Von Monstern, Menschen und Barbaren - Grenzwesen als Gegenstand der historischen Diskursanalyse


Tesis, 2009

124 Páginas, Calificación: 1,00


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Vorwort

II. Theoretische Vorbemerkungen

III. Einleitung

IV. Begriffsbildung und Abgrenzung

V. Die Zeichenhaftigkeit des Monsters

VI. Das Monster im Weltbild des Mittelalters
VI.1. Die Funktion der Monster am Romanischen Kirchenbau
VI.2. Vom Physiologus zu den Bestiarien
VI.3. Das Monster auf den deutschen Flugschriften des 15. und 16. Jahrhunderts

VII. Die Heimat des Monsters am Rande der christlichen Ökumene
VII.1. Das Monster in der mittelalterlichen Kartographie
VII.2. Die Überlieferung antiker Reiseberichte
VII.3. Die Erweiterung des Horizonts – Reiseberichte im Mittelalter
VII.4. Weltchronik mit enzyklopädischem Anspruch

VIII. Vom Mythos zum Logos
VIII.1. Von der Verbannung des Satyrs
VIII.2. Über die Entstehung teratologischer Arten
VIII.3. Vom biblischen Schöpfungsbericht zu Darwins Evolutionstheorie
VIII.3.1. Biblische Erklärungen über den Ursprung der Arten
VIII.3.2. Von Heraklet zu Arsistoteles: Antike Ansätze evolutionären Denkens
VIII.3.3. Von den Monaden zu Darwins Evolutionstheorie
VIII.4. Der lange Schatten Darwins: Die Genese des Sozialdarwinismus

IX. Die Rückkehr des Monsters
IX.1. Der zivilisatorische Rang des „Wilden“
IX.2. Rätselhafte Affenmenschen – Vom Big Foot zum Orang Pendek
IX.3. Das Monster als Archetyp der Popkultur

X. Schlusswort

XI. Literatur- und Abbildungsverzeichnis
XI.1. Literaturverzeichnis
XI.1.1. Quellen
XI.1.2. Literatur
XI.1.3. Weiterführende Literatur
XI.1.4. Internet
XI.2. Abbildungsverzeichnis

XII. Stichwortverzeichnis

I. Vorwort

Seit dem Sommersemester 2008 beschäftige ich mich mit dem Thema der vorliegenden Diplomarbeit. Anfangs noch im Rahmen einer Lehrveranstaltung über Mittellateinische Literatur, habe ich das Thema der vorliegenden Arbeit schrittweise ausgebaut. Die im Sommersemester 2008 an der Leopold Franzens Universität Innsbruck angebotene Lehrveranstaltung stand noch ganz im Zeichen der Mensch- Tierbeziehungen im Mittelalter. Daher habe ich meine Seminararbeit auch über den Bedeutungswandel von „Dämonen, Monstern und Fabelwesen“ vom Mittelalter zur Neuzeit geschrieben. Erst die notwendige begriffliche Schärfe der Diplomarbeit machte eine Fokussierung auf anthropomorphe Fabelwesen notwendig und hier wieder nur auf solche, die auch „damals“ für real gehalten wurden, was das ganze Spektrum der arthurischen Epik außer Acht lässt. Diese Einschränkung war auch notwendig, um die Übersicht über die Fülle an Material, die es zu bewältigen gab, zu behalten und sich nicht zu „verzetteln“.

In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag des großen Naturforschers und Begründers der Evolutionstheorie Charles Darwin zum zweihundertsten Mal. Genau vor 150 Jahren veröffentlichte Darwin sein maßgebliches Werk über den Ursprung der Arten. Der immer noch anhaltende Streit zwischen Kreationisten und Anhängern der Evolutionstheorie hat erst vor drei Jahren durch einen in der New York Times veröffentlichten Artikel Kardinal Schönborns neuen Aufwind erhalten. Die Evolutionstheorie, so wie sie von Darwin formuliert wurde, wird heute mit Ausnahme von ein paar radikalen Freikirchen in ihrer Substanz kaum mehr angezweifelt. Uneinig ist man sich jedoch darüber, ob hinter der Evolution ein intelligenter Plan steckt, wie dies die Befürworter des Kreationismus vermuten, oder ob alles letztlich nur eine Frage glücklicher Umstände ist. Eine anlässlich des zweihundertsten Geburtstags Charles Darwins am 10. Februar 2009 auf ORF 2 ausgestrahlte Sendung hat gezeigt, wie weit die Kluft zwischen Kreationisten und Darwinisten noch immer auseinanderklafft. Dabei ging es auch um die Frage, wie weit die von Darwin rein naturalistisch verstandene Theorie zur Metatheorie mutieren kann, mit der nicht nur natürliche Vorgänge, sondern ganze Gesellschaftssysteme erklärt werden. Die Erfahrung mit unserer eigenen Vergangenheit hat gezeigt, wie leicht menschenverachtende Verbrechen mit Darwins Evolutionstheorie gerechtfertigt werden können. Die Nationalsozialisten übersetzten das englische Wort „struggle“ das wohl eher mit Wettbewerb als mit Kampf übersetzt werden kann, mit dem Recht des Stärkeren, sich auf Kosten des Schwächeren durchzusetzen. Natürliche Auslese und Selektion war in der Ideologie des NS-Regimes mit dem Ausmerzen scheinbar „unwerten Lebens“ verbunden. Es ist wohl bezeichnend, dass sich der Schöpfer der Evolutionstheorie niemals zu solchen Äußerungen hergab und auch jedwede andere ideologische Vereinnahmung vermied. So hat er, obwohl ihm bewusst war, dass er der wörtlichen Auslegung des biblischen Schöpfungsberichts den Todesstoß verpasst hat – er selbst schreibt vom „Vatermord“, den er an der damals gängigen Interpretation der biblischen Schöpfungslehre begangen hat – nie die Existenz eines Schöpfergottes verleugnet. Dennoch scheint er im Lauf seines Lebens vom Priester zum Agnostiker geworden zu sein.

Wie sehr die Evolutionstheorie Darwins bzw. vor-darwinistische Theorien über den Ursprung des Lebens zur Diskriminierung „Andersartiger“ herangezogen wurden und sich dabei vielleicht das Deckmäntelchen des Rationalen umgeworfen haben, um noch glaubhafter zu erscheinen, ist Teil dieser Arbeit. Dabei geht es aber um mehr: Es geht um die Frage, wie der Mythos in Vergangenheit und Gegenwart es immer wieder schafft, durch Auswahl einzelner Versatzstücke die Diskriminierung „Andersartiger“ zu legitimieren und damit eine gesellschaftsstabilisierende Funktion zu entfalten. Dass wir auch in unserer scheinbar so „aufgeklärten Zeit“ das magische Weltbild noch keineswegs hinter uns gelassen haben und immer noch andere als kulturell oder zivilisatorisch minderwertig betrachten, wenn sie nicht unseren Vorstellungen entsprechen, beweisen zahlreiche Beispiele der jüngeren Geschichte. So gibt es immer mehr Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nach ihrem Sternzeichen[1] oder ihrer Blutgruppe[2] auswählen und alle, die nicht den gewünschten Kriterien entsprechen, aussondern. In Japan suchen immer mehr Partneragenturen ihre Klienten nach dem passenden Blutbild aus, wobei es keineswegs um die Rhesusverträglichkeit oder -unterverträglichkeit des jeweiligen Mitglieds geht. Den einzelnen Blutgruppen werden wie den Sternzeichen bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. Ein positiver Rhesusfaktor soll dabei grundsätzlich besser sein als ein negativer. Auch bei Einstellungsgesprächen wird zunehmend auf die Blutgruppe des Mitarbeiters geachtet. Wer nicht über die entsprechende Blutgruppe verfügt, ist draußen. Ein Trend, der bedenklicherweise auch hierzulande immer mehr Anklang findet und gerade bei der Personalgewinnung dem Gleichheitsgrundsatz widerspricht. Ein anders Beispiel dafür, wie weit magische Vorstellungen unseren Alltag beherrschen und keineswegs aus unserer fortschrittsgläubigen Zeit verschwunden sind, sind die unlängst von Scotland Yard zur Früherfassung potenzieller Verbrecher vorgeschlagenen Testverfahren. Scotland Yard hat in Erwägung gezogen, mögliche Verbrecher anhand ihres Persönlichkeitsprofils und der Befragung enger Angehöriger in ein Früherfassungssystem aufzunehmen, um so im Fall des Falles gleich zuschlagen zu können;[3] eine Methode, die frappante Ähnlichkeit mit den Schädelvermessungsverfahren des Nationalsozialismus aufweist und zudem den Eindruck erweckt, dass es sich bei den betreffenden Personen um tickende Zeitbomben handelt, die ohnehin eines Tages hochgehen. Die Folgen eines solchen Verfahrens wären soziale Stigmatisierung und Ausgrenzung, was die Betroffenen erst recht zu Tätern werden lässt. All dies unterstreicht die Relevanz der Fragen, die in dieser Arbeit aufgeworfen werden.

[...]


[1] Vgl. http://salzburg.orf.at/stories/339604/ Stand 20.02.2009 Vgl. Auch: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/449468/index.do Stand 20.02.2009

[2] Vgl. http://news.orf.at/090213-34994/ Stand 20.02.2009 Vgl. Auch: http://derstandard.at/?url=/?id=1234506990974%26sap=2%26_seite=3 Stand 20.02.2009

[3] Vgl. http://orf.at/061128-6479/ Stand 20.02.2009

Final del extracto de 124 páginas

Detalles

Título
Von Monstern, Menschen und Barbaren - Grenzwesen als Gegenstand der historischen Diskursanalyse
Universidad
University of Innsbruck  (Institut für Geschichte und Europäische Ethnologie)
Calificación
1,00
Autor
Año
2009
Páginas
124
No. de catálogo
V123844
ISBN (Ebook)
9783640285631
ISBN (Libro)
9783640286140
Tamaño de fichero
5729 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Monstern, Menschen, Barbaren, Grenzwesen, Gegenstand, Diskursanalyse
Citar trabajo
Armin Niedermeier (Autor), 2009, Von Monstern, Menschen und Barbaren - Grenzwesen als Gegenstand der historischen Diskursanalyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123844

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