In der folgenden Arbeit soll die Erzählung "Die Beschneidung" des deutschen Nachkriegsautoren Bernhard Schlink untersucht werden. In dieser in dem Erzählband "Liebesfluchten" (2002) enthaltenen Erzählung geht es um eine Liebesbeziehung zwischen dem deutschen, nicht-jüdischen Mann Andi und der amerikanischen Jüdin Sarah. Schlink thematisiert dabei sowohl das deutsche „Schuldsyndrom“ als auch „die Interferenzen und Diskrepanzen zwischen dem individuellen und dem kollektiven Gedächtnis“ und zwischen „kollektiver und individueller Identität“. Laut Kathrin Schödel braucht das kollektive deutsche Gedächtnis ein Gegenüber („the Other“). Diese „Other“ sind in Schlinks Erzählung die Juden: die deutsche Identität kommt fast immer zum Ausdruck im Gegensatz zur jüdischen, wobei ihr Verhältnis von der Vergangenheit belastet ist.
"Die Beschneidung" soll in Bezug auf die Stichworte Dichotomie und Opfer- bzw. Täterposition hin analysiert werden. Schlink schafft in seiner Erzählung eine klare Trennung der deutschen, nicht-jüdischen, männlichen Identität und der amerikanischen, jüdischen, weiblichen Identität. Alle Facetten dieser beiden Identitäten werden als Gegensatzpaare konstituiert. Indem die deutsche Identität als Opfer dargestellt wird, wird die jüdische Identität zum Täter. Damit wird eine sogenannte Täter-Opfer-Umkehr vollzogen, welche ein grundlegendes Merkmal des Antisemitismus nach Auschwitz ist. Wie es durch Schlinks Darstellung zur Bildung der Gegensatzpaare und wie es auf Grundlage dessen zu einem Rollentausch kommt, soll in dieser Arbeit durch genaue Textarbeit analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Antisemitismus (in der Literatur) nach 1945.
- Täter und Opfer in Bernhard Schlinks Die Beschneidung....
- Gruppenbildung durch das Hervorheben von Gegensätzen
- Die Täter-Opfer-Umkehr ..
- Deutsch-jüdische Begegnungen......
- Jüdisch- deutsche Begegnungen.
- Die (Selbst-)Beschneidung.
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Analyse der Erzählung „Die Beschneidung“ von Bernhard Schlink. Ziel ist es, die Darstellung des deutsch-jüdischen Verhältnisses in der Erzählung im Kontext des Antisemitismus nach 1945 zu untersuchen. Dabei wird besonders auf die Konstruktion von Gruppen durch Gegensätze und die daraus resultierende Täter-Opfer-Umkehr eingegangen.
- Antisemitismus in der deutschen Nachkriegsliteratur
- Die Darstellung des deutsch-jüdischen Verhältnisses in „Die Beschneidung“
- Die Konstruktion von Gruppen durch Gegensätze
- Die Täter-Opfer-Umkehr als Merkmal des Antisemitismus nach Auschwitz
- Die Rolle von Schuld und Opferposition in der deutschen Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Bedeutung der deutschen Literatur für die Auseinandersetzung mit dem Schuld- und Opferthema nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie führt den Leser in den Kontext der Vergangenheitsbewältigung ein und stellt Bernhard Schlink als einen wichtigen Vertreter der dritten Generation deutscher Schriftsteller vor, die sich mit dieser Problematik auseinandersetzen.
Der Hauptteil beleuchtet zunächst die Entstehung und Entwicklung des Antisemitismus nach 1945, mit besonderem Fokus auf seine literarischen Manifestationen. Im zweiten Teil wird die Erzählung „Die Beschneidung“ von Bernhard Schlink analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die Konstruktion von Gruppen durch die Hervorhebung von Gegensätzen zwischen deutscher und jüdischer Identität. Es wird untersucht, wie diese Gegenüberstellung zu einer Täter-Opfer-Umkehr führt und wie die deutsche Identität als Opfer der jüdischen Identität präsentiert wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Antisemitismus, deutsch-jüdische Beziehungen, Identitätskonstruktion, Täter-Opfer-Umkehr, Schuldfrage, Nachkriegsliteratur, Bernhard Schlink, „Die Beschneidung“, Gruppenbildung, Gegensätze, Opferposition, deutsche Identität, jüdische Identität.
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- Anonym (Autor), 2020, Das deutsch-jüdische Verhältnis in Bernhard Schlinks "Die Beschneidung", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1235880