Molière - Die Figur des Tartuffe


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2003

19 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Querelle du Tartuffe

3. Vorbemerkung

4. Direkte Charaterisistik Tartuffes durch andere Personen
4.1. Tartuffes äußeres Erscheinungsbild
4.2 Tartuffes soziale Herkunft und seine soziale Stellung bevor er zu Orgon kam und seine Rolle als directeur de conscience
4.3 Aussagen anderer über Tartuffes Verhalten und seine Eigen- schaften bis zu seinem 1. Auftreten

5.1 Tartuffes Verhalten selbst
5.2 Tartuffes Demaskierung

6.1 Der Begriff der Satire
6.2 Die satirischen Elemente in der Komödie Le Tartuffe

7. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Komödie „Le Tartuffe ou l‘Imposteur“ des französischen Dramatikers Molière (1622-1673), der mit bürgerlichem Namen Jean-Baptiste Poquelin hieß, wurde am 5. Februar 1669, nach einem 5 Jahre langen schwelenden Streit mit hohen Trägern der katholischen Kirche, der Pariser Öffentlichkeit präsentiert und wurde ein voller Erfolg.

Im Tartuffe (1664) erreichte die Politisierung der Komödie in den sogenannten fünfaktigen Verskomödien der Sechszigerjahre des 17. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Im Tartuffe setzt sich Molière mit einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung auseinander, nämlich mit den Gefahren, die der zunehmende Einfluss orthodoxer religiöser Kreise sowohl für die Freiheit des Individuums als auch für die Gesellschaft insgesamt mit sich brachte. Das Stück Le Tartuffe erregte so viel Einfluss, da es die Praktiken und geläufigen religiösen (Grund)Haltungen des 17. Jahrhunderts in Frage stellte.

Im Le Tartuffe wird das Leben einer reichen bürgerlichen Familie durch die Ankunft des Eindringlings Tartuffe belastet. Die beiden Hauptcharaktere dieser klassischen Komödie, bestehend aus 5 Akten, sind Orgon, ein reicher bürgerlicher Mann aus Paris, und Tartuffe, ein parasitärer Heuchler, der seine auf vorgetäuschter Religiösität basierende Macht missbraucht und Orgon psychisch und materiell enteignen will. Der Handlungsort der Komödie ist der Salon Orgons.

Ich möchte in dieser Hausarbeit zunächst auf die Querelle du Tartuffe eingehen und dabei die Rolle der katholischen Kirche im 17. Jahrhundert kurz skizzieren, um nach einer Vorbemerkung Tartuffe ausführlich zu charakterisieren, dabei unter anderem seine soziale Stellung vor und während seines Aufenthaltes bei Orgon darlegen, und danach darstellen, wie unterschiedlich Tartuffe von den einzelnen Familienmitgliedern vor seinem ersten Auftritt beschrieben wird und wie er sich danach selbst im Verlaufe der Komödie verhält , wie seine Demaskierung geplant und erfolgreich ausgeführt wird sowie die satirischen Elemente der Komödie Le Tartuffe kurz darstellen.

2. Die Querelle du Tartuffe (1664-1669)

Die erste Version des Tartuffe, dem König am Hof von Versaille 1664 vorgeführt, provozierte einen Aufschrei im Lager der orthodoxen Katholiken. Da es Molière gewagt hatte die falsche Frömmigkeit und die geläufigen Haltungen des 17. Jahrhunderts zu attackieren, wurde das Stück trotz der königlichen Unterstützung von Ludwig XIV verboten.

Es war das erste Mal, dass das Ancien Régime ein Theaterstück verbot.

Am 5. August 1667 wurde Tartuffe zum ersten Mal in Paris der Öffentlichkeit vorgeführt, allerdings unter dem Titel “L’Imposteur“ und Tartuffe hieß Panulphe. Doch auch die zweite Version des Stückes wurde am 6.Augsut von Lamoignon, dem ersten Präsident des Parlaments von Paris, in Abwesenheit des Königs verboten.

Die „Compagnie du Saint-Sacrement“, deren Mitglied Lamoignon war, machte die Elite der einflussreichen Katholiken aus, die Krankenhäuser und Schulen gründete. Sie spiegelte den Einfluss der katholischen Kirche in Frankreich wider. Dem Einfluss der katholischen Kirche auf das alltägliche Leben in Frankreich sowie am Hofe konnte sich nicht einmal der König Ludwig XIV widersetzen. Folglich herrschte bei Hofe die Frömmigkeit vor. 5 Jahre lang versuchten diese devoten Kreise Molières Religions- und Autoritätskritik zu verhindern.

Dass sich Molière schließlich gegen diese mächtigen Gruppierungen zu behaupten vermag, ist nur möglich dank des aktiven Schutzes, den er zehn Jahre lang von Ludwig XIV. erhielt.

Erst am 5. Februar 1669 erlaubte König Ludwig XIV die öffentliche Aufführung des Tartuffe unter dem ursprünglichen Titel und mit den ursprünglichen Kostümen.

Noch am selben Tag der königlichen Erlaubnis wurde das Stück der Pariser Öffentlichkeit vorgeführt.

Das Stück Tartuffe war ein andauernder Erfolg, da es nicht die Öffentlichkeit schockierte und die Kirche die Aufführung nicht verhindern konnte. Tartuffe wurde das beliebteste Stück des 17. Jahrhunderts. Es ist das am häufigste aufgeführte Stück des klassischen Theaters: fast dreitausend Mal in 3 Jahrhunderten.

3. Vorbemerkung

Molière war nicht der erste, der sich mit dem Thema des religiösen Heuchlers auseinandersetzte. Molière konnte auf eine ausgeprägte literarische Tradition zurückgreifen. Dieses Thema war unter anderem Gegenstand in der Komödie Lo hipocrito von Aretino (1541/42), der Roman Les Amours d’aristandre et de Cléonice (1624) von d’Audiguier, die Novelle Les hypocrites ( aus den Novelles tragi-comiques) von Paul Scarron (1655) und den Verssatiren Les Parisiens du Temps ou Le Dévot hypocrite von Garaby de la Luzerne und Macette (Satire XIII).

Die Querelle du Tartuffe veranlassten Molière im Préface zu einer grundlegenden Definition seiner Komödienpoetik. Die Intention der Komödie sei daher „ [...] die Menschen durch Kritik ihrer Laster zu bessern“. In der satirischen Typenkomödie Tartuffe beabsichtigt Molière, den Heuchler Tartuffe zu kritisieren und zugleich lächerlich zu machen.

Im Verlauf der ersten beiden Akte tritt Tartuffe nicht auf. Er erscheint erst in der 2. Szene des 3.Aktes, das heißt fast nach der Hälfte der Komödie. Es handelt sich hierbei also um eine ungewöhnliche Expositionstechnik. Vor seinem Auftreten baut sich die Handlung auf. Dem Zuschauer wird sein Bild durch die Beschreibungen und Wertungen, die er durch die Familienmitglieder erfährt, skizziert. Trotz seiner Abwesenheit ist sein Einfluss gegenwärtig, alles dreht sich um ihn. Diese Abwesenheit von Tartuffe während der ersten beiden Akte erweckt im Zuschauer die Ungeduld ihn persönlich zu sehen.

Tartuffe ist die zentrale Figur des Stückes. Tartuffe gibt dem Stück seinem Namen, trotz seines verspäteten Auftritts und der Tatsache, dass er mehr abwesend als anwesend auf der Bühne ist, da er nur in 10 Szenen auftritt und niemals alleine auftritt oder einen Monolog hält, ist er der Motor des Stückes.

Das Wort „Tartuffe“ existierte im Französischen als gebräuchlicher Name. Er bezeichnet im eigentlichen Sinne ein falsches Schmuckstück und im weitläufigsten Sinne einen Heuchler. Aber sein Gebrauch blieb selten.

Molière erfand zugleich das Verb „tartuffier“ (V. 674). Dorine benutzt es im genauen Sinne von „mit Tartuffe verheiratet werden“.

4. Direkte Charakteristik Tartuffes durch andere Personen

Tartuffe wird während seiner Abwesenheit in den ersten beiden Akten vor seinem 1. Auftritt von den anderen Personen beschrieben. Diese Art der „direkten“, expliziten und narrativen Form findet sich vor allem im älteren, der klassischen Tradition verpflichteten, rhetorisch orientierten Schauspiel.

4.1 Tartuffes äußeres Erscheinungsbild:

Die Informationen bezüglich Tartuffes äußerem Erscheinungsbild sind in der gesamten Komödie sehr rar. Dorine beschreibt ihn als „Gros et gras, le teint frais et la bouche vermeille.“ (V.234)und als jemanden, der es sich gut gehen lässt: Dorine „il se porte à merveillle“,(V. 233) Man kann daher davon ausgehen, , dass Tartuffe gut genährt ist, da vermehrt sein ausgiebiges Speisen von Dorine erwähnt wird.“ [...] il mangea deux perdrix Avec une moitié de gigot en hachis“. (V. 239/240) sowie „But, à son déjeuner, quatre grands coups de vin“. (V. 255)

Zum anderen wirft Dorine Tartuffe seine Armut, die sich in seiner Kleidung ausdrückte als Tartuffe bei Orgon zum ersten Mal erschien, vor “ Qu’un gueux, qui ,quand il vint, n’avait pas de souliers, Et dont l’habit entier valait bien six deniers, [...]“ (V. 63/64).

Gertrud Mender schreibt bezüglich Tartuffes äußerem Erscheinungsbild „weshalb Tartuffe nicht als ein vertrockneter, ältlicher Geistlicher gespielt werden sollte, sondern von Anfang an eine eindrucksvolle Männlichkeit haben muß, sein Aussehen wird im Stück wiederholt gerühmt, das Selbstvertrauen, mit dem er sich an die Verführung macht, muß in der Erfahrung beträchtlicher physischer Attraktivität verwurzelt sein“.(aus: Mander, Getrud, Molière, dtv Dramatiker des Welttheaters S. 65). Belege dafür, dass Tartuffe äußeres Erscheinungsbild während des Stückes mehrfach gerühmt wird, konnte ich auch nach mehrmaliger Lektüre nicht finden. Man kann aber davon ausgehen, dass Tartuffe eine gewisse Attraktivität besitzen muss, um den Mut zu haben, Elmire Avancen zu machen.

4.2 Tartuffes soziale Herkunft und seine soziale Stellung bevor er zu Orgon kam und seine Rolle als directeur de conscience

Auch Tartuffes soziale Herkunft wird nicht explizit dargestellt. Das liegt zum einen daran, dass Tartuffe selbst sich dazu nur partiell äußert, zumal er ein gesuchter Verbrecher ist, der unter anderem Namen eine Vielzahl an Verbrechen begangen hat ,wie der Leser am Ende der Komödie erfährt. „Dont sous un autre nom il était renommé et c’est un long détail d’actions toutes noires dont on pourrait formes des volumes d’histoire“. (V. 1924/1925/1926). Von Cléante erfährt der Zuschauer, dass Tartuffe mittellos war, bevor er bei Orgon einzog „Qu’après avoir chez réparé sa misère“,(V. 265) Orgon stellt ihn als provinziellen ruinierten Ehrenmann dar, der sein Hab und Gut an andere verlor „[...] de son bien il s’est laissé priver“.(V. 488) So äußert Orgon, dass Tartuffe vom alten Adel sei „Ce sont fiefs qu’à bon titre au pays on renomme. Et, tel que l’on voit, il est bien gentilhomme“. (V. 493/494). Aus seiner provinziellen Herkunft lässt sich schließen, dass er deplaziert im Hause des bornierten, reichen Parisers Orgon wirken könnte.

Dadurch, dass Orgon Tartuffe als geistlichen Führer (directeur de conscience) ausgewählt hat und ihn beauftragt, ein reglementiertes Leben in seinem Haus zu etablieren, ändert sich dessen soziale Stellung schlagartig. Die geistliche Führung war eine geläufige Praxis im 17. Jahrhundert in Frankreich, derer sich die frommen und wohlhabenden aristokratischen und bürgerlichen Familien bedienten. Es oblag daher Tartuffe, den Mitgliedern der Familie von Orgon zu sagen, wie sie das tägliche Leben zu gestalten hatten, wie sie ihr intimes Liebesleben zu führen hatten und war ebenfalls in der Position, bei der Erziehung und der Heirat der Kinder mitzubestimmen, weshalb Damis fürchtet, Tartuffe könnte sich gegen die Hochzeit seiner Schwester stellen. „De l’hymen de ma soeur touchez-lui quelque chose. J’ai soupçon que Tartuffe a son effet s’oppose, Qu’il oblige mon père à des détours si grands; (V. 217/218).

Tartuffe ist daher sehr einflussreich und der eigentliche Herr im Hause Orgons.

[...]

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Molière - Die Figur des Tartuffe
Université
University of Hamburg  (Institut für Romanistik)
Cours
Formen der Komödie bei Molière
Note
2
Auteur
Année
2003
Pages
19
N° de catalogue
V12419
ISBN (ebook)
9783638183062
Taille d'un fichier
378 KB
Langue
allemand
Mots clés
Molière, Figur, Tartuffe, Formen, Komödie, Molière
Citation du texte
Martin Knopp (Auteur), 2003, Molière - Die Figur des Tartuffe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12419

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