produkten mit Hilfe des Sound-Engineering gezielt ein akustisches Design zu verleihen. Für viele Unternehmen ist es lebensnotwendig geworden, ihren Kunden, Lieferanten, Finanzgebern und auch Mitarbeitern durch eine einzigartige, unverwechselbare Identität Orientierung und Sicherheit zu bieten und sich von anderen Unternehmen abzuheben.
Der Klang von Kommunikationsmaßnahmen und Produkten ist immer wichtiger geworden. Klänge formen Produkte, geben ihnen Persönlichkeit und sind schon jetzt, neben der Funktionalität und dem visuellen Design, der dritte wichtige Entscheidungsfaktor beim Kauf geworden. Diese Tatsache muss im Konzept der Corporate Identity Berücksichtigung finden.
Die vorliegende Arbeit geht der zentralen Frage nach, was Unternehmen tun, um Menschen über das Hören in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dazu werden die wichtigsten Ergebnisse der relativ jungen Disziplin der Psychoakustik kurz vorgestellt. Im Anschluss daran wird gezeigt, in welchem Maße Sound-Engineering diese Ergebnisse anwendet. Zum Abschluss geht es um Verantwortung. Grundlegend ist dabei die Frage, wer die Verantwortlichen für die „akustischen Müllhalden“ sind und was getan werden kann, um zukünftige Entwicklungen zu steuern. Dabei soll die Aufmerksamkeit auf eine neue Disziplin gelenkt werden: die "akustische Ökologie".
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Corporate Identity
- 2.1 Unternehmen im Wandel
- 2.2 Struktur der Corporate Identity
- 2.2.1 Unternehmens-Verhalten (Corporate Behavior)
- 2.2.2 Unternehmens-Kommunikation (Corporate Communication)
- 2.2.3 Unternehmens-Erscheinungsbild (Corporate Design)
- 2.2.4 Corporate Sound Design: eine neue Komponente in der C.I
- 2.3 Zusammenfassung
- 3. Das Ohr
- 3.1 Die Evolution des Ohres
- 3.2 Der Aufbau des Ohres
- 3.3 Hören und Fühlen
- 3.4 Die Entwicklung des Ohres beim Menschen
- 3.5 Zusammenfassung
- 4. Funktionen des Hörens
- 4.1 Warnfunktion/Alarmfunktion
- 4.2 Orientierung im Raum
- 4.3 Orientierung in der Zeit
- 4.4 Zusammenfassung
- 5. Wirkungen des Schalls auf den Organismus
- 5.1 Begriffsdefinition Lärm
- 5.2 Grundbegriffe der Akustik
- 5.3 Die Wirkung von Lärm
- 5.3.1 Medizinische Auswirkung von Lärm
- 5.3.2 Psychologische Auswirkungen von Lärm
- 5.3.3 Soziale Folgen von Lärm
- 5.3.4 Ökonomische Folgen von Lärm
- 5.4 Zusammenfassung
- 6. Klanglandschaft
- 6.1 Wandel der Klanglandschaft
- 6.2 Die akustische Glocke
- 6.3 Zusammenfassung
- 7. Akustik, Psychoakustik und Sound-Engineering
- 7.1 Psychoakustik
- 7.1.2 Geschichte der Akustikforschung (Antike bis Neuzeit)
- 7.1.3 Geschichte der Akustikforschung (19. und 20. Jahrhundert)
- 7.2 Wichtige Ergebnisse der Psychoakustik
- 7.2.1 Binaurales Hören
- 7.2.2 Hörfläche
- 7.2.3 Lautheit/Lautstärke
- 7.2.4 Maskierung (Verdeckung)
- 7.2.5 Schärfe, Rauhigkeit, Lästigkeit und Wohlklang
- 7.2.6 Forschungsgegenstände
- 7.3 Zusammenfassung Psychoakustik
- 7.4 Soundengineering
- 7.4.1 Anwendungsbeispiel: Das Psycho-Akustische Test- und Analyse-System® PATS
- 7.5 Einsatzgebiete des Soundengineering
- 7.5.1 Vorläufer des Sound-Engineering
- 7.5.2 Die Vorreiter: Soundengineering in der Automobilindustrie
- 7.5.3 Sounddesign in der Lebensmittelindustrie
- 7.5.4 Rundfunkwerbung
- 7.6 Ziel-Klänge: Entwicklungen beim Sound-Engineering
- 7.7 Zusammenfassung Sound-Engineering
- 7.1 Psychoakustik
- 8. Perspektiven
- 8.1 Natürliche Geräusche – künstliche Geräusche
- 8.2 Unbekannte Stille
- 8.3 Lösungswege
- 8.3.1 Politik & Gesetzgebung
- 8.3.2 Wirtschaft
- 8.3.3 Privatpersonen
- 8.3.4 Akustische Ökologie und die Schule des Hörens
- 8.4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht den neuen Stellenwert des Hörens in der Corporate Identity. Sie beleuchtet die psychoakustischen Grundlagen des Hörens und deren Anwendung im Sound-Engineering.
- Der Einfluss von Schall auf den menschlichen Organismus
- Die Rolle der Psychoakustik im Verständnis von Klang und Wahrnehmung
- Anwendungsbeispiele von Sound-Engineering in verschiedenen Industriezweigen
- Die Entwicklung und Bedeutung von Corporate Sound Design
- Zukünftige Perspektiven und Herausforderungen im Bereich der akustischen Gestaltung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 dient als Einleitung. Kapitel 2 beschreibt die Corporate Identity und führt das Corporate Sound Design als neuen Bestandteil ein. Kapitel 3 behandelt den Aufbau und die Evolution des menschlichen Ohres. Kapitel 4 fokussiert sich auf die verschiedenen Funktionen des Hörens. Kapitel 5 erläutert die Auswirkungen von Schall, insbesondere Lärm, auf den Organismus. Kapitel 6 betrachtet den Wandel der Klanglandschaft. Kapitel 7 beschäftigt sich eingehend mit Akustik, Psychoakustik und Sound-Engineering, inklusive wichtiger Forschungsbefunde und Anwendungsbeispielen.
Schlüsselwörter
Psychoakustik, Sound-Engineering, Corporate Identity, Corporate Sound Design, Lärmwirkung, Hören, Wahrnehmung, Klanglandschaft, Akustik.
- Quote paper
- M.A. Marcus Herrmann (Author), 2001, Psychoakustik und Sound-Engineering, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123217