Sprachminderheiten in Italien


Seminararbeit, 2002

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Sprachminderheiten auf italienischem Gebiet

Rechtliche Stellung der Sprachminderheiten
Verfassung Italiens
Einzelne regionale Bestimmungen
Exkurs : Andere europäische Regelungen
Neue gesetzliche Regelungen

Quellenangaben

Auf dem italienischen Staatsgebiet wird nicht nur italienisch gesprochen. Zwar ist das Italienische die offizielle Staatssprache , doch leben auf dem Gebiet Italiens auch ca. 2 ½ Millionen Menschen , deren Muttersprache eine nicht- italienische Sprache ist . Diese Sprachgruppen werden als alloglotte Minderheiten ( Sprachminderheiten ) bezeichnet . Meist sind die Mitglieder der Sprachminderheiten zwei – oder mehrsprachig , nur ein kleiner Teil spricht nicht auch italienisch .

Zunächst werde ich einen Überblick über die neben dem Italienischen vertretenen Sprachen Italiens geben . Anschließend folgt eine Betrachtung der rechtlichen Stellung der Sprachminderheiten und auch der Schwierigkeiten , die damit verbunden sind .

Sprachminderheiten auf italienischem Gebiet

Unter den nicht – italienischen Sprachen lassen sich 5 verschiedene Gruppen von Sprachen feststellen .

Einen großen Teil bilden die romanischen Sprachen. Zu ihnen zählen in diesem Zusammenhang vor allem das Okzitanische , das Frankoprovenzalische , das Sardische , das Katalanische sowie die beiden rätoromanischen Sprachen Friaulisch und Zentralladinisch. Das Sprachgebiet des Okzitanischen liegt in der Region Piemont , entlang der französische –italienischen Staatsgrenze , v.a. in den Provinzen Turin und Cuneo . Das Okzitanische hat eine reiche kulturelle Tradition . Es bezeichnete zunächst ( 1290 ) ein schon zur Römerzeit existierendes Gebiet namens Aquitanien und wurde bis zum 14. Jahrhundert auch die Sprache der Troubadoure , die als Ausgangspunkt auch für den deutschen Minnesang gelten. Zu den okzitanisch sprechenden Gebieten zählen alpine Täler in den Provinzen Turin ( z.B. Chisone) , Cuneo ( z.B. Vermenagna ) , Imperia ( früher Gallien ) sowie Guardia Piemontese in der Provinz Cosenza. Auf italienischem Gebiet gibt es ca. 200.000 okzitanische Muttersprachler.

Nördlich grenz an dieses Gebiet das Sprachgebiet des Frankoprovenzalischen , das sich entlang der italienisch – französisch – schweizerischen Grenze in den Regionen Piemont und Val d’Aosta erstreckt . Das Frankprovenzalische hat hier eine lange Tradition. Mit dem Einzug der Savoyer – Herrschers Umberto Biancamano ( 1032 ) hielt das Frankoprovenzalische in der Verwaltung der Region Einzug. Für 500 Jahre hatte die Sprache wie das Gebiet den Status einer autonomen Region. 1561 wurde die Verwaltungssprache französisch . 1860 trennt sich der französische Kaiser von der Region , ein Jahr später wird es an Italien mit allen Konsequenzen ( Italianisierung ) angeschlossen , obwohl etwa 90 % der Bevölkerung französisch bzw. frankoprovenzalisch spricht . Erst nach dem Faschismus wird der Region wieder Autonomie zugestanden.

Auch in Süd- Italien ist eine kleine Sprachinsel des Frankoprovenzalischen zu finden – in der Provinz Foggia . Insgesamt gibt es etwa 120.000 frankophone Muttersprachler.

Das Sardische wird auf Sardinien gesprochen . Es lässt sich in vier Hauptdialekte gliedern. Das Logudoresische ist die Prestigeform des Sardischen und findet sich v.a. im Inneren der Insel. Im Süden Sardiniens dominiert das Campidanesische , im Nordosten das Galluresische sowie im Nordwesten der Insel das Sassaresische . Dass das Sardische sich nicht als italienischer Dialekt sondern als eigenständige Sprache versteht hat historische Gründe . Über lange Zeit war die Insel immer wieder von Fremdherrschaft bedroht bzw. unterstand dieser. Im Laufe der Zeit und als lehre aus der Geschichte entwickelte sich eine sogenannte cultura di frontiera . Man grenzte sich nach außen hin ab , sei es gegenüber anderen Kulturen wie auch Dialekten und Sprachen. Sardisch sprechen heute etwa noch 1.700.000 Menschen, wobei das Italienische zunehmend an Bedeutung auch in der häusliche Kommunikation gewinnt.

In der Region um Sassari auf Sardinien findet sich auch das Katalanische als eigenständige Sprachgruppe . Katalanisch wurde von den aragonesischen Besetzern im ausgehenden Mittelalter gesprochen und hat sich als kleine Sprachinsel bis heute erhalten ( etwa 15.000 Sprecher ).

Die zwei rätoromanischen Sprachen Friaulisch und (Zentral-)Ladinisch werden im Norden Italiens gesprochen . Das Ladinische findet sich in den Dolomitentälern ( 30.000 Sprecher ) im Trento – Alto Adige und im Friaul (700.00 Sprecher ). Sie ist aus der Verschmelzung des Volkslateins mit der Sprache der Alpenbewohner, der Räter und Kelten, hervorgegangen. Diese wurden im Jahre 15. v. Chr. von den Römern unterworfen. Mit der Zeit entwickelte sich daraus das Rätoromanische / Ladinische. Das Friaulische wird in der Region Friauli – Venezia Giulia und in einer kleinen Zone im Veneto ( insgesamt ca. 700.000 friaulische Sprecher ) gesprochen. Friaulisch war über Jahrhunderte die von den deutschen Machthabern geduldete Sprache des Volkes , während man sich in den höheren Schichten des prestigevolleren Lateins oder des veneto bediente .

Eine zweite Sprachengruppe sind die slawischen Sprachen. Zu ihnen zählen zum einen das Slowenische in der Region Friauli – Venezia Giulia. In den Provinzen Udine und Gorizia sind slowenische Sprachinseln schon seitdem 6. und 7. Jahrhundert nachgewiesen . Sie waren folge der großen Slowenenwanderung nach Westen. In den Provinzen Gorizia und Udine sprechen etwa 10 % der Bevölkerung ( ca. 28.000 Menschen ) slowenisch , in der Provinz Triest ca. 24.700. Das Recht auf einen Unterricht in slowenischer Sprache besitzen jedoch nur die Bewohner der Provinz Gorizia . Die slowenische Minderheit ist aber dennoch nicht aus dem Alltagsleben dieser Regionen wegzudenken. Über Jahrhunderte hat sich hier eine breite Landschaft slowenischer Unternehmen und Banken angesiedelt. Zur selben Sprachgruppe gehört auch das Serbokratische, das in 3 Orten seit dem 15. Jahrhundert in Campobasso ( Molise ) gesprochen wird und etwa 3500 Sprecher umfasst .

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Sprachminderheiten in Italien
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V124045
ISBN (eBook)
9783640296422
ISBN (Buch)
9783640302017
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Italienisch Sprachwissenschaft obwohl im Grundstudium verfasst von Dozentin als Hausptseminarsarbeit eingeschätzt
Schlagworte
Sprachminderheiten, Italien
Arbeit zitieren
Wencke Thiele (Autor:in), 2002, Sprachminderheiten in Italien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124045

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