Kognitionsforschung: Macht Mozarts Musik schlauer? Der Mozart-Effekt. Eine Darstellung des Phänomens


Trabajo Escrito, 2007

61 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Abkürzungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1.0 Prolog
1.1 Einführung in die Thematik

2.0 Biografie
2.1 Mozart - Das Wunderkind (1756–1766)
2.2 Konzertmeister in Salzburg (1772–1777)
2.3 Auf Arbeitssuche und erneut Salzburg (1777–1781)
2.4 Freischaffender Komponist in Wien (1781–1791)
2.5 Letzte Werke und früher Tod
2.6 Hinterlassenschaft

3.0 Wirkung und Einfluss der Musik Mozarts
3.1 Der Mozart-Effekt und seine Popularität
3.2 Der Mozart-Effekt und seine wissenschaftliche Diskussion
3.4 Die Erweiterung des Mozart-Effekte
3.5 Der Mozart-Effekt und neue Perspektive
3.6 Der Mozart-Effekt und die Musiktherapie
3.7 Der Mozart Effekt und seine Beliebtheit

4.0 Literaturquellen

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung anderer als der in den Fußnoten und im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen angefertigt habe.

Kiel, den 25.01.2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Henrik Welp

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Geburtshaus in Salzburg (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Mozart.birth.500pix.jpg &filetimestamp=20050611180306)

Abbildung 2: W. A. Mozart 1763 in Hofkleidung. Vater Mozart in einem Brief am 19. Oktober 1762: „…Wollen Sie wissen wie des Woferl Kleid aussieht? – Es ist solches vom feinsten Tuch liloa=FarbEs war für den Prinz Maximilian gemacht …“ (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Wolfgang- amadeus-mozart_2.jpg&filetimestamp=20080103022301)

Abbildung 3: Tanzmeisterhaus, Wohnhaus der Familie Mozart ab 1773 (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Tanzmeisterhaus.jpg&f iletimestamp=20060311101957)

Abbildung 4: W. A. Mozart im Alter von 21 mit dem Orden vom Goldenen Sporn http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Martini_bologna_mozar t_1777.jpg&filetimestamp=20051207214157)

Abbildung 5: Eintragung Mozarts im Gästebuch der Mannheimer Sternwarte (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Mozart_Unterschrift.jp g&filetimestamp=20040426153354)

Abbildung 6: Titelblatt des Librettos von Le Nozze di Figaro Prag 1786 (http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Mozart_libretto_figaro_ 1786.jpg&filetimestamp=20060126084741)

Abbildung 7: Die Abbildung 7 zeigt eine mögliche zu lösende Aufgabe des Papierfalt- und Schnitttestes, entlehnt aus Schellenberg (in press). In der ersten Reihe wird den Versuchspersonen eine geringe Anzahl von Papierblättern dargeboten, die von links nach rechts gelesen, auf bestimmte Art gefaltet bzw. geschnitten werden sollten. Dabei geben die Pfeile die Faltrichtung an. In der zweiten Reihe erhalten die Versuchspersonen fünf mögliche Schnittmusterergebnisse. Sie sollen nun das richtige Schnittmuster, welches sich aus dem Falten und Schneiden ergibt, auswählen (in Anlehnung an Petra Jansen-Osmann in: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 17 (1), 1–10, Hogrefe Verlag Göttingen 2006)

Abbildung 8: Abbildung 8 zeigt die Mittelwerte der Verbesserung in % nach dem Hören der Mozart-Musik im Vergleich zu der signifikant geringeren Verbesserung nach dem Hören der Philipp Glass-Musik und dem Verweilen in Stille. Diese Verbesserung ist für die Versuchspersonen dargestellt, die im Vortest eine schlechte Leistung hatten, und sie bezieht sich nur auf den Papierfalt- und Schnitttest, der nach der ersten Sitzung durchgeführt wurde (siehe Rauscher, Ky & Shaw, 1995)

Abbildung 9: Dargestellt ist das Trion-Modell. Ein Trion ist eine Minimaleinheit von Neuronen. Diese Neuronen können eine unterschiedliche Feuerungsrate besitzen, die gemessen zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem spezifischen Aktivitätsmuster führt. Die Autoren (Rauscher, Ky & Shaw, 1995) spekulieren, dass dieses Aktivitätsmuster entweder analytisch oder kreativ sein kann und behaupten, dass sowohl das Lösen räumlicher Aufgaben als auch das Hören von Musik ein analytisches Aktivitätsmuster aktiviert (in Anlehnung an Petra Jansen-Osmann in: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 17 (1), 1–10, Hogrefe Verlag Göttingen 2006)

Abbildung 10: Dargestellt ist ein T-Labyrinth. Die Ratten erhalten die Aufgabe, den Weg zu dem Ziel zu erlernen. Die schwarze Box markiert das Ziel (nach Rauscher, Robinson & Jens, 1998). Ein beeindruckendes Ergebnis, wäre nicht zu bedenken, dass Ratten bis 11 Tage nach der Geburt taub sind und sie darüber hinaus viel höhere Frequenzen als Menschen hören. Analysiert man unter diesem Gesichtspunkt die in der besagten Mozart-Sonate erklingenden Noten, wird deutlich, dass die Ratten nur die Noten hören konnten, die höher sind als das C in der 5. Oktave, was insgesamt nur 31 % der Noten ausmachte (Steele, 2001)

Abbildung 11: Gezeigt ist die Anzahl der korrekten Lösungen (Mittelwerte) in dem Papierfalt- und Schnitttest in Abhängigkeit von der Lernphase und für den Vor- und Nachtest. Es wird deutlich, dass die Leistung vom Vor zum Nachtest gesteigert werden konnte, diese Verbesserung jedoch unabhängig von der Art der Lernphase war (nach Steele, Bass & Crook, 1999)

Abbildung 12: Gezeigt ist die Anzahl der korrekten Lösungen (Mittelwerte und Standardabweichung) in dem Papierfalt- und Schnitttest in Abhängigkeit von der Art der gehörten Musik für den Vor- und Nachtest. Es zeigte sich kein Unterschied zwischen den Leistungen im Vor- und Nachtest, sowohl für die Versuchspersonen, die Mozart hörten als auch für die andere Versuchspersonengruppe (nach McKelvie & Low, 200

Abbildung 13: Gezeigt ist die Anzahl der korrekten Lösungen (Mittelwerte und Standardabweichung) in dem Papierfalt- und Schnitttest in Abhängigkeit von der Art der gehörten Musik und der Kontrollbedingung. Auch hier zeigte sich kein Unterschied sowohl zwischen der Leistung der „Mozartgruppe“ und der „Aquagruppe“ als auch im Vergleich zur Kontrollbedingung (in Anlehnung an Petra Jansen-Osmann in: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 17 (1), 1–10, Hogrefe Verlag Göttingen 2006)

Abbildung 14: Diese Abbildung stellt den Präferenzeffekt dar. Die Leistung beim Lösen des Papierfalt- und Schnitttestes ist nur dann größer, wenn die Versuchspersonen auch lieber der Mozartmusik als der Geschichte lauschten. Wiederum sind Mittelwerte und Standardabweichungen dargestellt (nach Nantais & Schellenberg, 1999)

Abbildung 15: Die Abbildung zeigt die Mittelwerte der Anzahl der korrekten Lösungen in dem Papierfalt- und Schnitttest in Abhängigkeit von der Art der zu lernenden Musik und der Kontrollgruppe. Deutlich wird, dass die Leistung nach dem Hören der Musik nur dann besser ist, wenn die Versuchspersonen die Musik von Mozart, nicht aber die Albinoni Musik hörten (nach Thompson, Schellenberg & Husain, 2001)

Abbildung 16: Gezeigt wird der Objekt-Gruppierungstest und der geometrische design-Test. Bei dem Objekt-Gruppierungstest werden die Kinder aufgefordert, aus den oberen vier Figuren eine Gesamtfigur zu legen. Bei dem geometrischen design-Test sollen sie das in der unteren Reihe dargebotene item aus den oberen vier wählen (nach Rauscher, Shaw, Levine, Wright, Dennis & Newcomb, 1997)

Tabelle 1: Kontrollbedingung: Stille (in Anlehnung an Petra Jansen- Osmann in: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 17 (1), 1–10, Hogrefe Verlag Göttingen 2006)

Tabelle 2: Kontrollbedingung: Entspannungsmusik (in Anlehnung an Petra Jansen-Osmann in: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie, 17 (1), 1–10, Hogrefe Verlag Göttingen 2006)

1.0 Prolog

"Wir haben eine gemeinsame innere Sprache der Neuronen, die uns angeboren ist, und wenn man letztere mit den richtigen Reizen stimuliert, kann man dem Gehirn helfen, vernünftig zu denken."

Gordon Shaw

"Wir haben diese Tiere [Ratten] in utero und sechzig Tage nach ihrer Geburt verschiedenen Hörreizen ausgesetzt und sie dann ein räumliches Labyrinth durchlaufen lassen. Und in der Tat bewältigten jene Tiere, die Mozart gehört hatten, das Labyrinth schneller und mit nur wenigen Fehlern. Wir entfernen nun ihre Gehirne und schneiden sie in Scheiben, um genau erkennen zu können, was sich - neuroanatomisch gesehen - in Folge dieser Behandlung verändert hat. Es kann durchaus sein, dass die intensive Musikbehandlung eine Art Bereicherung darstellt, die Auswirkungen auf die räumlichen Regionen des Hippocampus hat."

Frances Rauscher

"Geschichten die aussagen, dass frühe Kindheits- Erfahrungen

letztendlich schulisches Können, zukünftige Karrieren, und die Fähigkeit, liebevolle Beziehungen einzugehen, bestimmen, haben keine soliden Fundamente in der Neurowissenschaft."

John Bruer

1.1 Einführung in die Thematik

Der Mozart-Effekt ist ein von Alfred A. Tomatis geprägter Begriff für die vermeintliche Steigerung der Gehirnentwicklung bei Kindern unter drei Jahren, wenn diese Kinder Musik von Wolfgang Amadeus Mozart hören.

Die Idee, dass ein solches Phänomen existieren könnte, tauchte erstmals im Jahre 1993 auf - an der University of California in Irvine. Dort untersuchten der Physiker Gordon Shaw und Frances Rauscher, ein Spezialist auf dem Gebiet der kognitiven Entwicklung, bei ein paar Dutzend College- Studenten die Auswirkungen einer Hörprobe: der ersten 10 Minuten von Mozarts Klaviersonate für Vier Hände in D-dur (KV 448). Sie stellten eine vorübergehende Steigerung des räumlichen und zeitlichen Denkens fest - ein Ergebnis, das per Messung mit dem "Stanford-Binet IQ- Test" ermittelt wurde. Niemand sonst hat diese Resultate jemals wiederholen können. Ein Forscher mindestens (Steven Halpern) hat sogar ermittelt, dass es Leute dümmer machen kann, Mozart zu hören. Ein weiterer Wissenschaftler meinte: "Das allerbeste, was man aus ihrem Experiment schließen kann - wenn es denn völlig unbestritten wäre - besteht darin, dass das Anhören von schlechter Musik Mozarts kurzfristig den IQ anhebt" (Michael Linton). Inzwischen untersucht Rauscher die Auswirkungen der Musik Mozarts auf Ratten. Und sowohl Shaw, als auch Rauscher ergingen sich in spekulativen Vermutungen darüber, dass die Musik Mozarts das räumliche Denken und das Gedächtnis beim Menschen anrege.

Im Jahre 1997 gaben Rauscher und Shaw bekannt, sie hätten wissenschaftlich nachgewiesen, dass Klavier- und Gesangsunterricht das abstrakt-logische Denken bei Kindern besser fördere, als dies der

Computer-Unterricht bewirke. "Das Experiment erfasste drei Kindergartengruppen: die erste Gruppe erhielt privaten Klavier- oder Keyboard-Unterricht, sowie Gesangs-Unterricht; eine zweite Gruppe bekam privaten Computer-Unterricht; und eine dritte Gruppe erhielt gar kein Training. Anschließende Tests über die Fähigkeit zu räumlich- zeitlichem Denken zeigten: Die Kinder im Klavier/Keyboard-Programm erbrachten eine 34% höhere Leistung als die anderen. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Musik eindeutig jene höheren Gehirnfunktionen steigert, die für Mathematik, Schach, Wissenschaft und Technik erforderlich sind." Shaw und Rauscher haben einen ganzen Industriezweig ins Leben gerufen. Sie haben auch ein eigenes Institut gegründet: Das "Music Intelligence Neural Development"-Institut (M.I.N.D.). Derzeit wird soviel über die wundersamen Auswirkungen der Musik geforscht, dass eigens eine Website erschaffen wurde, damit sich die neuen Entwicklungen im Auge behalten lassen: "MüSICA", mit einer gänzlich dem Mozart-Effekt gewidmeten Abteilung.

Shaw und Rauscher behaupten, ihre Arbeit sei falsch dargestellt worden. Was sie gezeigt hätten sei, dass "es Muster gibt von Nervenzellen, die nacheinander zünden, und dass es im Gehirn anscheinend Stellen gibt, die auf bestimmte Frequenzen reagieren." Das sei eben nicht dasselbe, wie ein Beweis, dass das Anhören von Mozarts Musik zu höherer Intelligenz bei Kindern führt. Harte Fakten jedoch, wartet Shaw erst gar nicht ab. Vorläufig profitiert er selbst von den Wünschen der Eltern, die ihre Kinder intelligenter machen wollen. Kürzlich kam sein Buch/CD-Set "Keeping Mozart in Mind" auf den Markt. Es ist seit September 1999 über sein Institut zu beziehen. Shaw und seine Kollegen sind überzeugt davon, dass - weil räumlich-zeitliches Denken der Schlüssel zu vielen höheren kognitiven Aufgaben ist - eine Stimulierung des Hirnteils, der mit räumlich-

zeitlichem Denken und räumlich-zeitlichen Aufgabenlösungen zu tun hat, die Begabung einer Person für Mathematik, Technik, Schach, und Wissenschaft verbessert. Sie bieten sogar ein Software-Paket an, das ohne Sprache auskommt und das räumlich-zeitliche Denkvermögen mit Hilfe eines animierten Pinguins anzukurbeln verspricht.

Shaw und Rauscher haben mit ihren Ideen zwar einen neuen Industriezweig ins Leben gerufen - aufrechterhalten wird diese Branche jedoch von den Massenmedien und all den anderen, die daraus eine Art Alternativ-Wissenschaft gemacht haben. Übertriebene und irreführende Behauptungen über die Musik sind inzwischen so alltäglich, dass der Versuch, sie richtig zu stellen, an Zeitverschwendung grenzt. Jamal Munshi, ein Professor an der Sonoma State University, sammelt falsche Berichte und, wie er sie nennt, "Einfaltshäppchen". Er stellt sie im Internet unter der Rubrik "Weird but True" (verrückt aber wahr) zur Verfügung, und behauptet noch obendrein, dass Shaw und Rauscher bewiesen hätten, eine Klangprobe aus der Mozart-Sonate in D-Dur für zwei Klaviere habe "die SAT-Resultate der Studierenden um 51 Punkte erhöht." Tatsächlich führten Shaw und Rauscher an 36 Studenten einen Test im Papierfalten und -schneiden durch, und stellten bei der "Mozartgruppe" eine vorübergehende Steigerung um acht bis neun Punkte immer dann fest, wenn der Test entweder nach einer Schweigeperiode, oder nach dem Anhören einer Entspannungskassette absolviert wurde. Munshi behauptet auch, dass die Wissenschaft nicht erklären kann, warum eine Fliege fliegt. Die Wissenschaftler arbeiten seit längerem an diesem wesentlichen Problem, also sollten wir ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Don Campbell ist zugleich der Carlos Castaneda und der Roncalli des Mozart-Effekts: er bauscht die Arbeit von Shaw, Rauscher und anderen für seine eigenen Zwecke maßlos auf. Er hat sogar den Ausdruck "The Mozart

Effect" patentieren lassen und geht mit seiner Person und seinen Produkten auf einer eigenen Website hausieren. Campbell behauptet, er habe durch Summen, Beten und die Selbst-Suggestion von einer vibrierenden Hand an der rechten Seite seines Schädels ein Blutgerinnsel in seinem Gehirn verschwinden lassen. Unkritische Anhänger der alternativen Medizin hinterfragen seine Behauptung nicht einmal, zumal es sowieso eine dieser wohlfeilen Behauptungen ist, die weder bewiesen noch widerlegt werden können. Er könnte genau so gut behaupten, die Engel hätten sein Blutgerinnsel entfernt. Man fragt sich allerdings: wenn Musik so gesundheitsfördernd ist - warum hat er dann überhaupt erst ein Blutgerinnsel entwickelt? - Hat er vielleicht versehentlich Rap gehört?

"Die Behauptungen, die Campbell im Hinblick auf die Musik aufstellt, sind von einer Extravaganz, die dem Rokoko-Stil angemessen wäre. Und sie sind auch etwa so realitätsbezogen, wie es der Rokoko einst war. [Campbell behauptet, dass Musik so ziemlich alles heilen kann.] Seine Beweisführung hat in der Regel nur anekdotischen Charakter. Und sogar hierbei interpretiert er einiges gründlich falsch. Die gesamte Struktur seiner Argumentation kann dem gesunden Menschenverstand nicht standhalten. Wenn die Musik Mozarts wirklich so gesundheitsfördernd wäre - warum war Mozart selbst so oft krank? Wenn Intelligenz und Geist durch Mozarts

Musik so sehr gefördert würden - warum sind dann die klügsten und inspiriertesten Menschen auf der Welt nicht die Mozart-Spezialisten?"1

Doch der Mangel an Beweisen in Bezug auf den "Mozart-Effekt" verhinderte nicht, dass Campbell zum Liebling jener Vortrags-und Gastredner-Maschinerie wurde, deren Funktionieren von naiven und unkritischen Zuhörern garantiert wird.

"Wenn [die amerikanische Frauenzeitschrift] McCall's Ratschläge will, wie man ein Stimmungstief mit Musik behebt; wenn [der öffentlich Sender] PBS einen Experten dazu befragen möchte, auf welche Weise die Stimme Energie verleiht; wenn IBM einen Berater anzuheuern beabsichtigt, damit dieser mit Musik die Effizienz und Harmonie am Arbeitsplatz steigere; wenn der Landesverband der Krebs-Überlebenden einen Redner zum Thema "Heilkräfte der Musik" sucht - stets wenden sie alle sich an Campbell.2

Die Gouverneure der US-Staaten Tennessee und Georgia haben Programme gestartet, mit deren Hilfe jedes Neugeborene eine Mozart-CD erhält. Hunderte von Krankenhäusern wurden im Mai 1999 von der National Academy of Recording Arts and Sciences Foundation mit kostenlosen Klassik-Musik-CDs beschenkt. Das sind gut gemeinte Gesten - aber basieren sie tatsächlich auf stichhaltigen Forschungsbeweisen, die dafür sprechen, dass klassische Musik die Intelligenz eines Kindes oder den Heilungsprozess eines Erwachsenen ankurbelt?

Die Frage muss verneint werden, wenn man Kenneth Steele, einen Psychologie-Professor der Appalachian State University, und John Bruer, Leiter der James S. McDonnell Foundation in St. Louis (Missouri) dazu hört. Dem ganzen Werberummel widersprechend, behaupten sie, dass das Mozart-Hörerlebnis nicht wirklich intelligenzsteigernd oder gesundheitsfördernd sei. Steele und seine Kollegen Karen Bass und Melissa Crook sagen, dass sie trotz genauer Befolgung der von Shaw und Rauscher aufgestellten Protokolle "absolut keinen Effekt" feststellten konnten, obwohl sie in ihrer Studie 125 Studenten untersuchten. Sie folgerten daraus, dass "es nur wenig Grund zur Unterstützung von Interventionsprogrammen gibt, die sich auf die Existenz des Mozart-Effekts berufen." Ihre Ergebnisse erschienen in der Fachzeitschrift "Psychological Science" vom Juli 1999. In seinem Buch "The Myth of the First Three Years" ("Der Mythos von den ersten drei Jahren") kritisiert Bruer nicht nur den "Mozart-Effekt", sondern auch einige ähnlich gelagerte Mythen, die sich auf Fehlinterpretationen der jüngsten Gehirnforschung stützen.

Der "Mozart-Effekt" bietet ein Beispiel dafür, wie sich in unserer Welt die Bereiche Wissenschaft und Medien miteinander mischen. Eine Andeutung, hingeworfen in einigen Absätzen eines wissenschaftlichen Journals, mutiert binnen weniger Monate zur allgemein anerkannten Gewissheit: letzten Endes glauben daran sogar noch jene Wissenschaftler, die ursprünglich einmal erkannten, wie sehr ihre Arbeit durch die Medien verzerrt und aufgebauscht wurde. Andere, Profit witternd, schließen sich der Erfolg versprechenden Sache an, fügen dem Ganzen ihre eigenen Mythen, fragwürdigen Behauptungen und Verzerrungen noch hinzu. Im Falle des "Mozart-Effekts" schließen sich viele unkritische Befürworter dem Glauben allein schon deshalb an, weil es sich schließlich um die Zukunft unserer Kinder handelt. Schon haben wir dazu Bücher, Kassetten, CDs, Institute, staatliche Programme. Bald schon wird der Mythos von Millionen Menschen als feste wissenschaftliche Tatsache akzeptiert. Es gibt nur wenig kritischen Widerstand - weil wir ja bereits wissen, dass die Musik unsere Gefühle und Stimmungen beeinflusst. Warum also sollte sie nicht auch unsere Intelligenz und Gesundheit beeinflussen? Das entspricht doch nur dem gesunden Menschenverstand, nicht wahr? So ist es - und das ist ein Grund mehr, skeptisch zu sein.

2.0 Biografie

2.1 Mozart - Das Wunderkind (1756–1766)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Geburtshaus in Salzburg

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: W. A. Mozart 1763 in Hofkleidung. Vater Mozart in einem Brief am 19. Oktober 1762: „…Wollen Sie wissen wie des Woferl Kleid aussieht? – Es ist solches vom feinsten Tuch liloa=FarbEs war für den Prinz Maximilian gemacht…“

Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 um acht Uhr abends in Salzburg in der Getreidegasse 9 in einer Dreizimmerwohnung eines Mehrfamilienhauses (Hagenauer Haus) geboren. Seine Eltern, aus beruflichen Gründen in das kirchliche Fürstentum Salzburg gezogen, waren der aus Augsburg stammende fürstbischöfliche Vizekapellmeister und Hofkomponist Leopold Mozart und die aus St. Gilgen stammende Anna Maria Pertl. Schon am Vormittag nach seiner Geburt wurde er im Dom von Salzburg auf die Namen Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus getauft. Der Rufname war Wolfgang bzw. Wolferl.

Bereits im Alter von vier Jahren erhielten er und seine fünf Jahre ältere Schwester Maria Anna Walburga Ignatia, genannt „Nannerl“, vom Vater den ersten Musik- und allgemeinbildenden Unterricht (Klavier, Violine und Komposition). Schon 1761 zeichnete Vater Mozart ein Andante und ein Allegro als des „Wolfgangerl Compositiones“ auf, denen ein Allegro und ein Menuetto folgten, datiert auf den 11. bzw. 16. Dezember 1761. (Das fälschlicherweise immer wieder als früheste Komposition genannte Menuett G-Dur mit einem Menuett C-Dur als Trio KV 1 entstand vermutlich erst 1764). Auch Mozarts Begabung im Klavier- und Violinspiel trat schnell hervor. 1762 folgten seine ersten Auftritte.

Erste Konzertreisen Wolfgangs und seiner Schwester Nannerl mit den Eltern wurden Anfang 1762 nach München und Herbst 1762 nach Wien arrangiert, um dem Adel die talentierten Kinder zu präsentieren. Nach dem Erfolg des Wunderkindes in München und Wien startete die Familie am 9. Juni 1763 zu einer ausgedehnten Tournee durch die deutschen Lande und Westeuropa, die bis zur Rückkehr nach Salzburg am 29. November 1766 dreieinhalb Jahre dauerte: München, Augsburg, Ludwigsburg, Schwetzingen, Heidelberg, Mainz, Frankfurt am Main, Koblenz, Köln, Aachen, Brüssel, Paris (Ankunft am 18. November 1763), Versailles, London (Ankunft am 23. April 1764), Dover, Belgien, Den Haag, Amsterdam, Utrecht, Mecheln, erneut Paris (Ankunft 10. Mai 1766), Dijon, Lyon, Genf, Lausanne, Bern, Zürich, Donaueschingen, Ulm und München, wo die Kinder bei Hofe oder in öffentlichen Akademien musizierten. Während dieser Reisen entstanden unter anderem die ersten Sonaten für Klavier und Violine (die vier Sonaten für Klavier und Violine KV 6 bis 9 sind 1764 die ersten gedruckten Kompositionen Mozarts) sowie die erste Symphonie Es-Dur (KV 16).

Ein wichtiges Ergebnis dieser Reise war, dass Mozart in London mit der italienischen Symphonie und Oper vertraut gemacht wurde. Dort lernte er zudem Johann Christian Bach kennen, den er sich vielfältig zum Vorbild nahm. 1778 schrieb Mozart aus Paris nach dem dortigen Wiedersehen nach Hause: „…ich liebe ihn (wie sie wohl wissen) von ganzem herzen – und habe hochachtung vor ihm..“.

2.2 Konzertmeister in Salzburg (1772–1777)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Tanzmeisterhaus, Wohnhaus der Familie Mozart ab 1773

In Salzburg wurde im Jahr 1772 Hieronymus Franz Josef von Colloredo- Mannsfeld Fürsterzbischof von Salzburg; er folgte dem verstorbenen Sigismund Christoph Graf von Schrattenbach. Vom neuen Fürsten wurde

W. A. Mozart im August zum besoldeten Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle ernannt. Trotzdem führte dies nicht zu einem Ende seiner vielen Reisen mit dem Vater. Wolfgang versuchte weiterhin, dem engen Reglement des Salzburger Dienstes zu entkommen: vom 24. Oktober 1772 bis zum 13. März 1773 folgte die dritte Italienreise zur Uraufführung des Lucio Silla, während der auch das Exultate, jubilate entstand, und von

Mitte Juli bis Mitte Ende September 1773 die dritte Reise nach Wien, bei der sein erstes Klavierkonzert entstand. Ab Oktober 1773 bewohnte die Familie Mozart den ersten Stock des Tanzmeisterhauses, welches zuvor dem Salzburger Hoftanzmeister Franz Gottlieb Spöckner (ca. 1705–1767) gehört hatte.

Nach einer längeren Pause folgte am 6. Dezember 1774 eine Reise in das nahe München zur Uraufführung der Opera buffa La finta giardiniera (KV 196). Am 13. Januar 1775 und nach der Rückkehr am 7. März versuchte

W. A. Mozart erneut, sich auch in Salzburg als Künstler der Musik zu etablieren. Er ließ zum Beispiel das Dramma per musica Il rè pastore am

23. April 1775 in Salzburg uraufführen, das allerdings beim Publikum nicht gut ankam. Nach mehrfachen erfolglosen Bitten um Urlaub reichte er 1777 sein Abschiedsgesuch beim Fürsterzbischof ein und bat um Entlassung aus der Salzburger Hofkapelle.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: W. A. Mozart im Alter von 21 mit dem Orden vom Goldenen Sporn

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Eintragung Mozarts im Gästebuch der Mannheimer Sternwarte

2.3 Auf Arbeitssuche und erneut Salzburg (1777–1781)

Nach seiner Entlassung aus den Diensten des Fürsten begab sich W. Mozart am 23. September 1777 mit seiner Mutter auf eine Städtereise; er versuchte eine neue und bessere Anstellung zu finden. Zuerst sprach er (vergeblich) am bayerischen Herzoghof in München vor, danach in Augsburg und am Hof des Mannheimer Kurfürsten Karl Theodor, wo er das kurfürstliche Orchester und dessen Kapellmeister, seinen späteren Freund Christian Cannabich, kennen lernte (siehe auch Mannheimer Schule). Aber auch hier bekam er weder eine Anstellung noch irgendwelche musikalischen Aufträge. Er lernte aber die Familie Weber kennen und deren Tochter Aloysia, eine junge Sängerin und spätere Münchner Primadonna, in die er sich verliebte.

Nach fünf Monaten in Mannheim fuhren er und seine Mutter, vom Vater gedrängt, weiter nach Paris, wo sie am 23. März 1778 ankamen. Dort konnte Mozart immerhin seine Ballettmusik Les petits riens aufführen, bekam darüber hinaus aber keine weiteren Engagements. Am 3. Juli 1778, um 10 Uhr abends, verstarb seine Mutter.

[...]


1 Michael Linton

2 zitiert nach Campbell's Website

Final del extracto de 61 páginas

Detalles

Título
Kognitionsforschung: Macht Mozarts Musik schlauer? Der Mozart-Effekt. Eine Darstellung des Phänomens
Universidad
Kiel University of Applied Sciences  (Institut für Marketing)
Curso
Psychologie
Calificación
1,0
Autor
Año
2007
Páginas
61
No. de catálogo
V123806
ISBN (Ebook)
9783640291885
ISBN (Libro)
9783640291977
Tamaño de fichero
667 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Mozart-Effekt, Darstellung, Phänomens, Psychologie
Citar trabajo
Henrik Welp (Autor), 2007, Kognitionsforschung: Macht Mozarts Musik schlauer? Der Mozart-Effekt. Eine Darstellung des Phänomens, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123806

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