Noten: terrible simplification?

Ihre Fragwürdigkeit, Berechtigung und Alternativen


Seminararbeit, 2007

16 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung und Problemstellung

1. Funktionen der Zensur
1.1 Orientierungs- und Berichtsfunktion
1.2 Die Berechtigungsfunktion
1.3 Die pädagogische Funktion

2. Zur Problematik der Zensierung

3. Der Mangel an Alternativen als „Bestandsgarantie“ für Zensuren

4. Was hält Mandana von Noten

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Einleitung und Problemstellung

„ Ein Verfahren wird nicht dadurch „exakter“, dass es Zahlen anwendet, wo sie nicht hingehören. Die Anwendung eines exakten Verfahrens kann denkbar unexakt sein.- Wir haben es mit einer „terrible simplification“ zu tun“[1]

Dieser Beitrag Wagenscheins aus dem Jahre 1954 soll deutlich machen, dass die Diskussion gegen die Anwendung von Noten als Maßstab schulischer Leistungsbeurteilung seit vielen Jahren engagiert geführt wird und dass diesem Instrument kaum positive, eher negative Auswirkungen auf den Schüler[2] und seine individuell unterschiedliche Lernbereitschaft und Lernentwicklung, sein Leistungsvermögen und sein Verhalten zugeschrieben werden.

Im Rahmen meiner Modularbeit werde ich versuchen offen zu legen, was Noten in unserem heutigen Schulsystem für eine Rolle spielen. Ich werde dabei auf die ursprünglichen Funktionen der Benotung eingehen und anschließend zur Problematik der Zensierung kommen. Dazu werde ich mich auf Autoren der Reformpädagogik und der empirischen Erziehungswissenschaft stützen und die allgemeinen Nachteile, die Fragwürdigkeit von Noten, aber auch die Vorteile von Zensierung ausarbeiten. Ziel meiner Modularbeit soll sein, festzustellen, inwiefern sich Wagenscheins Äußerung zur Note als „terrible simplification“, also als „schreckliche Vereinfachung“ in unserem Schulsystem bewahrheitet, bzw. ob Zensuren den Umfang über die erbrachten Leistungen von Schülern vermitteln.

1. Funktionen der Zensur

Die für die Leistungen erteilten Zensuren erfüllen die unterschiedlichsten Aufgaben, je nachdem, unter welchem Aspekt man sie betrachtet. Sie sollten sowohl die Funktionen der „extrinsischen Motivierung“ und der Disziplinierung von Schülern haben[3], als auch der „pädagogischen Intervention“ dienen[4]. Ich schließe mich im Folgenden den drei Funktionsaspekten ZIEGENSPECKs (1976) an. Er fasst die Aussagen DOHSEs[5] inhaltlich zusammen und macht sie so einer Weiterentwicklung im pädagogischen Sinne zugänglich.

1.1 Orientierungs- und Berichtsfunktion

Noten haben zweifellos eine Orientierungsfunktion; sie müssen als objektive Gütemaßstäbe für Leistungen dienen. Nach ZIELINSKY (1961, S. 125) geben Zensuren „ eine leicht fassliche Übersicht über den Leistungsquerschnitt in einem bestimmten Zeitraum und, aneinandergereiht, eine vergleichbare Übersicht im Längsschnitt der Entwicklung“[6]. Dem lässt sich einiges entgegenhalten. Schon mehrere Autoren haben die „Vergleichbarkeit“ von Zensuren bezweifelt, obwohl gerade diese als wichtiger Aspekt für die Zensuren immer wieder genannt wird. Dass die Vergleichbarkeit ein unbedingtes Postulat darstellt, ist unbestritten, doch wie es dagegen in der Realität aussieht, ist eine andere Frage. Eine Berichts- und Mitteilungsfunktion haben die Zensuren sowohl für die Eltern und Schüler, als auch für den Lehrer[7]. SCHREINER sagt dazu: „Die Leistung soll so angelegt sein, dass auch eine Kontrolle der Qualität des Unterrichts für den Lehrer ermöglicht wird.“[8] D.h. die Zensuren wäre letztlich ein Urteil des Lehrers über seinen eigenen Unterricht, so gesehen eine nicht zu erfüllende Forderung. Dennoch ermöglichen Zensuren zumindest grundlegende Reflexionen des Lehrers über seinen Unterricht im Sinne eines Feedbacks.

1.2 Die Berechtigungsfunktion

Der erfolgreiche Besuch einer möglichst höheren Schule ist in fast allen Gesellschaftsbereichen eine geforderte Voraussetzung für die Übernahme leitender Positionen. Das wesentliche Merkmal eines nach Schularten vertikal organisierten Schulsystems ist dabei seine punktuelle Selektivität.[9] Das ist eine Folge der Gliederung unserer Schulen in Jahrgangsklassen. Die guten Zensuren berechtigt zum Aufstieg in die nächsthöhere Schulstufe. Dabei beinhaltet die Einteilung in Jahrgangsklassen die Annahmen, dass ein durch den Lehrplan festgelegtes Jahrespensum von Schülern annähernd gleicher Begabung und gleichen Alters erreicht werden kann. Eine weitere Annahme ist, dass „Leistungsversager“ durch eine Wiederholung der Klassenstufe ihr Klasseziel erreichen könnten. Gerade unter dem Aspekt der Berechtigungsfunktion muss wegen der Tragweite der damit verbundenen Entscheidungen eine große Zuverlässigkeit der Beurteilung gefordert werden. Auf dieses Problem wird im weiteren Verlauf genauer eingegangen. ZIELINSKY behauptet in diesem Zusammenhang. „Die Zensur ist zum alleinigen Richter geworden über Aufsteigen oder Sitzenbleiben, Lebenschance, Wertung und Verwerfung der Persönlichkeit.“[10] Die Zensur als Zuteiler von Sozialchancen wird auch von anderen Autoren hervorgehoben (DOHSE S.118; TENT S.25).

[...]


[1] Wagenschein, M. (1977), S.44.

[2] in dieser Arbeit werde ich aus ökonomischen Gründen Schüler schreiben, aber selbstverständlich beide Geschlechter meinen

[3] Vgl. Ingenkamp, K.(1975), S. 13 (a)

[4] Vgl. Stephan, E.(1978), S.14

[5] Nachzulesen in: Dohse, W.(1967): Das Schulzeugnis. Sein Wesen und seine Problematik.

[6]

[7] Vgl. Schreiner, G.(1970), S.228

[8] Schreiner, G.(1970), S.228

[9] Vgl. Tent, L.(1969), S.15

[10] Zielinsky, J.(1961), S.134

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Noten: terrible simplification?
Untertitel
Ihre Fragwürdigkeit, Berechtigung und Alternativen
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Veranstaltung
Schule als Ort der Leistungsbewertung
Note
1,3
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V123785
ISBN (eBook)
9783640329083
ISBN (Buch)
9783640330959
Dateigröße
409 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Noten, Ihre, Fragwürdigkeit, Berechtigung, Alternativen
Arbeit zitieren
Anonym, 2007, Noten: terrible simplification?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123785

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