Gestik und Mimik als Medium der Kommunikation


Hausarbeit (Hauptseminar), 2000

19 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Gründe und Bedeutung der nonverbalen Kommunikation

III. Gestik und Mimik in der Antike

IV. Die Bedeutung der Gestik im Mittelalter

V. Der Körper als Medium

VI. Schlußbemerkung

VII. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Die Kommunikation ist ein Prozeß der Mitteilung, bei dem Informationen der verschiedensten Art ausgetauscht werden. Die Informationen können durch eine große Anzahl von Kommunikationsmitteln übertragen werden. Diese Träger der Informationen müssen nicht zwangsläufig Sprache oder Schrift sein. Diese Medien, also Mittel der Informationsweitergabe, entwickelten sich zwangsläufig nach den ursprünglichen Medien der Informationsweitergabe, der Gestik und der Mimik, die jedoch einzeln als auch sprachbegleitend sein können. Nun stellt sich hier die Frage, wann Gestik und Mimik als Medium der Kommunikation eingesetzt werden. Zuvor sollen jedoch die Begriffe geklärt werden. Der Begriff Gestik hat seine Ursprünge im lateinischen Wort gestus, was so viel wie die redebegleitende Gebärde bedeutet. Besonders in der Antike wurde die actio der Kommunikation in die vox ( Stimmführung) und in die motus (Bewegung) unterteilt. Diese Bewegung wird von Quintilian in vultus (Mimik) und gestus unterteilt.[1] Die Mimik bezeichnet die Bewegungen des Kopfes, des Gesichts, der Augenbrauen und der Augen, sowie der Schultern. Ursprünglich bedeutet das Wort Mimik, das aus dem griechischen Wort MimoV entstanden ist, die darstellende, begleitende, erklärende und auch nachahmende Bewegung. Die Gestik bezeichnet er als die Bewegung der Finger und der Hände, wobei die Arme bei ihm weniger Bedeutung einnahmen. Das lateinische Wort gestus wird nach der Wurzel von gero, gerere gebildet. Dies bedeutet tragen oder machen. Aus dem Substantiv gestus wird das Verb gestire gebildet, das besonders im Zusammenhang mit Gesten gebraucht wird, die ein Gefühl ausdrücken. Insbesondere in römischer Zeit wurde das Gefühl der Freude mit dieser Vokabel ausgedrückt. Die Bewegung (motus) als Oberbegriff von gestus und vultus kann die gleiche Bedeutung wie gestus einnehmen. Hier wird die Körperbewegung gemeint (motus corporis). Im Griechischen gibt es für beide Begriffe nur eine Entsprechung, nämlich das Wort KinhsiV (Bewegung).[2] Die Wissenschaft, die sich mit der Bedeutung der Körpersprache beschäftigt, wird auch Kinestik genannt. Hier spielt auch der Begriff der Gebärde eine Rolle, da sie ähnlich wie die Gestik als Informationsübermittler dient, sogar in mannigfaltiger Form. Auf diesen Punkt soll in Kapitel drei und vier näher eingegangen werden.

Es gibt verschiedene Gründe, warum man sich der Mimik und der Gestik als Medium

der Kommunikation bedient. Die nonverbale Kommunikation besitzt eine große Bedeutung in der Informationsübermittlung und in der Regulation des Gesprächsablaufes. So fallen diese außersprachlichen Verhaltensphänömene, wie man die nonverbale Kommunikation auch bezeichnen kann, in die Forschungsgebiete zahlreicher Wissenschaftsdisziplinen. Nicht nur Soziologen, Linguisten und Anthropologen beschäftigen sich mit diesem Gebiet, auch Psychologen, Mediziner und Archäologen können aus der nonverbalen Kommunikation Schlüsse ziehen. Nonverbale Kommunikation wird im Deutschen auch häufig mit den Begriffen „außersprachliche Kommunikation“,“ nicht-linguistische Kommunikation“,“ averbale Kommunikation „gleichgesetzt. Im folgenden soll der Begriff nonverbal weiterhin verwand werden. So kann das geschrieben oder gesprochene Wort ersatzlos durch Gestik und Mimik ersetzt werden, sobald die zu übermittelnde Information einen gewissen Umfang und eine gewisse Komplexität nicht überschreitet. Aber auch die Bedeutung des gesprochenen Wortes kann durch die begleitende Gestik und Mimik eine ganz andere Bedeutung gewinnen. So kann die nonverbale Kommunikation sowohl alleine als auch sprachbegleitend angewandt werden.

II. Gründe und Bedeutung der nonverbalen Kommunikation

Warum bedient sich der Sender einer Information des Mediums Gestik und Mimik?

Hierbei kann man feststellen, daß es fast unmöglich erscheint, nicht zu kommunizieren.Auch erscheint es dem Zuhörer merkwürdig, wenn eine Rede ohne jegliche Art der Mimik und Gestik vorgetragen wird. Der ganze Mensch wird zum Hermeneuten.[3] Dem Menschen stehen eine Reihe von Informationskanälen zur Verfügung, und es ist relativ selten, daß Mitteilungen unimodal ausgetauscht werden.[4] Hierbei muß allerdings auch berücksichtigt werden, daß man zwischen gewollter und nicht gewollter Gestik und Mimik unterscheiden muß. Ist das eine ein bewußter Versuch, eine Botschaft zu übermitteln, so ist das andere ein nicht beabsichtigter Akt der Kommunikation, der die Intention des Senders oft nicht wiederspiegelt. Aber auch der Empfänger einer Nachricht muß im Verlaufe eines Gespräches, durch Mimik und Gesten, zeigen, daß er Aufnahme bereit ist und dem Gespräch lauscht. Dies geschieht meist durch Körperhaltung, Blickzuwendung und Gestik. Auf diese Arten der Kommunikation, nämlich der Körpersprache, wird in Kapitel V näher eingegangen. Nun gibt es aber verschiedene Gründe, warum Zeichen zur Kommunikation verwendet werden. Zum einen sollte man unterscheiden, ob diese Zeichen sprachbegleitend eingesetzt werden, oder zur Verdeutlichung eines Sachverhaltes, oder ob die Gestik und Mimik die alleinige Möglichkeit sind, Informationen weiterzugeben. Hierbei müssen einige Vergleiche herausgearbeitet werden. Es ist von großer Bedeutung, ob die Gestik und Mimik bewußt oder unbewußt angewandt wird. Ist bei der bewußten Gestik und Mimik die Intention des Senders zur Informationsweitergabe klar erkennbar, so kann die unbewußte Informationsweitergabe durch unbewußt gegebene Zeichen geschehen. Als Beispiel kann man hier ein schmerzverzerrtes Gesicht, ein Gesichtsausdruck während des Schlafens, oder auch Körpersprache genannt werden, die wir meist unbewußt anwenden und die psychologisch gesehen große Rückschlüsse auf den momentanen Zustand einer Person gibt. Die bewußte Körpersprache ist im Gegensatz dazu ein gewolltes Mittel der Kommunikation und wird auch als ein solches eingesetzt. Nun muß hier unterschieden werden, ob eine Sprache vorhanden ist und warum diese Art von Gestik und Mimik verwandt werden. Ist keine Sprache vorhanden, wie zum Beispiel bei einem Kleinkind, das auf Gegenstände, das es begehrt, zeigt, so ist die Gestik das einzige Kommunikationsmittel. Auch bei einer Unzulänglichkeit des Schriftlichen, wie zum Beispiel im Mittelalter, gewinnt die Gestik ungemein an Bedeutung. Aber auch beim Fehlen eines geeigneten Mediums zur Weitergabe von Informationen wird die Gestik eingesetzt. Hierbei ist besonders die auf Bildern zu sehende Gestik in der Antike und im Byzantinischen Reich zu beachten. Im Mittelalter und in der Antike nahmen die Gesten eine Bedeutung ein, die mit der Moderne nicht zu vergleichen ist, gerade durch das Nichtvorhandensein andere Kommunikationskanäle. Deshalb werden in den darauffolgenden Kapiteln dieser Arbeit Sachverhalte dieser Art besonders berücksichtigt und behandelt. Ist die Gestik und Mimik bei Fehlen einer Sprache eine der wichtigsten Wege, Kommunikation zu betreiben, so nimmt sie bei Vorhandensein einer Sprache einen anderer Stellenwert ein. Gestik begleitet diese Sprache und kann dem gesprochenen Wort zu Nachdruck verleihen, aber auch die Bedeutung des gesprochenen Wortes verfälschen und verändern. Besonders in der antiken Rhetorik wurde diese Art der Redebegleitung zur Vollkommenheit entwickelt (siehe Kapitel III). Ist die Gestik und Mimik nicht sprachbegleitend, so müssen verschieden Gründe vorliegen, mit

Zeichen zu kommunizieren. Diese Art der Kommunikation wird auch Substitution genannt, da hier keine sprachliche Äußerung durch Gestik begleitet wird, sondern der Bedeutungsinhalt direkt durch nonverbale Zeichen übermittelt wird.[5]

Hierfür gibt es mehrere Gründe. Sehr einfach ist die Begründung, daß der Sender nicht sprechen möchte. Dies kann auch der Grund dafür sein, warum auf nonverbale Kommunikation zurückgegriffen wird. Die Person, die eine Information übermitteln möchte, kann nicht sprechen, zum Beispiel Taubstumme. Diese müssen ihrer gesamte Kommunikation mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems von Zeichen bestreiten. Auf diese Art der Kommunikation soll in Kapitel V näher eingegangen werden. Aber auch das vollständige Fehlen von Ton als Übermittler von Informationen zwingt den Sender ,seine Intentionen mit Hilfe von Zeichen zu übermitteln. Zum Beispiel in Stummfilmen muss deshalb auf die Gestik viel mehr Wert gelegt werden, um Stimmungen und Situationen einprägsam zu übermitteln. Ist zwar die Bereitschaft und auch die Möglichkeit zu sprechen gegeben, sprechen aber die Personen, die miteinander kommunizieren möchten, eine andere Sprache, so ist auch oft Gestik und Mimik die einzige Möglichkeit, Informationen auszutauschen. Der Begriff „Mit Händen und Füssen reden“ hat seinen Ursprung in dieser Situation. Hierbei ist besonders zu beachten, daß in verschiedenen Ländern und Kulturkreisen die gleiche Geste komplett andere Bedeutungen haben kann, da diese sich im Verlauf der Zeit veränderten. Aber auch die gleichen Bedeutungen können auf unterschiedliche Art und Weise ausgedrückt werden. Auch dieses Thema soll in Kapitel V eingehender behandelt werden. Die Gestik und Mimik wird auch dann an Stelle des gesprochenen Wortes gebraucht, wenn sie gegenüber dieser Art der Kommunikation Vorteile bringt. So kann das Kommunizieren mit Zeichen einen einfachen Umstand viel schneller erklären als das gesprochene Wort. Auch können Kommunikationshindernisse den Sender veranlassen, seine Botschaft mit Zeichen zu übermitteln. Hierbei ist natürlich von großer Bedeutung, daß eine größere Anzahl vorher festgelegter Zeichen vorhanden ist, obwohl ein Zeichengrundvorrat logisch erarbeitet werden kann, wie zum Beispiel das Deuten auf die eigene Person für ich. Solche Kommunikationshindernisse können zum Beispiel große Entfernungen oder ein hoher Lautstärkepegel sein, oder auch die Notwendigkeit, lautlos zu kommunizieren, wie zum Beispiel bei militärischen Zeichen. Eine andere

Notwendigkeit, mit Gesten zu kommunizieren ist die Tatsache, daß man sich unter Wasser befindet. Taucherzeichen sind hierbei ein gutes Beispiel. Doch sind hier den Gesten klare Bedeutungen zuzuordnen, kann die Bedeutung der Geste und der Mimik der Sprache entgegenlaufen. Dies nennt man Kontradiktion. Hierbei straft der Sender durch sein Verhalten seine sprachliche Äußerung Lügen und setzt Gesten ein, um diese ad absurdum zu führen. Bei ironischen und Zynischen Äußerungen ist dies besonders der Fall.[6] Möchte man die Bedeutung des gesprochenen Wortes abschwächen oder leicht verändern, so spricht man hier von einer Modifikation.

Besaß die Gestik und Mimik im Mittelalter und in der Antike eine besondere Bedeutung durch das Fehlen bestimmter Medien, so rückt die nonverbale Kommunikation in der Neuzeit durch das Vorhandensein neuere Medien wieder verstärkt in den Mittelpunkt. Die Kommunikation und Informationsübermittlung findet nun in verstärktem Maße über visuelle Kommunikation statt. Das Fernsehen ersetzt audioabhängige Kommunikationsmittel, wie das Radio oder Telephon. Auch das Internet und verbesserte Techniken der Telekommunikation geben einem die Möglichkeit, sein Gegenüber zu sehen. So muß auch in diesem Bereich der Kommunikation, der vor Jahren noch rein verbal geprägt war, dem Zeichen eine größere Bedeutung zugemessen werden. Gerade durch die Massenmedien hat die nonverbale Sprache gegenüber der verbalen Kommunikation an Boden gewonnen.[7]

III. Gestik und Mimik in der Antike

Gestik, Mimik und Gebärden besaßen in der Antike eine herausragende Bedeutung. Besonders die redebegleitenden Gesten, wurden von Rednern und Schauspielern zu einer Kunstform ausgeweitet, obwohl es auch hier Gegenbewegungen gab. Doch besitzen Gesten nicht nur in der römischen und griechischen Antike diese Bedeutung. Auch im ägyptischen Reich wurden zahlreiche Gesten und Gebärden als Kommunikationsmittel benutzt. Gerade auf altägyptischen Bildern stehen bestimmte Gesten für festgelegte Sachverhalte. Auch hier ist wieder zu beobachten, daß an Stelle von ausführlichen Äußerungen die Abbildung von Gesten genügt, um wesentlich komplexere Dinge zu vermitteln. Die assyrische Bildkunst wird sehr häufig durch Gebärdensprache unterstützt. Gerade im sakralen Bereich bringen diese Gebärden die Kommunikation zwischen den Sterblichen und den Göttern zum Ausdruck. Im profanene Bereich ist der Informationsgehalt dieser Gesten sehr hoch.[8] Hier gibt es eine Anzahl von Gesten, die das Verhältnis der Kommunikation mit der Gottheit widerspiegelt. Diese Gesten werden später auch bei der Kommunikation mit Herrschern verwendet. So gibt es eine Vielzahl von Gesten, die im folgenden behandelt werden sollen. Gebetsgebärden werden meist mit vor der Brust zusammengelegten Händen ausgedrückt. Direkt an die Götter gerichtete Gebete werden mit „die Hand erheben“ gezeigt, während die Fäuste öffnen eine eher flehentliche Bitte anzeigt. Gebärden des Niederwerfens und des Sich-beugens sind ursprünglich Gebärden, die im Zusammenhang mit Göttern gebraucht werden. Sie finden jedoch Einzug in das Verhältnis zu Herrschern, wobei sie hier Zeichen der Loyalität und der politischen Unterwerfung sind. Auch von der christlichen Kirche werden diese Zeichen als liturgische Gebärden übernommen. In der assyrischen Bildpropaganda finden solche Gesten wie das Küssen der Füße oder des Bodens vor den Füßen sehr oft Verwendung. Durch Gebärden, wie zum Beispiel das Ausstrecken des Fingers, wird die Situation der Kontaktaufnahme symbolisiert. Auch in der christlichen Kunst ist diese Geste verbreitet. Als Beispiel dienen hier die Malereien der sixtinischen Kapelle. In der ägyptischen Kunst wurde diese bildliche Gebärdensprache perfektioniert. Besonders in Grab und Kultstätten findet man viele dieser Abbildungen. Diese beziehen sich auf ganz alltägliche Dinge, beschäftigen sich aber auch mit der Unterhaltung und dem sehr wichtigen Totenkult.[9] Doch sind es hier einige spezifische Gesten, aus unterschiedlichen Bereichen des alltäglichen Lebens, die nun kurz aufgeführt werden sollen. Zum einen gibt es Gesten, der Verehrung. Diese sind meist Ausdruck der Achtung vor Verwandten, Vorgesetzten oder staatlichen Organen. Verstorbene werden auf die gleiche Weise geehrt, nämlich durch eine tiefe Verbeugung. Hierbei ist die Tiefe der Verbeugung ein Gradmesser dafür, wie hoch angesehen die Person ist oder war, der Respekt gezollt wird. Außer der Verbeugung ist auch das Schweigen in Gegenwart einer Person als ein Zeichen der Verehrung zu deuten. Dies sind meist Zeichen die ausdrücken, daß der Verehrende schweigt, wie den Arm an den Mund legen, oder mit der Hand am Mund dasitzen. Gottheiten und Könige, die im alten Ägypten eine Personalunion darstellten, werden durch tiefe Verbeugungen, Grußgesten und das Küssen der Erde verehrt.[10] So gibt es acht Hauptgesten, die Ehrerbietung ausdrücken: Ein Arm mit ausgestreckter Hand hängt neben oder vor dem Körper herab; ein Arm hängt neben dem Körper herab, die Hand ist zur Faust geballt; eine Hand liegt flach auf dem Oberarm gegenüber; eine Hand umfaßt die gegenüberliegende Schulter; die Hand unterfaßt den Ellenbogen des anderen Arms; eine Hand umfaßt den Unter- oder Oberarm des anderen Armes; eine Hand liegt auf der Brust; eine Faust liegt auf der Brust. Bei Bestattungen können auch ineinandergelegte Hände als Zeichen der Ehrerbietung dem Verstorbenen gegenüber gelten. Durch diese Vielzahl von Gesten läßt sich auf altägyptischen Darstellungen sofort erkennen, in welchen Verhältnis die dargestellten Personen zueinander stehen, ohne daß man ein weiteres Wissen über die dargestellte Szene besitzt. Dies war natürlich auch den weniger gebildeten Ägyptern möglich. Auch wurde durch diese Zeichen die Kommunikation auf ein Mindestmaß begrenzt. Allein schon durch die Armhaltung erwies man einem Höherstehenden seine Hochachtung. Gesten der Loyalität eines Herren seinen Bediensteten gegenüber sind meist ausgebreitete Arme. Gleichgestellte Könige oder Götter empfangen sich gegenseitig mit dem ausgestreckten Arm. Jubel, Klage und Trauer werden mit dem gleichen Gruß dargestellt. Hier kann es sich um Totenklage, Jubel nach einem gewonnen Zweikampf oder auch um die Begrüßung des siegreichen Feldherren handeln. Hier werden die Arme erhoben und gegen den Himmel gestreckt. Trauer kann auch durch die Arme am Kopf, die Arme am Gesicht oder der Kopf auf den Knien ausgedrückt werden. In der griechischen und römischen Antike wurden sowohl die Gestik , als auch die Gebärdensprache perfektioniert, obwohl sich es hier auch gegenläufige Strömungen gab. Zwischen Gesten und Gebärden wird hier kein Unterschied gemacht, da die Grenzen ineinander übergehen, obwohl, wie schon in der Einleitung geklärt, die Bewegungen des Körpers, der Gliedmaßen und der Augen sehr wohl unterschieden werden. Hier gibt es eine Anzahl von Kategorien, in die Gebärden gegliedert werden. Diese sollte man aber nicht mit der Kunst der Rhetorik verwechseln. Außerdem ist den Gebärden eine gewisse Doppeldeutigkeit nicht abzusprechen, da sie

im Laufe der Zeit auch eine Entwicklung durchgemacht haben. Die Unterhaltung zweier Personen konnte durch eine Vielzahl unterschiedlicher Gebärden unterstrichen werden. Zum Beispiel das Ausstrecken des Zeigefingers und des Mittelfingers der rechten Hand, während die anderen Finger geschlossen waren. Hierbei konnte auch der Daumen ausgestreckt sein. Eine primitivere Geste war die geöffnete oder geschlossene Hand. Wurde eine Ermahnung oder ein Zurechtweisung vorgenommen, so streckte man Zeigefinger aus, diese Geste gewann noch an Bedeutung, wenn der Zeigefinger direkt auf den Zurechtgewiesenen oder aber auf die Erde gerichtet wurde. Dies ist eine Geste, die sich bis in unsere Zeit hinübergerettet hat und uns allen wohl bekannt ist. Aber es gab nicht nur Gesprächsgebärden, sondern auch in den Bereichen Zärtlichkeit und Erotik wurden mit Gebärden Sachverhalte ausgedrückt, so das Formen eines Kreises aus Daumen und Zeigefinger, sowie der gestreckte Zeigefinger bei gleichzeitigem Ballen der Faust. Weist die rechte Hand zum Geschlechtsorgan und die linke zum Kinn, so ist dies eine eindeutige Geste. Zuschauer von erotischen Szenen legten oft den rechten Arm auf ihren Kopf oder drückten eine Brustwarze. Zärtlichkeitsgebärden ähneln sehr diesen Gebärden, zum Beispiel das Berühren der Wange oder des Kinns, oder das vertraute Legen des Armes um die Schultern eines anderen.

Legt man die Hand auf das Knie oder das Kinn, so stellt dies eine Bittgebärde dar. Je heftiger dies geschieht, um so intensiver ist das Anliegen. Auch das Knien auf der Erde mit ausgestreckten Händen gehört zu dieser Kategorie der Gebärden. Diese Gebärden werden schon bei Homer erwähnt. Der Angeflehte antwortete hier meist mit einer Handreichung.

[...]


[1] Vgl. “Der Neue Pauly“ Lexikon der Antike Band 4. Stuttgart, Weimar S.1022

[2] Vgl. Schmitt, Jean-Claude: Die Logik der Gesten im europäischen Mittelalter. Stuttgart 1992 S.36

[3] Vgl. Krause, Burkhardt (Hrsg.): Fremdkörper-Fremde Körper-Körperfremde, Stuttgart 1992

[4] Scherer, Klaus R. und Wallbott Harald G (Hrsg.): Nonverbale Kommunikation: Forschungsbwericht zum Interaktionsverhalten. Weinheim und Basel. 1979 S. 19

[5] Scherer, Klaus R. und Wallbott Harald G (Hrsg.): Nonverbale Kommunikation: Forschungsbericht zum Interaktionsverhalten. Weinheim und Basel. 1979 S. 26

[6] Scherer, Klaus R. und Wallbott Harald G (Hrsg.): Nonverbale Kommunikation: Forschungsbericht zum Interaktionsverhalten. Weinheim und Basel. 1979 S. 28

[7] Vgl. Kapp, Volker (Hrsg.): Die Sprache der Zeichen und Bilder. Marburg 1990

[8] Vgl. Vgl. “Der neue Pauly“ Lexikon der Antike Band 4. Stuttgart, Weimar S. 818

9Vgl. Dominicus, Brigitte: Gesten und gebärden in Darstellungen des Alten und Mittleren Reiches. Heidelberg 1985

[10] Vgl. Dominicus, Brigitte: Gesten und gebärden in Darstellungen des Alten und Mittleren Reiches. Heidelberg 1985

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Gestik und Mimik als Medium der Kommunikation
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Medien der Kommunikation vom frühen Mittelalter bis zum Buchdruck
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
19
Katalognummer
V123289
ISBN (eBook)
9783640546831
ISBN (Buch)
9783640550371
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gestik, Mimik, Medium, Kommunikation
Arbeit zitieren
Martin Scherf (Autor:in), 2000, Gestik und Mimik als Medium der Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123289

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