Medien in Konfliktsituationen in Afrika: Das Beispiel Sudan


Trabajo, 2008

14 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Der südsudanesische Konflikt

2. Medien in Afrika
2.1. Medien im Sudan

3. Das Fallbeispiel Kurmuk im Sudan
3.1. Allgemeine Entwicklungen – Radio SPLA
3.2. Kurmuk

4. Die Rolle der Medien in anderen afrikanischen Konflikten

5. Schlussfolgerungen

6. Literaturverzeichnis

Seit 1956, dem Jahr der Unabhängigkeit,1 ist die politische Lage im Sudan mehr als fragil. Mehr als zehn zivile und militärische Regierungen und mehr als 15

Putschversuche trugen zu dieser instabilen Situation bei.2 Verschiedene Konflikte haben das Land immer wieder in ihrem Würgegriff: Der Bürgerkrieg im Südsudan, der Beja-Konflikt im Ostsudan und der Konflikt von Darfur. Doch auch andere afrikanische Länder werden immer wieder von Bürgerkriegen und Konflikten heimgesucht. Dabei spielen die Medien, die oft von staatlicher Seite gelenkt werden, eine große Rolle. Betrachtet man sich das am Beispiel Ruandas, welches hier später als Vergleichsbeispiel herangezogen werden soll, so ist die Rolle von Rundfunksendern, insbesondere die Rolle von RTML (Radio Télévision des Milles Collines) bei den Vorkommnissen von 1994 oft untersucht worden. Doch welche Rolle nahmen die Medien in den sudanesischen Konflikten ein? In dieser Arbeit soll der südsudanesische Konflikt und die Rolle der Medien, insbesondere jene des Radios näher beleuchtet werden. Dafür werde ich die Fallstudie „The Multiple Voices of Sudanese Airspace“ von Wendy James als Grundlage nehmen. Hierbei werde ich auch die Entwicklung der Medien im Sudan skizzieren sowie einen Blick auf andere afrikanische Länder, vorrangig Ruanda, Burundi und die Demokratische Republik Kongo, werfen.

1. Der südsudanesische Konflikt

Die Ursachen dieses Konflikts liegen in vorkolonialen Zeiten. Zwischen 1841-1885 stand der Nordsudan unter türkisch-ägyptischer Verwaltung.3 Im Jahre 1885 ergriff Mohammed Ahmed El Mahdi die Macht im nördlichen Sudan und suchte fortan Sklavenhandel zu betreiben und die Bodenschätze aus dem Südsudan an sich zu reißen. Die Briten übernahmen 1899 die Kolonialherrschaft. Sie verfolgten für den Nord- und Südsudan unterschiedliche Ziele. Bis 1947 wurden Nord- und Südsudan getrennt verwaltet. Im selben Jahr wurde auf der Juba-Konferenz die Zusammenlegung beider Landesteile beschlossen, fortan sollte nur noch ein Staat existieren.4 Im Jahre 1954 übergaben die Briten die Macht in sudanesische Hände. Zwei Jahre später, am 01.01.1956, folgte die Unabhängigkeit. Doch schon am 17.11.1958 erfolgte ein erster Staatsstreich, auf welchen viele folgen sollten.5

Der Bürgerkrieg im südlichen Sudan begann 1955, nur ein paar Monate vor der Unabhängigkeit. Südsudanesische Anyanya-Rebellen unter Führung von Joseph Lagu kämpften für die Unabhängigkeit des Südsudans vom arabisch geprägten

Norden.6 Doch die Arabisierung und Islamisierung des südlichen Sudans wurde vorangetrieben und über die nächsten Jahrzehnte praktiziert. Das spiegelte sich auch in den Medien wider, besonders im Fernsehen, wo die arabische Sprache dominierte. Erst 1972 wurde der Konflikt vorläufig mit dem Abkommen von Addis Abeba beendet. „Das Abkommen garantierte dem Süden eine Teilautonomie und

Gleichberechtigung innerhalb der föderalen Struktur des Sudan.“7 Es entstand eine regionale Regierung unter Einbeziehung der Anyanya – Einheiten. Doch dieses Abkommen wurde nicht eingehalten. Im Jahre 1983 brach Präsident Gaafar Mohamed El Numeiri das Abkommen, in dem er den südlichen Sudan in drei Verwaltungsgebiete aufteilte und die zentrale Regierung auf diese Regionen ausweitete. Im gleichen Jahr wurde die Scharia unter Numeiri eingeführt. Somit erreichte die Islamisierung ihren Höhepunkt.8 Ein zweiter Bürgerkrieg brach aus, der den Rahmen für die Feldstudie von Wendy James bildet. Die SPLA (Sudanese People’s Liberation Army) wurde unter John Garang gegründet. Ihr Ziel war die

Vertreibung der Khartoumer Regierung und die Autonomie des Südens.9 Drei Jahre später, 1986, übernahm Sadiq Al Mahdi die Macht, mit dem Versprechen die Rechtssprechung zu reformieren, doch derartiges geschah nie. Im Jahre 1991 spaltete sich die SPLA in zwei Gruppierungen, eine unter Führung Riak Machars und die andere unter Garangs Leitung.10

2. Medien in Afrika

Die Entwicklung der Medien in Afrika, insbesondere der Presse und des Rundfunks, hing im Wesentlichen von der Kommunikationspolitik der jeweiligen Kolonialmacht ab. Das Pressewesen wurde zuerst von den Briten um 1800 eingeführt.11 Die Etablierung des Radios erfolgte in den 1930er Jahren. Fernsehen wurde zumeist nach der Unabhängigkeit eingeführt. Die Medien dienten vor allem politischen und militärischen Propagandazwecken. Besonders Rundfunk und Fernsehen waren einer

Programmpolitik unterstellt, die vom Staatspräsidenten bestimmt wurde.12 Parallel sollten aber auch immer mehr Medien auftauchen, die für die oppositionelle Seite eintraten.

2.1. Medien im Sudan

Die Medienentwicklung des Sudans setzte gleichzeitig mit der in vielen afrikanischen Ländern ein. So bettet sich die Etablierung von Radiostationen in den Rahmen des zweiten Weltkrieges ein. Zwischen 1935-1943 entstanden über ganz Afrika verteilt verschiedene Sender.13

Die erste sudanesische Zeitung wurde am 23.09.1903 veröffentlicht, als der Sudan unter britischer Kolonialherrschaft stand. Diese wurde von einem aus Ägypten stammenden syrischen Verleger publiziert und trug den Namen “Al Sudan Newspaper”.14 Ein nationales Pressewesen entwickelte sich jedoch erst in den 1920er Jahren, wo es sich vorrangig in Khartoum ansiedelte.15 Hierbei diente die Presse vor allem der gebildeten Elite, deren Meinung und Positionen zu verschiedenen Themengebieten wiedergegeben wurde.

Unter der britischen Kolonialherrschaft entwickelte sich auch das sudanesische Radio. Im Jahre 1940 wurde der Armeesender “Radio-Omdurman” seitens der Allierten in Omdurman, einer Stadt, die mit Khartoum und al-Chartum Bahri die sogenannte Dreistadt bildet, etabliert. Dieser Sender berichtete vor allem über den andauernden II. Weltkrieg.16 Anfangs sendete die Station 30 Minuten täglich über Lautsprecher. Später, in den 1960er Jahren, wurden zwei Kurzwellenkanäle und ein Mittelwellenkanal installiert, die die technischen Kapazitäten der Station erweiterten. Die Etablierung lokaler Provinz-Radio-Stationen seitens der sudanesischen

Regierung war zu diesem Zeitpunkt nicht geplant.17 Im Jahre 1977 wurde eine weitere Station in Nyala, im westlichen Sudan, aus Interessen der nationalen

Sicherheit eingerichtet.18 In den 1980er Jahren etablierten sich weitere fünf Stationen in Kassala (Ostsudan), Wad Medani (Zentralsudan), El Obeid (Westsudan), Atbara (Nordsudan) und Dongola (Nordsudan). Dadurch wurde der

Rundfunk im Sudan wesentlich ausgeweitet.19 Während des Friedens zwischen 1972-1983 vermehrten sich also die Radiostationen. Transistorgeräte wurden erwerbbar und die Rolle des Radios wurde bezüglich der Lieferung von Information und Bildung sowie kultureller Programme und einer Minderung offizieller Propaganda wichtiger.20

Das Fernsehen wurde 1962 als offizielles, öffentliches Medium in Omdurman etabliert. Die anfänglichen zwei Stunden Sendezeit erhöhten sich bis auf 44 Stunden wöchentlich. Die Regierung erließ 1971 Bestimmungen für ein nationales Fernsehen.

[...]


1 Biel, Melha Rout: Der Sudan zwischen Krieg und Frieden. Marburg. 2003. S. 19.

2 Fadlalla, Mohamed: Sudan. Der große Unbekannte am Nil. Biographie eines Landes. Marburg 2007, S. 170.

3 Biel, Melha Rout (2003): S. 17.

4 Biel, Melha Rout (2003): S. 18.

5 Holt, P.M.: A modern history of the Sudan. London 1961. S. 173.

6 Ismael, Ellen: „Sudan. Geschichte, Staat und Politik“ 19.03.2008 http://www.inwent.org/v- ez/lis/sudan/seite2.htm (letzter Zugriff: 18.06.08).

7 Biel, Melha Rout (2003): S. 21.

8 Biel, Melha Rout (2003): S. 22.

9 Chiari, Bernhard/ Kollmer, Dieter H.: Wegweiser zur Geschichte. Sudan. Paderborn. 2008. S. 51.

10 INS Resource information center: „Sudan: Human Rights Since the 1989 Coup” Februar 1993 http://www.uscis.gov/files/nativedocuments/sudan93.pdf (letzter Zugriff: 18.06..08).

11 Hier sind es vor allem Südafrika, Nigeria und Ghana, die erste Zeitungen unter Einfluss der Kolonialmacht herausbrachten.

12 Mbida, Michel Christian: Afrika und die internationale Kommunikationsordnung. Zu Entwicklungstendenzen der afrikanischen Medien in dern 90er Jahren und ihrer Lage in der Globalisierung. Frankfurt/Main. 2000. S. 81. 13 Mbida, Michel Christian (2000): S. 40.

14 Salih, Adil Mahgoub Mohammed: The Interdependence between rural communication systems and mass media. Case study applied in Abu Surur – West Kordofan Sudan. Dissertation Leipzig, 2004, S. 61.

15 Die erste Zeitung diente vornehmlich der Elite, wie es in vielen afrikanischen Ländern der Fall war.

16 Mbida, Michel Christian (2000): S. 40.

17 Dr. Salih, Adil Mahgoub Mohammed (2004): S. 64.

18 1977 gab es einen Bürgerkrieg im benachbarten Tschad.

19 Salih, Adil Mahgoub Mohammed (2004): S. 64.

20 James, Wendy. 2000. The Multiple Voices of Sudanese Airspace. In: Fardon, Richard & Graham Furniss (eds.) African Broadcast Cultures. London: James Currey, Richards, Paul 200. Local Radio Conflict Moderation:

Final del extracto de 14 páginas

Detalles

Título
Medien in Konfliktsituationen in Afrika: Das Beispiel Sudan
Universidad
University of Leipzig  (Institut für Afrikanistik)
Curso
Medien in Afrika
Calificación
2,0
Autor
Año
2008
Páginas
14
No. de catálogo
V123850
ISBN (Ebook)
9783640294176
ISBN (Libro)
9783640294329
Tamaño de fichero
567 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Sudan, Medien, Konfliksituationen in Afrika, Radio, Konflikte
Citar trabajo
Sandra Miehlbradt (Autor), 2008, Medien in Konfliktsituationen in Afrika: Das Beispiel Sudan, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123850

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Título: Medien in Konfliktsituationen in Afrika: Das Beispiel Sudan



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