Die der Arbeit zugrunde liegende Frage „Integration durch Bildung?“ scheint in der Praxis der Integrationsarbeit mit Migranten eine zentrale Rolle zu spielen. Schließlich betonen die Integrationsbemühungen der Bundesregierung, der Bundesländer sowie der Städte und Kommunen genau dies in ihren Gesetzen, ihren Vorschriften bzw. Regelungen und letztlich auch in der praktischen Arbeit mit Migranten. Subsumiert man die in den Konzeptionen der institutionellen Förderprojekte festgeschriebenen Ziele, Aktivitäten und Intentionen, erscheint mir der Aspekt der Bildung als das wesentliche Moment öffentlicher Integrationsbemühungen. Ob dieser beobachteten Reduzierung der Integrationsarbeit auf die individuelle Bildung von Migranten bzw. die von Josef Held festgestellte Konzentration von Integrationsprojekten auf das individuelle Handeln der Einwanderer ein zu einseitiges Verständnis von Integration zugrunde liegt, gilt es dabei zu prüfen. Schließlich bedarf es einer gelingenden Integration - meiner Meinung nach - mehr als die Bemühungen des einzelnen Individuums, sich durch das Erlernen von kulturellen Techniken, die Aneignung der geltenden Werte und Normen etc. (Assimilation) in die Gesellschaft einzufügen. Fruchtbarer und evidenter erscheint mir hier Integration als ein Prozess des Aushandelns, als Prozess der beidseitigen Annäherung zwischen Migranten und „Aufnahmegesellschaft“ zu verstehen, was im Folgenden noch zu belegen ist. In dieser Konsequenz ist auch der Verweis im Titel auf die „Integrationsprojekte der Sozialpädagogik“ zu lesen. Diesem obliegt meine noch zu belegende These, dass die Förderung der Integration von Migranten eine ursprüngliche theoretische Fragestellung und praktische Aufgabe der Sozialpädagogik ist, der ein ihr spezifischer, auf Gesellschaft bezogener Bildungsbegriff innewohnt. Denn Integration kann „(…) auf Dauer nur gelingen, wenn sie nicht nur den Einwanderern abverlangt wird“ (Held, 2006). Eine Hinwendung zur Praxis bzw. einen Bezug zur aktuell getätigten Integrations-Förderung erfährt die Arbeit durch die Einbeziehung und qualitative Auswertung von zehn Integrationsprojekten, die von der Landesstiftung Baden-Württemberg gefördert und von Josef Held, Seddik Bibouche u. a. evaluiert wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Integration
- Dimensionen von Integration
- Integration und Assimilation
- Integration und Akkulturation
- Integration und Exklusion (Ausgrenzung)
- Das Integrationsverständnis in Baden-Württemberg
- Das Integrationsprogramm der Landesstiftung Baden-Württemberg und die Konzeption der Evaluation
- Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Baden-Württemberg
- Das Integrationsprogramm - Darstellung der Integrationsprojekte der Landesstiftung Baden-Württemberg
- Forschungsdesign, Vorgehen, Konzeption und Methode im Rahmen der Evaluation
- Evaluationskonzept
- Evaluationsdesign und -setting
- Evaluationskriterien für Integrationsprojekte
- Qualitative Verfahren – Erhebung, Analyse und Interpretation qualitativer Daten
- Qualitative Sozialforschung
- Qualitative Erhebungsmethode: Das Experteninterview
- Der Leitfaden für das Experteninterview im Rahmen der Evaluation
- Auswertungsverfahren für das Experteninterview
- Die Rolle der Bildung im Integrationsprozess - Ein theoretischer Beitrag zur Bildung
- Bildung als Bildung des Individuums
- Bildungsbegriff einer auf Gesellschaftlichkeit ausgerichteten Sozialpädagogik
- Sozialpädagogik - eine Definition
- Ein sozialpädagogischer Bildungsbegriff im Kontext der Integration von Migranten
- Bildung für Migranten
- Bourdieus Kapitalbegriff
- Die qualitative Auswertung der Projekte der Landesstiftung Baden-Württemberg
- Evaluatorische Auswertung der Interviews nach Projekten
- Qualitative Auswertung der Interviews unter dem Aspekt Bildung
- Bildungsziele im Kontext der Integration von Migranten
- Gesellschaftliche Bildungsziele der Sozialpädagogik im Integrationsprozess
- Bildungsziele einer Bildung für Migranten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Bildung im Integrationsprozess von Migranten in Baden-Württemberg. Sie analysiert zehn von der Landesstiftung Baden-Württemberg geförderte Integrationsprojekte mittels qualitativer Methoden. Die zentrale Fragestellung lautet, inwiefern Bildung ein entscheidender Faktor für gelingende Integration ist und ob der Fokus auf individueller Bildung im Kontext der Integrationsarbeit ausreichend ist.
- Analyse der Dimensionen von Integration (strukturell, kulturell, sozial, identifikatorisch)
- Untersuchung des Integrationsverständnisses in Baden-Württemberg und der Rolle der Bildung darin
- Qualitative Auswertung von Experteninterviews zu den ausgewählten Integrationsprojekten
- Diskussion eines sozialpädagogischen Bildungsbegriffs im Kontext der Integration
- Identifizierung von Bildungsziele im Integrationsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Forschungsfrage ein und diskutiert unterschiedliche Integrationskonzepte. Kapitel 2 beschreibt die Integrationsprogramme der Landesstiftung Baden-Württemberg und die Methodik der Evaluation. Kapitel 3 erläutert die qualitative Forschungsmethode, insbesondere das Experteninterview. Kapitel 4 bietet einen theoretischen Beitrag zum Bildungsbegriff in der Sozialpädagogik im Kontext der Integration von Migranten. Kapitel 5 präsentiert die qualitative Auswertung der Experteninterviews zu den einzelnen Projekten. Kapitel 6 befasst sich mit den Bildungsziele im Kontext der Integration.
Schlüsselwörter
Integration, Migranten, Bildung, Sozialpädagogik, Baden-Württemberg, qualitative Forschung, Experteninterview, Assimilation, Akkulturation, Exklusion, Integrationsprojekte, Bildungsziele.
- Citation du texte
- Dipl.-Päd. Florian Dirr (Auteur), 2007, Integration durch Bildung? Integrationsprojekte der Sozialpädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123307