Form und Funktion der Ehe in Friedrich Schillers "Don Karlos"


Hausarbeit, 2017

21 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Explizites Thematisieren von Ehe
2.1 Ansichten über die Ehe im Allgemeinen
2.2 Die Ehe von Elisabeth und Philipp
2.2.1 Explizites Thematisieren durch die Ehepartner
2.2.2 Explizites Thematisieren durch andere Figuren

3. Formensprachliches Veranschaulichen von Ehe
3.1 Figurendarstellung
3.2 Figurenkonstellation
3.3 Schauplatzdarstellung/ Schauplatzkonstellation
3.4 Handlungsdarstellung

4. Schluss und Ausblick

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang
6.1 Vorarbeit zum Literaturverzeichnis- Bibliographie
6.2 Checkliste interpretationsrelevanter Kontexte literarischer Texte
6.3 Strukturpyramide

1. Einleitung

Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen - und die damit verbundenen Gefühle, Gedanken und Empfindungen - sind egal zu welcher Zeit große Themen in der Literatur. Auch Schillers Drama Don Karlos greift diese Themen auf, indem es die unterschiedlichsten sozialen bzw. romantischen Beziehungen behandelt.

Das Drama wird in der Forschungsliteratur als Übergangsdrama zwischen der Epoche des Sturm und Drang und der Weimarer Klassik bezeichnet. Ein zentrales Merkmal des Sturm und Drangs ist die radikale Aufwertung des Gefühls. Don Karlos bestätigt dieses Merkmal, indem es die komplizierte „Dreiecksbeziehung“ zwischen dem Prinzen, der Königin und dem König thematisiert. Der König stahl seinem Sohn die Braut und heiratete sie selbst. Daraus entsteht eine Ehe, die nicht aus Liebe, sondern aus politischen Interessen geschlossen wurde.

In der literaturwissenschaftlichen Forschung gibt es nicht viel Material zum Thema der Ehe in Don Karlos. Die Themen der Politik oder der Freiheit nehmen die zentralen Betrachtungspunkte der Forschung ein. Wenn eine Beziehung zum Thema gemacht wird, dann ist es die zwischen Karlos und der Königin.

Da die Forschung dieses Thema noch kaum berücksichtigt hat, ist die Ehe und im speziellen die Ehe der Königin und des Königs Gegenstand dieser Arbeit. Im Folgenden wird die Frage thematisiert, wie die Ehe in Don Karlos dargestellt wird. Durch Beantwortung dieser Frage lässt sich direkt auf die Ansichten Schillers über die Ehe schließen, und somit beansprucht die Fragestellung eine Relevanz in der Literaturgeschichte.

Die Schlussfolgerungen, welche ich aus der Beantwortung der zentralen Fragestellung ziehe, führen mich zu folgender zentralen These: die Ehe wird fast ausschließlich als negativ dargestellt, was sich vor allem an der Ehe der Königin und des Königs zeigt.

Den Hauptteil dieser Arbeit gliedere ich in zwei Überabschnitte: das explizite Thematisieren von Ehe und das formensprachliche Veranschaulichen von Ehe. Das explizite Thematisieren unterteile ich in das Thematisieren der Ehe allgemein und das konkrete Thematisieren der Ehe der Königin und des Königs. Dieser Teil der Arbeit dient zur Veranschaulichen der verschiedenen Ansichten der Figuren über die Ehe. Somit trägt er zur Beantwortung der zentralen Fragestellung bei, indem die konkret im Text geäußerten Meinungen verdeutlicht und vergleicht. Die explizite Rede über das königliche Ehepaar unterteile ich nochmals in das Thematisieren durch die Ehepartner selbst und durch andere Figuren, da es einen Unterschied macht die Ehe selbst mitzuerleben oder nur von außen zur beurteilen. Im zweiten Teil des Hauptteils beschäftige ich mich mit dem formensprachlichen Veranschaulichen von Ehe durch die Figurendarstellung, die Figurenkonstellation, die Schauplatzdarstellung bzw. Schauplatzkonstellation und die Handlungsdarstellung. Diesen Unterpunkten widme ich jeweils einen Abschnitt. Durch diesen Teil des Hauptteils wird verdeutlicht, welche Ansichten über die Ehe bzw. Merkmale der Ehe von Königin und König durch verschiedene formensprachliche Mittel zu Tage gebracht werden.

Um die zentrale Fragestellung zu beantworten betrachte und analysiere ich alle Textstellen, die entweder explizit oder implizit etwas zu Thema äußern.

2. Explizites Thematisieren von Ehe

Das Thema Ehe wird im Text relativ häufig angesprochen. Es lassen sich insgesamt 10 Stellen im Text finden. Das Thema wird vor allem in Akt 1 (4 Textstellen) und Akt 3 (4 Textstellen) angesprochen. In Akt 2 und 4 lässt sich jeweils eine Textstelle finden und in Akt 5 keine.

Zu diesen Textstellen zähle ich die Stellen, in welchen Ansichten über die Ehe im Allgemeinen geäußert werden und Stellen, in denen konkret über die Ehe von Philipp und Elisabeth gesprochen wird. Diese Textabschnitte werden nochmal in zwei Kategorien aufgeteilt: Stellen, in denen die Ehe von den Ehepartnern thematisiert wird und Stellen, in dem dies durch andere Charaktere geschieht. In den folgenden Unterpunkten trage ich die verschiedenen Ansichten und Erlebnisse zum Thema Ehe zusammen und versuche zu verdeutlichen, ob eine einheitliche Meinung herrscht oder inwieweit die einzelnen Ansichten auseinander gehen. Außerdem thematisiere ich die Widersprüche, die zwischen den Aussagen einzelner Personen bestehen und versuche herauszufinden wie es zu diesen kommt. Dabei teste ich die Äußerungen auf Glaubwürdigkeit und Unglaubwürdigkeit.

2.1 Ansichten über die Ehe im Allgemeinen

Dieser Abschnitt behandelt die Frage, wie die einzelnen Figuren zur Ehe stehen. Somit trägt der Abschnitt zur Hauptfrage bei, indem er die Darstellung der Ehe in den subjektiven Meinungen der verschiedenen Personen analysiert. Dazu werden 3 Textstellen genauer betrachtet. Fasst man die verschiedenen Ansichten zusammen kommt man zu folgendem Ergebnis: die Figuren kritisieren durch ihre Äußerungen die höfische Heiratspolitik. Die Liebe wird als der einzige Grund für die Ehe dargestellt.

Die erste Begegnung des Textes mit dem Thema Ehe findet sich in Akt 1/ Kapitel 3.1 Die Königin und ihre Hofdamen spazieren die Allee in Aranjuez entlang. Im Laufe ihres Gesprächs kommen sie darauf zu sprechen, dass die Prinzessin Eboli bald die Braut von Gomez werden soll. Die Königin soll ein gutes Wort für ihn einlegen, doch sie kann das nur, wenn sie weiß, ob er auch ein würdiger Mann ist. Die Herzogin von Olivarez bejaht dieses mit der Begründung, dass er in der Gunst des Monarchen stehe. Doch die Königin legt darauf keinen Wert, sie will nur wissen ob er fähig ist zu lieben und geliebt zu werden. Die Herzogin und die Königin haben zwei verschiedene Definitionen des Begriffs „würdig“. Nur Eboli kann der Königin beantworten, ob Gomez würdig ist. Die Prinzessin steht, wie im Nebentext beschrieben, nur stumm und verwirrt da. Bis die Gefühle aus ihr herausbrechen und sie sich zu Füßen der Königin wirft. Eboli wirkt durch diese Reaktionen, die im Nebentext beschrieben werden, glaubwürdig. Sie fleht die Königin an sie nicht „aufzuopfern“2. Die Prinzessin wirkt sehr belastet durch die Zwangsheirat. Ihre Rede wirkt abgehackt, sie wirkt von ihrer Abneigung überwältigt. Diese wird besonders deutlich als sie sagt: „Niemals/ kann es geschehen“3 Die Königin macht den Anschein, als versteht sie Eboli gut. Es scheint als hatte sie ein ähnliches Gefühl des Aufgeopfertwerdens als sie König Philipp geheiratet hat. Diese Annahme unterstützt ihre Äußerung: „Es ist/ Ein hartes Schicksal, aufgeopfert werden./ Ich glaube Ihnen.“4 Der Königin reicht diese Ansicht der Prinzessin um Gomez als zukünftigen Ehemann abzulehnen. Elisabeth will Eboli eventuell vor einem ähnlichen Schicksal - wie dem ihren - bewahren. Die Formulierung „aufgeopfert werden“ bringt starke negative Assoziationen mit sich. Die Braut wird als Opfer der arrangierten Ehe dargestellt und kann sich dagegen nicht selber wehren.

Der Vergleich der Zwangsehe mit einer Opferung begegnet noch an einer weiteren Stelle im Text. Im Dialog der Prinzessin mit Karlos im 2. Akt.5 Sie erklärt auch dem Prinzen, dass sie an Rui Gomez, dem Graf von Silva verheiratet werden soll. Ihre Ablehnung gegen ihren zukünftigen Bräutigam tritt deutlich in ihrer bildlichen Rede über ihn zu Tage. Sie bezeichnet ihn als einen „frechen Günstling des Monarchen“6 und als „Kreatur“7. Die Bildspender sind eindeutig negativer und abwertender Natur. Karlos verwendet im Gegensatz zu Eboli beschreibende Rede: er nennt Gomez einen „berühmten Handelsmann in Süden“8. Trotzdem wirkt der Prinz sehr bestürzt über Ebolis Offenbarung. Er wiederholt mehrmals die Frage, ob sie verkauft wurde, so als könnte er es gar nicht fassen. Seine Glaubwürdigkeit wird durch den Nebentext unterstützt, welcher die Regieanweisung „sehr bestürzt“9 enthält. Auch die Formulierung „verkauft an jemanden“ ruft keine positiven Gefühle hervor. Der König hat diese Ehe arrangiert und so beklagt die Prinzessin: „Daß man der Politik mich hingeopfert“10. Deswegen kann man darauf schließen, dass Eboli den Graf von Silva einzig wegen den politischen Machenschaften des Königs heiraten soll. Sie wurde ein Opfer der Politik. Die Prinzessin fragt den Prinzen, wo sie Rettung finden kann.11 „Vor etwas gerettet“ werden impliziert immer eine Art Gefahr oder Angst, vor der man gerettet werden muss. Eboli sucht Rettung vor ihrer Ehe, was zu dem Schluss führt, dass sie Angst vor dieser hat.

Eboli erklärt, dass sie dem Mann, den sie sich selbst ausgesucht hat, mit ihrer Liebe glücklich machen will: „Ich schenke/ Nur Einmal, aber ewig.“12 Aus ihren Äußerungen kann geschlussfolgert werden, dass sie auf ewig mit jemanden zusammen sein wöllte, also höchstwahrscheinlich mit diesem in einer Ehe leben, wenn sie den Mann liebt.

Auch der Marquis von Posa befürwortet eine Ehe, wenn sie aus Liebe geschieht. Er erzählt der Königin und der Prinzessin eine Geschichte13, welche sehr der Situation zwischen Elisabeth, Philipp und Karlos ähnelt. In dieser raubt der Onkel Pietro seinem Neffen „Fernando“ die Braut Mathilde. Die eigentlich geplante Ehe zwischen Fernando und Mathilde beschreibt der Marquis als „ dies schöne Band der Einigkeit“14. Doch ist es dies nur, da die „Natur“ die zwei Herzen der Verlobten füreinander bestimmt hat.15 Durch den Brautraub des Onkels wird die „leis´re Stimme der Natur“16 erstickt. Man kann die Situation zwischen der Königin, dem König und Karlos fast gänzlich auf diese Geschichte anwenden. So gibt der Marquis versteckt seine Meinung über die Ehe preis. Er sieht eine Ehe als gut an, wenn die Ehepartner sich lieben, d.h. wenn die Natur deren beider Herzen füreinander bestimmt hat. Die Glaubwürdigkeit des Marquis kann jedoch in einer Facette in Frage gestellt werden. Da Posa ein guter Freund des Prinzen ist, versucht er der Königin zu verdeutlichen, dass eine Ehe mit Karlos das Richtige gewesen wäre, da sie füreinander bestimmt sind. So könnte der Marquis versuchen die Königin zu überreden ihre Ehe mit dem König zu überdenken. Das verdeutlicht jedoch nur, wieso er diese Geschichte vorgetragen hat. Es lässt sich dadurch aber kein Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Worte über die Ehe im Allgemeinen annehmen.

Die verschiedenen Textstellen bilden ein stimmiges Bild. Die Zwangsehe wird von allen Figuren abgelehnt und durch ihre Äußerungen als besonders negativ dargestellt. Somit wird die gesamte höfische Heiratspolitik kritisiert. Die Figuren sehen die Liebe als einzig verfechtbaren Grund für die Eheschließung an.

2.2 Die Ehe von Elisabeth und Philipp

In diesem Abschnitt werden die Textstellen thematisiert, die sich konkret mit der Ehe von Elisabeth und Philipp beschäftigen. Es soll die Frage beantwortet werden, wie die Ehe der beiden durch explizites Thematisieren dargestellt wird. Der Abschnitt wird nochmals unterteilt in zwei Unterabschnitte. Der erste beschäftigt sich mit den Äußerungen, die von den Ehepartnern selbst über ihre eigene Ehe und das Wesen ihrer Ehe getätigt werden. Der zweite Abschnitt zeigt die Ansichten von anderen Figuren über die Beziehung von Elisabeth und Philipp.

[...]


1 Schiller, Don Karlos, S. 788-789, V. 434-462

2 V. 451

3 V. 459

4 V. 452-454

5 V. 1754-1789

6 V. 1754

7 V. 1757

8 V. 1759

9 V. 1757

10 V. 1761

11 Vgl. V. 1764

12 V. 1786

13 V. 544-598

14 V. 562

15 Vgl. V. 563/564

16 V. 583

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Form und Funktion der Ehe in Friedrich Schillers "Don Karlos"
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
2,0
Jahr
2017
Seiten
21
Katalognummer
V1235889
ISBN (eBook)
9783346657305
ISBN (Buch)
9783346657312
Sprache
Deutsch
Schlagworte
form, funktion, friedrich, schillers, karlos
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Form und Funktion der Ehe in Friedrich Schillers "Don Karlos", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1235889

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