Das Ideal der griechischen Kriegsführung durch Hopliten. Idealbrüche während des peloponnesischen Krieges


Term Paper, 2017

17 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhalt

Einleitung

Das Ideal des Krieges als durch Hopliten entschiedene Schlacht

Die Ideale des Hopliten

Idealbrüche während des peloponnesischen Krieges

Fazit

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Und doch pflegen die Hellenen, wie ich Nachricht habe, ganz leichtfertig Krieg zu führen, aus Unverstand und Ungeschick. Sobald sie nämlich vorher einander den Krieg angesagt haben, suchen sie den besten Platz aus, so eben wie möglich, und dorthin gehen sie und kämpfen, so daß dann die Sieger mit großen Verlusten abziehen; von den Unterlegenen will ich gar nicht reden, denn die werden völlig aufgerieben.“1

Dies lässt Herodot, durch Mardonius, dem Perserkönig Xerxes II., über die Kriegstaktiken der Griechen berichten. Auf Basis dieses Zitates hat sich in der Forschung eine Standardsicht auf die griechische Kriegstaktik des archaischen und klassischen Zeitalters etabliert.2 Demnach entwickelte sich seit dem 7. Jahrhundert v. Chr., einhergehend mit der Geburt der Polis, dem typischen griechischen Stadtstaat, eine Art der Kriegsführung, welche den gesamten Fokus auf eine mit Schild und Speer bewaffnete, gepanzerte, schwere Infanterie legte, den Hopliten3, sowie einer spezifischen Kampfformation dieser, der Phalanx. Hiermit bildete sich eine durch Regeln und Konventionen geprägte Art der idealen Kriegsführung, die auf die Bedürfnisse der Hopliten zugeschnitten war, aus.4 Während des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde mit der traditionellen Hopliten-zentrierten Kriegsführung gebrochen.5 Diese historische Entwicklung der Taktik und Ideale wurde unter anderem so kritisiert, dass die Entwicklung der Hopliten zu einer auf Nahkampf spezialisierten Einheit und dadurch auch die Entwicklung ihrer typischen idealen Kriegsführung deutlich später datiert wurden, nämlich nach den Perserkriegen.6 Dies hat zur Folge, dass in Frage gestellt werden kann, ob diese Ideale jemals praktische Anwendung fanden, oder spätere Generationen die Art der Kriegsführung ihrer Vorfahren idealisierten.7 Beide Positionen stimmen jedoch darin überein, dass die Ideale im peloponnesischen Krieg (431 – 404 v. Chr.) nicht exakt befolgt wurden, obwohl sie immer noch präsent waren.8

Unabhängig davon, zu welchem Zeitpunkt sich die Ideale ausgebildet haben, wird diese Hausarbeit versuchen aufzuzeigen, dass die typischen Ideale, der durch Hopliten geführten Schlachten, im peloponnesischen Krieg kaum zum Einsatz kamen und zunehmend durch pragmatische und strategische Überlegungen ersetzt wurden. Zusätzlich wird versucht, die Ideale in einen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Kontext zur Gesellschaft zu setzten, um eine Erklärung für diese Entwicklung zu finden. Um dieses Ziel zu erreichen wird in einem ersten Schritt der idealtypische Ablauf einer Hopliten-Schlacht in den gesellschaftlichen, archaischen Kontext gesetzt, um einen Ausgangspunkt zu haben. Anschließend wird ein genaueres Augenmerk auf die daraus erwachsenden Ideale in Bezug auf den einzelnen Hoplit gelegt und erste Differenzen zwischen Idealen und Umsetzung im peloponnesischen Krieg aufgedeckt. Abschließend wird exemplarisch gezeigt, dass die idealtypische Kriegsführung während des peloponnesischen Krieges nicht umgesetzt wurde und versucht, Gründe für diese Abweichungen zu finden. Da griechische Poleis in Größe, Lage und Wohlstand sehr verschieden waren und es eine geringe Quellenbasis gibt, um die typische Kriegsart zu beweisen, sind Verallgemeinerungen für ganz Griechenland schwer zu fällen.9 Die beste Quellenlage bietet Athen, weshalb sich hierauf konzentriert werden wird.10 Dies ist Thukydides mit seiner umfassenden Beschreibung und Analyse des peloponnesischen Krieges geschuldet, welchen er selbst erlebte, weshalb sich hierauf als Quelle bezogen wird.

Das Ideal des Krieges als durch Hopliten entschiedene Schlacht

Krieg in der Archaischen Zeit wurde durch einen bestimmten politischen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Kontext geformt,11 wobei die daraus resultierenden Regeln und Ideale nicht als offizielle Gesetze, sondern als verbreitet, anerkannte Gebräuche der Griechen verstanden werden müssen.12 Ein definierender Punkt griechischer Gesellschaft war die Wettbewerbsfähigkeit. Pleonexia, das Streben nach mehr, also Gleiche zu übertreffen, besser oder wohlhabender zu sein als andere, war ein anerkanntes Motiv in der Gesellschaft.13 Dies galt für die Bewohner innerhalb einer Polis, genauso wie zwischen verschiedenen Poleis. Zwischen den griechischen Poleis bestand eine Hierarchie in Bezug auf Ehre und Wohlstand, wobei auf Grund der Position innerhalb der Hierarchie Anerkennung gefordert werden konnte und jede Polis danach strebte, einen Spitzenplatz einzunehmen. Krieg wurde als Wettkampf um Ehre und Geld zwischen rivalisierenden oder benachbarten Poleis gesehen, wobei das Streben nach Ehre als respektvoller galt.14 Grenzkriege waren häufig, da die benachbarten Poleis sich an anderen Stellen der Hierarchie sahen und im bergigen, zentralen Griechenland gutes Ackerland selten zu finden war; das machte es sehr wertvoll.15 Diese Grenzkriege wurden hauptsächlich durch ritualisierte Hopliten-Schlachten entschieden.16

Nach einer formalen Kriegserklärung17 zog die angreifende Armee in das Gebiet des Feindes und begann die Felder und Dörfer zu plündern und zu zerstören, wenn der Feind sie bereits nicht erwartete.18 Die Intention hinter diesem Vorgehen ist in der Forschung unterschiedlich gedeutet worden. Die angreifende Armee hatte vermutlich nur einen begrenzten ökonomischen Nutzen davon, das Ackerland anzugreifen, da die Einheimischen, solange sie nicht überrascht wurden, bereits einen Großteil ihres wertvollen Besitzes in Sicherheit gebracht hatten.

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1 Hdt. VII 9b ; Übers. W. Marg.

2 P. Krentz, War. In: P. A. G. Sabin (hrsg.), Greece, the Hellenistic world and the rise of Rome, (The Cambridge history of Greek and Roman warfare 1), Cambridge u. a. 2007, 147-185, hier 147.

3 W. I. Lee, Warfare in the Classical Age. In: K. H. Kinzl (hrsg.), A companion to the Classical Greek world, (Blackwell companions to the ancient world), Malden / Mass u. a. 2010, 480-507, hier 481-483.

4 P. Hunt, Military Forces. In: P. A. G. Sabin (hrsg.), Greece, the Hellenistic world and the rise of Rome, (The Cambridge history of Greek and Roman warfare 1), Cambridge u. a. 2007, 108-146, hier 108f.

5 Ober sieht den Grund in Perikles Weigerung eine offene Entscheidungsschlacht im peloponnesischen Krieg zu suchen: J. Ober, The Athenian Revolution. Essays on ancient Greek democracy and political theory, Princeton u. a. 1996, 66f. / Hanson sieht den Grund in den Perserkriegen, der wachsenden athenischen Flotte und dem wachsenden athenischen Reichtum: V. D. Hanson, Hoplite battles as ancient Greek warfare. When, where and why?, in: H. van Wees (hrsg.), War and violence in ancient Greece. London 2000, 201-232, hier 211f.

6 H. van Wees, The development of the Hoplite Phalanx. Iconography and reality in the seventh century, in: H. van Wees (hrsg.), War and violence in ancient Greece. London 2000, 125-166, hier 155f. / P. Hunt, Military Forces, 108f.

7 P. Krentz, Fighting by the Rules. The Invention of the Hoplite Agôn, Hesperia 71,1, 2002, 23-39, hier 36f. / W. I. Lee, Warfare, 485.

8 P. Krentz, Deception in archaic and classical Greek warfare. In: H. van Wees (hrsg.), War and violence in ancient Greece. London 2000, 167-200, hier 178. / Ober, Athenian Revolution, 62.

9 V. D. Hanson, Hoplite Battle, 201f.

10 J. Ober, Athenian Revolution, 58.

11 V. D. Hanson, Hoplite Battle, 204. / H. van Wees, War and society. In: P. A. G. Sabin (hrsg.), Greece, the Hellenistic world and the rise of Rome, (The Cambridge history of Greek and Roman warfare 1), Cambridge u. a. 2007, 273-299, hier 273.

12 J. Ober, Athenian Revolution, 56.

13 H. van Wees, War and society, 281f. ; 289.

14 Ebd., 287-289.

15 J. W. I. Lee, Warfare, 485.

16 V. D. Hanson, Hoplite Battle, 218. / W. I. Lee, Warfare, 484.

17 J. Ober, Athenian Revolution, 56. / P. Krentz, Fighting Rules, 25.

18 Thuk. I,5. / P. Krentz, War, 170f.

Excerpt out of 17 pages

Details

Title
Das Ideal der griechischen Kriegsführung durch Hopliten. Idealbrüche während des peloponnesischen Krieges
College
University of Cologne  (Historisches Institut)
Course
Athen und Sparta - Der peloponnesische Krieg
Grade
1,3
Author
Year
2017
Pages
17
Catalog Number
V1241107
ISBN (eBook)
9783346667779
ISBN (Book)
9783346667786
Language
German
Keywords
Hopliten, Peloponnesische Krieg, Athen, Sparta, Antike, Geschichte, Altertum, archaisches Griechenland, klassisches Griechenland, Griechenland, Polis, Thukydides, Militärgeschichte, Herodot, Perserkriege
Quote paper
Gereon Arntz (Author), 2017, Das Ideal der griechischen Kriegsführung durch Hopliten. Idealbrüche während des peloponnesischen Krieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1241107

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