Im Namen der deutschen UNESCO-Kommission wurde Poetry Slam 2016 im deutschsprachigen Raum in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit wurde der Einfluss des Poetry Slam auf Bildung und Kultur offiziell anerkannt. Dass die Slammer-Szene in Deutschland mittlerweile größer ist als in ihrem Ursprungsland, trug scheinbar entscheidend zur Aufnahme in das Verzeichnis bei.
Als Fortsetzung und Anknüpfung an die antike Tradition der Dichterwettstreite, etablierte sich Poetry Slam zu einem Veranstaltungsformat, das etwas Uncooles wieder cool machte. Die Slams setzen historische Literaturwettstreite fort, die bis in die Frühzeit der Menschheitsgeschichte in allen Kulturen zu finden sind. Als erste verifizierbare Form gilt hierbei der Agon, der um 700 v.Chr. in Griechenland entstand. Dichter wetteiferten dabei zunächst um die beste Trauerrede oder den besten Götterhymnus. Nach und nach kamen immer mehr Disziplinen dazu, wodurch zunehmend Tänzer, Pantomimen und Ensembles bei den Wettbewerben teilnahmen. Als bekanntestes Beispiel für Dichterwettkämpfe dieser Zeit gelten die Panathenäischen Spiele in Athen. In der klassischen Form wurde Dichtung dazu verwendet, Geschichten zu verinnerlichen und sich an sie zu erinnern.4 Von dieser Idee hat sich Poesie jedoch schon lange verabschiedet. Die meist verbreitete Form von Lyrik in der heutigen Zeit wird unter der Bezeichnung Spoken Word zusammengefasst. Diese umspannt zahnreiche Bewegungen, die alle einem verbindenden Grundsatz folgen: nämlich, dass Poesie für die Aufführung vor einem Publikum gemacht ist. Es ist noch nicht möglich zu behaupten, eine endgültige Sammlung von HipHop, Slam und anderen Stilen des gesprochenen Wortes auflisten zu können, da sich die Kunstform immer noch entwickelt und ihre Grenzen austestet.
1. Einleitung
Im Namen der deutschen UNESCO-Kommission wurde Poetry Slam 2016 im deutschsprachigen Raum in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit wurde der Einfluss des Poetry Slam auf Bildung und Kultur offiziell anerkannt. Dass die Slammer-Szene in Deutschland mittlerweile größer ist als in ihrem Ursprungsland, trug scheinbar entscheidend zur Aufnahme in das Verzeichnis bei.1 Als Fortsetzung und Anknüpfung an die antike Tradition der Dichterwettstreite, etablierte sich Poetry Slam zu einem Veranstaltungsformat, das etwas Uncooles wieder cool machte.2 Die Slams setzen historische Literaturwettstreite fort, die bis in die Frühzeit der Menschheitsgeschichte in allen Kulturen zu finden sind. Als erste verifizierbare Form gilt hierbei der Agon, der um 700 v.Chr. in Griechenland entstand. Dichter wetteiferten dabei zunächst um die beste Trauerrede oder den besten Götterhymnus. Nach und nach kamen immer mehr Disziplinen dazu, wodurch zunehmend Tänzer, Pantomimen und Ensembles bei den Wettbewerben teilnahmen. Als bekanntestes Beispiel für Dichterwettkämpfe dieser Zeit gelten die Panathenäischen Spiele in Athen.3 In der klassischen Form wurde Dichtung dazu verwendet, Geschichten zu verinnerlichen und sich an sie zu erinnern.4 Von dieser Idee hat sich Poesie jedoch schon lange verabschiedet. Die meist verbreitete Form von Lyrik in der heutigen Zeit wird unter der Bezeichnung S poken Word zusammengefasst. Diese umspannt zahnreiche Bewegungen, die alle einem verbindenden Grundsatz folgen: nämlich, dass Poesie für die Aufführung vor einem Publikum gemacht ist. Es ist noch nicht möglich zu behaupten, eine endgültige Sammlung von HipHop, Slam und anderen Stilen des gesprochenen Wortes auflisten zu können, da sich die Kunstform immer noch entwickelt und ihre Grenzen austestet.
In dieser Arbeit sollen die Entwicklungen der Poetry-Slam-Bewegung vom Ursprung in Chicago bis nach Deutschland nachgezeichnet werden. Der erste Anlaufpunkt wird ein kurzer Abriss über die Hintergründe zur Entstehung in Amerika sein, um die anfänglichen Dynamiken zu verstehen und daraus ableiten zu können, wie und warum Poetry Slam eine rasante Ausbreitung vollzogen hat. Danach scheint es für die Auseinandersetzung mit dem Thema sinnvoll, die Begriffe S lam, Slam Poetry und Poetry Slam zu spezifizieren.
Da bei der Recherche zum Poetry Slam immer wieder die Worte Trash und Social Beat fallen , ist auch hier eine Abgrenzung zum Poetry Slam sinnvoll. Noch wichtiger ist die Frage, welchen Einfluss der literarische Underground auf den Netzwerkcharakter der Slams hatte. Um bei den Einflüssen zu bleiben, soll Boris Preckwitz’ Ansatz herangezogen werden, der einige Verfahren der Avantgarden der Moderne mit der Entwicklung des Slams vergleicht. Dabei werden besonders signifikante Eigenheiten der Bewegung, die zur raschen Verbreitung und zum hohen Beliebtheitsgrad beitragen, analysiert und ausgewertet. Die aus Amerika stammende Form des öffentlichen Lesewettbewerbs, „auf dem Autoren mit eigenen Texten um die Gunst des gesamten Publikums oder einer ausgewählten Publikumsjury konkurrieren“5, wird dabei vor allem auf die Performance der Poeten, die Rolle des Publikums und die neuartige Form der Partizipation hin untersucht.
Gegenwärtig wirken in der Literatur Kräfte, die von der Schriftkultur zur Sprechkultur zurückführen, vom Medium Buch zum Medium Mensch. Die Wiederentdeckung der Literatur als einer ursprünglichen Performance-Kunst zeigt sich besonders deutlich in aktuellen Strömungen wie dem ,Spoken Word' oder ,Poetry Slam'. In diesen Szenen gehen Produktion, Distribution und Rezeption von Literatur unmittelbar auseinander hervor. Es entstehen partizipative Veranstaltungsformate, in denen Kunst und Leben eine Einheit bilden.6
Im darauffolgenden Kapitel soll betrachtet werden, wie es vorangegangene Strömungen (Spoken Word, Social Beat etc.) möglich machten, dass Poetry Slam in Deutschland so schnell und erfolgreich etabliert wurde. Es soll nachgezeichnet werden, wo und wann die ersten Slams in Deutschland stattfanden und aus welcher Art von Initiativen diese Veranstaltungen ins Leben gerufen werden konnten. Besonders interessant scheint dann ein Vergleich der Entwicklungen in den USA und Deutschland zu sein, um Unterschiede der Motive und Performances festzustellen. Allein die explizite Ethnizität und S treet Credibility, die in der amerikanischen Slam-Szene vorherrschen, sind vor allem zu Beginn der Entwicklungen in Deutschland kaum zu finden.7
Weil eine "literaturwissenschaftliche Analyse schriftlich fixierter Slam-Texte eigentlich unmöglich [ist], da ihnen die orale Realisation abgeht“8, soll auf Analysen einzelner Performances und Slams verzichtet werden. Ein repräsentativer Querschnitt der deutschen und amerikanischen Slam-Szene wird in dieser Arbeit weniger möglich sein. Stattdessen soll ein Überblick zu den Entwicklungen, Vorläufern und Fundamenten des Poetry Slam geschaffen werden.
2. Ursprünge der Slam-Bewegung in Amerika
Poetry Slam stammt ursprünglich aus den USA und ist eine Form des öffentlichen Lesewettbewerbs, auf dem sowohl unbekannte als auch etablierte Poeten eigene Texte vortragen und mit diesen gegeneinander antreten. Eine Publikumsjury oder das gesamte Publikum entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des Vortrags.9 Bob Holman, selbst Slammer und Mitbegründer des Nuyorican Poets Café in New York, beschreibt Poetry Slam als eine Bewegung, die aus dem Wunsch der Bevölkerung entstanden ist, eine neue Art von Literaturlesungen zu etablieren.10 Begonnen hat alles mit Marc Kelly Smith, einem ehemaligen Bauarbeiter aus Chicago, der Lesungen zwar mochte, von ihnen aber immer mehr gelangweilt war. Also initiierte er in der Get me High Lounge in Bucktown, Chicago, um 1986 eine Open Mic Night, bei der jeder für zwei Dollar auf die Bühne durfte. Die Get me High Lounge wurde nach und nach zu einem Sammelpunkt für Künstler, die ihre Texte außerhalb des etablierten Literaturbetriebes an interessiertes Publikum weitergeben wollten. Doch das Ziel der Chicagoer Slams war nicht allein die Präsentation der Texte vor zahlreichen Zuschauern, sondern „die Popularisierung der Literatur bei breiten Bevölkerungsschichten.“11
Als Grundstein für den Slam in Chicago wird die literarische Off-Szene der frühen 80er Jahre gesehen, in der sich Künstler aus der vorwiegend weißen Mittelschicht mittels Lesungen eine eigene Öffentlichkeit schufen, die bewusst fernab von althergebrachten akademischen Einrichtungen waren. Wie zu Beginn des Kapitels angesprochen, begann die Slam-Bewegung mit Marc Kelly Smith 1986 in Chicago. Smith gründete noch im selben Jahr das Chicago Poetry Ensemble, welches von da an wöchentliche Auftritte veranstaltete und „später als Prototyp für alle Slam-Teams gelten wird.“12 1986 begann Smith dann jeden Sonntag im Green Mill Jazz Club Literaturveranstaltungen auszurichten. Er gliederte den Abend immer in drei Sets. Begonnen wurde mit einem Open-Mic, bei dem jeder Lesewillige auf die Bühne durfte. Als nächstes kamen die Auftritte von Gastautoren an die Reihe, bevor Smiths Chicago Poetry Ensemble den letzten Teil des Abends füllte. Da das Ensemble nach einer Weile nicht mehr jede Woche ein neues Programm erschaffen konnte, wurde die Idee eines Lesewettkampfes geboren, der die Zuhörer aktiv als bewertende Instanz in das Geschehen einband. Eine zufällig aus dem Publikum gewählte Jury vergab Punkte von Null bis Zehn und legte damit nach mehreren Runden den endgültigen Sieger fest.13 Alle zwei Wochen wurde dann ein Dichterwettstreit im Green Mill veranstaltet.14 Es fanden „spektakuläre Literaturshows [statt], bei denen die Rezitateure in Form eines Wettbewerbs gegeneinander [antraten] - entweder nacheinander oder auch parallel -, wobei das Publikum oder eine Jury ihren Vortrag benotet und einen Sieger kürt.“15 Die Bewertung sagt dabei nichts über die Qualität der Texte oder Art der Autoren aus. Tatsächlich wurde und wird immer noch die Performance oft höher bewertet als die Qualität des Textes. So wird ein mittelmäßiger Text mit einer brillanten Performance fast immer besser eingestuft als eine mittelmäßige Performance eines exzellenten Textes.16 Taylor Mali, selbst Slammer aus Brooklyn, bringt den Stellenwert der Darbietung auf den Punkt: „Wenn der Bote es nicht rüberbringt, gibt es keine Botschaft.“17
Die Veranstaltung lebt vom Kontakt zwischen allen Beteiligten. Sowohl Autoren als auch Zuschauern. Die Jury und der Moderator begeben sich „in einen wechselseitigen Informationsaustausch“18, in dem sowohl auf die vorgetragenen Texte der Autoren spontan reagiert wird als auch auf die Gegebenheiten am Austragungsort.
Ein Poetry Slam wird nicht selten zum kollektiven Literaturexperiment, dessen Beteiligte vor Ort immer wieder eigene und neue Rituale der Interaktion entwickeln und somit einen Rahmen schaffen, in dem sie sich symbolisch über ihre Lebenswelten austauschen.19
Aus einzelnen Initiativen und Literaturszenen hat sich Poetry Slam ab 1986 zunächst in Chicago verbreitet und gelangte bis 1993 in 19 Staaten der USA und Kanada an. Als erste US-amerikanische Stadt nahm New York das Konzept auf. Nachdem Bob Holman von den Slams in Chicago hörte, übernahm er diese Idee und veranstaltete ähnliche Wettbewerbe im Nuyorican Poets Café.
Der Slam kam, wie so viele Dinge, über die New York Times zu mir. Dieser kleine Artikel zeichnete ein unglaubliches Bild von Marc. Ich wusste sofort: das ist ist es. Das ist Performance, ein Rahmen für Gedichte, der die ganze Kultur beeinflusst. Eine Satire auf Spiele, die frenetisch wie große Sportereignisse sein können. Es hat mich so überzeugt, dass mein nächster Schrift klar war: ich wollte einen Slam machen.20
1994 schaffte Poetry Slam dann eine Ausbreitung in weitere Länder, wie beispielsweise nach Japan, England, Schweden, Israel und Deutschland. Im Nuyorican erlebte der Münchner Karl Bruckmeier die Slams zum ersten Mal und trug den Funken in den Szene-Club Substanz in München. Gerade diese „Filialisierung“21 und die Einsatzbereitschaft einiger Aktivisten, die die Idee hinter den Slams von einer Reise mit nach Hause brachten, ist ein Grund für die Netzwerkbildung innerhalb der Slammer-
Szene. Dazu kommt der Sportsgeist unter den Veranstaltern und literarischen Gruppen, die innerhalb des Netzwerks um gute Konzepte konkurrieren und außerdem ganze Teams aus verschiedenen Städten und Regionen gegeneinander antreten lassen.22
Boris Preckwitz, der als erster deutscher Poet bei einem National Poetry Slam in den USA teilnahm, führt das Aufkommen der Slams in Amerika auf die auf Wettbewerb ausgerichtete Grundeinstellung der amerikanischen Gesellschaft zurück, auf die „typische Mischung aus Konkurrenz und Kooperation“23. Außerdem sieht er das Verständnis der amerikanischen Gesellschaft für Teilhabe an sozialen Themen als ausschlaggebend an. Dadurch werden kulturelle Bewegungen öffentlich ausgetragen und von der Gesellschaft bewertet. Es soll der besten Idee gelingen, im freien Wettbewerb und im Meinungsaustausch zu triumphieren. Eben diese demokratisch geprägte Popularkultur begann laut Preckwitz schon vor der Gründung der Vereinigten Staaten „und war ein gezielter Gegenentwurf zu der feudal geprägten Elitenkultur des alten Europa.“24
Slam hat zwar den Anschein, Teil der Popularkultur zu sein, ist aber aus einer Graswurzelbewegung entstanden und nicht aus der Massenkultur einiger Unterhaltungskonzerne. Nicht nur Künstler aus der weißen Mittelschicht trugen zur Entstehung des Poetry Slam bei, auch schon gegen Ende der 70er Jahre entstanden Jugendkulturen in den schwarzen Vierteln New Yorks, die „für eine bestimmte Sparte der Slam-Literatur wichtig werden [sollten].“25 Genauer gesagt spielte der Rap eine große Rolle im Spoken-Word-Milieu, da Rap nicht nur aus ausgeprägter Argumentation und turbulenten Meinungsäußerungen bestand, sondern auch zu einer Plattform der Kritik an der amerikanischen Politik und Gesellschaft wurde.26 „Dem Rap unmittelbar verwandt ist die Slam Poetry. Vieles, was hier über den Rap gesagt worden ist, gilt denn ohne Abstriche auch für sie.“27 Alan Kaufman, US-amerikanischer Schriftsteller, vermerkte zum Rap, dass dieser zu einem „inoffiziellen Nachrichtendienst“ wurde, in dem zu alltäglichen Dingen Stellung bezogen wurde, „die die republikanische Machtstruktur bissig als die Stimme des Feindes denunzierte.“ Weiter schreibt er, dass „[zu] einem Zeitpunkt, als die Redefreiheit und das Recht auf Bildung einem verheerenden Angriff ausgesetzt waren, [...] Rap eine Form der öffentlichen Überlieferung [begründete].“28 In seinen Augen zeichnete sich Rap durch eine mutige Rebellion einer Generation aus, die neue multikulturelle Wege beschritt. Die Rap-Texte konnten von Jugendlichen besser wiedergegeben werden als traditionelle Gedichte von Literaturstudenten. Schon 1987 kam es dazu, dass rappende Poeten wie Peter Spiro, R. Cephas Jones und Ras Baraka regelmäßig im Nuyorican Poets Café auftraten. Das Nuyorican ist 1988 jedoch von der Schließung bedroht. Ein Jahr später aber sorgt Bob Holman dafür, dass einer der Gründer, Miguel Algarin29, das Nuyorican wieder eröffnet. Der Club zog 1990 in größere und neuere Räume in der Lower East Side um. Ab da stellten Algarin und sein neuer Partner Holman den Poetry Slam in den Mittelpunkt des neuen Konzepts. Holman, der ein Spezialist in Sachen Marketing ist, nutzte seine Kontakte zu MTV, woraus das Format Poetry Unplugged entsteht. In der Sendung wurden Performance Poeten und deren Arbeiten vorgestellt.30
Auch HipHop, zu dessen Kultur der Rap gehört, hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklungen des Poetry Slam.
Hip hop embodies a form of poetry just like sonnets, villanelles, litanies, renga, and other forms, including slant rhymes, enjambment, A-B rhyme schemes, and other techniques, usually parsed in sixteen-bar stanzas, and generally followed by four-to-eight-bar hooks.31
HipHop hat sehr enge Verbindungen zur Welt des Slams und der Performance Poetry. Zahlreiche Poeten wuchsen in der HipHop Generation auf und sind aufgrund dieses Umfelds zum Poetry Slam gekommen. Deswegen konnte man beobachten, wie sich die Ästhetik des HipHop mit Slam Poetry verband und dadurch neue Formen entstanden sind. Der National Poetry Slam in Portland, Oregon, der 1996 stattfand, wird als Start einer fundamentalen Veränderung in der Beziehung zwischen HipHop und Poetry Slam gesehen. Drei von vier Mitgliedern des Teams vom Nuyorican Poets Café waren junge, schwarze Künstler, deren Arbeit stark mit der HipHop-Kultur verbunden war.
MuMs tha’ Shema, Jessica Care Moore, and most notably Saul Williams arrived on the national slam stage with a sonic boom. Saul in particular brought the full hip hop style, using human beat box sounds, simulating an miming DJ techniques, and weaving hardware verbiage and rhyme schemes into poems that pondered the irony of wanting to overcome a painful history [...].32
Der Slam, den Williams und sein Team 1996 bei den Nationals ablieferten, hat erst dort die Anerkennung erhalten, die er verdiente. Schon seit einiger Zeit haben junge schwarze Autoren an Performances gearbeitet, die in ihren Texten persönliche und politische Probleme thematisieren und die Dokumentation SlamNation, die in Portland gedreht wurde, gab den Nuyoricans und dem Slam im Allgemeinen eine internationale Plattform.
And one of the things the world saw was what happens when the young, gifted, and black allow themselves to channel poetry and the sum of their experiences as members of the hip hop generation.33
Das war der Beginn von einer Zeit, in das gesprochenen Wort die Möglichkeit hatte, die Verbindung zwischen Autor und Publikum neu zu justieren. Die Verfahrensweisen, die mündlich überlieferte Texte durch Performances dem Zuhörer näher bringen, werden im Slam immer noch genutzt und ständig neu kalibriert. Gerade die Verbindung von Poetry Slam mit HipHop, Rap und Performance war sehr wertvoll für die Weiterentwicklung eines neuen Verständnisses von Literatur. „Once the connection between spoken word/ hip hop/performance/slam/political verse had begun, it completely swept away other poetic forces.“34
Auch in Deutschland kam die Idee an, Literatur und HipHop zu verbinden. Der Autor Andreas Neumeister versuchte oft in seinen Werken, traditionelle Erzählstrukturen aufzulösen und fragmentarisch zu gestalten. Bei Lesungen trat er oft auch als DJ auf und versuchte, die Technik des Sampelns aus dem HipHop auf die Literatur zu übertragen.35
Abschließend zu der Betrachtung der Entwicklungen in Amerika, sollte nicht vernachlässigt werden, dass 1998 der Spielfilm Slam von Marc Levin, mit Saul Williams in der Hauptrolle, und die Dokumentation Slam Nation von Paul Devlin von der Kritik hoch gelobt wurden und zahlreiche Preise gewannen. Dadurch „erlebt der Slam-Boom in den USA seinen Höhepunkt. Saul Williams wird zum Superstar, Nuyorican Poets Café und Green Mill sind regelmäßig ausverkauft.“36 Ein paar Jahre später verließ Bob Holman das Nuyorican wegen Differenzen mit Algarin, und gründet kurz darauf den Bowery Poetry Club, in dem schon bald die größten wöchentlichen Poetry Slams New Yorks stattfanden.
3. Einordnung der Begriffe Slam,Slam Poetry und Poetry Slam
Das englische Verb „to slam“ lässt sich schon in Wörterbüchern des 18. Jahrhunderts finden und bedeutet so viel zuschlagen oder schmettern. Vor allem im (amerikanischen) Sport tritt Slam immer wieder auf den Plan. So wird ein Volltreffer oder Abschlag im Baseball Slam genannt und schon seit den 20er Jahren stellt das Wort im Boxsport einen Schlagabtausch dar. Im Tennis kam der Begriff Grand Slam als Bezeichnung für ein Großturnier auf und auch der Slam Dunk beim Basketball sollte den Meisten bekannt sein.37 Demnach hat der Begriff eine nahe Verwandtschaft zu Wettkämpfen. Ein Poetry Slam ist in der Tat ein literarischer Wettkampf, was ihn wiederum mit dem Rap verbindet. Neben der sprachlichen Qualität der Texte, spielt die Performance der Poeten eine Rolle bei der Austragung des Wettstreits.38
Später entwickelte sich aus „[der] Verwendung im Sport [...] ein alltagssprachlicher Gebrauch des Verbs to slam als jemanden heruntermachen, in die Pfanne hauen,
[...]
1 vgl. UNESCO: Bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes. URL: https://www.unesco.de/ kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/bundesweites-41 (11.01.18)
2 vgl. Felicia Brembeck (Slammerin aus München) im Interview: Slam Poetry. Helden der Dichtung. [Video] BR Fernsehen, Regie: Tilmann Urbach, 05.11.2015, online abrufbar unter: https://www.br.de/ mediathek/video/lido-slam-poetry-helden-der-dichtung-av:5a3c4283dd95b200180bd418, 02.01.2019.
3 vgl. Boris Preckwitz: Spoken Word & Poetry Slam. Kleine Schriften zur Interaktionsästhetik, Wien 2005.
4 vgl. Marc Eleveld, Marc Smith (Hrsg.): The Spoken Word Revolution. Slam, Hip Hop & the Poetry of a New Generation, Naperville 2003, S. 10.
5 Boris Preckwitz: Spoken Word & Poetry Slam. Kleine Schriften zur Interaktionsästhetik, Wien 2005, S. 31.
6 ebd., vorderer Klappentext.
7 vgl. Enno Stahl: „Trash, Social Beat und Slam Poetry. Eine Begriffsverwirrung“, in: Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur. Sonderband. Pop-Literatur, hg. von Heinz Ludwig Arnold; Jörg Schäfer, München 2003, S. 258 - 278.
8 Stahl 2003, S. 261.
9 vgl. Preckwitz 2005
10 vgl. Preckwitz 2005, S. 31.
11 Preckwitz 2005, S. 48.
12 Bas Böttcher: Die Poetry-Slam Expedition. Ein Text-, Hör- und Filmbuch, Braunschweig 2009, S. 106.
13 vgl. Slam Revolution. Die Geschichte des Poetry Slam. [DVD] Regie: Rolf Wolkenstein: Deutschland 2007.
14 Böttcher 2009, S. 106.
15 Stahl 2003, S. 258.
16 vgl. Taylor Mali im Interview: Slam Revolution. Die Geschichte des Poetry Slam. [DVD] Regie: Rolf Wolkenstein: Deutschland 2007.
17 ebd., TC: 00:23:58 - 00:24:02.
18 Preckwitz 2005, S. 31.
19 ebd., S. 31f.
20 Bob Holman im Interview: Slam Revolution. [DVD] 2007, TC: 00.18.30 - 18.52.
21 Preckwitz 2005, S. 35.
22 vgl. Preckwitz 2005
23 ebd., S. 35.
24 ebd., S. 35.
25 ebd., S. 60.
26 vgl. ebd.
27 Mario Andreotti: Die Struktur der modernen Literatur. Neue Formen und Techniken des Schreibens. Erzählprosa und Lyrik, 5. Auflage, Bern 2014, S. 344.
28 Preckwitz 2005 zitiert hier Alan Kaufmann: „Die Poeten des neuen Jahrhunderts“, in: Slam! Poetry. Heftige Dichtung aus Amerika, Berlin 1993, S. 87 f.
29 Der zweite Gründer, Miguel Pinero, starb zwischenzeitlich an Krebs.
30 vgl. Böttcher 2009.
31 Marc Eleveld, Marc Smith (Hrsg.): The Spoken Word Revolution. Slam, Hip Hop & the Poetry of a New Generation, Naperville 2003, S. 38.
32 Eleveld, Smith 2003, S. 40 f.
33 ebd., S. 41.
34 Marvin Bell: „The Poetry Scene. No one way“, in: Marc Eleveld, Marc Smith (Hrsg.): The Spoken Word Revolution. Slam, Hip Hop & the Poetry of a New Generation, Naperville 2003, S. 130.
35 vgl. Andreotti 2014.
36 Bas Böttcher 2009, S. 111.
37 vgl. Preckwitz 2005.
38 vgl. Andreotti 2014
- Arbeit zitieren
- Silvia John (Autor:in), 2019, Loslösung von literarischen Konventionen. Poetry Slam in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1240166
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