Die Rolle der Agrippina minor als Kaisergattin. Privilegien und narrative Funktion in Tacitus' Annalen


Dossier / Travail, 2019

13 Pages, Note: 2,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Privilegien der Agrippina minor
2.1. Cognomen Augusta
2.2. Colonia Claudia Ara Agrippinensium

3. Die narrative Funktion der Agrippina in den Annalen von Tacitus
3.1. Direkte Handlungen
3.2. Indirekte Handlungen

4. Fazit

5. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Agrippina minor wird als eine machtbesessene und verführerische Frau charakterisiert, die während ihrer Zeit als Kaisergattin Einfluss auf politische Angelegenheiten gehabt haben soll. Jedoch wird die Darstellung von einer herrschaftssüchtigen Agrippina innerhalb der Forschung nicht immer vertreten, da eine kritische Auffassung gegenüber den vorhandenen Quellen besteht und dementsprechend eine Skepsis bezüglich der Charakterdarstellung Agrippinas vorhanden ist. In Anbetracht dessen soll es in dieser Arbeit um die Frage gehen, wie Agrippina minor ihre Rolle als Kaisergattin nutzte. Dabei sollen die Privilegien, die sie während ihrer Zeit als Kaisergattin bekam, näher untersucht werden. Insbesondere das CognomenAugustaund die KolonieColonia Claudia Ara Agrippinensiumsollen in den Vordergrund gerückt werden. Zudem wird die narrative Funktion der Agrippina in den Annalen von Tacitus betrachtet und dabei die direkten und indirekten Handlungen der Agrippina, die ihr in den Annalen zugeschrieben werden, näher untersucht.

Für die Arbeit werden primär die Annalen von Tacitus in Betracht gezogen, da er eine recht detaillierte Darstellung des Agrippina-Charakters skizziert. So werden sowohl die Privilegien als auch die Handlungsabsichten der Agrippina dargestellt. Neben den Annalen von Tacitus werden die Berichte von Cassius Dio als Ergänzung dienen.
Die Aufsätze „Skrupellose Herrscherin? Das Bild der Agrippina minor bei Tacitus“ und „Agrippina minor: Frauenbild als Diskurskonzept“ von Thomas Späth liefern relevante Informationen darüber, welche Funktion die narrative Darstellung der Agrippina in den Annalen von Tacitus einnimmt. Dabei nimmt Späth eine recht kritische Haltung ein, weshalb seine Aufsätze eine differenzierte Betrachtungsweise liefern. Bezogen auf das Cognomen Augusta werden die Arbeiten von Anne Kolb herangezogen, da sie in ihrem Aufsatz „Augustae – Zielsetzung, Definition, prosopographischer Überblick“ einen guten Überblick über den Beinamen verschafft und dessen Relevanz schildert. Bezüglich der Colonia Claudia Ara Agrippinensium geben die Aufsätze und Monografien von Werner Eck einen minimalistischen Überblick, da die Kolonie in den Annalen von Tacitus kurz erwähnt wird und dementsprechend keine detailliertere Auskunft über die Koloniegründung hergibt.

2. Die Privilegien der Agrippina minor

Agrippina minor wird sowohl in den Annalen von Tacitus als auch in den Berichten von Cassius Dio als eine verführerische und machtbesessene Frau charakterisiert, die während ihrer Zeit als Kaisergattin einen erheblichen Einfluss in politische Angelegenheiten gehabt haben soll.1 Entscheidend für den Machtausbau wird die Errichtung einer Kolonie in ihrer Geburtsstadt2 , aber auch die Verleihung von zusätzlichen Sonderrechten wie die des CognomensAugustagesehen. Diesen bekam Agrippina minor nach der Adoption ihres Sohnes Domitius, der anschließend Nero hieß.3 Im Folgenden sollen die beiden Privilegien näher untersucht werden.

2.1. Cognomen Augusta

In den Annalen von Tacitus wird das Cognomen als eine Rangerhöhung für Agrippina minor gewertet und mit der Adoption Neros in Verbindung gebracht.4 Jedoch trieb Agrippina minor nicht selbst die Adoption ihres Sohnes voran, sondern der Freigelassene Pallas.5 Damit wird der Agrippina minor ein indirektes Handeln zugeschrieben. Somit lässt sich der Eindruck erwecken, dass Agrippina minor durch indirekte Wege Einfluss auf die Adoption ihres Sohnes nahm und unmittelbar danach das CognomenAugustabekam, wodurch sie ihren Rang weiter ausbauen konnte. Die Althistorikerin Anne Kolb argumentiert bezüglich der Verleihung von Ehrungen und Privilegien, dass dadurch weitere Grundlagen und Strukturen geschaffen seien, um eine politische Einflussnahme zu ermöglichen.6 Jedoch hatte die Verleihung des Cognomens nicht die Intention, eine politische Teilhabe des weiblichen Geschlechts zu ermöglichen7 , denn Frauen hatten keinen Platz in der Politik, weil die Ausübung von politischer Macht im Zuständigkeitsbereich des Mannes lag.8 Aufgrund dessen wurde der Augusta weder staatsrechtliche Kompetenzen noch die kaiserliche Macht übertragen.9 Vielmehr führte die Verleihung zu einer Annäherung an den Status des Kaisers10 und war während der iulisch-claudischen Dynastie unmittelbar mit der Mutterschaft verbunden.11

[...]


1 Tac. ann. 12,3; 12,7,3; Cass. Dio 60,32,1; 60,33.

2 Tac. ann. 12,27,1.

3 Sowohl in den Annalen als auch in den Berichten von Cassius Dio wird nicht ersichtlich, durch wessen Beschluss sie den Beinamen bekam. Vgl. Tac. ann. 12,26,1; Cass. Dio 60,32,4.

4 Tac. ann. 12,25; vgl. auch Cass. Dio. 60,32,4.

5 In den Annalen von Tacitus wird der Agrippina ein ehebrecherisches Verhältnis mit dem Freigelassenen Pallas zugeschrieben. Jedoch wird die Charakterisierung Agrippinas als eine unsittliche Frau schon vor der Ehe mit Claudius hervorgehoben. So habe sie mit der Verwandtschaftsbegründung ihren Onkel Claudius des Öfteren besucht und dabei ihre Reize ausspielen lassen. Das narrative Muster der Schamlosigkeit gleicht der Charakterbeschreibung von Messalina. In diesem Zusammenhang seien auf die Berichte von Cassius Dio hingewiesen, der die Agrippina minor als eine zweite Messalina charakterisiert. Somit wird Agrippina bezüglich des ehebrecherischen Verhaltens auf demselben Niveau wie die der Messalina gestellt und mit ihr verglichen. Vgl. Tac. ann. 12,7,3; 12,25,1; Cass. Dio. 60,31,1; 60,33,2.; Suet. Claud. 26,3.

6 Kolb 2010, S. 11

7 Kolb 2010, S. 11.

8 Kolb 2010, S. 11.

9 Kolb 2010, S. 14-15; Vogt-Lüersson 2002, S. 122.

10 Kolb 2010, S. 15.

11 In diesem Zusammenhang wird von Christiane Kunst hinzugefügt, dass nicht nur die Kaisergattin mit der Augusta ausgezeichnet werden konnte, sondern auch die Mutter oder Tochter des Kaisers. Vgl. Hutmacher 2010, S. 57-58; Kuhoff 1993, S. 247; Kunst 2000, S. 2.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Die Rolle der Agrippina minor als Kaisergattin. Privilegien und narrative Funktion in Tacitus' Annalen
Université
University of Duisburg-Essen
Note
2,7
Auteur
Année
2019
Pages
13
N° de catalogue
V1235657
ISBN (ebook)
9783346662569
ISBN (Livre)
9783346662576
Langue
allemand
Mots clés
Antike, Claudius, Agrippina minor, Augusta, Colonia Claudia ara Agrippinensium
Citation du texte
Hasan-Yasin Baran (Auteur), 2019, Die Rolle der Agrippina minor als Kaisergattin. Privilegien und narrative Funktion in Tacitus' Annalen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1235657

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