Diese Arbeit basiert auf den Annahmen, dass das Demokratiemodell westlicher Prägung ohne überzeugende Alternative ist, insbesondere da spätestens seit Mitte der 1980er Jahre der wirtschaftliche Niedergang der autoritären Regimes im subsaharischen Afrika rapide voranschritt. Daher traf dort die Demokratisierungswelle Anfang der 1990er Jahre auch nicht auf ökonomisch fortgeschrittene Länder, sondern musste entsprechend neu konstruiert werden. Des Weiteren wird behauptet, dass der legal-rationale Herrschaftstypus nach Max Weber, trotz seiner Kompatibilität u.a. mit autoritären Regimes eine notwendige Vorraussetzung eines demokratischen Regimes darstellt. Allerdings ist dieser Herrschaftstypus und ihm inhärenten Handlungslogiken und Verhaltensweisen durch die „Neopatrimonialisierung“ des postkolonialen Staates nicht dominant und somit das entscheidende Hindernis einer Etablierung eines konsolidierten demokratischen Regimes.
Die empirischen Ergebnisse am Fallbeispiel Togo zeigen einerseits, das noch schwer lastenden kolonialen Erbes, d.h. dem Entzweien von gewachsenen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen und andererseits, die Übernahme des neopatrimonialen Herrschaftstypus aus der Kolonialzeit. Dieser Herrschaftstypus bleibt trotz mehrmaligen Transitionen des politischen Regime Togos jeweils - zwischen demokratischen und diktatorischen Regimes oszillierend – dominant.
Die „fieberhafte Suche nach [neuen verlässlichen] Legitimationsgrundlagen“ führte nach dem Tod des dienstältesten Diktators in Afrika und der dynastischen Transition vom Vater zum Sohn aufgrund interner Zwänge und internationalen Drucks zu weiteren demokratischen Reformen. Die als zufriedenstellend demokratisch und transparent eingestufte Parlamentswahl 2007 kann als politischer Wendepunkt bezeichnet werden. Trotz dieser Parlamentswahl und somit der Erfüllung der prozessualen Dahlschen Kriterien, bleibt der politische Regimetypus Togos ein hybrider und in der Grauzone - zwischen Diktatur und Demokratie – zu verorten. Der zusätzlich dominante neopatrimoniale Herrschaftstypus in Togo, gemessen anhand der Amtsdauer des Präsidenten, der permanenten Elitenrotation, der Kooption von politischen Eliten und die endemische Korruption, verbindet den hybriden Regimetypus mit dem Herrschaftstypus der neopatrimonialen Herrschaft, welche - zwischen legal-rationaler und patrimonialer Herrschaft - zu verorten ist, zum neopatrimonialen Mehrparteiensystem.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politische Regimes - Zwischen Diktatur und Demokratie
- Definition von politischen Regimes
- Typologisierung und Operationalisierung politischer Regimes
- Diktatorische Regimes
- Das autoritäre Minimum
- Demokratische Regimes
- Das demokratische Minimum: Das Dahlsche Konzept der „Polyarchie”
- Kritik am Dahlschen Konzept: „Delegative Democracy“ und die Unterscheidung von formaler und liberaler Demokratie
- Zusammenhang von Rechtsstaat und Demokratie
- Hybride Regimes
- Neopatrimonialismus - Zwischen legal-rationaler und patrimonialer Herrschaft
- Herleitung des Konzepts der neopatrimonialen Herrschaft
- Operationalisierung des Konzepts
- Concentration of Political Power
- Award of Personal Favours
- Misuse of State Resources
- Entwicklung neopatrimonialer Strukturen in Afrika
- Zusammenhang von neopatrimonialer Herrschaft und politischen Regimes
- Transition politischer Regimes
- Definition von Transition
- Phasen des Transitionsprozesses
- Die Liberalisierungsphase
- Die Institutionalisierungsphase
- Die Konsolidierungsphase
- Besonderheiten der Transition von neopatrimonialen Regimes
- Togo: Von der deutschen Musterkolonie über die afrikanische Schweiz zum Paria der internationalen Staatengemeinschaft
- Von der deutschen Musterkolonie bis zur Unabhängigkeit
- Die afrikanische Schweiz: Zur postkolonialen Entwicklung Togo
- Der Weg zum Paria der internationalen Gemeinschaft
- Der Transitionsprozess nach 1990
- Vom Vater zum Sohn: Die dynastische Transition
- Der demokratische Lackmustest: Die Parlamentswahl 2007
- Der Weg zur Parlamentswahl
- Das Wahlergebnis und seine Auswirkungen
- Das politische Regime Togos - Zwischen Diktatur und Demokratie
- Das neopatrimoniale Regime Togos - Zwischen legal-rationaler und patrimonialer Herrschaft
- Concentration of Political Power
- Award of Personal Favours
- Misuse of State Resources
- Das Neopatrimoniale Mehrparteiensystem am Beispiel Togos
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Typologisierung politischer Regime in Subsahara-Afrika unter Berücksichtigung spezifischer Strukturen und die daraus resultierenden Herausforderungen im Transitionsprozess. Togo dient als Fallbeispiel, um die Entwicklung eines vorkolonialen Gebiets zu einem Staat zwischen Diktatur und Demokratie zu analysieren.
- Typologisierung politischer Regime (Diktatur, Demokratie, hybride Regime)
- Das Konzept des Neopatrimonialismus und dessen Relevanz für afrikanische Staaten
- Der Transitionsprozess: Phasen, Herausforderungen und Besonderheiten in neopatrimonialen Kontexten
- Analyse des politischen Systems Togos im Kontext der oben genannten Themen
- Die Rolle von Wahlen im Demokratisierungsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die dynamische, aber uneinheitliche politische Entwicklung in Subsahara-Afrika seit den 1990er Jahren. Sie hebt die Schwierigkeit hervor, die verschiedenen Entwicklungspfade der einzelnen Staaten zu analysieren und benennt das Ziel der Arbeit: die explorative Typologisierung politischer Regime in Subsahara-Afrika und die Herausforderungen im Transitionsprozess am Beispiel Togos.
Politische Regimes - Zwischen Diktatur und Demokratie: Dieses Kapitel liefert Definitionen und Typologisierungen politischer Regime, inklusive Diktaturen, autoritären, demokratischen und hybriden Regimen. Es diskutiert verschiedene Konzepte der Demokratie, wie das Dahlsche Konzept der Polyarchie, und die Kritik daran, sowie den Zusammenhang von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.
Neopatrimonialismus - Zwischen legal-rationaler und patrimonialer Herrschaft: Dieses Kapitel behandelt das Konzept des Neopatrimonialismus, seine Operationalisierung (Konzentration politischer Macht, persönliche Gefälligkeiten, Missbrauch staatlicher Ressourcen) und dessen Entwicklung in Afrika. Es analysiert die Verflechtung von legal-rationalen und patrimonialen Herrschaftsstrukturen.
Zusammenhang von neopatrimonialer Herrschaft und politischen Regimes: Dieses Kapitel analysiert den komplexen Zusammenhang zwischen neopatrimonialer Herrschaft und verschiedenen Regimetypen. Es untersucht, wie neopatrimoniale Strukturen den Übergang zu demokratischen Systemen beeinflussen können und welche Herausforderungen sich daraus ergeben.
Transition politischer Regimes: Das Kapitel definiert den Begriff "Transition" und beschreibt die verschiedenen Phasen des Transitionsprozesses: Liberalisierung, Institutionalisierung und Konsolidierung. Es beleuchtet die Herausforderungen und Besonderheiten jeder Phase.
Besonderheiten der Transition von neopatrimonialen Regimes: Dieses Kapitel befasst sich speziell mit den einzigartigen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die mit dem Übergang von neopatrimonialen Regimen verbunden sind. Es analysiert die spezifischen Hindernisse und Probleme, die den Demokratisierungsprozess in solchen Kontexten erschweren.
Togo: Von der deutschen Musterkolonie über die afrikanische Schweiz zum Paria der internationalen Staatengemeinschaft: Dieses Kapitel bietet eine umfassende historische Analyse der Entwicklung Togos, beginnend mit der deutschen Kolonialzeit, über die postkoloniale Entwicklung bis hin zu seiner gegenwärtigen Situation als Staat mit einem fragilen politischen System. Es analysiert die verschiedenen Phasen der politischen Entwicklung und die Faktoren, die zu der aktuellen Lage beigetragen haben.
Schlüsselwörter
Politische Regime, Diktatur, Demokratie, Neopatrimonialismus, Transition, Demokratisierung, Togo, Subsahara-Afrika, Polyarchie, Rechtsstaat, Wahlen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Analyse des politischen Systems Togos
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Typologisierung politischer Regime in Subsahara-Afrika unter Berücksichtigung spezifischer Strukturen wie des Neopatrimonialismus und die daraus resultierenden Herausforderungen im Transitionsprozess. Togo dient als Fallbeispiel, um die Entwicklung eines vorkolonialen Gebiets zu einem Staat zwischen Diktatur und Demokratie zu untersuchen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Typologisierung politischer Regime (Diktatur, Demokratie, hybride Regime), das Konzept des Neopatrimonialismus und dessen Relevanz für afrikanische Staaten, den Transitionsprozess mit seinen Phasen, Herausforderungen und Besonderheiten in neopatrimonialen Kontexten, eine Analyse des politischen Systems Togos, und die Rolle von Wahlen im Demokratisierungsprozess.
Wie wird das Konzept des Neopatrimonialismus operationalisiert?
Der Neopatrimonialismus wird operationalisiert durch die Konzentration politischer Macht, die Vergabe persönlicher Gefälligkeiten und den Missbrauch staatlicher Ressourcen.
Welche Phasen des Transitionsprozesses werden unterschieden?
Der Transitionsprozess wird in drei Phasen unterteilt: Liberalisierung, Institutionalisierung und Konsolidierung.
Welche Besonderheiten weist die Transition von neopatrimonialen Regimen auf?
Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die mit dem Übergang von neopatrimonialen Regimen verbunden sind, und analysiert die Hindernisse, die den Demokratisierungsprozess erschweren.
Wie wird Togo als Fallbeispiel verwendet?
Togo dient als Fallbeispiel, um die Entwicklung eines vorkolonialen Gebiets zu einem Staat zwischen Diktatur und Demokratie zu analysieren. Die Arbeit untersucht den Weg Togos von der deutschen Musterkolonie über die postkoloniale Entwicklung bis hin zu seiner gegenwärtigen Situation als Staat mit einem fragilen politischen System.
Welche Rolle spielen Wahlen in der Analyse?
Die Rolle von Wahlen im Demokratisierungsprozess wird analysiert, insbesondere am Beispiel der Parlamentswahl 2007 in Togo und deren Auswirkungen.
Welche Definitionen von politischen Regimen werden verwendet?
Die Arbeit liefert Definitionen und Typologisierungen politischer Regime, inklusive Diktaturen, autoritären, demokratischen und hybriden Regimen. Es wird auch das Dahlsche Konzept der Polyarchie und die Kritik daran diskutiert, sowie der Zusammenhang von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Politische Regime, Diktatur, Demokratie, Neopatrimonialismus, Transition, Demokratisierung, Togo, Subsahara-Afrika, Polyarchie, Rechtsstaat, Wahlen.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, die Arbeit enthält eine detaillierte Zusammenfassung jedes Kapitels, die den Inhalt und die wichtigsten Erkenntnisse jedes Abschnitts beschreibt.
- Quote paper
- Florian Koch (Author), 2008, Zwischen Diktatur und Demokratie – Zur Transition von politischen Regimes am Beispiel der Republik Togo, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123974