Die Wechselbeziehung zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Eine branchenbezogene und qualitative Expertenbefragung über den Zusammenhang der zwei Megatrends


Studienarbeit, 2022

55 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Abstract

III. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand und Hypothesenformulierung

3. Daten und Methoden

4. Datenanalyse und Ergebnisse

5. Methodische und theoriebezogene Limitation

6. Zusammenfassung und Ausblick

7. Literaturverzeichnis

IV. Anhangsverzeichnis

III. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Dimensionen der digitalen Nachhaltigkeit

Abbildung 2: Forschungsprozess und Forschungsdesign

Abbildung 3: Die nachhaltig-intelligenten Energiesysteme

Abbildung 4: Gegenuberstellung von KMU und GroBunternehmen

I. Abstract

Deutsch:

In dieser Studienarbeit geht es um die Wechselbeziehung zwischen der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit, welche mithilfe einer branchenbezogenen und qualitativen Ex- pertenbefragung untersucht wird. Generell werden in der Interviewstudie vier Experten aus drei deutschen Druckereiunternehmen befragt. Es lieB sich feststellen, dass alle un- tersuchten Druckereien zum aktuellen Zeitpunkt eine nachhaltige Digitalisierung imple- mentiert und umgesetzt haben, welche sich zudem in einer andauernden Weiterentwick- lung befindet. Auch lasst sich eine positive Auswirkung der nachhaltigen Digitalisierung auf das Unternehmensimage bestatigen. Des Weiteren konnte ein moglicher Zusammen- hang zwischen finanziellen Ressourcen (Budget und ahnliches), dem zugrundeliegenden Geschaftsmodell mit den dazugehorigen Strukturen und Prozessen als auch mit der Schnelligkeit der Implementierung und Umsetzung von digitalnachhaltigen MaBnahmen und Projekten mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse identifiziert werden. Zukunftig kann diese Studienarbeit als moglicher Ausgangspunkt einer quantitativen Forschungs- methode, oder in der Praxis fur Druckereiunternehmen, um beispielsweise Ideen und Bil- dung fur eine nachhaltige Digitalisierung beziehungsweise digitale Nachhaltigkeit fur das eigene Unternehmen zu sammeln, genutzt werden.

English:

This study is about the interrelationship between digitalisation and sustainability, which is investigated with the help of an industry-related and qualitative survey of experts. In general, four experts from three German printing companies were interviewed. It was found that all of the printers surveyed have currently implemented and implemented sustainable digitalisation, which is also in a state of ongoing development. The positive impact of sustainable digitalisation on the corporate image can also be confirmed. Furthermore, a possible correlation between financial resources (budget and the like), the underlying business model with the associated structures and processes as well as the speed of implementation and realisation of digitally sustainable measures and projects could be identified with the help of the qualitative content analysis. In the future, this study can be used as a possible starting point for a quantitative research method, or in practice for printing companies, for example, to collect ideas and education for sustainable digitalisation or digital sustainability for their own company.

1. Einleitung

,,Die nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewahrt, dass kunftige Generati- onen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedurfnisse zu befriedigen als gegenwartig le- bende.“ (Suhlmann-Faul & Rammler, 2018, S. 160)

Dieses einleitende Zitat ermoglicht einen groben Uberblick in das Thema, von welchem diese Studienarbeit handelt. Es geht um Digitalisierung und Nachhaltigkeit, was primar bei vielen Menschen eine Assoziation im Zusammenhang mit einem erhohten Ressour- cenverbrauch, der Produktion sowie der Nutzung und Entsorgung von IT-Komponenten auslost. Andererseits erlebt man aktuell auch einen kaum fur moglich gehaltenen Boom von beispielsweise Online-Conferencing-Anwendungen, mit welcher die Arbeit uber weite Distanzen in allen Facetten abgewickelt werden kann. Dadurch sparen wir Pendler- mobilitat und Flugreisen und leisten damit einen Beitrag zur Einsparung von CO2-Emis- sionen, wollen aber auf der anderen Seite, dass die Rechenzentren der Network-Provider auf Hochtouren laufen. Die Digitalisierung ist also ein positiver- als auch negativer Enab­ler fur die Nachhaltigkeit (Hofmann, 2021, S. 1f.). Unklar ist allerdings, in welcher Art und Weise und auch in welchem AusmaB eine Wirkung in die eine oder andere Richtung zu erwarten ist (Wittpahl, 2020, S. 156). Ergo, die zunehmende Digitalisierung bringt vielfaltige positive Entwicklungen, aber auch zahlreiche negative Folgen im Kontext ei- ner Entwicklung zur Nachhaltigkeit mit sich. Um daher holistische und nachhaltige Kon- zepte zu schaffen, sind umfassende Analysen und Bewertungen von grundlegenden Ent- wicklungen unerlasslich. Auch mussen neben einer Vielzahl positiver Auswirkungen po- tenzielle Risiken und Herausforderungen identifiziert, analysiert und mit adaquaten MaB- nahmen versehen werden, um zu verhindern, dass exponentielle Technologieanpassun- gen die Transparenz und Resilienz des Gesamtsystems schwachen (Arnold & Fischer, 2019, S. 1).

Diese ernstzunehmende Thematik soll daher in der hier vorliegenden Arbeit mithilfe einer qualitativen Forschungsmethode untersucht werden. Es wurden dafur vier Experteninter- views in drei deutschen Druckereien durchgefuhrt. Doch warum ein Experteninterview? Da es viele verschiedene Typen und Verfahren von qualitativen Interviews gibt, wurde in dieser literarischen Arbeit ein Experteninterview gewahlt, weil es auf eine Beschreibung und Verdeutlichung von gesellschaftlichen Problemen abzielt (Bortz & Doring, 2007, S. 315; Hohl, 2000, S. 142-148; Hopf, 2009, S. 351). Im Detail soll also mithilfe dieser Arbeit die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Nachhaltigkeit und umgekehrt in der 1

deutschen Druckereibranche erfasst werden. Auch gilt es an dieser Stelle schon einmal zu erwahnen, dass sich diese hier vorliegende Studienarbeit explizit auf den angegebenen Branchenfokus ausrichtet und die gesellschaftliche Ebene anspielt. Es werden zwar ge- sellschaftlich relevante Themen mithilfe der Experteninterviews angesprochen, jedoch ist dies nur als oberflachliche Information zu betrachten, da die angesprochene Branche nicht ganzlich von der gesellschaftlichen Ebene zu trennen geht (Kreutzer, 2017, S. 6). Als Analyseform wird in der besagten Forschungsmethode die Inhaltsanalyse nach Mayring aufgegriffen und angewandt. Dies spiegelt sich auch in der Gliederung dieser Arbeit wi­der. Es folgt daher nachfolgend ein detaillierter Blick auf den theoretischen Hintergrund, woraus auch die Forschungsfragestellung mit den dazugehorigen Hypothesen abgeleitet wird. Nachfolgend wird dann die Forschungsmethode unter Berucksichtigung eines mog- lichst methodisch-exzellenten Vorgehens erklart, ausgewertet und interpretiert. Im letzten Teil der Studienarbeit folgt dann final die Limitation der angewandten Methode als auch der Theorie und ein Zusammentragen der wichtigsten Erkenntnisse, worauf sich auch der Appell an die zukunftige Forschung bezieht.

2. Forschungsstand und Hypothesenformulierung

In diesem Kapitel der Arbeit geht es um den theoretischen Hintergrund als auch den ak- tuellen Forschungsstand, aus welchem die fur diese Studienarbeit relevante Forschungs- fragestellung mit den dazugehorigen Hypothesen abgeleitet wird/werden.

Da diese Studienarbeit in dem Kontext der Digitalisierung und Nachhaltigkeit, getrennt und vor allem im Zusammenspiel, steht, sollte hierfur zunachst erstmal geklart werden, was unter dem Begriff Digitalisierung und Nachhaltigkeit verstanden wird.

Digitalisierung im engen Sinne beschreibt laut Kohler-Schute die Umstellung von analo- gen- auf digitale Daten (Kohler-Schute, 2016, S. 3-4). Erweitert wurde diese Definition von Hoffmeister & von Borcke, welche noch erganzten, dass die Digitalisierung es er- moglicht Datenpakete von vorher zerlegten Einzelteilen uber ein Netzwerk, zum Beispiel dem Internet, zu ubertragen (Hoffmeister, 2015, S. 28-29). Bendel definiert die Digitali- sierung als die digitale Umwandlung und Darstellung beziehungsweise Durchfuhrung von Information und Kommunikation oder die digitale Modifikation von Instrumenten, Geraten und Fahrzeugen (Bendel, 2018, S. 1). Auch die Bertelsmann Stiftung versteht unter Digitalisierung die weltweite Ausdehnung der Informations- und Kommunikations- technologien und die damit verbundenen Vernetzungs- und Beschleunigungstendenzen, die erhebliche Veranderungen in den politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftli- chen Strukturen von Gesellschaften hervorrufen (Bertelsmann Stiftung, 2019, S. 20). In einer anderen Begriffsbeschreibung wird der Digitalisierungsbegriff definiert als die Auf- gabe bestimmte Zustande physikalischer GroBen in genauen Werten beziehungsweise Ziffern abzubilden (Hoffmeister, 2015, S. 84). Laut Keuper wird die Digitalisierung als Hype beschrieben, fur den sich bisher zwar noch kein einheitliches Verstandnis durchge- setzt hat, aber es wird auch dem Vorurteil widersprochen, dass die Digitalisierung nur die Ubertragung von analogen Informationen in ein digitales Medium umfasst (Keuper, 2013, S. 5). Eine ahnliche Ansicht vertreten Hamidian & Kraijo, welche unter der Digitalisie- rung im zeitgemaBen Verstandnis nicht nur eine Uberfuhrung analoger Informationen auf digitale Medien verstehen (Hamidian & Kraijo, 2013, S. 3). Vielmehr geht es um die Uberfuhrung der Lebens- und Arbeitsweise des Menschen auf eine digitale Ebene. Er- ganzend dazu kommt noch die Steigerung der Leistungsfahigkeit als auch der Reichweite von Unternehmen (Keuper, 2013, S. 6). Kreidenweis fugt dem ganzen auch noch eine gesellschaftliche Dimension hinzu. Als gesellschaftspolitischer Begriff bezeichnet Digi- talisierung daher einen umfassenden Wandel, der durch digitale Technologien (Computer, Internet, Robotik, Kunstliche Intelligenz) vorangetrieben wird und alle Le- bensbereiche, wie beispielsweise Arbeit, Freizeit, soziale Beziehungen, Konsum, Mobi- litat, umfasst (Kreidenweis, 2018, S. 11). Aus dieser Vielzahl von unterschiedlichen De- finitionen lasst sich anhand der Gemeinsamkeiten eine Definition ableiten, nach dessen Verstandnis sich auch diese hier vorliegende Arbeit ausrichtet. Digitalisierung definiert der Autor dieser Arbeit daher als eine revolutionaren Wandelprozess, welcher als zu be- waltigende Herausforderung fur alle Individuen, Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes gilt und sich dabei nicht nur auf die Umstellung von analogen- auf digitale Me- dien bezieht, sondern vielmehr als ein ganzheitlicher Prozess zu verstehen ist, der sich erheblich auf die politische-, soziale-, kulturelle- und politische Umwelt wechselseitig auswirkt. Es sollte an dieser Stelle allerdings auch nochmal erwahnt werden, dass sich diese Arbeit nur auf die Branche der Druckereien bezieht und somit der Fokus ausschlieB- lich auf der unternehmens- und branchenbezogenen Umwelt liegt.

Der Begriff Nachhaltigkeit wird oftmals als eine normative Leitidee verstanden (Fischer, D., Michelsen, G., Blattel-Mink, B., & Di Giulio, A., 2011, S. 4). Nachhaltigkeit ist dem- nach eine Entwicklung, die gewahrt, dass kunftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedurfnisse zu befriedigen als die der gegenwartig Lebenden (Hauff, 1987, S. 46). Dies bedeutet, dass es nicht darum geht Gewinne zu erwirtschaften, die dann in Umwelt- und Sozialprojekte flieBen, sondern generell umwelt- und sozialvertraglich zu agieren (Pufe, 2014, S. 16). Eine ahnliche Definition bietet die Begrifflichkeit der nach- haltigen Entwicklung. Als nachhaltig wird eine Entwicklung bezeichnet, bei der heutige Bedurfnisse befriedigt werden, ohne zukunftigen Generationen die Lebensgrundlage zu entziehen (Suchanek, 2021, S. 1). Es mussen also die Grundbedurfnisse der gegenwarti- gen Generationen befriedigt werden, ohne kunftigen Generationen die Chance der Be- durfnisbefriedigung zu nehmen (Stockmann & Gaebe, 1993, S. 25). Eine allgemeinere Definition fur die Nachhaltigkeit besagt, dass es sich bei der Begrifflichkeit lediglich um den weitsichtigen und rucksichtsvollen Umgang mit naturlichen Ressourcen handelt, weshalb sich die Nachhaltigkeit auf das Uberleben und den Gesundheitszustand von Oko- systemen bezieht (Nowak, 2018, S. 1). Des Weiteren besagt eine andere Definition von Jacob, dass sich die Nachhaltigkeit auf die naturliche Umwelt bezieht und die Verfugbar- keit, den Umgang als auch die Verwendung von naturlichen Ressourcen betrifft, aber auch die Gesamtheit des wirtschaftlichen Produktionskapitals darstellt als auch die inner- gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Menschen umfasst. Jacob teilte aufgrund der verschiedenen Blickwinkel auf die Nachhaltigkeit diese in eine okonomische-, okologische- und soziale Perspektive auf (Jacob, 2019, S. 223). Diese Ansicht teilt auch Martens, welcher immer wieder auf das sogenannte Drei-Saulen-Modell zuruckgreift und die gleichberechtigte Wichtigkeit von okologischen, wirtschaftlichen und sozialen Ziel- setzungen betont, welche durch die Nachhaltigkeit verwirklicht werden sollen (Littig & GrieBler, 2004, S. 3). Da diese drei Dimensionen der Nachhaltigkeit alle auf der Bran- chen- und Geschaftsebene anwendbar sind, ist hierbei auch keine Konkretisierung des Nachhaltigkeitsbegriffs notwendig.

Doch in welcher Beziehung steht der Digitalisierungsbegriff im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit? Diese Schnittstelle wird auch als digitale Nachhaltigkeit bezeichnet und wird, laut Martens, als eine Art Gesellschaftsanschauung verstanden (Martens, 2013, S. 305). Die Grundidee dieser digitalen Nachhaltigkeit basiert also auf der einfachen Ein- sicht, dass ein System dann nachhaltig ist, wenn es selber uberlebt und langfristig Bestand hat. Wie dies jedoch konkret fur jedes Unternehmen beziehungsweise fur jede Branche auszusehen hat, muss im Einzelfall geklart werden (Carnau, 2011, S. 14). Einen grundle- genden Uberblick fur die digitale Nachhaltigkeit erhalt man in der nachfolgenden Grafik.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die Dimensionen der digitalen Nachhaltigkeit (Jacob, 2019, S. 225)

In dieser Abbildung lasst sich sehr gut erkennen, dass im Zentrum der digitalen Nachhal- tigkeit die digitalen Techniken (Digitalisierung) stehen, welche von den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit von Jacob und Littig & GrieBler umgeben sind (Jacob, 2019, S. 225; Littig & GrieBler, 2004, S. 3). Auf dieses Konstrukt wirken zudem die drei Wege der Nachhaltigkeit (Effizienz, Konsistenz und Suffizienz) ein. Dabei bezieht sich die Effizienz auf eine ergiebigere Nutzung von Materie und Energie, die Suffizienz auf einen geringeren Ressourcenverbrauch durch eine Verringerung der Nachfrage nach Gu- tern und die Konsistenz auf die naturvertraglichen Technologien, welche die Stoffe und die Leistungen der Okosysteme nutzen ohne sie zu zerstoren (Minge, 2018, S. 1). Resul- tierend aus diesen Dimensionen und der Erklarung der digitalen Nachhaltigkeit stellt sich nun die Frage wie sich dieses Konzept auf ein Unternehmen ubertragen lasst. Hierfur wurden funf Kriterien herausgearbeitet, welche sich zur Bewertung der digitalen Nach- haltigkeit eines Unternehmens oder einer Branche eignet. Das erste Kriterium bezieht sich auf die Ressourcen und Energieeffizienz in der Digitalisierung, wozu zum Beispiel die Optimierung des Ressourcenverbrauchs oder die Thematik Industrie 4.0 zahlt (Bayri- sches Landesamt fur Umwelt [LfU], 2022, S. 1; Jacob, 2019, S. 41ff.). Die Industrie 4.0 kann in diesem Fall laut BooB et al. in Big Data, Cloud Computing, Gamification, Internet of Things, Mobile Payment, Sharing Economy und Social Business unterteilt werden (BooB et al., 2015, S. 4-5). Das zweite Kriterium fur die digitale Nachhaltigkeit bezieht sich auf die sogenannten intelligenten Energiesysteme, wozu beispielsweise die Verwen- dung von Sonnenenergie oder Okostromanbietern zahlt (LfU, 2022, S. 1; Jacob, 2019, S. 41ff.). Des Weiteren zahlt auch der Ausgleich dazu, was so viel bedeutet wie, dass der Verbrauch von nicht regenerierbaren Ressourcen durch eine entsprechende Erhohung des Bestandes an regenerierbaren Ressourcen kompensiert werden muss (Hardtke, 2001, S. 58). Ein weiteres Kriterium sind die smarten Umweltdaten, was im Detail die Analyse der eigenen Nachhaltigkeit umfasst. Ein Beispiel hierfur ist die Analyse des Co2 FuBab- drucks. Das vorletzte Kriterium fur die digitale Nachhaltigkeit fokussiert sich auf die ,,Green IT“, wozu die Bereiche grune Server, grune Gerate, grune Suche als auch Home­office beziehungsweise mobiles Arbeiten zahlt (LfU, 2022, S. 1; Jacob, 2019, S. 41ff.). Als letztes Kriterium fur die digitale Nachhaltigkeit gilt die sogenannte digitale Umwelt- bildung, wozu im Detail die von digitaler Nachhaltigkeit gepragte Organisationskultur beziehungsweise die Corporate Social Responsibility zahlt (LfU, 2022, S. 1; Jacob, 2019, S. 41ff.). Corporate Social Responsibility ist ein Schlusselbegriff der Unternehmen- sethik, welcher die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen aufspannt und beispielsweise auch Verhaltensrichtlinien fur Mulltrennung in einer Orga­nisation beinhaltet (Lin-Hi, 2021, S. 1; StartingUp, 2022, S. 1).

Nachdem der aktuelle Forschungsstand theoretisch nun intensiv beleuchtet wurde, folgt die Beschreibung der Problemstellung, woraus sich die Forschungsfrage mit den dazuge- horigen Hypothesen ableiten lasst. Generell verfugt die Digitalisierung uber ein groBes Potenzial, um die Nachhaltigkeit weltweit voranzutreiben (Englert & Ternes, 2019, S. 79; Frondel, 2021, S. 405-422; Tretter et al., 2020, S. 132f.). Dennoch wird die nachhaltige Ressourcenschonung momentan nicht gewahrleistet, was laut manchen Forschern an den enormen Kosten (gerade fur die kleinen und mittelstandigen Unternehmen (KMU)) und den fehlenden staatlichen- beziehungsweise politischen Beteiligungen geschuldet ist, aber noch nicht im Detail untersucht wurde (Dorr, 2020, S. 59ff.; Frondel, 2021, S. 405­422; Suhlmann-Faul & Rammler, 2018, S. 160-169). Es wird, resultierend daraus, auch angenommen das GroBunternehmen hingegen sich deutlich einfacher eine nachhaltige Digitalisierung leisten konnen. Dies hat vor allem mit den Grad der Digitalisierung zu tun, da aufgrund der finanziellen Ressourcen in GroBunternehmen eine bessere Position erzielt werden kann, was wiederum als Enabler fur die Gewahrleistung der digitalen Nachhaltigkeit in einem Unternehmen dient. Weiterhin hat sich seit den letzten Jahren ergeben, dass alle Unternehmen von der Digitalisierung abhangig sind, da zum Beispiel keine Jobs mehr ohne den Einsatz von Computern moglich sind (Girschner, 2021, S. 1; Jacob, 2019; Leal Filho, 2021, S. 23-45). Zudem hangt Nachhaltigkeit von der Bevolke- rungsanzahl, dem Konsum des einzelnen Menschen und der (digital) technischen Ent­wicklung ab, wonach ein Unternehmen sich zwangslaufig, um uberlebensfahig bleiben zu konnen, ausrichten muss (Hubner & Schmon, 2019, S. 37-57). Es gilt in diesem Zu- sammenhang daher zu uberprufen, ob sich dies auch in der Realitat widerspiegelt. Des Weiteren spielt das Image eine erhebliche Rolle, da durch die Implementierung und Um- setzung von digital nachhaltigen MaBnahmen das Image eines Unternehmens positiv aus- gerichtet werden kann. Entscheidend hierbei ist jedoch die Glaubhaftigkeit, Intensitat und die Gefahr vor dem sogenannten „Greenwashing“ bei zu viel Oberflachlichkeit. Hierbei ist es daher wichtig zu prufen, ob die untersuchten Unternehmen aus der Druckereibran- che diese MaBnahmen nur wegen des Unternehmensimages machen oder aus eigener Uberzeugung beziehungsweise aus eigenem Antrieb (Aytekin, 2019, S. 24f.; Brecht, 2015, S. 1; Lammenett, 2019, S. 1). Weiterhin ist auch die Geschwindigkeit der Imple- mentierung und Umsetzung der Unternehmen unterschiedlich. Die KMU kann unter Nichtbeachtung der finanziellen Ressourcen im direkten Vergleich zu einem GroBunter- nehmen um einiges schneller ein digital nachhaltiges Projekt umsetzen was unter anderen an der Agilitat und der Grundeinstellung liegen kann. Da hierzu jedoch nur wenig Literatur vorhanden ist, gilt es daher diese Faktoren in der Praxis zu uberprufen (Fran- kenberg, 2020, S. 1; Shepherd & Gruber, 2021, S. 967-998; Tischer, 2020, S. 1).

Abgeleitet aus dieser zusammenfassenden Ausgangslage des aktuellen Forschungsstands und den damit inbegriffenen Forschungsproblemen als auch Forschungslucken, lasst sich fur diese literarische Arbeit folgende Fragestellung ableiten.

Forschungsfrage:Welche unternehmens- und branchenbezogenen Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Nachhaltigkeit oder die Nachhaltigkeit auf die Digitalisierung in der deutschen Druckereibranche?

Diese Forschungsfrage soll mithilfe der nachfolgenden, ebenfalls aus der wissenschaftli- chen Theorie abgeleiteten, Hypothesen beantwortet werden.

Hypothese 1:Ein GroBteil aller GroBdruckereien hat bereits eine nachhaltige Digitalisie- rung implementiert.

Hypothese 2:Die GroBunternehmen haben durch die Implementierung der nachhaltigen Digitalisierung eine Imagewerterhohung erreicht.

Hypothese 3:Die mittelstandigen Druckereinen konnen aufgrund der flexiblen Struktu- ren eine nachhaltige Digitalisierung schneller implementieren als eine GroBdruckerei.

Hypothese 4:Die mittelstandigen Druckereien konnen aus kostentechnischen Grunden nur in einem sehr geringen AusmaB eine nachhaltige Digitalisierung gewahrleisten.

3. Daten und Methoden

Nachdem in dem vorherigen Kapitel die Forschungsfrage mit den dazugehorigen Hypo- thesen aus dem aktuellen Forschungsstand abgeleitet wurde, befasst sich dieser Abschnitt der Arbeit mit den Daten und der damit verbundenen qualitativen Forschungsmethode. Generell ist es hierfur erstmal sinnvoll die qualitative Denkweise von der quantitativen Denkweise abzugrenzen. Qualitatives Denken geht mit einem Interesse an der subjekti- ven Wichtigkeit von Menschen einher, setzt die subjektiv-unterschiedlichen Sichtweisen in das Zentrum der Forschung und geht davon aus, dass der Befragte zugleich ein Experte fur die Problemlage ist sowie zielen die Ergebnisse der Arbeit nur auf die Bildung von Kategorien, Thesen oder Modelle ab. Quantitatives Denken hingegen mochte lediglich die Wirklichkeit mithilfe von Hypothesenkonzeptionen und Hypothesenuberprufungen beschreiben beziehungsweise erklaren und zieht dafur Zahlen als auch Statistiken heran (Vogt & Werner, 2014, S. 9). Qualitative Forschung kann daher als ein alternativer An- satz oder gar Paradigmenwechsel angesehen werden (Roberts & Castell, 2016, S. 1). Auch ist es relevant das hier verwendete Experteninterview von einem nichtwissenschaft- lichen (journalistischen) Interview abzugrenzen. Ein Experteninterview beschrankt sich auf das sachliche Interesse, ist konstruktiv und setzt theoriebezogene Kompetenzen von dem Interviewer als auch von den Befragten beziehungsweise Experten voraus. Bei einem journalistischen Interview sind die dahinterliegenden Motive ausschlieBlich von offentli- chen Interesse gepragt, weshalb in diesem Fall auch zu investigativen Ansatzen und Vor- gehensweisen zuruckgegriffen wird (Mieg & Brunner, 2001, S. 8). Doch was macht ei- gentlich einen Experten aus? Fur die Auswahl und wissenschaftliche Akzeptanz eines Experten mussen drei grundlegende Kriterien erfullt sein. Hierzu zahlt die geringe Be- deutung von personlichen Generalfertigkeiten fur die Expertenleistung, die strikte Be- reichsabhangigkeit der Expertenleistung und die langjahrige Berufserfahrung, welche in etwa zehn Jahre betragt (Farrington-Darby & Wilson, 2006, S. 26; Mieg & Brunner, 2001, S. 5-6). Nachdem nun die Grundlagen dieser Forschungsmethoden geklart sind, folgt nachfolgend der, aus der Empirie abgeleitete und in dieser Arbeit angewandte, For- schungsprozess sowie das dazugehorige Forschungsdesign.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Forschungsprozess und Forschungsdesign (in Anlehnung an (Doring et al., 2016, S. 143ff.; Endres, 2018, S. 1; Mayring, 2018, S. 605; Mieg & Brunner, 2001, S. 10-19; Vogt & Werner, 2014, S. 12)

Nachfolgend sollte noch ein Blick auf die wissenschaftlichen Gutekriterien geworfen werden. Angefangen bei der Validitat lasst sich festhalten, dass diese im engeren Sinne ergebnisorientiert (korrelative Gultigkeit und Vorhersagegultigkeit), prozessorientiert (Konstruktgultigkeit) und materialorientiert (semantische Gultigkeit und Stichprobengul- tigkeit) gegeben sind. Auch die Reliabilitat kann im Hinblick auf Stabilitat, Reproduzier- barkeit und Exaktheit gewahrleistet werden (Mayring, 2015, S. 126-128). Was es jedoch an dieser Stelle zu erwahnen gilt ist, dass in dieser Arbeit kein Reliabilitatstest aufgrund der gering vorgegebenen Seitenanzahl durchgefuhrt wird, obwohl dieser im Hinblick auf die Gutekriterien durchaus relevant ist (Schmedes, 2021, S. 141-143; Sprenger, 2021, S. 115-118). Was bei qualitativen Forschungsmethoden generell nicht gewahrleistet wer- den kann, ist das Gutekriterium der Objektivitat. Da der Prozess der Datenerhebung in der qualitativen Forschung wesentlich als soziale Situation konzipiert ist, lasst sich die Objektivitat kaum realisieren beziehungsweise wird partiell nicht als realisierbar und auch nicht erstrebenswert angesehen. Es kann in diesem Fall lediglich eine Annaherung an das Kriterium der Objektivitat mithilfe der inneren Vergleichbarkeit erreicht werden (Hussy et al., 2010, S. 266; Steinke, 1999, S. 131ff.).

Nachdem das Allgemeine zur Forschungsmethode, der Prozess und das Design sowie die Gutekriterien nun verstandlich erklart sind, wird final noch ein Blick auf das konkrete Vorgehen und vor allem auf die Kategorienbildung geworfen. Kategorien im Allgemei- nen werden direkt aus dem vorhandenen Material (aktueller Forschungsstand und/oder erhobene Daten) abgeleitet, um eine moglichst gegenstandsnahe Erfassung ohne Verzer- rung durch Vorannahmen des Forschers zu erzielen. Kategorien im inhaltsanalytischen Sinne sind also zunachst Oberbegriffe, die mit den definierten Begriffen fur die problem- relevanten Dimensionen identisch sind oder sie in Teildimensionen untergliedern. Dabei mussen die Kategorien die formalen Anforderungen der Exklusion (Trennscharfe), Voll- standigkeit und Saturiertheit erfullen (Schnell et al., 2014, S. 401). Weiterhin unterschei- det man bei der Kategorienbildung zwischen induktiven und deduktiven Kategorien. Die deduktiven Kategorien werden aus der vorher erfolgten Theoriediskussion und dem bis- herigem Forschungsstand gebildet. Die induktiven Kategorien werden hingegen direkt aus dem erhobenen Material abgeleitet, ohne sich vorab auf die Theoriekonzepte zu be- ziehen (Mayring, 2015, S. 85). Im Allgemeinen handelt es sich bei dieser Forschungsme- thode um einen gerichteten Ansatz. Dabei dient die vorher durchgefuhrte Analyse der relevanten Forschungsergebnisse als Leitfaden fur erste Codes beziehungsweise Katego- rien (Hsieh & Shannon, 2005, S. 1277). Fur diese hier vorliegende Arbeit werden daher die folgenden deduktiven, aus der Theorie abgeleiteten, Kategorien nachfolgend betitelt und begrundet.

Differenzierungskategorie:UnternehmensgroBe

Diese Kategorisierung wird fur die im Vorfeld formulierten Hypothesen zu Beantwortung der Forschungsfrage (siehe Kapitel zwei der Arbeit) benotigt. Im Detail sollen die KMU mit den GroBunternehmen gegenubergestellt werden. Fur diese Kategorisierung wird aus dem Rechtwesen der § 267 ,,Umschreibung der GroBenklassen“ HGB herangezogen und angewandt.

Kategorie 1:Die allgemeine Abhangigkeit von der Digitalisierung

Da die Digitalisierung, neben der Nachhaltigkeit, im Fokus dieser Untersuchung steht, soll mithilfe dieser anfanglichen induktiven Kategorie die allgemeine Abhangigkeit von Digitalisierung im Unternehmenskontext, welche aus der Literatur von Girschner, Jacob und Leal Filho hervorgeht, untersucht werden, um eine solide Ausgangslage fur das qua­litative Experteninterview zu erzielen (Girschner, 2021, S. 1; Jacob, 2019; Leal Filho, 2021, S. 23-45).

Kategorie 2:Bewertung des Digitalisierungsgrades

Diese Kategorisierung beinhaltet die aus der Theorie abgeleiteten Unterkategorien Res- sourcen & Energieeffizienz, intelligente Energiesysteme, smarte Umweltdaten, Green-IT und digitale Umweltbildung nach dem LfU und Jacob. Im Detail wird bei den Ressourcen und der Energieeffizienz erfasst, ob das Unternehmen beispielsweise uber digitale Pro- zesse ihren Ressourcenverbrauch optimiert, wozu beispielsweise „Papier sparen“ hinzu- zahlt oder ob das Unternehmen Technologien im Bereich Big Data, Cloud Computing, Gamification, Internet of Things, Mobile Payment, Sharing Economy und/oder Social Business einsetzt. Da es sich bei dieser qualitativen Erhebung jedoch ausschlieBlich um Druckereien handelt, sollte ein Blick auf die Moglichkeiten im Hinblick auf den Einsatz solcher Techniken geworfen werden. In Druckereien lassen sich daher KIs zur Gestaltung und Visualisierung, zur Optimierung der Suchmaschine, zur Organisation, zur Bildaus- richtungserkennung, zur Hochskalierung, zur Spracherkennung, zur Textanalyse oder zur internen Optimierung der Preisgestaltung einsetzen. Auch der Einsatz einer Applikation (App) fur Mobile Devices wurde in diesem Bereich hinzuzahlen (LfU, 2022, S. 1; BooB et al., 2015, S. 4-5; CEWE, 2022, S. 1; Frankenberger et al., 2015, S. 3; Jacob, 2019, S. 41ff.). Die intelligenten Energiesysteme wiederum werden in sechs Subkategorien mit einer Vielzahl an weiteren Unterkategorien eingegliedert. Diese Kategorien sind in der nachfolgenden Abbildung ersichtlich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Die nachhaltig-intelligenten Energiesysteme (LfU, 2022, S. 1; Eltrop et
al., 2007, S. 7f.; Jacob, 2019, S. 41ff.)

In der zur Bemessung des Digitalisierungsgrades zugehorigen Unterkategorie der smarten Umweltdaten zahlt unter anderen das analysieren des CO2-FuBabdrucks sowie das Tra­cking des Ressourcenverbrauchs von Holz, Papier, Pappe oder ahnliches, wobei der Tra- ckingaufwand bei dem Einsatz von recyclebaren Materialen und nachhaltigen Druckfar- ben (Green-Printing) aus digital-nachhaltiger Sichtweise nicht zwangslaufig von Noten ist (LfU, 2022, S. 1; bvdm, 2022a, S. 1, 2022b, S. 1; Jacob, 2019, S. 41ff.). Zur Unterka- tegorie Green IT hingegen zahlt der Einsatz von grunen Suchmaschinen, aber auch bei- spielsweise die Moglichkeit zum mobilen Arbeiten beziehungsweise Homeoffice. Home­office und/oder mobiles Arbeiten ist deshalb nachhaltig, da zumindest die Moglichkeit besteht weniger CO2 zu verbrauchen, weniger Papier zu verschwenden, die Gerate stets richtig ausschalten zu konnen und/oder Okostrom zu beziehen. Weitere Vorteile sind die fur die Mitarbeiter resultierende hohere Arbeitsmoral, die Arbeitsplatzersparnis von Sei- ten des Arbeitgeber und die verbesserte Work-Life-Balance (LfU, 2022, S. 1; Graf, 2021, S. 1; Jacob, 2019, S. 41ff.; Schulz, 2020, S. 1). Die letzte Unterkategorie ist die digitale Umweltbildung, was handelnde und denkende Mitarbeiter als Basis voraussetzt. Erken- nen lasst sich dies, wenn beispielsweise die Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil der Un- ternehmensstrategie ist, Ideen aller Beschaftigten zugelassen werden, die Gestaltung der Buros und Aufenthaltsraumen nachhaltig ist, eine Mulltrennung konsequent durchgezo- gen wird und/oder eine bewusste Wahl der Arbeits- und Werbemittel vonstattengeht (LfU, 2022, S. 1; Christiansen, 2020, S. 1; Jacob, 2019, S. 41ff.).

Generell soll mithilfe dieser angesprochenen Unterkategorien der Digitalisierungsgrad des Unternehmens bemessen werden, um die Hypothese eins belegen zu konnen.Kategorie 3:Kundenanforderungen und Kundenbedurfnisse In dieser Kategorie sollen einerseits die allgemeinen Kundenanforderungen an das Un- ternehmen kategorisiert werden. Andererseits lasst sich aus der Theorie ableiten, dass fur diesen Bereich auch Siegel und Testate ausschlaggebend sein konnen. In der Druckin- dustrie gibt es davon eine ganze Menge die sich durchgesetzt haben. Hierzu zahlen E- MAS, DIN ISO 14001:2015, ISO12647, DIN ISO 50001:2015, DIN ISO 9001, den Blauen Engel, RAL DE-UZ-195, EU-Ecolabel Richtlinie 028, Cradle to Cradle (C2C), FSC, OKOPROFIT, PEFC®, das OKOlogische PROjekt, die REACH-Verordnung und/oder GoGreen (bvdm, 2022c, S. 1; DHL, 2022, S. 1; ECHA, 2022, S. 1; StartingUp, 2022, S. 1). Generell soll mithilfe dieser Kategorie gepruft werden inwieweit das Unter- nehmen sich uberhaupt an den Kundenbedurfnissen und Kundenanforderungen ausrich- tet.

Kategorie 4:Das Unternehmensimage

Die Kategorisierung soll die Uberprufung der aus der wissenschaftlichen Literatur abge- leiteten Hypothese zwei gewahrleisten.

Kategorie 5:Schnelligkeit der Umsetzung & Implementierung von digital-nachhaltigen Projekten/MaBnahmen

Die Kategorie funf dient zur Uberprufung der dritten Hypothese dieser Arbeit.

Kategorie 6:Finanzielle Ressourcen (Kosten)

Die sechste und letzte deduktive Kategorie, welche zur Beantwortung der Hypothese vier beitragt, soll die finanziellen Herausforderungen bei der Umsetzung oder Implementie- rung von digital-nachhaltigen MaBnahmen/Projekten kategorisieren.

Soziodemografische Kategorien:

Diese Kategorisierung, welche die Kernaktivitaten, die Anzahl der Beschaftigten, die Un- ternehmensstandorte, das Segment B2B vs. B2C und die Branchenbezeichnung des Un- ternehmens sowie den hochsten Bildungsabschluss, die Berufserfahrung, die direkt un- terstellte Mitarbeiter, die Stellenbezeichnung, das Geschlecht und das Alter des Experten in Form von Unterkategorien umfasst, erfasst alle stichprobenrelevanten Punkte dieser qualitativen Forschungsarbeit. Apropos Stichprobe dieser Studie gilt es noch zu erwah- nen, dass in dieser Studie aus drei Unternehmen vier Experten befragt wurden, wobei es 14 sich um zwei GroBunternehmen und ein KMU handelt. Bei dem KMU wurden auch zwei Experten befragt, um die Dysbalance der Anzahl auszugleichen. Die Begrundung der Aufstellung der soziodemografischen Kategorien sowie die Auswertung und Analyse der Stichprobe wird in den nachfolgenden Kapitalen dieser Arbeit naher erlautert.

Nachdem die Kategorisierung der qualitativen Expertenbefragung nun verstandlich auf- gefuhrt und begrundet wurde, bietet es sich an diese Kategorien in den Gesprachsleitfaden einzubauen und einen Pretest durchzufuhren (HSLU, 2022, S. 1). Fur diese Arbeit wurden daher Pretests mit unbeteiligten Personen aus anderen Unternehmen durchgefuhrt. Wei- terhin sind der Gesprachsleitfaden sowie die Dokumentenportraits und das Dokumenten- vergleichsdiagram, was die konsequente Orientierung am Gesprachsleitfaden belegt, im Anhang der Arbeit ersichtlich. Nach der Durchfuhrung der eigentlichen Expertenbefra- gungen mussen dann die erhobenen Tonspuren in Textform transkribiert werden (May­ring, 2015, S. 62). Dafur wurde in dieser Studienarbeit das Softwaretool Trint (www.trint.com) verwendet. Im Detail wurde beim transkribieren vor allem wortlich transkribiert und die Sprache und Interpretation leicht geglattet. Der Fokus lag daher auf den Transkribierregeln eins, zwei und neun nach Kuckartz, da sich uber Trint nicht alle Regeln abbilden lassen beziehungsweise nicht gewahrt werden konnen (Kuckartz, 2016, S. 166-169).

4. Datenanalyse und Ergebnisse

In diesem Kapitel der Arbeit wird die qualitative Inhaltsanalyse und die Ergebnisse der qualitativen Forschungsmethode beschrieben. Die qualitative Inhaltsanalyse will im All- gemeinen Texte systematisch analysieren, indem sie das Material schrittweise, mit einem theoriegeleiteten und am Material entwickelten Kategoriesystem, bearbeitet (Mayring, 2002, S. 114). Sie wird zur Hypothesen- und Theoriebildung, fur Pilotstudien, Vertiefun­gen, Prozessanalysen, Klassifizierung, fur Einzelfallstudien, oder zur Theorie- und Hy- pothesenuberprufung genutzt (Mayring, 2015, S. 12-25). Dabei zielt die qualitative In- haltsanalyse darauf ab, sprachliche Eigenschaften eines Textes objektiv und systematisch analysieren und beschreiben zu konnen, um daraus Schlussfolgerungen auf nichtsprach- liche Eigenschaften von Personen und gesellschaftlichen Aggregaten zu ziehen (Mayntz et al., 1978, S. 151). Weitere Merkmale der qualitativen Inhaltsanalyse ist die zugrunde- liegende Kommunikationsanalyse als auch das systematische, regelgeleitete und theorie- geleitete Vorgehen, um Wirkungen beziehungsweise Intention ermitteln zu konnen (Ma­yring, 2015, S. 13). Im Prozess der qualitativen Inhaltsanalyse, werden dabei die Techni- ken und Regeln des Paraphrasierens, Generalisierens und Reduzierens von Daten ange- wandt (Mayring, 2015, 15 & 70). Im Detail bedient sich diese Art der Datenanalyse aber auch speziellen Verfahren, wozu die Haufigkeitsanalyse, Valenzanalyse, Kontingenzana- lyse und Intensitatsanalyse zahlen, wobei die letztere in dieser Arbeit nicht angewandt wird (Mayring, 2015, S. 13-15; Schnell et al., 2014, S. 388-399). Als Unterstutzung fur diesen Prozess gibt es dafur sogar computergestutzte Analyseverfahren, welche den Vorteil bieten, groBe Datenmengen und verschiedene Datenquellen in einem Tool effizient zu analysieren und zu visualisiseren. Zudem ermoglicht es die Anwendung und das Vergleichen verschiedener Analysenverfahren (Leech & Onwuegbuzie, 2011, S. 70­84). AuBerdem lasst sich das Ausschneiden und Verschieben einzelner Textpassagen, die Suchen von Wortern und das Schreiben von Kommentaren auf einem zweiten Bildschirm gewahrleisten. Fur diese Arbeit wurde daher das Softwaretool MAXQDA (www.maxqda.de) ausgewahlt, welches im nachhfolgenden Absatz seine Anwendung findet (Mayring, 2015, S. 116-122).

Bevor die qualitative Inhaltsanalyse intensiver in Bezug auf diese zugrundeliegende Stu- die beschrieben wird, sollte zunachst erstmal die Demografie und die Stichprobe be- schrieben werden. Generell wurden vier Personen/Experten aus drei Unternehmen be- fragt, die vom Geschlecht mannlich und im Durchschnitt 43 Jahre alt sind. Jeder Experte 16 hat eine Position im Top-Management beziehungsweise ist in der Geschaftsfuhrung tatig. Die beiden Experten aus dem einem KMU haben 8-73 direkt unterstellte Mitarbeiter und die Experten der GroBunternehmen 200 beziehungsweise 350 direkt unterstellte Mitar- beiter. Weiterhin weisen die Experten eine Berufserfahrung von 19,75 Jahren auf, wobei die Spannweite von 13-32 Jahren betragt. Die Experten des KMU haben im Laufe ihres Lebens die allgemeine Hochschulreife und die Experten der GroBunternehmen jeweils einen akademischen Abschluss (Master und Promotion) erfolgreich absolviert. Die Bran- che in welchen die Unternehmen einzuordnen sind beziehen sich auf die Bereiche Dienst- leistung, Werbung und Medien sowohl im Online- als auch im Offlinebereich. Die Kun- den der Unternehmen sind dabei hauptsachlich im B2B-Bereich, wobei jedes der Unter- nehmen auch einen geringen Anteil an B2C-Kunden hat beziehungsweise verfugt eines der Unternehmen sogar uber ein B2B2C-Modell. Das KMU hat einen Standort, das Un- ternehmen B sieben Standorte und das Unternehmen C 40 Standorte, wobei 15 Standorte ausschlieBlich Produktionsstandorte sind. Die Anzahl der Mitarbeiter im Unternehmen betragt bei den KMU 72, bei Unternehmen B 2100 und bei Unternehmen C 4000. Zudem sind die Kernaufgaben der Druckereien weitestgehend deckungsgleich beziehungsweise bilden die GroBunternehmen ein Paar Kernaktivitaten mehr ab, welche sich zwischen den GroBunternehmen nochmals differenzieren.

Nachfolgend geht es nun um die qualitative Inhaltsanalyse mithilfe der einzelnen deduk- tiven Kategorien. Angefangen bei der allgemeinen Abhangigkeit von der Digitalisierung im Arbeitskontext, lasst sich diese Aussage bestatigen, da alle dieser These zugestimmt haben, auch wenn es immer einen Bodensatz an Menschen geben wird die sich strikt gegen die Digitalisierung ausrichten. Im Bereich Green IT lasst sich sofort erkennen, dass Homeoffice, auch mit der Betonung auf der Covid-19 Viruspandemie, einheitlich ge- wahrleistet wird. Dies soll auch nach der Pandemie so fortgefuhrt werden, auch wenn eines der GroBunternehmen nicht komplett umstellen, sondern ein hybrides Modell wah- len wird. Jedoch sind sich alle einig, dass Homeoffice sich allerdings nicht zum Einlernen oder fur Mitarbeiter, die direkt am Produkt arbeiten, geeignet ist. Eines der GroBunter- nehmen bietet sogar Coworking-Spaces an. Weiterhin verfugen die GroBunternehmen uber serverbezogene Vorsteuerungen fur ein effizientes Energiemanagement und eines der Unternehmen hat sogar den „Blauer Engel“ auf das eigenbetriebene Rechenzentrum. Das KMU hingegen legt Wert auf nachhaltige und energieeffiziente Gerate und auf den Einsatz von Mikrocomputern (Raspberry Pi oder Arduino), um stets eine ideale Rechen- leistung pro Watt zu erzielen, was zudem noch von einem externen Hardwarespezialist regelmaBig untersucht wird. Im Bereich der digitalen Umweltbildung werden bei beiden Unternehmen sehr oft die Worte „Eigeninteresse“, „Respekt“ und „Wertschatzung“ in Bezug auf die kunftigen Generationen erwahnt. Auch hat vor allem das KMU uber die detaillierte Mulltrennung, auch fur Sondermull, viel berichtet, wobei bei dem KMU fast kein Mull zustande kommt beziehungsweise dieser upcycelt wird. Die GroBunternehmen berichteten wiederum uber die Einbindung des Nachhaltigkeitsgedanken uber alle hierar- chischen Ebenen hinweg, umfangreiche Schulungsaufwande fur 1500 und mehr Mitar- beiter sowie die Umweltpolitik als fester Bestandteil der DNA des Unternehmens. So- wohl das KMU als auch die GroBunternehmen haben sogar eigene Beschaftigte (Soft- wareentwickler) beziehungsweise Teams (fur Energiemanagement) fur digital-nachhal- tige Projekte. In der Subkategorie smarte Umweltdaten wird von allen Unternehmen uber die Analyse des CO2-FuBabdruck berichtet. Die GroBunternehmen analysieren jedoch noch zusatzlich jegliche Energieressourcen(nutzung) beziehungsweise muss eines der GroBunternehmen auch regelmaBige Nachhaltigkeitsberichte aufgrund der FDAX-Lis- tung veroffentlichen. Bei der zugehorigen Unterkategorie der intelligenten Energiesys- teme unterscheiden sich die Unternehmen lediglich in der Art der nachhaltigen Versor- gung. Das KMU bezieht zum Beispiel grunen Strom vom sogenannten Spotmarkt und plant mittelfristig auf Solarkollektoren umzurusten. Die GroBunternehmen hingegen er- zeugen aktuell den grunen Strom, auch fur die Tochterunternehmen, uber Solarkollekt- oren sowie speisen sie den Uberschuss sogar ins Netz ein und befullen vorhandene Puf- ferspeicher damit. Das KMU heizt CO2 neutral und nutzt die Abwarme von einer Bio- Stromanlage aus der unmittelbaren Nahe. Die GroBunternehmen hingegen nutzen eine mit Erdgas zusammenhangende Warmeruckgewinnung. Da dies jedoch nicht CO2 neutral ist, wird ein 100%iger Ausgleich (C2C) gezahlt. Weiterhin setzen die GroBunternehmen prozesslose Platten bei der Produktion ein, wodurch kein Wasser mehr verbraucht werden muss. Zudem unterscheiden sich die Unternehmen in der Art des Spendens. Wahrend die GroBdruckereien aktiv Geld an Aufforstungsprojekte oder verschiedene Stiftungen spen- den, nutzt die KMU das Upcycling-Konzept, wodurch der entstehende Mull dem Kreis- lauf wieder zuruckgefuhrt wird beziehungsweise fur einen „obligatorischen Obolus“ ver- kauft wird, um beispielsweise ein Aufforstungsprozess zu unterstutzen. Die letzte Kate- gorisierung zur Bestimmung des Digitalisierungsgrades sind die im Unternehmen vor- handenen Ressourcen und die damit verbundene Energieeffizienz. Alle Unternehmen gleichen sich hierbei durch den papierlosen Workflow, was so viel bedeutet wie, dass die Unternehmen die Ressource Papier nicht- beziehungsweise kaum belasten.

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Ende der Leseprobe aus 55 Seiten

Details

Titel
Die Wechselbeziehung zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Eine branchenbezogene und qualitative Expertenbefragung über den Zusammenhang der zwei Megatrends
Hochschule
Hochschule für angewandtes Management GmbH
Note
2,7
Autor
Jahr
2022
Seiten
55
Katalognummer
V1236791
ISBN (eBook)
9783346662491
ISBN (Buch)
9783346663269
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Forschungsmethoden, interviews, expertenbefragung, maxqda, druckereibranche, branchenbezug, businessmodell, nachhaltigkeit, digitalisierung
Arbeit zitieren
Max Kremnitz (Autor:in), 2022, Die Wechselbeziehung zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Eine branchenbezogene und qualitative Expertenbefragung über den Zusammenhang der zwei Megatrends, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1236791

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