Der elterliche Einfluss auf die Emotionsregulation von Kindern mit ADHS in der frühen Kindheit. Möglichkeiten der Prävention und Intervention auf Kind- und Elternebene


Bachelor Thesis, 2020

46 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Emotionale Kompetenzen in der fruhen Kindheit
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Modelle Emotionaler Kompetenz
2.3 Die Bedeutung emotionaler Kompetenzen
2.4 Entwicklung der Emotionsregulation in der fruhen Kindheit

3 Risiken in der emotionalen Kompetenzentwicklung
3.1 Risiko-, Schutzfaktoren, Resilienz
3.2 Transaktionales Entwicklungsverstandnis

4 Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitatsstorung (ADHS)
4.1 Erscheinungsbild und Klassifikation
4.2 Epidemiologie
4.3 Der Zusammenhang zwischen ADHS und der Emotionsregulation

5 Die Rolle der Eltern bei der kindlichen Emotionsregulation
5.1 Bindung
5.2 Erziehungsverhalten
5.3 Eltern als Modell

6 Exemplarische Praventions- und Interventionsprogramme zur Forderung der Emotionsregulation in der fruhen Kindheit
6.1 Begriffsbestimmung
6.2 Mehrebenen-Modell der Pravention
6.3 Wirksamkeit der Pravention im Bereich emotionaler Kompetenz
6.4 Praventionsprogramme im padagogischen Umfeld
6.4.1 Lubo aus dem All - Vorschulalter
6.4.1 Faustlos
6.4.2 Verhaltenstraining im Kindergarten
6.5 Elterntraining: Positive Parenting Program - Triple P
6.6 Multimodales Training: Praventionsprogramm fur Expansives Problemverhalten

7 Fazit

8 Literaturverzeichnis

9 Anhang

1 Einleitung

Besonders im Ubergang vom Kindergarten zur Schule werden die Kinder vor groBe Herausforderungen gestellt, fur deren Bewaltigung die Entwicklung emotionaler Kompetenzen unabdingbar ist (Hennemann, Hovel, Casale, Hagen & Fitting-Dahlmann,

2017, S. 50f; 99). Doch nicht immer verlauft die Bewaltigung ohne Probleme. Die Pravalenz psychischer Auffalligkeiten von Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren betrug zwischen den Jahren 2014 und 2017 nach den Ergebnissen der KiGGS- Studie (zweite Welle) 16,9 % (Klipker, Baumgarten, Gobel, Lampert & Holling,

2018, S. 39). Die Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitatsstorung ist eine der am haufigsten vorkommenden psychischen Storungen (Dopfner, Frolich & Lehmkul, 2013, S.1). Die Pravalenzrate liegt hier bei ca. 5 Prozent weltweit (Polaczyk, De Lima, Horta, Biedermann & Rohde, 2007). Aus diesem Grund ist eine Auseinandersetzung mit den Einflussfaktoren auf die Entwicklung emotionaler Kompetenzen und mit der Entstehung einer ADHS fur die weitere Entwicklung der Kindern von hochster Relevanz.

Die vorliegende Bachelorarbeit in Form einer Literaturarbeit legt den Fokus auf die Emotionsregulation, die eine wichtige Komponente der emotionalen Kompetenz darstellt (Petermann & Wiedebusch, 2016, S. 35). Die Emotionsregulationsfahigkeit liegt nicht nur im Kind selbst, sondern wird auch durch Umweltfaktoren beeinflusst (Kullik & Petermann, 2012, S.83). So kann die Emotionsregulation auch durch die Eltern gelenkt werden (ebd., S. 94).

Die Arbeit beschaftigt sich mit der Frage, wie die Eltern die Emotionsregulation von Kindern mit ADHS in der fruhen Kindheit beeinflussen. Die Frage, die jedoch dann zuerst gestellt werden muss, ist die Frage nach dem Zusammenhang zwischen einer ADHS und der Emotionsregulation. Des Weiteren versucht die Arbeit, die Frage nach Moglichkeiten der Pravention und Intervention durch Vorstellung exemplarischer Interventions- und Praventionsprogramme zu beantworten.

Das Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen der ADHS und der Emotionsregulation darzustellen, um anschlieBend die Auswirkungen der Eltern auf die Emotionsregulation zu ermitteln und so auch im weiteren Sinne die Einflussfaktoren der Eltern auf eine ADHS zu bestimmen. Zudem sollen Moglichkeiten der Pravention und Intervention zur Forderung sozial-emotionaler Kompetenzen vorgestellt werden.

Zunachst werden die Begrifflichkeiten der emotionalen Kompetenz und der Emotionsregulation mithilfe unterschiedlicher Definitionen geklart. Dann werden Modelle emotionaler Kompetenz vorgestellt und schlieBlich wird die Bedeutung emotionaler Kompetenz anhand der Ergebnisse aus zahlreichen Studien aufgezeigt. AnschlieBend wird die Entwicklung der Emotionsregulation thematisiert. Es werden Risiken der emotionalen Kompetenzentwicklung aufgezeigt, indem auf Risiko-, Schutzfaktoren und Resilienz eingegangen wird und schlieBlich das transaktionale Entwicklungsverstandnis erlautert wird. Das folgende Kapitel geht auf die Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitatsstorung ein. Zunachst werden das Erscheinungsbild und die Klassifikationssysteme mit ihren Diagnosekriterien einer ADHS vorgestellt. AnschlieBend wird, unter Berucksichtigung einer Vielzahl an Ergebnissen aus unterschiedlichen Studien, auf epidemiologische Daten eingegangen. Dann wird der Zusammenhang zwischen einer ADHS und der Emotionsregulation aufgegriffen und damit bereits die erste Fragestellung beantwortet. Um anschlieBend die Frage nach dem Einfluss der Eltern auf die Emotionsregulation zu beantworten, wird auf wichtige elterliche Einflussfaktoren eingegangen, die sich auf die Entwicklung der Kinder auswirken. Diesbezuglich werden die Bindung zwischen Eltern und ihrem Kind, das Erziehungsverhalten und das Modelllernen in den Fokus gestellt. Zum Schluss werden exemplarische Praventions- und Interventionsprogramme aufgezeigt. Dabei werden zunachst exemplarische Praventionsprogramme fur das padagogische Umfeld vorgestellt. AnschlieBend wird ein Elterntraining in den Blick genommen und darauf ein multimodales Programm aufgegriffen. Im abschlieBenden Fazit werden die gewonnen Erkenntnisse bezuglich der Fragestellungen noch einmal zusammengefasst und diskutiert.

Das Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen der ADHS und der Emotionsregulation herzustellen, um anschlieBend die Auswirkungen der Eltern auf die Emotionsregulation zu ermitteln und so auch im weiteren Sinne die Einflussfaktoren der Eltern auf eine ADHS zu bestimmen. Zudem sollen Moglichkeiten der Pravention und Intervention vorgestellt werden, um eine Orientierung zur Forderung der Emotionsregulation bei Kindern mit einer ADHS zu geben.

2 Emotionale Kompetenzen in der fruhen Kindheit

2.1 Begriffsbestimmung

Unter Emotionaler Kompetenz im Allgemeinen versteht man „die Fahigkeiten, sich seiner eigenen Gefuhle bewusst zu sein, Gefuhle mimisch oder sprachlich zum Ausdruck zu bringen und eigenstandig zu regulieren sowie die Emotionen anderer Personen zu erkennen und zu verstehen“ (Saarni, 1999, zitiert nach Petermann & Wiedebusch, 2016, S. 13).

Eine gut entwickelte Emotionale Kompetenz stellt damit eine relevante Entwicklungsressource dar und hilft den Kindern neue Herausforderungen und Entwicklungsaufgaben in verschiedenen Bereichen bewaltigen zu konnen (Petermann & Wiedebusch, 2016, S. 19) (siehe auch Kapitel 1.4). Damit stellt der Erwerb emotionaler Kompetenzen eine Voraussetzung fur die weitere Entwicklung der Kinder dar.

Die Emotionsregulation ist eine wichtige Komponente der Emotionalen Kompetenz (Petermann & Wiedebusch, 2016, S.35). Eine eindeutige Definition der Emotionsregulation gibt es nicht. Es handelt sich dabei vielmehr um zahlreiche Definitionsversuche verschiedener Autoren.

Gross (1998b, zitiert nach Gross, 2002) definiert die Emotionsregulation wie folgt: „Emotion regulation refers to the processes by which we influence which emotions we have, when we have them, and how we experience and express them“ (S.282). Es geht also darum, ob wir Emotionen haben und wann diese auftreten und wenn wir diese haben, wie wir diese wahrnehmen und ausdrucken.

Thompson (1994) fasst die Definition: „Emotion regulation consists of the extrinsic and intrinsic processes responsible for monitoring, evaluating, and modifying emotional reactions, especially their intensive and temporal features, to accomplish one's goals“ (S.27f) und unterscheidet hierbei zwischen intrinsischen und extrinsischen Prozessen, die fur die Uberwachung, Bewertung und Modifikation emotionaler Reaktion verantwortlich sind.

Kullik und Petermann (2012) verfassen folgenden Definitionsversuch unter Berucksichtigung zahlreicher Definitionen und Aspekte:

Bei der Emotionsregulation werden spezifische Strategien eingesetzt, um positive oder negative Emotionen und daraus resultierende Verhaltensweisen, soziale Kontakte und physiologische Zustande zu regulieren. Eine solche Regulation kann external oder internal, willentlich oder automatisch stattfinden.

Die Regulation erfolgt in Form von Initiierung, Beibehaltung, Hemmung oder Modulation einer Emotion und ihrer Begleiterscheinungen und kann auf jeden emotionalen Zustand bezogen stattfinden. Sie ist auf ein Ziel ausgerichtet und bezieht sich auf die Form, Intensitat, den Ausdruck oder die Dauer eines emotionalen Zustandes. (S. 25)

Hier liegt die Betonung auf dem Entwicklungsaspekt, der die Emotionsregulation beeinflusst. Das heiBt, dass sich die Emotionsregulation im Prozess der Entwicklung verandern kann. So kann sich auch die Gewichtung an internalen und externalen Regulationen im Laufe der Entwicklung des Kindes verandern, was dazu fuhren kann, dass sich die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung verandert (ebd., S. 25). Somit wird auch darauf hingewiesen, dass die Emotionsregulation auf ein Ziel ausgerichtet ist. Die verschiedenen Handlungsformen der Emotionsregulation, also Initiierung, Beibehaltung, Hemmung oder Modulation von Emotionen, konnen sich laut Kullik und Petermann (2012, S.25) sowohl auf positive als auch auf negative Emotionen beziehen.

2.2 Modelle Emotionaler Kompetenz

Die Ausbildung Emotionaler Kompetenz wird aus verschiedenen theoretischen Positionen betrachtet und in unterschiedlichen Konzepten von verschiedenen Autoren ausgearbeitet.

Saarni entwickelte ausgehend von empirischen Befunden zur emotionalen Entwicklung die emotionalen Schlusselfertigkeiten Emotionaler Kompetenz, welche im Laufe der Entwicklung unter Beeinflussung des kulturellen und familiaren Umfeldes erworben werden (Petermann & Wiedebusch, 2016, S. 15).

Die folgende Informationen zu den Schlussigkeiten beruhen auf Saarni (1999, zitiert nach Petermann & Wiedebusch, 2016, S. 15f):

Eine der Schlusselfertigkeiten ist die Fahigkeit, sich seiner eigenen Emotion bewusst zu sein. Diese Fertigkeit umfasst auch, dass es in einigen Situationen zu mehreren, zum Teil auch, sich wiedersprechenden Emotionen kommen kann, denen sich das Individuum bewusst sein soll. Als zweite von Saarni aufgefuhrte Fertigkeit gilt die Fahigkeit, die Emotionen anderer wahrzunehmen und zu verstehen. Dies inkludiert auch, dass Hinweise auf Emotionen, die sich aus der Situation oder durch den Ausdruck anderer Personen ergeben, interpretiert werden konnen. Erganzt wird auBerdem die Fahigkeit, uber Emotionen zu kommunizieren. Dies beinhaltet, dass das Emotionsvokabular der jeweiligen Kultur bekannt ist und dass Emotionale Skripte erworben werden. Die Fahigkeit zur Empathie stellt eine wichtige Voraussetzung zur Anteilnahme am emotionalen Erleben anderer Personen dar. Zudem wird die Fahigkeit zur Trennung von emotionalem Erleben und emotionalem Ausdruck als Schlusselfertigkeit aufgegriffen. Das Individuum weiB, dass der emotionale Ausdruck anderer Personen nicht zwangslaufig mit deren erlebten Emotionen gleich ist und ist in der Lage, die Auswirkungen des eigenen emotionalen Ausdrucks auf andere abschatzen zu konnen. Dies umfasst, dass diese Auswirkungen bei der eigenen Prasentation strategisch berucksichtigt werden. Eine weitere Schlusselfertigkeit stellt die Fahigkeit dar, mit negativen Emotionen und mit Stresssituationen umzugehen. Dazu gehort auch die Verwendung von Strategien zur Selbstregulation, die die Dauer der negativen Emotionen verkurzen und die Intensitat verringern konnen. Sich in sozialen Beziehungen der emotionalen Kommunikation bewusst zu sein, ist ebenfalls eine aufgefuhrte Schlusselfertigkeit. Es setzt auch die Kenntnis voraus, dass die Art und Weise, in der uber Emotionen kommuniziert wird, die sozialen Beziehungen beeinflussen. Zuletzt, aber nicht von geringerer Bedeutung, ist die Fahigkeit zur Selbstwirksamkeit zu nennen, welche das Individuum dazu befahigt, erwunschte Reaktionen in sozialen Begegnungen beim Gegenuber hervorzurufen.

Ein weiteres Modell emotionaler Kompetenzen stellen die Komponenten emotionaler Kompetenz nach Denham (1998) dar. Denham (1998) unterteilt die Emotionale Kompetenzen dabei in drei Bereiche: Emotionale Kompetenzen im Emotionsausdruck, im Emotionsverstandnis und schlieBlich in der Emotionsregulation. Er geht dabei auch auf wesentliche Schlusselfertigkeiten in den jeweiligen Bereichen ein. Im Bereich des Emotionsausdrucks zeigen sich diese in der Fahigkeit der AuBerung nonverbaler emotionaler Mitteilungen durch Gesten , der Fahigkeit des Zeigens von empathisches Einfuhlungsvermogen in Bezug auf die Gefuhle anderer und der Fahigkeit des Ausdrucks selbstbezogener Gefuhle, sowie der Kontrolle sozial missbilligter Gefuhle durch die Trennung von Emotionserleben und Emotionsausdruck. In diesem Modell steht die individuelle Entwicklung im Mittelpunkt, da sich die Schlusselfertigkeiten im Laufe der Zeit entwickeln konnen, sodass in einem Bereich bereits Fertigkeiten vorhanden sein konnen, wahrend sie in anderen Bereichen noch fehlen. (Denham, 1998, zitiert nach Petermann & Wiedebusch, 2016, S. 17)

Halberstadt, Denham und Dunsmore (2001) definieren die affektive soziale Kompetenz wie folgt: „We define affective social competence as the efficacious communication of one's own affect, one's successful interpretation and response to others' affective communications, and the awarness, acceptance and management of one's own affect" (S.80).

Ausgehend von dieser Definition gliedern sie ihr Modell der Komponenten affektiver sozialer Kompetenz, welches die Verflechtung emotionaler und sozialer Kompetenzen in den Fokus stellt, in drei Komponenten: das Senden emotionaler Botschaften, das Empfangen emotionaler Botschaften und schlieBlich das Erleben von Emotionen. Innerhalb dieser Komponenten gehen sie jeweils auf vier verschiedene Fahigkeiten ein, die aufeinander aufbauen und grundlegend fur erfolgreiche soziale Interaktionen sind. Diese sind: das Bewusstsein von Emotionen, die Identifikation von Emotionen, das Verstandnis von Emotionen innerhalb eines Kontexts und der Umgang mit und die Regulation von Emotionen. (Halberstadt et al., 2001, S. 87)

Demnach geht es bei der Komponente des Sendens emotionaler Botschaften um die Fahigkeit des Wissens, wann in einer sozialen Interaktion im bestimmten Kontext Emotionen gesendet werden mussen (Bewusstsein). Dazu kommt, dass die emotionalen Botschaften identifiziert und dem Kontext entsprechend gesendet werden. (Identifikation, Kontext). Das Senden erfolgt klar und pragnant. AuBerdem wird eine angemessene Entscheidung gefallt, was kommuniziert werden sollte und was nicht (Umgang). (ebd., S. 83)

Die Komponente des Empfangens emotionaler Botschaften beinhaltet, dass versendete Botschaften wahrgenommen werden (Bewusstsein). AuBerdem werden diese Botschaften unter Berucksichtigung des Kontexts angemessen bestimmt und interpretiert (Identifikation, Kontext). Die Botschaften werden ohne Verwechslung oder Wiederholung der Botschaften verstanden und es kann eine angemessene Entscheidung getroffen werden, ob die Signale wahr oder falsch empfangen werden (Umgang). (ebd., S. 84)

Bei der Komponente des Erlebens von Emotionen geht es darum, sich dessen bewusst zu sein, wenn in sozialen Interaktionen Emotionen erlebt werden (Senden). AuBerdem erfolgen die angemessene Interaktion und Interpretation des eigenen emotionalen Erlebens unter Berucksichtigung des Kontextes (Identifikation, Kontext). Es werden angemessene Entscheidung bezuglich des Ziels getroffen, ob das emotionale Erleben abgeschwacht, beibehalten oder erhoht werden sollte (Umgang). (ebd., S. 84)

Das Modell ist in einem Windrad dargestellt. In der Mitte befindet sich das Individuum mit seinen Eigenschaften, wie z.B. das Selbstkonzept, das Temperament und die Motivation, mit anderen in soziale Interaktion zu treten. Die drei Komponenten sind daran angeordnet und es wird auf die jeweiligen grundlegenden Fahigkeiten eingegangen. Jede dieser Komponenten wird durch den Kontext beeinflusst, welcher historisch, kulturell, familiar, interpersonal, physisch und emotional gepragt ist. Halberstadt et al.

(2001, S. 87) erlautern: „We depict our model as a pinwheel, a children's toy that rotates in the wind, to emphasize the constantly integration oft he various components of affective social competence within the ever-changing social world.“ Die Antriebskraft dieses Windrades ist das Kind mit seinen Interaktionspartnern und die Kontexte, in denen sie miteinander in Beruhrung kommen (ebd., S. 87).

2.3 Die Bedeutung emotionaler Kompetenzen

Emotionale Kompetenzen stellen eine wichtige Ressource fur die weitere Entwicklung der Kinder dar und stehen im Zusammenhang mit weiteren Kompetenzen unterschiedlicher Bereiche (Petermann & Wiedebusch, 2016, S. 19).

Blankson, O'Brien, Leerkes, Marcovitch, Calkins und Miner Weaver (2012) haben in einer Studie herausgefunden, dass die emotionale Kontrolle und das emotionale Verstandnis, Fortschritten in der kognitiven Kontrolle und im kognitiven Verstandnis zu Grunde liegen. Unter emotionaler Kontrolle versteht man demnach die Emotionsregulation. Das emotionale Verstandnis umfasst die Erkennung und Benennung von Emotionen und die Bindung dieser an Situationen, sowie das Verstehen der Ursachen fur die Emotionen. Als kognitive Kontrolle werden insbesondere die exekutiven Funktionen und die Fahigkeit, storenden Reizen zu widerstehen, gefasst und das kognitive Verstandnis bezieht sich darauf, eigene mentale Zustande, sowie die der anderen zu verstehen und auf das Bewusstsein, dass die Wahrnehmungen nicht immer zwingend auch genau die Realitat wiedergeben.

Der Zusammenhang sozial-emotionalen Verhaltens und der exekutiven Funktionen wurden auch von Denham, Bassett, Thayer, Mincic, Sirotkin und Zinsser (2012, S. 270) aufgezeigt. Demnach steht ein Mangel an exekutiven Funktionen im Zusammenhang mit negativem oder aggressivem Verhalten.

Salisch, Hanel und Denham (2015, S. 82) haben in ihrer Studie den Zusammenhang zwischen dem Emotionswissen und anderen Faktoren untersucht und herausgefunden, dass ein positiver Zusammenhang zwischen gut ausgebildetem Emotionswissen und der Aufmerksamkeit, der Gedachtnisspanne, dem Sprachverstandnis und der Verhaltensregulation besteht.

Einen Zusammenhang zwischen emotionaler Kompetenz und dem Sprachverstandnis lasst sich auch durch Kockeritz, Klinkhammer und Salisch (2010, S. 540) nachweisen. In ihrer Studie stellten sie fest, dass auch Kinder mit Migrationshintergrund, deren Emotionsverstandnis und behaviorale Selbstregulation gut ausgebildet war, gleichzeitig auch ein gutes Sprachverstandnis hatten. Bei deutschen Kindern mit schlecht ausgepragtem Sprachverstandnis war auch das Emotionsverstandnis nur gering ausgepragt.

Aus nachfolgenden Studien geht hervor, dass sich emotionale Kompetenz auf das Sozialverhalten und auf die Akzeptanz durch Gleichaltrige, sowie den sozialen Status auswirken.

So zeigten Schultz, Izard, Ackermann und Youngstorm (2001) in einer Studie, dass Kinder mit geringen Emotionsverstandnis mehr Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen hatten und eher zu einem sozialen Ruckzug neigten. AuBerdem reagierten Kinder mit mangelndem Emotionsverstandnis eher unangemessen, da sie die Gefuhlslage der anderen oft nicht erkennen und einschatzen konnten. Die Kinder stieBen eher auf Abneigung auf Seiten ihrer Peers.

Izard, Fine, Schultz, Mostow, Ackermann und Youngstorm (2001) konnten anhand einer Studie herausfinden, dass sich die Fahigkeit Funfjahriger, Emotionen zu erkennen und richtig zu deuten, auf das spatere Sozialverhalten und den schulischen Erfolg auswirkte. Das Risiko, nicht angemessen auf die Peers zu reagieren und von Gleichaltrigen abgelehnt zu werden, stieg mit geringerem Emotionsverstandnis an.

Einen positiven Zusammenhang zwischen entwickeltem Emotionswissen und dem Verhalten des Kindes in der Emotionssituation hat Wertfein (2006) in ihrer Studie aufgezeigt. Demnach gelang es Kindern mit einem gut entwickelten Emotionswissen eher, autonome Strategien anzuwenden und sich selbst um eine Losung fur ihre Probleme zu bemuhen oder nutzten die Aufmerksamkeitslenkung und verbale Selbststeuerung, um die Emotionen in der Situation zu regulieren. Dem hingegen korrelierten Hilfesuche, Trostsuche und nonverbale Selbstberuhigungsstrategien positiv mit emotionalen und sozialen Problemen. AuBerdem wurde in der Studie deutlich, dass das Wissen uber Emotionsregulationsstrategien mit zunehmendem Alter ansteigt. Altere Kinder hatten ein weiter entwickeltes und reflektiertes Wissen uber internale Emotionsregulationsstrategien und sie nutzten haufiger die mentale Selbstberuhigung zur Regulation von Emotionen. Daraus geht hervor, dass die Emotionsregulation einem Entwicklungsprozess unterliegt, der sich uber einen langen Zeitraum vollzieht.

2.4 Entwicklung der Emotionsregulation in der fruhen Kindheit

Die Fahigkeiten, um die es sich bei der Emotionsregulation handelt, differenzieren sich im Laufe der Zeit von der Geburt an immer weiter aus. Dabei ist zu berucksichtigen, dass die Emotionsregulation eng mit grundlegenden biologischen Prozessen und Aufmerksamkeitsprozessen verbunden ist. Die Form der Emotionsregulation verandert sich im Entwicklungsverlauf mit Zunahme der Fahigkeiten in anderen Bereichen. (Kullik & Petermann, 2012, S. 28)

In den ersten Monaten beschrankt sich die Emotionsregulation vor allem auf die externe Emotionsregulation durch die Eltern, durch die der Saugling beim Umgang mit den eigenen Emotionen unterstutzt wird und lernt, wie den Emotionen begegnet werden kann (Eisenberg, Spinrad & Eggum, 2010, S. 498). Die Regulation von Gefuhlen erfolgt gemeinsam durch das Kind und seine Eltern in der Eltern-Kind-Interaktion, wobei die Eltern die Rolle der Ko-Regulatoren einnehmen (Crockenberg et al., 2008; Muralidharan et al., 2010, zitiert nach Kullik & Petermann, 2012, S. 31). Mit zunehmendem Alter eignen sich die Kinder selbst Strategien an, um Emotionen zu regulieren. Das Kind bezieht dabei die soziale Ruckversicherung ein. (Kullik & Petermann, 2012, S. 31) „Bei der sozialen Ruckversicherung nimmt der Saugling aktiv Blickkontakt mit der Bezugsperson auf, um sich in unsicheren Situationen am emotionalen Ausdrucksverhalten der Eltern zu orientieren und die so gewonnene Information fur die eigene Verhaltenssteuerung zu nutzen“ (Petermann & Wiedebusch, 2016, S. 77). Voraussetzung dafur ist nach Walker- Andrews (1997, S.444), die emotionalen Ausdrucke zu erkennen und kategorisch einzuordnen, um so Beziehungen zwischen den emotionalen Ausdrucken und der Umwelt herzustellen.

Im Sauglings- und Kleinkindalter werden folgende Strategien weitestgehend nacheinander von dem Kind ausgebildet: Zu den fruhesten Regulationsstrategien gehort die visuelle Blickabwendung, bei der das Kind seinen Blick von frustrierenden oder negativen Reizen abwendet, um seine Emotionen regulieren zu konnen. AuBerdem wird durch Selbstberuhigung, etwa durch Saugen oder Daumennuckeln, Schaukeln oder Beruhrungen bei sich selbst, versucht, die Emotionen zu kontrollieren. Dazu fokussiert das Kind oft den frustrationsauslosenden Reiz und sucht diesen ab. Daran anschlieBend ist es dem Kind moglich, sich aus der emotionsauslosenden Situation zuruckzuziehen, indem es sich durch Wegkrabbeln oder spateres Weglaufen von der Situation wegbewegen kann. Die Aufmerksamkeitslenkung, die vom Kind selbst ausgehen aber auch durch Intervention der Eltern erfolgen kann, ist eine weitere Strategie, welche sich schon fruh entwickelt. Die Aufmerksamkeit wird hierbei von dem frustrierenden Reiz weg, hin zu einem neutralen oder positiven Objekt gelenkt. AnschlieBend kommt es zu interaktiven Strategien, wie das Suchen nach Hilfe, Herstellung des Kontakts zu den Eltern und zur sozialen Ruckversicherung. AuBerdem stellt sich als weitere Strategie heraus, Distanz zu schaffen, durch korperliches Wolben, Wegschubsen oder etwa einer Blickvermeidung.

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Details

Title
Der elterliche Einfluss auf die Emotionsregulation von Kindern mit ADHS in der frühen Kindheit. Möglichkeiten der Prävention und Intervention auf Kind- und Elternebene
College
University of Cologne  (Sonderpädagogik)
Course
Sozial-emotionale Entwicklung
Grade
1,7
Author
Year
2020
Pages
46
Catalog Number
V1239227
ISBN (eBook)
9783346658470
ISBN (Book)
9783346658487
Language
German
Keywords
Emotionsregulation, ADHS, Eltern, frühe Kindheit, Interventionen
Quote paper
Lena Gretz (Author), 2020, Der elterliche Einfluss auf die Emotionsregulation von Kindern mit ADHS in der frühen Kindheit. Möglichkeiten der Prävention und Intervention auf Kind- und Elternebene, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1239227

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