Wenn von Partei und DDR die Rede ist, geht es meist um die Sozialistische
Einheitspartei Deutschlands, die SED. Kaum jemand denkt im ersten Augenblick
daran, dass es in der DDR außer der SED noch weitere Parteien gab, vielen ist es
nicht einmal bewusst. Die vier Parteien, die neben der SED – die ohne Frage die
wichtigste Partei war – in der Deutschen Demokratischen Republik noch existierten
waren: Die Christlich-Demokratische Union (CDU), die Liberal-Demokratische Partei
(LDP) und später zusätzlich die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NDPD)
und die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD) (vgl. Wende 1981: 71ff).
Ich möchte mich in meiner Arbeit auf die CDU konzentrieren und untersuchen, ob
diese Partei tatsächlich, wie so oft behauptet, nur eine reine Satellitenorganisation
der SED war. Gerade im Bezug auf die Frage der Mitschuld an 40 Jahren DDR und
der Selbstlegitimation der Blockparteien ist diese Frage meiner Meinung nach von
großer Bedeutung. Ich möchte anhand unseres heutigen Verständnisses der
Funktion politischer Parteien analysieren, inwieweit die CDU in der DDR diese
Funktionen trotz Anpassung und Unterdrückung erfüllen konnte.
Nach einer kurzen Einordnung der Partei im Allgemeinen in den Zusammenhang der
politischen Partizipation möchte ich die Funktion von Parteien in einem politischen
System erläutern. Dies soll am Beispiel der heutigen Bundesrepublik Deutschland
geschehen. Ein kurzer Blick auf die Verfassung der DDR soll zeigen, dass politische
Partizipation und das Vorhandensein von Parteien auch in Diktaturen zumindest
teilweise erwünscht und notwendig ist.
Anschließend möchte ich einen kurzen Überblick über die Gründung der CDU in der
sowjetischen Besatzungszone und die politischen Rahmenbedingungen im
Zeitverlauf geben und die Funktion der CDU im politischen System der DDR
analysieren. Dabei werde ich zunächst auf die Funktionen eingehen, die die CDU als
Unterstützung für die Herrschaft der SED erfüllt hat. Anschließend möchte ich prüfen,
ob die CDU neben dieser Unterstützung der SED-Herrschaft auch in gewissem
Maße die Funktionen erfüllte, die wir heute von politischen Parteien erwarten.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- POLITISCHE PARTIZIPATION
- Die Funktion von Parteien
- Partizipation in der Diktatur
- DIE CDU IN DER DDR
- Entstehung und Rahmenbedingungen
- Die CDU als Unterstützung des Systems
- Die CDU als Interessensvertretung ihrer Mitglieder
- Ereignisse entlang des Zeitverlaufs
- Strukturen und Einrichtungen
- Die „Nationale Front der DDR“ und der „Demokratische Block der Parteien und Massenorganisationen“
- Die Mitgliederversammlung
- Die Parteizeitung
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der CDU in der DDR. Das Hauptziel ist die Analyse, inwieweit die CDU trotz Anpassungsdruck und Unterdrückung die Funktionen einer politischen Partei erfüllen konnte. Es wird untersucht, ob die CDU lediglich eine Satellitenorganisation der SED war oder ob sie in einem gewissen Umfang die Interessen ihrer Mitglieder vertreten konnte.
- Die Funktionen politischer Parteien in der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zur DDR.
- Die Entstehung und Entwicklung der CDU in der SBZ/DDR.
- Die Rolle der CDU als Unterstützungssystem der SED.
- Die CDU als Interessensvertretung ihrer Mitglieder: Artikulation, Aggregation und Integration von Interessen.
- Die Bewertung der "Bremswirkung" der CDU im politischen System der DDR.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und formuliert die zentrale Forschungsfrage nach der Fähigkeit der CDU, die Funktionen einer politischen Partei in der DDR zu erfüllen. Kapitel 2 beschreibt politische Partizipation und die Funktionen von Parteien in der Bundesrepublik Deutschland. Kapitel 3 analysiert die Entstehung der CDU in der SBZ, die politischen Rahmenbedingungen und ihre Rolle im System der DDR. Es werden die Funktionen der CDU als Unterstützung des Systems sowie als Interessenvertretung ihrer Mitglieder beleuchtet. Der Fokus liegt dabei auf Ereignissen, die eine oppositionelle Haltung der CDU zeigen, und auf die Analyse innerparteilicher Strukturen.
Schlüsselwörter
CDU, DDR, SED, Politische Partizipation, Blockparteien, Interessenartikulation, Interessenaggregation, Interessenintegration, Opposition, Anpassung, Transmissionsfunktion, Alibifunktion, "Bremswirkung", Nationale Front, Demokratischer Block, Parteizeitung.
- Quote paper
- Elke Vetter (Author), 2007, Zwischen Anpassung und Opposition – Die Rolle der CDU in der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123666