Créole réunionnais oder Krëol rënyonë?

Schreibweisen des Réunion-Kreolischen


Trabajo de Seminario, 2008

14 Páginas, Calificación: 2


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Aktuelle Schreibweisen
2.1 Etymologische Schreibweise
2.2 Phonologische Schreibweisen
2.2.1 Lékritir 77
2.2.2 KWZ
2.2.3 Tangol oder Graphie 2001

3 Kritische Betrachtung der Schreibweisen
3.1 Die Etymologische Schreibweise
3.2 Lékritir 77
3.3 KWZ
3.4 Graphie 2001

4 Schlussbetrachtungen

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Kreolsprachen sind niemals einzige Sprache in ihrem Geltungsraum, meist befinden sie sich in einer Situation der Diglossie oder des Multilinguismus und haben häufig den Status einer dominierten Sprache, vielfach sogar einer gefährdeten. Grammatiken, Wörterbücher und Lexika aber auch Gedichte, Liedtexte und Romane tragen mit dazu bei, den Status der jeweiligen Kreolsprache aufzuwerten und ihre Verwendung als Schriftsprache im öffentlichen Leben und im Erziehungswesen zu verbreiten und zu etablieren. Dazu bedarf es als Basis dafür zuerst einmal einer einheitlichen Schriftform.

Dass der Vorgang, ein einheitliches Schriftsystem zu entwickeln, nicht nur für die jeweilige kreolische Bevölkerung sondern auch für die Sprachwissenschaft von großem Interesse ist, zeigt folgendes Zitat:

„Kreolsprachen haben in den letzten Jahren ein verstärktes Interesse der Linguistik gefunden, nicht zuletzt, weil sie gerade im Hinblick auf neueste Forschungen zu Sprachtypologie, Universalien und dem Übergang von Mündlichkeit zu Schriftlichkeit Sprachdaten von großem Wert bereitstellen.“[1]

Im Fall der Kreolsprache des französischen Überseedepartements La Réunion beschäftigen sich Linguisten seit einiger Zeit mit dieser Problematik, ohne bisher eine zufrieden stellende Lösung gefunden zu haben. Aus der Tatsache heraus, dass das Reunion-Kreolische historisch bedingt nur mündlich überliefert wurde, gab es erst in den letzten 50 Jahren mehrere Versuche, eine allgemeingültige Schrift für diese sehr junge Sprache zu entwickeln und einzuführen.

Dieser aktuelle Vorgang ist Thema dieser Arbeit und soll hier in seinen Grundzügen dargestellt werden.

2 Aktuelle Schreibweisen

Heutzutage verwendet man – im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen die Verschriftlichung des créole réunionnais noch in den Anfängen steckte und sie sich ausschließlich etymologisch vollzog – mehrere verschiedene Schreibweisen und Mischformen.

Diese lassen sich in zwei Kategorien einteilen; die ursprüngliche und eben erwähnte etymologische Schreibweise bildet dabei die eine Kategorie, die andere beinhaltet mehrere phonetisch-phonologische Schreibweisen, die dem jeweiligen aktuellen Standpunkt der Sprachwissenschaftler entsprechen.

2.1 Etymologische Schreibweise

Diese Schreibweise, die sich an der Rechtschreibung des französischen orientiert[2], lässt sich an wenigen Zeilen eines Gedichts von Jean Albany, welches als gutes Beispiel für die etymologische Schreibweise erachtet werden kann, leicht und unmissverständlich aufzeigen:

«Commandeur cass’ pas ton chabouc

Ti tap à moin ti fais ton blanc

Ton gueul’ l’est comme ein gros babouc

Poique à moin té lé ressemblant»[3] (4-7).

Der Autor bedient sich hierbei im Wesentlichen der Graphie des französischen Ursprungswortes, insofern dieses überhaupt verändert wurde. Bei den Wörtern „Commandeur“, „blanc“, und „ressemblant“ bleibt er beispielsweise im Kreolischen bei der französischen Schreibweise, andere wie „cass’“, „ti“ oder „gueul’“ passt er dieser unter Beachtung der kreoltypischen Aussprache an. Zumal sich die Mehrheit des reunionesischen Wortschatzes vom Französischen ableitet, spricht man bei dieser Graphie von einer Etymologischen.[4]

2.2 Phonologische Schreibweisen

2.2.1 Lékritir 77

Schon vor dem Jahre 1977 gab es diverse Versuche, phonologische Schreibweisen des créole réunionnais zu etablieren, wie dies unter anderem Boris Gamaleya 1974 mit „Bardzour Maskarin“ versuchte. Lékritir 77 jedoch war die erste und fast 25 Jahre lang die einzige Graphie, der ein Übereinkommen zahlreicher Linguisten, Schriftsteller, Ethnologen und anderer Vorreiter der kreolischen Schriftsprache zu Grunde lag.[5] Etabliert wurde sie von Alain Armand durch sein Wörterbuch, sowie von Daniel Baggioni mit dessen zweiter Auflage.[6]

Anhand eines Auszuges aus dem Gedicht „Moringér“ von Jean Claude Carpanin Marimoutou lassen sich einige Besonderheiten dieser Graphie herausarbeiten:

«si mi sant somin kaskasé

si mon fonnkér lé malizé

mi di lo tan la komansé

pou bat si mon ti kouloumbé

trap mon salak ma batayé

i fo mi doz la fors mon pié

atansion mi sa va tapé

amoin minm garson kabaré»[7] (1-8).

Es handelt sich hierbei um eine stark phonologisch geprägte Schreibweise, jedoch nicht zu verwechseln mit einer phonetischen Transkription.

Ein wichtiger Unterschied zu Französischen Ausspracheregeln ist, dass fast jeder geschriebene Buchstabe auch ausgesprochen wird. „bat“(4) spricht sich also /bat/ und „sant“(1) dementsprechend /sant/.

Gemeinsamkeiten hingegen finden sich bei Nasalen, diese werden wie beispielsweise in „komansé“(3) oder „garson“(8) dem Französischen gleich mit „on“ oder „an“ geschrieben. Weitere Einflüsse des Französischen finden sich darin wieder, dass das „e“ muet nicht vollkommen aus der Schriftsprache verbannt wurde, wie – leider nicht im Textauszug erkennbar – am Beispiel des Wortes „fine“ deutlich wird. Verwechslungen, die sich mit Nasal endenden Wörtern wie „fin“ ergeben würden, werden somit vermieden. Ebenso wird der französische Laut /ou/ nicht mit „u“ realisiert sondern – ersichtlich an „kouloumbé“ in Zeile 4 – mit ebenfalls mit /ou/.

Nicht vorhanden bei dieser Graphie ist der Buchstabe „w“, so wird beispielsweise für das französische Zahlwort „trois“, das /trwa/ transkribiert wird, auf Kreolisch wider Erwarten „troi“ geschrieben und nicht etwa „trwa“.

Der Laut /y/ wird je nach Stellung im Wort verschiedenartig realisiert: Steht er, wie bei „pié“(6) nach einem Konsonanten innerhalb einer Silbe, wird er mit „i“ dargestellt, ansonsten mit „y“ – zu erkennen in Zeile fünf an „batayé“.

Dem Nasallaut /ẽ/ am Ende eines Wortes entsprechen die Endungen „in“ und „en“, letztere jedoch nur wenn /y/ vorausgeht – Beispiele hierfür sind „rien“ und „konbien“.

2.2.2 KWZ

Die 1983 entwickelte Schreibweise ist nach ihren Besonderheiten und Unterschieden zur Lékritir 77 benannt; wie schon 1977 waren Alain Armand und Daniel Baggioni wesentlich an der Erarbeitung dieser Schreibweise beteiligt, darüber hinaus gab auch François Saint-Omer ein orthographisches Wörterbuch zu dieser Graphie heraus.[8]

Waren „k“ und „z“ schon vorher feste Bestandteile der kreolischen Schreibweise, wird in noch größerer Distanzierung zur französischen Graphie der Halbvokal „w“ eingeführt. Ebenso ersetzt der Halbvokal „y“ die in Lékritir 77 benutzte Schreibweise „gn“ und „i“, insofern „i“ für /y/ innerhalb einer Silbe nach einem Konsonanten steht.

[...]


[1] Bollée, Annegret: Dictionnaire étymologique des créoles français de l'Ocean Indien, Hamburg 2000, S.4.

[2] Vgl. Gauvin, Axel: Petite traité de traduction, St Denis 2003, S.9.

[3] Albany, Jean: Bal Indigo, Paris 1976, S.12.

[4] Gauvin, Axel: Les indispensables compromis: l'écriture du créole réunionnais, St Denis 2004, S.26.

[5] Vgl. Gauvin 2003, S.9.

[6] Vgl. Gauvin 2004, S.27.

[7] Marimoutou, Jean Claude Carpanin: Metissages, St Denis 1992, S.51.

[8] Vgl. Gauvin 2003, S.9.

Final del extracto de 14 páginas

Detalles

Título
Créole réunionnais oder Krëol rënyonë?
Subtítulo
Schreibweisen des Réunion-Kreolischen
Universidad
University of Freiburg  (Romanisches Seminar)
Curso
Sprachwissenschaft
Calificación
2
Autor
Año
2008
Páginas
14
No. de catálogo
V123238
ISBN (Ebook)
9783640289103
Tamaño de fichero
422 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Créole, Krëol, Sprachwissenschaft
Citar trabajo
Daniel Bohé (Autor), 2008, Créole réunionnais oder Krëol rënyonë?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123238

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