Affinität oder einseitige Wahlverwandtschaft, was verbindet Thomas Hobbes, den
unorthodoxen und revolutionären Denker des 17. Jahrhunderts mit Carl Schmitt, einen der
umstrittensten und kontrovers diskutierten Publizisten des 20. Jahrhunderts? Eine finale
Antwort auf diese Frage steht noch aus und soll auch hier nicht angestrebt werden. Doch lässt
sich ein Aspekt unter genauer Betrachtung bestimmen, der den Schwerpunkt der vorliegenden
Ausarbeitung definieren soll und zumindest eine Teildimension der angesprochenen
Fragestellung umfasst. Der von Thomas Hobbes unvergleichlich entwickelte Naturzustand,
die daraus gefolgerte Konsequenz und deren Aufnahme und Weiterentwicklung durch Carl
Schmitt für die Aspekte Ausnahmezustand und Souveränität.
Während im Falle des neuzeitlichen Pioniers lediglich eine Skizzierung seines Konzepts
anhand des "Leviathan" erfolgt, werden bei Carl Schmitt gleich drei Werke im Vordergrund
stehen: "Der Begriff des Politischen", "Legalität und Legitimität" und "Der Leviathan in der
Staatslehre des Thomas Hobbes". Sinn dieser Synopse ist der Nachweis einer exakten
Rezeption Hobbes' durch Carl Schmitt und der anschließenden Verarbeitung seines Erbes. Die
Einschränkung auf die Thematik des Naturzustandes ist höchst selektiv und dem Umfang der
vorliegenden Arbeit geschuldet. Dabei kann auf die zu Schmitts Zeiten fast
dreihundertjährige Rezeptionsgeschichte Hobbes, welche namhafte Philosophen wie Spinoza
und Rousseau umfasst, aber auch berühmte Diskurse zu Hobbes Lebzeiten, wie die
Auseinandersetzung mit Kardinal Bellarmin nicht eingegangen werden, obgleich der Stand
der Forschung und die Wahrnehmung eines Autors in der wissenschaftlichen Diskussion
einen (wenn auch subtilen) Einfluss auf jeden Rezipienten ausübt. Moderne Analysen, wie die
Macpherson-These bleiben ebenfalls unberücksichtigt, weil die Darstellung des
Naturzustandes nicht im historischen Kontext reflektiert, sondern anhand des Originalwerks
erfolgt. Im Falle Carl Schmitts sollen einige Anregungen zu seiner Präsenz in der
wissenschaftlichen Landschaft geboten werden, obwohl auch hier nur die Oberfläche tangiert
wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Naturzustand bei Hobbes und die Konsequenz
- Schmitts Folgerungen aus dem Naturzustand und die Bedeutung für Souveränität und Ausnahmezustand
- Der Begriff des Politischen
- Legalität und Legitimität
- Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption von Thomas Hobbes' Naturzustandskonzept durch Carl Schmitt, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen auf Souveränität und Ausnahmezustand. Es wird analysiert, wie Schmitt Hobbes' Ideen in seinen Werken verarbeitet und weiterentwickelt hat.
- Hobbes' Naturzustandskonzept und seine Konsequenzen
- Schmitts Interpretation und Weiterentwicklung des Hobbes'schen Naturzustands
- Der Einfluss des Naturzustands auf Schmitts Theorie der Souveränität
- Die Rolle des Ausnahmezustands in Schmitts Denken
- Vergleich der Staatsauffassungen von Hobbes und Schmitt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und skizziert den Forschungsfokus auf die Rezeption von Hobbes' Naturzustand durch Schmitt. Kapitel 2 beschreibt Hobbes' Bruch mit dem antiken Menschenbild und seine Konzeption des Naturzustands als "bellum omnium contra omnes". Es werden die zentralen Konfliktursachen und die Konsequenzen dieses Zustands erläutert, sowie Hobbes' Argumentation für ein Streben nach Frieden und die Notwendigkeit eines Souveräns. Kapitel 3 beleuchtet Schmitts Auseinandersetzung mit Hobbes' Naturzustand und dessen Bedeutung für seine Theorien der Souveränität und des Ausnahmezustands, basierend auf einer Analyse ausgewählter Werke Schmitts.
Schlüsselwörter
Thomas Hobbes, Carl Schmitt, Naturzustand, Souveränität, Ausnahmezustand, Leviathan, bellum omnium contra omnes, Sozialvertrag, Legalität, Legitimität, Staatslehre, Rezeption.
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- Guido Schmidt (Autor), 2008, Thomas Hobbes' Legitimation des Staates und seine Rezeption durch Carl Schmitt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123266