Im Zuge der EU-Erweiterung wurde in den letzten Jahren vermehrt die Diskussion geführt, ob die Türkei zu Europa gehört oder gehören könnte. Häufig wird das Land dabei als „Brücke“ bezeichnet oder als „zerrissen“. Einerseits handelt es sich um einen laizistischen Staat, der – zumindest teilweise – auf dem europäischen Kontinent liegt, andererseits unterscheidet sich die Türkei vom übrigen „Europa“ vor allem dadurch, dass das Land geprägt ist vom Islam. Oft wird in dieser Debatte Bezug genommen auf Samuel P. Huntington, der in seinem viel diskutierten Werk „The Clash of Civilizations“ die Welt in sieben bzw. acht Kulturkreise aufteilt. Europa bildet demnach zusammen mit Nordamerika, Australien und Neuseeland den westlichen Kulturkreis, dem die Türkei laut Huntington nicht angehört. Die Debatte um einen möglichen EU-Beitritt der Türkei wird in dieser Hinsicht allerdings sehr einseitig geführt. Im Mittelpunkt steht stets nur die Frage, ob die Türkei zu Europa gehören kann. Wäre dies der Fall, müsste die Türkei nach Huntington Teil des westlichen und nicht des islamischen Kulturkreises sein. Um sich der Frage der Zugehörigkeit der Türkei zu nähern – eine eindeutige Klärung scheint in diesem Fall in weiter Ferne – muss das Problem aber notwendigerweise aus zwei Richtungen angegangen werden. Es darf nicht bei der Frage bleiben, ob die Türkei zu Europa als Teil des westlichen Kulturkreises gehört, sondern es muss anders herum genauso hinterfragt werden, ob die Türkei überhaupt – wie Huntington annimmt – zum islamischen Kulturkreis gezählt werden kann. Diese Arbeit versucht deshalb, sich der Türkei-Frage aus einer anderen als der üblichen Perspektive heraus zu nähern. Nicht die Frage nach einer Zugehörigkeit zu Europa oder zur EU soll behandelt werden, sondern die Frage, ob die Türkei zum islamischen Kulturkreis im Sinne Huntingtons gehört.
Dazu wird in Kapitel zwei zunächst Huntingtons Konzept der Kulturkreise vorgestellt und es werden die wesentlichen Merkmale, anhand derer sich Kulturkreise unterscheiden lassen, herausgearbeitet. Nach einer kurzen Einführung in den islamischen Kulturkreis wird dann in Kapitel drei für jedes Merkmal einzeln überprüft, ob die Türkei in den jeweiligen Punkten ein Teil des islamischen Kulturkreises sein kann. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kulturkreise nach Huntington
- 2.1 Merkmale von Kulturkreisen
- 2.2 Der islamische Kulturkreis
- 3. Gehört die Türkei zum islamischen Kulturkreis?
- 3.1 Sprache
- 3.2 Geschichte
- 3.3 Religion
- 3.4 Sitten
- 3.5 Institutionen
- 3.6 Subjektive Identifikation
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage der Zugehörigkeit der Türkei zum islamischen Kulturkreis im Sinne Samuel P. Huntingtons. Sie wendet sich von der üblichen Debatte um einen möglichen EU-Beitritt ab und konzentriert sich auf eine differenzierte Analyse der kulturellen Merkmale der Türkei im Vergleich zu Huntingtons Definition des islamischen Kulturkreises.
- Huntingtons Konzept der Kulturkreise und seine Merkmale
- Charakterisierung des islamischen Kulturkreises nach Huntington
- Analyse der Türkei anhand der Merkmale des islamischen Kulturkreises (Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen, subjektive Identifikation)
- Vergleich der Türkei mit den von Huntington genannten Kernstaaten des islamischen Kulturkreises
- Eine alternative Perspektive auf die Türkei-Frage
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Debatte um die Zugehörigkeit der Türkei zu Europa ein und argumentiert, dass die Frage nach der Zugehörigkeit zum islamischen Kulturkreis ebenso relevant ist. Sie skizziert den Ansatz der Arbeit, der Huntingtons Konzept der Kulturkreise heranzieht, um die Türkei-Frage aus einer neuen Perspektive zu beleuchten. Die Arbeit konzentriert sich nicht auf die Europa-Frage, sondern auf die Klärung der kulturellen Einordnung der Türkei innerhalb des von Huntington definierten islamischen Kulturkreises.
2. Kulturkreise nach Huntington: Dieses Kapitel stellt Huntingtons Theorie der Kulturkreise vor. Es beschreibt die Merkmale, die Kulturkreise voneinander unterscheiden, und erklärt die Rolle von Kernstaaten innerhalb dieser Kulturkreise. Huntington argumentiert, dass kulturelle Identifikation eine wichtige Rolle in der Weltpolitik spielt und dass Kernstaaten die Ordnung innerhalb und zwischen den Kulturkreisen aufrechterhalten. Das Kapitel listet die von Huntington identifizierten Kulturkreise auf, inklusive ihrer jeweiligen Kernstaaten, und erläutert die dynamischen Prozesse, denen Kulturkreise unterliegen.
3. Gehört die Türkei zum islamischen Kulturkreis?: Dieses Kapitel untersucht anhand verschiedener Kriterien, ob die Türkei zu Huntingtons islamischem Kulturkreis gehört. Es analysiert die Türkei einzeln bezüglich Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen und subjektiver Identifikation, wobei die Arbeit die Türkei mit den von Huntington vorgeschlagenen Kernstaaten des islamischen Kulturkreises vergleicht, da ein direkter Vergleich eines einzelnen Staates mit einem gesamten Kulturkreis schwierig ist. Die Analyse zielt darauf ab, die komplexe Frage der kulturellen Zugehörigkeit der Türkei zu beleuchten und zu diskutieren.
Schlüsselwörter
Türkei, islamischer Kulturkreis, Samuel P. Huntington, Kulturkreise, Kernstaaten, Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen, subjektive Identifikation, EU-Beitritt, kulturelle Identität, Weltpolitik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Gehört die Türkei zum islamischen Kulturkreis?"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob die Türkei zum islamischen Kulturkreis im Sinne von Samuel P. Huntington gehört. Im Gegensatz zur gängigen Debatte um einen möglichen EU-Beitritt konzentriert sie sich auf eine differenzierte Analyse der kulturellen Merkmale der Türkei im Vergleich zu Huntingtons Definition des islamischen Kulturkreises.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet das Konzept der Kulturkreise nach Samuel P. Huntington als analytisches Rahmenwerk. Sie analysiert die Türkei anhand verschiedener Kriterien (Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen, subjektive Identifikation) und vergleicht sie mit den von Huntington identifizierten Kernstaaten des islamischen Kulturkreises.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zu Huntingtons Kulturkreisen, ein Kapitel zur Analyse der Türkei im Hinblick auf ihre Zugehörigkeit zum islamischen Kulturkreis und ein abschließendes Fazit.
Was wird im Kapitel zu Huntingtons Kulturkreisen behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt Huntingtons Theorie der Kulturkreise, erläutert die Merkmale, die Kulturkreise voneinander unterscheiden, und erklärt die Rolle von Kernstaaten. Es werden die von Huntington identifizierten Kulturkreise und deren Kernstaaten aufgezählt und die dynamischen Prozesse innerhalb und zwischen den Kulturkreisen beschrieben.
Wie wird die Zugehörigkeit der Türkei zum islamischen Kulturkreis untersucht?
Das Kapitel zur Türkei analysiert verschiedene Aspekte: Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen und die subjektive Identifikation der türkischen Bevölkerung. Dabei wird ein Vergleich mit den von Huntington benannten Kernstaaten des islamischen Kulturkreises gezogen, um die komplexe Frage der kulturellen Zugehörigkeit der Türkei zu beleuchten.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Türkei, islamischer Kulturkreis, Samuel P. Huntington, Kulturkreise, Kernstaaten, Sprache, Geschichte, Religion, Sitten, Institutionen, subjektive Identifikation, EU-Beitritt, kulturelle Identität, Weltpolitik.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Frage der kulturellen Einordnung der Türkei innerhalb des von Huntington definierten islamischen Kulturkreises zu klären und eine alternative Perspektive auf die Türkei-Frage jenseits der üblichen Europa-Debatte zu bieten.
Welche Zusammenfassung der Kapitel bietet die Arbeit?
Die Arbeit bietet zusammenfassende Beschreibungen jedes Kapitels, welche die jeweiligen Inhalte und Schwerpunkte detailliert erläutern und den roten Faden der Argumentation verdeutlichen.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum bestimmt, welches sich mit der kulturellen Identität der Türkei, dem Konzept der Kulturkreise nach Huntington und den damit verbundenen geopolitischen Implikationen auseinandersetzen möchte.
- Citar trabajo
- Elke Vetter (Autor), 2008, Gehört die Türkei zum islamischen Kulturkreis im Sinne Huntingtons?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123665