Ist das Steuersystem gerecht?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2009

31 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Problemstellung

2 Steuergerechtigkeit
2.1 Subjektives Gerechtigkeitsempfinden
2.2 Beurteilung der Steuerzahler in Österreich
2.3 Bewertung von Steuerhinterziehungen
2.4 Studien zur Steuergerechtigkeit in Deutschland
2.4.1 Studie zur Gerechtigkeit des Steuersystems von der Universität Duisburg-Essen
2.4.2 Studie zur Gerechtigkeit des Steuersystems vom Institut für Demoskopie Allensbach
2.4.3 Vergleich der beiden deutschen Studien zum Empfinden der Steuergerechtigkeit in Deutschland

3 Pretests in der Planung und Vorbereitung der Erhebung
3.1 Pretestverfahren
3.1.1 Notwendigkeit von Pretests
3.2 Klassischer Pretest
3.3 Zwei-Phasen-Pretesting
3.3.1 Kognitive Techniken
3.3.2 Standard Pretest

4 Schlussfolgerung

5 Literaturverzeichnis

6 Abbildungsverzeichnis

7 Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Problemstellung

Ein Staat erfüllt bestimmte Funktionen bzw. Aufgaben, produziert öffentliche Güter, die als sozial wünschenswert angesehen werden, und hat die Aufgabe, die Marktallokation von Ressourcen zu korrigieren.[1] Dafür ist ein Steuersystem notwendig, das regelt, wie der Staat das benötigte Geld einnimmt und ausgibt. Es herrscht überwiegende Einigkeit, dass die Steuern die Gesellschaft mit möglichst geringen Kosten belasten soll und dass diese Steuerlast gerecht verteilt werden soll.[2] Somit wird vom Steuersystem erwartet, gerecht und auch effizient zu sein. Weiters soll ein Steuersystem die Ressourcen zur Produktion von öffentlichen Gütern bereitstellen und zur Wachstumssteigerung der Gesamtwirtschaft beitragen.[3]

Steuern werden von jeher als negativ beurteilt[4] und als subjektive Belastung empfunden.[5] Besonderen Einfluß auf die Steuermoral des Einzelnen nimmt das Erleben bzw. die Wahrnehmung ob jemand vom Steuersystem als fair oder unfair gegenüber von anderen behandelt wird und die effiziente Verwendung von Steuergeldern.[6]

Eine soziale Geltung kann nur ein als gerecht empfundenes Steuersystem beanspruchen und dieses kann die politische Zustimmung für die Umverteilungseffekte gewinnen.[7]

Es sollte die Steuerehrlichkeit mit der Staatseinstellung und Steuermoral sowie deren möglichen Bestimmungsgründen in Verbindung gebracht werden.[8]

Ein wesentliches Problem stellt die komplexe Steuergesetzgebung dar. Um eine scheinbar gerechte Besteuerung zu erreichen, eine ordnungsgemäße Abfuhr der Steuern sicherzustellen und die Staatsausgaben zu decken, wurden vom Gesetzgeber komplizierte und umfangreiche Steuergesetze verabschiedet.[9] Jedoch ist die Bedeutung dieser Steuergesetze für den steuerpflichtigen Bürger nicht klar verständlich.[10] Für die britischen Standardtexte der Steuergesetzgebung wurde ein Standardlesealter von 13 Jahren errechnet, jedoch erreicht die britische Bevölkerung im Durchschnitt ein Lesealter von 9 Jahren.[11]

2 Steuergerechtigkeit

In der sozialwissenschaftlichen Forschung gibt es eine Reihe von empirischen Studien, die sich mit Steuergerechtigkeit befassen, jedoch mit dem Hauptaugenmerk auf das Steuerverhalten (d. h. Steuerhinterziehung, Steuervermeidung und Steuerflucht) einer als gerecht oder ungerecht wahrgenommenen Besteuerung.

Als Steuermoral wird die Einstellung zur Steuerhinterziehung, zur Steuerstrafe und zum Steuersünder definiert.[12]

Als Steuermentalität wird die allgemeine Einstellung zur Besteuerung definiert und bestimmt das Belastungsgefühl, die Steuermoral und die Steuerdisziplin vom Steuerpflichtigen.[13]

Bei der Betrachtung der Steuergerechtigkeit muss auch das soziale Dilemma der Steuerproblematik berücksichtigt werden, denn der einzelne Steuerzahler versucht seine Steuerlast möglichst gering zu halten, um sein finanzielles Ergebnis zu verbessern und die Gesellschaft ist bemüht, dass jeder Bürger seine angemessene Steuer entrichtet, um die Staatsausgaben zu finanzieren.[14]

Durch eine Steuerhinterziehung werden die horizontale und auch die vertikale Steuergerechtigkeit negativ beeinträchtigt und dadurch wird der redliche Steuerzahler schlechter gestellt.[15] Die Neigung zur Steuerhinterziehung ist vom subjektiven Gerechtigkeitsempfinden abhängig.[16] Leider zeigt eine Vielzahl von empirischen Studien, dass das bestehende Steuersystem von vielen Steuerpflichtigen als ungerecht empfunden wird, da sie meinen, dass die Bevölkerung in ungleicher Höhe mit der Steuer belastet wird.[17] Die Steuerhinterziehung bzw. ein Steuervergehen werden von der Bevölkerung als geringfügiges Vergehen erachtet und daher auch weitgehend entschuldigt.[18] Durch Kontrollen und Strafen kann nur eine schwache Abschreckung erzeugt werden.[19]

Die Steuergerechtigkeit wird in folgende drei Hauptgruppen unterschieden:[20]

- Nach dem Äquivalenzprinzip ist die Steuer dann gerecht, wenn sich die Höhe der Steuer an der genutzten staatlichen Leistung bzw. an dem empfangenen Vorteil bemisst.
- Die vertikale Gerechtigkeit besagt, dass Bürger, die eine größere steuerliche Leistungsfähigkeit haben, auch größere Steuerbeträge zahlen sollen.[21]
- Die horizontale Gerechtigkeit bedeutet, dass Bürger, die die gleiche steuerliche Leistungsfähigkeit haben, auch den gleichen Steuerbetrag zahlen sollen.[22]

Die theoretisch optimale Besteuerung hat das Grundproblem, dass das Steuersystem so gestaltet werden muss, dass die Verteilung der Einkommen und Güter so weit als möglich gerecht ist und dabei der allokative Effizienzverlust soweit als möglich vermieden werden soll.[23]

2.1 Subjektives Gerechtigkeitsempfinden

Im Jahr 1997 wurde von Kirchler unter 133 Steuerpflichtigen im Alter von 23 bis 73 Jahren der Einfluß des subjektiven Empfindens der Steuergerechtigkeit des Steuersystems auf die Steuermoral und die Tendenz zur Steuerhinterziehung untersuchtv[24].

Die Teilnehmer wurden befragt, „wie sie die staatlichen Ausgaben der verschiedenen Ressorts für unterschiedliche Bereiche erleben, wie viel der Staat für jeden Bereich ausgeben soll und weiters, welchen Nutzen die Befragten selbst an den öffentlichen Gütern haben und wie hoch ihr individueller Nutzen sein sollte.“[25]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Ergebnis in der Tabelle 1 zeigt, dass die Ausgaben grundsätzlich zu niedrig empfunden werden und dass die Befragten gerne mehr Nutzen aus den Ausgaben ziehen würden. Die Skalierung erfolgte von 1 = sehr gering bis 5 = sehr hoch.

Tabelle 1: Wahrnehmung der öffentlichen Ausgaben

Quelle: Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 17

2.2 Beurteilung der Steuerzahler in Österreich

Anhand einer Stichprobe von 171 Personen untersuchte Kirchler die Eigenschaft von typischen Steuerzahlern, ehrlichen Steuerzahlern und Steuerhinterziehern in Österreich[26]. Die Erhebung erfolgte anhand einer siebenstufigen Antwortskala von -3 = faul bzw. dumm bis +3 = fleißig bzw. intelligent. Die Bewertung errechnet sich aus der Beurteilung aller Items im Semantischen Differential und die Bewertungsskala reicht von -1 = negativ bis +1 = positiv.

Das Ergebnis ist in der Abbildung 1 dargestellt und zeigt, dass der ehrliche Steuerzahler der fleißigste ist, überraschend gefolgt vom Steuersünder und danach erst der typischen Steuerzahler. Der Steuersünder wird als clever bzw. intelligent und hingegen der typische Steuerzahler als wenig intelligent gesehen. Der typische Steuerzahler wurde negativ und der ehrliche Steuerzahler positiv und Steuersünder leicht positiv bewertet.

[...]


[1] Vgl. Liebig, Mau 2005, S. 3

[2] Vgl. Mankiw 2001, S. 266

[3] Vgl. Liebig, Mau 2005, S. 4

[4] Vgl. Porschke, Witte 2001, S. 7

[5] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 10

[6] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 10 f; Vgl. Liebig, Mau 2005, S. 3

[7] Vgl. Liebig, Mau 2005, S. 3

[8] Vgl. Kirchler 2005, S. 1

[9] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 11

[10] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 11

[11] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S 11

[12] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 10

[13] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 10

[14] Vgl. Porschke, Witte 2001, S. 6

[15] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 15

[16] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 16

[17] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 16

[18] Vgl. Kirchler 2005, S. 1

[19] Vgl. Kirchler 1999, S. 376; Vgl. Kirchler 2005, S. 1

[20] Vgl. Mankiw 2001, S. 279 f

[21] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 15

[22] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 15

[23] Vgl. Kaiser 1990, S. 3

[24] Vgl. Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 16 f

[25] Kirchler, Maciejovsky 2002, S. 16

[26] Vgl. Kirchler 1998, S. 117 ff

Fin de l'extrait de 31 pages

Résumé des informations

Titre
Ist das Steuersystem gerecht?
Université
Vienna University of Economics and Business
Cours
Forschungsmethoden der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften I: Quantitatives Paradigma
Note
2
Auteur
Année
2009
Pages
31
N° de catalogue
V123957
ISBN (ebook)
9783640295975
ISBN (Livre)
9783640301751
Taille d'un fichier
1051 KB
Langue
allemand
Mots clés
Forschungsmethoden, Sozial-, Wirtschaftswissenschaften, Quantitatives, Paradigma, Problemstellung, Standardlesealter, Steuergesetzgebung, Gesetzgeber, Steuergerechtigkeit, Steuermoral, Steuermentalität, Steuerhinterziehung, Äquivalenzprinzip, vertikale Gerechtigkeit, horizontale Gerechtigkeit, subjektives Gerichtikeitsempfinden, öffentlichen Ausgaben, Steuerzahler in Österreich, typische Steuerzahler, ehrichen Steuerzahler, Steuersünder, Steuergerechtigkeit in Deutschland, Universität Duisburg-Essen, Steuersatz, Einkommensteuersatz, Befragung, Einkommensteuertarif in Deutschland, Nettoeinkommen, Pretests, pilot-text, Pretestverfahren, Grundgerüst klassischen Pretests, Aufgaben und Ziele des Pretests, Zwei-Phasen-Pretesting, Kognitive Techniken, Standard Pretest, Schlussfolgerung
Citation du texte
Mag. (FH) Andreas Bürgmayr (Auteur), 2009, Ist das Steuersystem gerecht? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123957

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