"Bist du ein Haus aus dicken Steinen". Analyse von Gottesbildern in Liedern für Grundschulkinder

Kriterien und Befunde


Tesis Doctoral / Disertación, 2008

600 Páginas, Calificación: magna cum laude


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. George Berkeley
2.1 Eine Kurzbiographie

3. Berkeleys Immaterialismus
3.1 Idee des Immaterialismus
3.2 Ontologische Kontraposition zu Locke
3.3 Im Kampf gegen den Atheismus und Skeptizismus

4. Schlusswort

5. Bibliographie

1. Einleitung

In den folgenden Ausrührungen werden mit Hilfe Berkeleys grundlegendes Schaffenswerk Prinzipien über die menschliche Erkenntnis eine neue Form des Denkens, der Wahrnehmung der Welt und ein Beweis Gottes dargelegt. Nach einem unabdingbaren Einblick in sein Leben geprägt von biblischen Lehren, der Hingabe theologischer Philosophie, die maßgebend für die Idee einer immaterialistischen Welt sind, folgt die Darlegung und des Immaterialismus, sowie seine Wurzeln, als auch seine Gegenströme. In einer tieferen Auseinandersetzung mit seiner erkenntnistheoretischen Abhandlung, gilt es das Werk des großen englischen Philosophen und Empiristen John Lockes An Essay concerning human understanding [Ein Versuch über den menschlichen Verstand] argumentativ einzubeziehen. Ohne Zweifel beeinflusst das erkenntnistheoretische Schaffen von Locke Berkeleys Beweggründe, seine Gedanken und die daraus entstandene Lehre des Immaterialismus niederzuschreiben.

Die Erkenntnis, dass Gott die Quelle der Wahrnehmung sei, ruht in der Auffassung, dass das Erkennen von sinnlichen Dingen ausschließlich auf die notwendige Existenz Gottes zurück zuschließen ist, welche Berkeley drei Jahre nach Erscheinen seines Lebenswerkes in Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous festhält. Ein kurzer Einblick seiner wichtigsten Erkenntnisse soll dieser Ausführung nicht verwert bleiben.

2. George Berkeley

2.1 Eine Kurzbiographie

Der aus wohlhabendem Haus in Irland 1685 geborene George Berkeley, wächst mit guter Schulbildung und einem augenscheinlichem Talent für das Beobachten seiner naturellen Umwelt.[1] Beweise hierfür sind naturgetreue und detaillierte Aufsätze über das Geschehen in der Natur. Bereits mit fünfzehn Jahren begann der junge Interessierte mit seinem Studium auf dem Trinity College in Dublin, wo er sein Studium der Mathematik, diverse Sprachen, Philosophie und Logik absolviert und im Jahre 1707 dem Master of Arts[2] erlangt. Sein Bestreben nach naturwissenschaftlicher Erkenntnis und sein wissenschaftliches Engagement verhelfen ihn zum Beitritt als Fellow Mitglied der Universität[3]. Vom Ergeiz getrieben, widmet sich der junge Irländer nun intensiver dem Theologiestudium und wird 1709 Priester[4].

Die intensivsten Jahre seines philosophischen Schaffens sind die folgenden sechs Jahre, in denen er seine drei großen Hauptwerke Der Versuch einer neuen Theorie des Sehens (1709), Eine Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis (1710) und die Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous (1713)[5] verfasst.

Während seiner Londonaufenthalte verschafft sich der irische Priester Bekanntschaften in angesehenen Kreisen, die ihn als Befürworter unterstützten. Einer dieser Befürworter war Graf Peterbourgh, der Berkeley auf seine Reise nach Italien mitnimmt, bei der sie unmittelbar auch Frankreich durchqueren und der reisende Philosoph auf den berühmten französischen Philosoph Malebranche zusammentrifft. Kurze Zeit darauf begibt er sich auf eine vierjährige Reise nach Rom, Neapel, Sizilien und anderen Gegenden, in denen er sein Beobachtungsdrang stillt[6].

Berkeleys folgende Schaffensjahre beschäftigen sich mit dem Missionierungsplan, dem Bermuda-Projekt, das mithilfe von „[…] christliche[n] Prinzipien […]“[7] einen „[…] Idealstaat en miniature […]“[8] in Amerika ins Leben rufen soll. Das Projekt scheitert wegen Desinteresse der Förderer. Der nun verheiratete Prediger verbringt über drei Jahre auf dem amerikanischen Kontinent, ehe er mit der Familie zurück nach England reist und 1734 sein Amt als Bischof von Cloyne aufnimmt[9]. Nach neunzehn Jahren Amtszeit stirbt George Berkeley.

3. Berkeleys Immaterialismus

3.1 Idee des Immaterialismus

Das 18. Jahrhundert gehört zu den Blütezeiten der philosophischen Ära. Neue Denkrichtungen veranlassen den Philosophen zu neuen Begründungen und neuen Beweisdarlegungen. Die neuzeitliche Philosophie beansprucht weiterhin die Erkenntnistheorie, also die Gewissheit über die Wirklichkeit und über Gott. Durch René Descartes grundlegend beeinflusst, sollen aus ihr Regeln über unser Handeln abgeleitet werden. Das Hauptaugenmerk der Vertreter liegt also im praktischen Interesse der Philosophie. Neben den Rationalisten René Descartes und Baruch de Spinoza treten die Empiristen, John Locke und David Hume in Erscheinung. Mit Hilfe ihrer Theorien soll die Welt und ihr Sein der Dinge erklärt werden, welche wiederum andere Denkweisen ins Leben rufen. Die Rede ist vom Skeptizismus, Atheismus und dem Deismus, die eine treibende Kraft gegen die theologischen geprägten Philosophien darstellt. Diese mit beweiskräftigen Aussagen zu bekämpfen, ist das Ziel der Idealisten, wie es George Berkeley einer ist. Der Kern dieser Philosophie ist die Verneinung der Existenz einer Außenwelt und die Behauptung, wir erschließen alles Sein der Dinge aus unseren Wahrnehmungen. Das ist letzten Endes die Erkenntnis der Wirklichkeit, nämlich dass wir, das Subjekt, durch unsere Sinne unsere Umwelt kreieren. Diese Position vertritt Berkeley und bekennt sich zum Idealismus und Spiritualismus, der besagt, dass nur geistige Subjekte und deren Inhalte existent und deren Ideen in Gott vereint sind. Zwei grundsätzliche Strömungen in der Philosophiegeschichte entstehen also, der Idealismus und Materialismus[10]. Von dem irischen Theologen George Berkeley stark beeinflusst ist der Begriff des Immaterialismus. Der Immaterialismus richtet sich in erster Linie gegen die so genannten Irreligionen, dem Freidenkertum und den Materialisten. Wie Letzteres verdeutlicht, sind die Anhänger der festen Überzeugung, dass die Welt aus Materie, „das bloß Gegebene, das an sich durch keine Operation der Vorstellungskraft ist“[11], also einer vom Wahrnehmen und Denken unabhängigen Außenwelt besteht. Das philosophischen Lexikon definiert den Materialismus als „eine philosophische Grundrichtung […], die die Materie - und nicht wie der Idealismus den Geist – als das Primat und Bestimmende ansieht“[12]. In der Definition nach Stephen Law, ist Materialismus die „Lehre, die besagt, dass das Stoffliche das allein Wirkliche in der Welt sei: Materie besteht aus Atomen und Molekülen“[13]. Zwischen beiden Definitionsansätzen liegen gerade einmal zwanzig Jahre.

Viele neuzeitlichen Philosophen wagen den Schritt, die Idee des Immaterialismus zu widerlegen, wie zum Beispiel Immanuel Kant in der zweiten Ausgabe der Kritik, in dem er sich ausdrücklich der Widerlegung des Idealismus[14] widmet. Denis Diderot schreibt: „Dieses System ist zur Schande des menschlichen Geistes und der Philosophie am schwierigsten zu widerlegen, obwohl es am absurdesten ist.“[15] Der schottische Philosoph und Romantiker David Hume stellt sich selbst die Frage, ob es „unphilosophisch [sei], nicht durch Argumente überzeugt zu sein, die [er] nicht widerlegen kann?[16] “ Dies zeigt, wie schwierig es ist, eine Theorie nicht akzeptieren zu wollen, ohne triftige Gründe anbringen zu können.

Berkeley ist in erster Linie Theologe und Prediger und als solcher möchte er überzeugen. In seiner Theorie des Immaterialismus fließen zwei zeitgeschichtliche Strömungen zusammen, zum einen das neuzeitliche philosophische Streben nach absoluter Erkenntnisgewissheit[17], wie es Descartes mit der Selbstsicherheit „Ich denke, also bin ich“ verdeutlicht und zum anderen die theologische Bemühung, Gott als nicht materiell und unabhängig von Beziehungen zu verstehen. Immaterialismus ist die „Lehre [von der] Materie, [die] keine selbstständige Wirklichkeit besitzt“[18]. Berkeleys Immaterialismus ist also „nicht eine Philosophie über das Wirkliche, sondern eine Philosophie über den Bergriff der Wirklichkeit“[19].

3.2 Ontologische Kontraposition zu Locke

Berkeleys größte Herausforderung ist die Zurückweisung des Meisterwerkes An Essay Concerning the Human Understanding [Ein Versuch über den menschlichen Verstand] aus dem Jahre 1690 von John Locke, in dem er sich gezielt mit seiner Abstraktionslehre auseinandersetzt. Diesen Irrglauben zu widerlegen und den hierfür erforderlichen empirischen Fakt, auch proof[20], zu liefern, gibt George Berkeley 1710 den Anlass für sein Hauptwerk A treatise concerning the principles of human knowledge. Der Leitfaden windet sich um eine aussagekräftige These: „Esse est percipi vel percipere“ [Sein ist Wahrgenommenwerden oder Wahrnehmen][21].

Im ersten Paragraphen der Einleitung, auch Draft Introduction[22] genannt, beschäftigt sich der damals Fünfundzwanzigjährige mit Lockes allgemeinen abstrakten Ideen und weißt diese Theorie kritisierend zurück. Locke ist der Meinung: „[...] simple Ideas, the Material of all our Knowledge, are suggested and furnished to the Mind [and] the Mind being furnished with a great number of the simple Ideas, conveyed in by the Senses [...] or by ,Reflection’”[23]. Von dieser Irrlehre ausgehend, legt Berkeley wesentliche Kritikpunkte dar. Sein erster Kritikpunkt betrifft die Trivialität abstrakter Ideen und deren Untrennbarkeit. Berkeley leitet hier nun die Problematik der Ideenabstraktion[24] ein. Bevor jedoch auf seine Argumentation eingegangen werden kann, sollte die Frage geklärt werden, was Locke unter diesem Begriff versteht. Zur besseren Verständlichkeit folgendes Zitat:

„[…] the mind makes the particular ,Ideas’, received from particular Objects, to become general; which ist done by considering them as they are in the Mind such Appearances, separate from all other Existences, and the circumstances of real Existance, as Time, Place, or many other concomitant ,Ideas’. This is called ABSTRACTION, whereby Ideas taken from particular Beings, become general Representatives of all of the same kind [...].”[25]

Abstraktion ist die Wahrnehmung von Dingen und setzt somit das Sein dieser Dinge voraus. Der Geist ist also in der Lage abstrakte Ideen von Dingen zu bilden. Diese, in der Natur normalerweise in zusammenhängender Form vorkommend, nimmt der Geist, auch Subjekt, getrennt war, so die Ansicht Lockes.

Hier setzt nun Berkeley seinen Kontrapunkt an und behauptet, dass der menschliche Geist nicht in der Lage ist, abstrakte Ideen zu bilden. Er zieht die Idee des Menschen[26] in Betracht, das heißt, er könne sich einen bestimmten Menschen vorstellen, genauso wie einen Arm oder ein anders Körperteil, doch ist dieses immer an einer anderen Idee gebunden, wie zum Beispiel einer bestimmten Farbe oder Form: „[…] any idea […] has to be an idea of some particular color.“[27] Die Rede ist hier vom Partikularismus. Berkeley sagt hierüber folgendes aus:

„Diese Qualitäten sind nur insofern im Geist […], als sie von ihm wahrgenommen werden, d. h. nicht als Modus oder Attribut, sondern nur als Idee. Dass die Seele oder der Geist ausgedehnt ist, weil Ausdehnung nur darin existiert, folgt ebenso wenig, wie dass die Seele oder der Geist rot oder blaut ist, weil diese Farben […] dort und nirgendwo sonst existieren. Was die Philosophen über Subjekt und Modus sagen, scheint sehr unbegründet und unverständlich zu sein.“[28]

Mit dieser Aussage bezieht sich Berkeley auf den portugiesischen Philosophen Baruch de Spinoza und dessen ethischen Definitionen. Um Attribut und Modus definieren zu können, bedarf es der Voraussetzung von Substanz, das in sich selbst und durch sich selbst begriffen ist[29]. Die Substanz ist der Träger ebensolcher. Hat ein Tisch eine bestimmte Form, so bezeichnet Spinoza dies als sein Attribut, also als sein Wesen oder Essenz, wohingegen die Farbe etwas Veränderliches ist und somit den Modus ausmacht. Diese offene Kritik Berkeleys an Spinoza kann jedoch kaum geltend gemacht werden, da der irische Philosoph von Anfang an die Existenz von Substanz oder auch Materie verneint. Für Berkeley sind Ideen nichts anderes als Einzelvorstellungen, die als Stellvertreter für mehrere Ideen erst zur Allgemeinheit werden, was unter dem Partikularismus[30] fällt.

Berkeley holt zum nächsten Schlag aus und konfrontiert den Leser mit seiner Auffassung der Allgemeinheit. Dabei nimmt er unmittelbar Bezug auf den bereits angeführten Partikularismus, der die Dinge als Einzelnes vorsieht und auf die Repräsentationstheorie, auf die dieser aufgebaut ist. Der bekennende Idealist definiert die Allgemeinheit des Begriffes „[…] in der Beziehung, in der dieses zu dem Einzelnen steht […]“[31]. Doch was genau versteht man unter Beziehung? Welche Relationen zwischen den Dingen werden gemacht, nach welchen Spezifika oder Eigenschaften wird unterschieden oder verallgemeinert? Eine genaue Antwort gibt Berkeley hier nicht an, er beruft sich jedoch auf das Beispiel des allgemeinen Dreiecks, um zumindest andeutungsweise eine Stütze seines Kritikpunktes zu haben. Diese Stütze ist jedoch weniger solide, als sie zu sein scheint, denn um ein vertretbares Dreieck für andere Dreiecke betrachten zu können, muss dieses doch gleichermaßen von anderen geometrischen Figuren in ihren Beziehungen zu einander unterschieden werden. Das Problem der Differenzierung erweist sich als schwieriges Unterfangen. Um den tatsächlichen Beweis einer abstrakten Idee eines allgemeinen Dreiecks zu haben, wäre eine Untersuchung mathematischer Unterschiede aller in Frage kommenden Vergleichsdreiecke erforderlich. Ein zweckloses Unterfangen. Um ein Ding, Name oder Begriff zur Allgemeinheit zu verhelfen, ihn also als Repräsentant einsetzen zu können, bedarf es einer neutralen Betrachtung um seiner selbst Willen, ohne auf bestimmte Gegebenheiten, wie „[…] Winkel oder die Verhältnisse der Seiten […]“[32] zu achten.

Locke stellt hierzu folgende Problematik im vierten Buch seines Essays auf: „Does it not require some pains and skill to form the ,general Idea’ of a ,Triangle’ [...] for it must be Oblique, nor Rectangle, neither Equilateral, Equicrural, nor Scalenon; but all and none of these at once.”[33] Ein Dreieck, welches alles und nichts vereint, klingt schier unmöglich. Aus dieser undenkbaren Wahrscheinlichkeit, fordert Berkeley den aufmerksamen Leser wieder einmal auf, introspektiv diese Idee zu verifizieren, was natürlich nicht funktioniert.

3.3 Im Kampf gegen den Atheismus und Skeptizismus

In einem weiteren Anklagepunkt schildert Berkeley die Konsequenzen, wie der Skeptizismus und somit die totale Abwendung Gottes, bei einer irrtümlichen Interpretation der Dinge. Berkeley reflektiert über vergangene Forschungsjahre und stellt fest, dass diese doch häufig Dunkelheit mit sich brachten und nicht die erhoffte aufhellende Erkenntnis. Der aus dieser Dunkelheit resultierende Skeptizismus ist nur eine der verheerenden Konsequenzen des Materialismus. Skeptizismus ist nach Berkeley das angebliche Ergebnis der verfehlten Gelehrtenphilosophie[34]. Der damals noch junge Ire ist sich dem Nutzen der Wissenschaft und der Philosophie für die Menschheit bewusst und preist die Gelehrten als Wegweiser an. Schon zu Beginn seines Werkes, im ersten Paragraph der Einleitung, definiert er, dass die „[…] Philosophie nichts anderes als das Streben nach Weisheit und Wahrheit ist […]“[35]. Fänden hier nun Skeptiker oder Zweifler immer mehr Andrang, wäre dies fatal, denn wer sich dem Atheismus auf diese Weise nähert, der stellt sich irgendwann die Frage, ob Gott wirklich existiert und genau das vermag Berkeley verhindern zu wissen, indem er den absoluten Beweis in seinen Prinzipien liefert. „Es sind also zwei Ziele, die Berkeley verfolgt: Konsolidierung der Wissenschaften sowie Bekämpfung von Atheismus und Skeptizismus.“[36]

Zu Zeiten Berkeleys breiten sich zunehmend neue Glaubensformen aus, die die Existenz Gottes immer wieder in ein neues Licht zu rücken versuchen. So findet der Deismus besonders in England vermehrt Anklang. Er besagt, dass Gott die Ursache ist, aber keinen Eingriff in das Diesseits hegt. Für Berkeley zeugt das eindeutig für eine atheistische Haltung. Der Atheismus ist die Verneinung der Existenz Gottes, sowie den Glaube an Gott.

Der irische Philosoph behauptet fortan, dass nur der Atheismus und all die Irrreligionen erst aus der Idee einer körperlichen Substanz[37], also der Lehre von der Materie, entstehen konnte. Dies ist ein wichtiges Bindeglied und wenn es wegfällt, so würde das gesamte Konstrukt zusammenbrechen und die für ihn einzige Erkenntnis über Gott als denkenden Geist gelten. In seinen schriftlichen Auseinandersetzungen finden sich zwei Gottesbeweise: „das phykikotheologische Argument und […] [das] gnoseologisch[e] [Argument][38]. Es ist der Versuch zu unterscheiden, dass das Dasein nicht von der Willkür abhängt, der Unterscheid zwischen Wahrnehmung und Einbildungskraft und der dafür zugrunde liegende Beweis für einen Geist, „der in mir in jedem Augenblick all die sinnlichen Eindrücke, die ich wahrnehme, hervorbringt“[39].

In den Drei Dialogen nutzt Berkeley die Gelegenheit, seine nun oft missverstandene Theorie des Immaterialismus aus den Prinzipien erneut und in einer Gesprächsform zu vermitteln. Somit ist der Leser Beobachter und Zuhörer zu gleich. Diese Form des philosophischen Schreibens ist natürlich eine sehr beliebte und oft genutzte Form, vorzugsweise bei den alten Griechen wie Aristoteles oder Platon. Warum ist nun dieses Werk ganz besonders wichtig im Hinblick auf den Kampf gegen Skeptiker und Atheisten? Bereits im Titel des Werkes ist zu erfahren, dass es die „Absicht ist, die Wirklichkeit und Vollkommenheit menschlicher Erkenntnis, die unkörperliche Natur der Seele und die unmittelbare Vorsehung einer Gottheit klar zu beweisen in Opposition zu Skeptikern und Atheisten […]“[40]. Berkeley erhofft sich nun endlich verstanden zu werden, aber auch die Anerkennung seiner Lehren, um somit unnütze Teilbereiche der Wissenschaft verschwinden zu lassen. Denn es sind ebendiese Bereiche, die dafür sorgen, dass der gesunde Menschenverstand[41], so der irische Prediger, verdorben wird. Aus diesem Grund argumentiert er peinlich genau, immer in der Annahme eines möglicherweise gestellten Gegenarguments. Er möchte die Ungläubigen durch Vernunftgründe überzeugen. Ein Großteil der Gelehrten schenkt den gegenwärtigen Lehren der Philosophen wie Locke, Hume, Rousseau oder Kant, mehr Aufmerksamkeit und auch Glaube. Diese Lehren entfernen sich seiner Meinung nach von dem Common Sense, dem sich Berkeley hingegen nähert. Das Problem, das sich hier stellt, ist die Tatsache, dass schlussendlich die meisten Gelehrten keinen gesunden Menschenverstand besitzen würden. Konfrontationen sind aus diesem Grund natürlich nicht ausgeschlossen.

4. Schlusswort

„Die Materie, sage ich, und jedes ihrer Teilchen ist nach ihrer Lehre unendlich und gestaltlos, und es ist der Geist, der die ganze Vielfalt von Körpern bildet, welche die sichtbare Welt ausmachen und von denen keiner länger existiert, als er wahrgenommen wird.“[42] Überzeugt von dieser Auffassung, schreitet Berkeley zur Tat und kontert gezielt und mutig den damals hoch angesehen John Locke, der seinerzeit der Überzeugung war, dass: „ ideas are‚ whatsoever the mind perceived in itself, or is the immediate object of perception, thought or understanding’.“[43] Obwohl sich Berkeley mit seinen Prinzipien viel Spott holt, sorgt er dennoch dafür, dass man seinen Namen auch in London kennt. Mit dem Versuch der Widerlegung des Materialismus ist Berkeley gescheitert. Stets missverstanden, sieht er sich dem öffentlichen Spott seine Mitstreiter und sogar aus den eigenen Reihen ausgesetzt. Er hat lediglich aufgezeigt, dass, wenn es etwas gibt, das unsere Wahrnehmung hervorbringt, es ein außerhalb von Materie existierender Geist oder Gott sein kann jedoch nicht ist. Seiner ontologischen Ansicht zufolge existiert nichts außerhalb der Wahrnehmung, außer Gott. Der von sich selbst überzeugte Theologe und Prediger versucht seine Leser zu überzeugen, eine neue Geisteshaltung anzunehmen, woran er kläglich scheitert.

Schlussendlich erreicht er sein Ziel also nicht, denn mit dem aufkommenden industriellen und sich veränderndem Zeitalter, ändern sich der Mensch und seine Vorstellung über das Sein. Das Streben nach der Wahrheit treibt ihn in die genau andere Richtung, dem Materialismus.

5. Bibliographie

Berkeley, George: Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous, In: Breidert, Wolfgang

(Hrsg.): George Berkeley: Drei Dialoge zwischen Hylas und Phinonous, Felix Meiner Verlag, Hamburg 2005a.

Berkeley George: Prinzipien über die menschliche Erkenntnis, In: Philipp Reclam jun. GmbH

& Co.: Gawlick, Günther (Hrsg.) / Kreimendahl Lothar (Hrsg.), Goerge Berkeley: Eine Abhandlung über die Prinzipien über die menschliche Erkenntnis, Stuttgart 2005b.

Grayling, Anthony C.: Berkeley: The Central Argument, Duckworth, London 1986.

Kwiatkowski, Gehard: Meyers kleines Lexikon. Philosophie, Bibliographisches Institut,

Mannheim 1987.

Kulenkampff, Arend: Eine Abhandlung über die menschlichen Prinzipien, Meiner Verlag,

Hamburg 2004.

Kulenkampff, Arend: George Berkeley, Beck’sche Reihe Große Denker, C. H. Beck’sche

Reihe Verlagsbuchhandlung, München 1987.

Law, Stephen: Abenteuer Denken, Arena Verlag GmbH, Würzburg 2007.

Locke, John: An Essay concerning human understanding, Clarendown Edition, Oxford 1975.

Maimon, Salomom: Versuch über die Transzendentalphilosophie, Meiner Verlag, Hamburg

2004.

Pappas, George S.: Berkeley’s Thought, Cornell University Press, Ithaca, London 2000.

Zinaich, Samuel J.: John Locke’s Moral Revolution: from natural law to moral relativism,

University Press of America, Lanham Maryland 2006.

http://lexikon.meyers.de/wissen/Immaterialismus (Stand: 21. Februar 2009, 14Uhr)

[...]


[1] Vgl. Kulenkampff, Arend, George Berkeley, Beckschen Reihe Große Denker, München 1987, 9.

[2] Vgl. Kulenkampff 1987, 10.

[3] Vgl. Kulenkampff 1987, 11.

[4] Vgl. Kulenkampff 1987, 13.

[5] Berkeley George: Prinzipien über die menschliche Erkenntnis, In: Philipp Reclam jun. GmbH & Co.: Gawlick, Günther (Hrsg.) / Kreimendahl Lothar (Hrsg.), Goerge Berkeley: Eine Abhandlung über die Prinzipien über die menschliche Erkenntnis, Stuttgart 2005,155.

[6] Vgl. Kulenkampff 1987, 19-21.

[7] Vgl. Kulenkampff 1987, 24.

[8] Vgl. Kulenkampff 1987, 25.

[9] Kulenkampff 1987, 23-28.

[10] Vgl. Kwiatkowski, Gehard: Meyers kleines Lexikon. Philosophie, Bibliographisches Institut, Mannheim 1987, 195.

[11] Maimon, Salomom: Versuch über die Transzendentalphilosophie, Meiner Verlag, Hamburg 2004, 93.

[12] Kwiatkowski 1987, 259.

[13] Law, Stephen: Abenteuer Denken, Arena Verlag GmbH, Würzburg 2007, 243.

[14] Berkeley, George: Drei Dialoge zwischen Hylas und Philonous, In: Breidert, Wolfgang (Hrsg.), George Berkeley: Drei Dialoge zwischen Hylas und Phinonous, Felix Meiner Verlag, Hamburg 2005, 19.

[15] Berkeley 2005a , Klappentext.

[16] Berkeley 2005a, 18.

[17] Vgl. Berkeley 2005a , 27.

[18] http://lexikon.meyers.de/wissen/Immaterialismus (Stand: 21. Februar 2009, 14Uhr).

[19] Berkeley 2005a, 9.

[20] Vgl. Berkeley 2005b, 138.

[21] Berkeley 2005b , 155.

[22] Pappas, George S.: Berkeley’s Thought, Cornell University Press, Ithaca, London 2000, 63.

[23] Locke, John: An Essay concerning human understanding, Clarendown Edition, Oxford 1975, 295.

[24] Vgl. Berkeley 2005b, 16.

[25] Pappas 2000, 74.

[26] Vgl. Berkeley 2005b, 17.

[27] Pappas 2000, 63.

[28] Berkeley 2005b, 63.

[29] Vgl. Arbeitsblatt: Spinoza, Ethik, Seminar Abenteuer Denken WS 08/ 09.

[30] Vgl. Berkeley 2005b, 20.

[31] Berkeley 2005b, 23.

[32] Berkeley 2005b, 17.

[33] Pappas 2000, 61.

[34] Vgl. Berkeley 2005a , 131.

[35] Berkeley 2005b, 11.

[36] Berkeley 2005b, 157.

[37] Vgl. Berkeley 2005b, 91.

[38] Kulenkampff 1987, 152.

[39] Vgl. Kulenkampff 1987, 153.

[40] Berkeley 2005a, 27.

[41] Vgl. Berkeley 2005a, 6.

[42] Vgl. Berkeley 2005b, 62.

[43] Grayling, Anthony C. : Berkeley: The Central Argument, Duckworth, London 1986, 50.

Final del extracto de 600 páginas

Detalles

Título
"Bist du ein Haus aus dicken Steinen". Analyse von Gottesbildern in Liedern für Grundschulkinder
Subtítulo
Kriterien und Befunde
Universidad
University of Bamberg
Calificación
magna cum laude
Autor
Año
2008
Páginas
600
No. de catálogo
V123486
ISBN (Ebook)
9783640357116
ISBN (Libro)
9783640357031
Tamaño de fichero
8515 KB
Idioma
Alemán
Notas
Der ausführliche Anhang bietet: 1. Kriterienkatalog von 138 konkreten Fragen zur Auswahl und Analyse geeigneter Gottes-Kinder-Lieder, aber auch zur Beurteilung jeglicher Rede von Gott. 2. Kommentiertes tabellarisches Verzeichnis der betrachteten 250 Lieder, Kurzrezensionen der verwendeten Liederbücher. 3. 77 Gottes-Kinder-Lieder für den Religionsunterricht in der Grundschule. Dies ist eine Zusammenstellung besonders geeigneter neuerer Lieder. Sie erscheint hier nur als Angabe der Titel - Text und Noten können der Quellenangabe aus Anlage 2 entnommen werden.
Palabras clave
Bist, Haus, Steinen, Analyse, Gottesbildern, Liedern, Grundschulkinder, Kriterien, Befunde
Citar trabajo
Regine Rempe (Autor), 2008, "Bist du ein Haus aus dicken Steinen". Analyse von Gottesbildern in Liedern für Grundschulkinder, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123486

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