In der Examensarbeit werden Möglichkeiten der Gestaltung von Lehr-/Lernsituationen für angehende MalerInnen und LackiererInnen entwickelt. Im Zentrum stehen Aspekte ästhetischer Bildung im Zusammenhang mit Tätigkeiten von Auszubildenden. Der Begriff ‚Ästhetik’ wird in diesem Kontext nicht in seiner Funktion als sprachliches Mittel zur Interpretation von Wahrnehmungen bestimmt (schön, wohlgestaltet, ebenmäßig etc). Vielmehr wird mit dem Begriff Ästhetik – im Sinne der ursprünglichen Wortbedeutung – sinnliche Wahrnehmung in jeglicher Form thematisiert.
Gegenstandsbereiche der geplanten Lehr-/Lernsituationen sind häufige Bauschäden durch Feuchtigkeit an Untergründen und Beschichtungen sowie ihre Vermeidung durch fach- und normgerechte Einschätzungen und Prüfungen baulicher Situationen.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem naturwissenschaftlichen Phänomen der Bildung von ‚Tauwasser’ (fachsprachlich für Kondenswasser) auf metallischen Untergründen für Anstriche vor und/oder während der Durchführung von Beschichtungsarbeiten. Die Vermittlung physikalischer Grundlagen dieses Phänomens erfolgt im Rahmen der Bearbeitung alltäglicher "Kondensations-Situationen" durch Auszubildende. Auf der Basis von "ästhetischen Signaturen" solcher Situationen erarbeiten Auszubildende grundlegende physikalische Kenntnisse, die sie auf bauliche Situationen anwenden können.
Transfermöglichkeiten der Erkenntnisse werden fachübergreifend u.a. für die Bereiche der Sprache und Kommunikation sowie Gesellschaft und Politik erarbeitet, märchenhaft-mythologische Zugänge zum Tauwasserproblem und politische Fragen der Wassergewinnung in Dürreregionen skizziert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Auswahl, Begründung und Darstellung des Unterrichtsgegenstandes
- Das Lernfeld 1: Metallische Untergründe bearbeiten
- Verarbeitungs- und Umgebungsbedingungen: Tauwasserbildung auf Beschichtungsuntergründen
- Verarbeitungs- und Umgebungsbedingungen in der Norm, den Richtlinien und den Merkblättern
- Das Wasser und seine Zustandsformen
- Das Wassermolekül und die zwischenmolekularen Kräfte
- Phasenübergang des Wassers I: Die Verdunstung
- Phasenübergang des Wassers II: Die Kondensation
- Die entscheidenden Einflussfaktoren für die Entstehung von Tauwasser
- Die Bestimmung des Taupunktes bei Beschichtungsarbeiten
- Der exemplarische Charakter des Unterrichtsgegenstandes Tauwasserbildung
- Wahrnehmungs- und Lernpsychologische Voraussetzungen
- Menschliche Wahrnehmungsprozesse
- Begriffe: Resultat von Klassifikationen und Grundlage der Verständigung
- Intention: Die Idee der ästhetischen Bildung in Berufsbildungsprozessen
- Ästhetische Berufsbildungsprozesse: Ideenskizze für die Gestaltung einer konkreten Lernsituation am Beispiel des Unterrichtsgegenstandes Tauwasserausfall
- Schülerbezogene Planungsfaktoren
- Unterrichtsziele
- Der Unterrichtseinstieg
- Die Erarbeitung durch die Lernenden
- Der Transfer auf die bauliche Situation
- Transfermöglichkeiten des Unterrichtsgegenstandes in weitere Lernfelder und Lernsituationen
- Der Taupunkt in literarisch-mythologischer Darstellung
- „Schauer auf Bestellung“: Wasser als lebenswichtiger Rohstoff und begrenzte Ressource
- Relative, maximale und tatsächliche Luftfeuchtigkeit als Gegenstand des Mathematikunterrichtes
- Wärmebildaufnahme einer Fassade: Ermittlung der Ursachen für Algenbildung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Vermittlung physikalischer Grundlagen im Berufsbildungsprozess für angehende Maler und Lackierer. Das Hauptziel ist es, Wege aufzuzeigen, wie Wahrnehmung und Verständigung als Basis für die Entwicklung von Handlungskompetenz genutzt werden können. Es wird ein exemplarischer Unterrichtsgegenstand – die Tauwasserbildung – analysiert und didaktisch aufbereitet.
- Wahrnehmungsprozesse und ihre Bedeutung für die Berufsbildung
- Entwicklung von Handlungskompetenz durch die Auseinandersetzung mit konkreten beruflichen Problemstellungen
- Didaktische Konzepte zur Vermittlung physikalischer Phänomene
- Der Zusammenhang zwischen Wahrnehmung, Verständigung und Handlungskompetenz
- Die Rolle ästhetischer Bildung in Berufsbildungsprozessen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und betont die Bedeutung von Handlungskompetenz in der Berufsbildung. Kapitel 2 beschreibt den gewählten Unterrichtsgegenstand, die Tauwasserbildung, detailliert und begründet seine Auswahl im Kontext des Lernfeldes "Metallische Untergründe bearbeiten". Es werden die relevanten physikalischen Grundlagen erläutert. Kapitel 3 befasst sich mit wahrnehmungs- und lernpsychologischen Aspekten, insbesondere mit den Zusammenhängen zwischen menschlicher Wahrnehmung, Begriffsentwicklung und Verständigung. Kapitel 4 skizziert eine konkrete Lernsituation, die die aktive Auseinandersetzung der Lernenden mit dem Phänomen der Tauwasserbildung fördert. Es werden didaktische Überlegungen zur Gestaltung des Unterrichtsverlaufs vorgestellt.
Schlüsselwörter
Handlungskompetenz, Berufsbildung, Wahrnehmung, Verständigung, Tauwasserbildung, physikalische Grundlagen, Lernfeld, didaktische Methoden, ästhetische Bildung, Maler und Lackierer.
- Citation du texte
- Gösta vom Felde (Auteur), 2005, Physikalische Grundlagen im Berufsbildungsprozess für MalerInnen und LackiererInnen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123903