Bei Patientinnen mit einem primären Mammakarzinom kann mittels adjuvanter und neoadjuvanter Therapie das Gesamtüberleben gesteigert und die Rezidivrate gesenkt werden. In der palliativen Situation können unterschiedliche Therapieoptionen das Leben verlängern, Symptome mindern und die Lebensqualität verbessern. Patientinnen und ihre betreuenden Ärztinnen und Ärzte unterscheiden sich jedoch grundsätzlich in der Erwartungshaltung bezüglich des Benefits der verschiedenen Therapieoptionen, sowohl in der kurativen als auch in der palliativen Situation.
Ergebnisse und Beobachtungen
Die Vorstellungen bezüglich des Benefits der jeweiligen Therapieoptionen unterschieden sich signifikant (p<0,001) zwischen Patientinnen einerseits und onkologisch tätigen Ärztinnen und Ärzten andererseits. Ausgehend von einem 5-Jahres-Gesamtüberleben von 60% ohne Therapie, verlangten 64% der Patientinnen eine Steigerung des Gesamtüberlebens von 10% und mehr, wohingegen nur 30% der Ärztinnen und Ärzte den gleichen Benefit forderten, um die Indikation zur Chemotherapie zu stellen. Bei der endokrinen Therapie zeigten sich noch größere Unterschiede bzgl. des geforderten Benefits. 57,7% der Patientinnen wünschten einen Benefit von mehr als 10%. Dem gegenüber standen nur 17,5% der Ärztinnen und Ärzte bei gleichem Benefit.
Nach statistischer Auswertung der gewonnen Informationen können folgende Kernaussagen getroffen werden:
Circa 20% der Patientinnen würden in der kurativen Situation jede Therapieoption wählen, die auch nur einen minimalen Benefit verspricht.
Ärztinnen und Ärzte verlangen mehrheitlich, unabhängig von der Ausgangslage, einen geringeren Benefits, der zwischen 5% und 10% lag, um eine Therapieoption zu rechtfertigen.
Patientinnen wünschten mehrheitlich, unabhängig von der Ausganglage, eine Steigerung des Benefits von 10%, oft jedoch um 20% und mehr.
Für die komplementären/ alternativen Therapien reichte der Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte eine subjektive Steigerung des Wohlbefindens, wohingegen Patientinnen in der Mehrheit mindestens von einer objektiv nachvollziehbaren Steigerung des Wohlbefindens ausgingen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Literaturübersicht
- 2.1 Einleitung und Fragestellung
- 2.2 Vorgehensweise und Methodik
- 2.2.1 Patientenerhebung
- 2.2.2 Ärztlicher Fragebogen und statistische Erhebung
- 2.2.3 Risikoabschätzung und statistische Methoden
- 2.2.4 St.Gallen Konsensus
- 2.2.5 S3 Leitlinie
- 2.2.6 AGO Empfehlungen
- 2.2.7 Weitere Einflussfaktoren auf Therapieentscheidung
- 2.3 Patienten-Arzt Interaktion
- 2.3.1 Drei Modelle der Arzt-Patienten Beziehung
- 2.3.2 Partizipative Entscheidungsfindung und soziodemographische Faktoren
- 2.3.3 Erfolgsfaktoren Partizipativer Entscheidungsfindung
- 2.4 Fragebogenentwicklung und Studienaufbau
- 3 Methodik
- 3.1 Patientenfragebogen
- 3.2 Ärztlicher Fragebogen
- 3.3 Fragebogen Evaluation
- 3.4 Studienablauf
- 3.5 Stichprobenumfang und Rekrutierung
- 3.6 Datenanalyse und statistische Methoden
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Anamnestische Daten der Patientinnen
- 4.2 Berufliche Daten der Ärztinnen und Ärzte
- 4.3 Detaillierte Fallbeispiele
- 5 Diskussion
- 6 Literaturverzeichnis
- 7 Abkürzungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation untersucht die Diskrepanz zwischen der subjektiven Einschätzung des notwendigen Therapievorteils durch Patientinnen mit Mammakarzinom und ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Ziel ist die Erhebung der Einflussfaktoren auf diese Einschätzung und die Entwicklung von Empfehlungen für eine patientenorientierte Therapieentscheidung.
- Subjektive Einschätzung des Therapievorteils durch Patientinnen
- Subjektive Einschätzung des Therapievorteils durch Ärztinnen und Ärzte
- Diskrepanzen zwischen den Einschätzungen von Patientinnen und Ärztinnen/Ärzten
- Einflussfaktoren auf die Therapieentscheidung
- Entwicklung patientenorientierter Empfehlungen für die Therapieentscheidung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 bietet eine Einführung in die Thematik. Kapitel 2 präsentiert eine Literaturübersicht zu den verschiedenen Therapieoptionen beim Mammakarzinom, der Arzt-Patienten-Kommunikation und der Entscheidungsfindung im medizinischen Kontext. Kapitel 3 beschreibt die Methodik der Studie "Gut Informieren – Gemeinsam Entscheiden!", einschließlich der Fragebogenentwicklung, der Stichprobenselektion und der Datenanalyse. Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Studie, wobei die Ergebnisse der Fallbeispiele in detaillierten Tabellen aufgelistet sind.
Schlüsselwörter
Mammakarzinom, adjuvante Therapie, neoadjuvante Therapie, palliative Therapie, Chemotherapie, antihormonelle Therapie, Strahlentherapie, Antikörpertherapie, komplementäre/alternative Therapien, Patientenpräferenzen, Arzt-Patienten-Kommunikation, shared decision making, Risikoberechnung, Evidenzbasierte Medizin, St.Gallen Konsensus, S3-Leitlinie.
- Quote paper
- Dr. med. Dragan Radosavac (Author), 2008, Diagnose Brustkrebs. Welche Therapie ist richtig? Der Einfluss des Aufklärungsgesprächs auf die Wahl der Patientin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123462