Frauenrechte - Menschenrechte


Research Paper (postgraduate), 1995

28 Pages, Grade: Sehr gut


Excerpt


PROSTITUTIONSTOURISMUS IN THAILAND

1 Einleitung:
a, Internationaler Tourismus als Wachstumsbranche Nr. Eins
b, Tourismus als Entwicklungsstrategie
c, Prostitutionstourismus
c a, Schätzungen zum Umfang des Prostitutionstourismus
c b, Formen der Werbung für den Prostitutionstourismus
c b a, Werbung für Sextourismus in den Massenmedien
c b b, Werbung der Reiseveranstalter
c b c, Werbung der Reiseführer
c b d, Werbung für Sextourismus durch Pornographie
c c, Organisatorische Zusammenhänge und ökonomische Verflechtungen zwischen Tourismus- und Prostitutionstourismusindustrie
c d, Aktuelle Entwicklungen im Prostitutiostourimus

2 Fallstudie Thailand:
a, Literaturlage
b, Zur wirtschaftlichen Entwicklung
c, Situation der Frauen
c a, Frauenrolle und Religion
c b, Geschichte der Frauenarbeit
c c, Frauenarbeit in der Landwirtschaft
c d, Arbeitsmigration in die Städte
c e Arbeit im Diebstleistungssektor
d, Prostitutionstourismus in Thailand
d a, Geschichte der Prostitution
d a a, Regelung der Prostitution durch Gesetze
d a b, Auswirkungen der Militarisierung im Zuge des Vietnamkrieges
d b, Zentren des Prostitutiostourismus
d c, Arbeit im Sex-Service-Sektor
d c a, Biographische Daten zu den Prostituierten
d c b, Wege in die Prostitution
d c c, Formen der Prostitution
d c d, Psychische Situation der Prostituierten
d c e, Gesundheitsversorgung der Prostituierten
d c f, Profiteure des Sextourismus und Verdienst der Prostituierten
d c g, Unterstützung der Familien mit dem Verdienst aus der Prostitution
d c h, Möglichkeiten des Ausstiegs aus der Prostitution
d d, Staatlicher Umgang mit Prostitution
e, Aktionsgruppen und Widerstand in Thailand

3, Zusammenfassende Bemerkungen

4, Ergebnisse und handlungsorientierte Empfehlungen
a, Zum Schutz der Frauen
b, Strafverfolgung
c, Prävention

1 Einleitung:

Prostitutionstourismus ist eine der verschiedenen

nachteiligen Auswirkungen des Massentourismus auf die Länder der Dritten Welt. Im folgenden werden die Zusammenhänge von Prostitutionstourismus mit Werbung, Kapitalverflechtung u.a. aufgezeigt, wobei die finanziellen Interessen und Hintergründe herausgearbeitet werden.

a, Internationaler Tourismus als Wachstumsbranche Nr. Eins:

Die Tourismusindustrie gilt mit einer 15 %igen durchschnittlichen Wachstumsquote als Wachstumsbranche Nr. Ein1. Dies erklärt sich durch die erhöhten Fernreisebedürfnisse der Bevölkerung der industrialisierten Staaten, die es sich leisten kann, immer weitere und längere Reisen zu unternehmen. Als Reflex auf den materiellen Wohlstand in den Industrieländern nach dem 2. Weltkrieg und die Verlängerung der Urlaubszeiten, bildete sich eine massive Nachfrage nach Fernreisen, die sich zunehmend auf Länder der Dritten Welt richtete. Immer mehr Länder der Dritten Welt hoffen auf Tourismus als Entwicklungsstrategie.

b, Tourismus als Entwicklungstrategie:

Wachsender Protektionismus und Preisverfall traditioneller Exportprodukte von Dritte Welt Ländern auf dem Weltmarkt lassen viele Länder auf den internationalen Tourismus als neue Entwicklungsstrategie zurückgreifen. Sie hoffen, ihre desolate Finanzsituation über den internationalen Tourismus lösen zu können.

c, Prostitutionstourismus:

Die Entstehung der Massenprostitution in Südostasien beruht auf der Vorgeschichte des Vietnamkrieges. Die Anwesenheit des amerikanischen Militärs schuf mit einer Nachfrage nach Prostitution riesige „rest and recreation“2 -Märkte. Es entstanden ganze Städte mit „soldatenfreundlichen Infrastrukturen“3. Nach Kriegsende wurde die vorhandene Infrastruktur des Sexgeschäftes für die Tourismusindustrie genutzt. Schon vor dem Abzug der letzten Militäreinheiten war die Sexindustrie zu einem Bestandteil der internationalen touristischen Attraktion geworden. Dieser problemlose Übergang ist auf die verstärkte Tourismuswerbung zurückzuführen.

Thailand weist heute den größten internationalen Prostitutionsmarkt auf.

Die Nachfrage der Männer nach käuflicher Sexualität und der Zwang der Frauen, ihren Körper zu verkaufen, in Kombination mit entsprechender Werbung und infrastruktureller Vermarktung kann leicht zu einem expandierenden Prostitutionsmarkt führen.

c a, Schätzungen zum Umfang des Prostitutionstourismus:

Der Zusammenhang zwischen Massentourismus und Massenprostitution ist weitgehend spekulativ. Die Regierung zum Beispiel bestreitet einen solchen Zusammenhang, da sie an dem Fortbestand und der Expansion der Geschäfte interessiert ist. In manchen Ländern ist Prostitution staatlich verboten und deswegen auch offiziell nicht existent bzw. nicht erfaßbar, sondern nur inoffiziell schätzbar.

Schätzungen gehen davon aus, daß 80 % der männlichen Touristen ausschließlich oder unter anderem wegen des bekannten Nachtlebens nach Thailand reisen. 70 % der Thailandreisenden sind Männer. Das heißt die Sextouristen müßten einen 60 %igen Anteil an den Gesamttouristen ausmachen.4

Der größte Teil europäischer Sextouristen kommt aus Großbritannien, gefolgt von der Bundesrepublik.

c b, Die wichtigsten Formen der Werbung für den Prostitutionstourismus:

Werbung für Sextourismus in den Massenmedien:

In den siebziger Jahren waren Zeitschriften und Tageszeitungen wesentlich daran beteiligt, Thailand las Sextourismusland bekanntzumachen.

Auch heute noch tragen die verschiedensten Magazine zur Verbreitung von sexistischen und rassistischen Klischees bei:

es werden Anregungen für den Sextouristen geboten, das Leben vor Ort wird mit Fotografien demonstriert, anstatt kritisch darüber nachzudenken.

Noch immer sind die Zeitschriften an der Anregung zu neuen Sextourismuszielen beteiligt. Artikel über Chinas Frauen weisen auf eine neue potentielle Sextourismusregion hin. Für China und vor allem die chinesischen Frauen scheinen die Stereotypen schon festgelegt zu sein. Die Klischees sind ähnlich denen der Thailändischen oder philippinischen Frauen. Das beweist, daß es sich um die Wünsche der immer wieder gleichen Männerphantasien handelt.5

Werbung der Reiseveranstalter:

Durch den Hinweis auf die sexuellen Dienstleistungen von Frauen aus den touristischen Zielländern der Dritten Welt wurde die Nachfrage nach Tourismus gezielt gesteigert. Aufgrund öffentlicher Kritik ist man zur subtilen Werbung übergegangen; nun werden Hotels für alleinreisende Herren empfohlen. Sextouristen werden über den bloßen Hinweis hinaus vom Sextourismus informiert. Sie werden auf Zimmer mit großen französischen Betten hingewiesen.6

Die Informationen für Sextouristen scheinen zur Dienstleistungspalette der großen Reiseveranstalter zu gehören. Diese Art der Freizeitaktivität ist akzeptiert wie die des Windsurfers oder Schifahrers.

Kleine Reiseveranstalter konzentrieren sich auf diese Zielgruppe, um den harten Konkurrenzkampf zu bewältigen.7

Werbung der Reiseführer:

Die Reiseführer spielen hierbei auch eine wichtige Rolle. Bei den Reiseführern zeichnen sich ähnliche Tendenzen wie bei den Reiseveranstaltern ab. Es gibt weiterhin eine aggressive Werbung, obwohl sie schon etwas subtiler geworden ist.

Der Anteil der Reiseführer, die sich zu einer kritischen Berichterstattung entschließen konnten ist gering.8

Werbung für Sextourismus durch Pornographie:

Eine, die Nachfrage anregende Industrie ist der Pornomarkt. In den Pornomagazinen werden die Frauen immer sehr jung dargestellt. Der Markt der Pornomagazine mit sehr jungen ausländischen, meist asiatischen Frauen scheint sich auszuweiten. Der Verkauf reduziert sich nicht mehr auf die Sexshops.

Von der Pornoindustrie werden auch praktische Leitfäden für den Prostitutionsmarkt verkauft, wie beispielsweise ein Stadtplan für Männer in Bangkok. Daraus kann entnommen werden, welche sexuellen Dienstleistungen zu welchen Preis angeboten werden. Es werden in den Sexshops auch angeblich anreizende asiatische Potenzsteigerunsmittel vertrieben.9

c c, Organisatorische Zusammenhänge und ökonomische Verflechtungen zwischen Tourismus- und Prostitutionsindustrie:

Beim Anblick der direkten Werbung für den Prostitutionstourismus, kommt man zu der Schlußfolgerung, daß Prostitution von Frauen als eine touristisch Serviceleistung in dem Tourismusangebot integriert ist. Prostitution hätte dann eine dynamische Funktion in der Tourismusindustrie und Touristikveranstalter organisieren folglich Reisepakete, die den Prostitutionsservice als integralen Bestandteil aufweisen. Unter den Abnehmern solcher Pakete befinden sich japanische Firmen.

Besonders offensichtlich verwickelt in die Vermarktung des Prostitutiostourismus sind die japanischen Reiseagenturen und ihre Geschäftspartner in Südostasien. Japanische Touristen neigen zu Auftreten in Gruppen und durchorganisierten Sextourismusreisen, während die europäischen Touristen individuellen Sextourismus bevorzugen.

Der japanische Gast hat sein Arrangement mit einer Prostituierten schon vor seiner Abreise gebucht. Oft hat er sich ein Mädchen aus einem Katalog ausgesucht. Es gibt viele Privathäuser, die ausschließlich japanische Touristen bedienen. Das Arrangement der Japaner erfolgt zumeist während einer Stadtbesichtigung. Es wird bei einem der Privathäuser kurz Halt gemacht und danach wird die Stadtbesichtigung fortgesetzt.

Über direkte und organisatorische Beteiligung von deutschen Investoren an der Infrastruktur des Sextourismus vor Ort ist wenig bekannt. Einige Sextourismusziele Thailands sollen in festen Händen von deutschen, österreichischen und schweizerischen Restaurant-, Bar- und Hotelbesitzern sein.10

c d, Aktuelle Entwicklungen im Prostitutionstourismusgewerbe:

Die Aidsproblematik hat dem Sextourismus bis jetzt nicht entgegengewirkt. Wegen der Aids-Angst werdet sich die westliche Kundschaft immer jüngeren Mädchen und Kindern zu. Jungfrauen sind in Thailand immer mehr begehrt. Auch lang bestehende Tourismusregionen können sich so nach Bedarf in ein Sextourismusgebiet verwandeln.

In einer Studie von agisra konnte man die Spuren bis zu einem Dorf zurückverfolgen, aus dem die meisten Prostituierten kamen. In diesem Dorf gab es weit weniger Frauen als Männer. Die Feierlichkeiten dieses Dorfes bei der Geburt einer Tochter dauern eine Woche lang, weil diese eine finanzielle Zukunft verspreche. Töchter bringen der Familie mehr Geld als Söhne, da diese später als Prostituierte arbeiten können. Die Dorfbewohner verzichten darauf ein moralisches Urteil über diese Art des Geldverdienens zu fällen, da das Auskommen der Frauen als Prostituierte auch zum Wohlergehen der Familie beiträgt.11

2. Fallstudie Thailand:

a, Literaturlage:

Hinsichtlich Prostitution ist Thailand wohl das markanteste Land. Die ersten seriösen Studien sind Anfang der achtziger Jahre entstanden und wurden von thailändischen Sozialwissenschaftlerinnen durchgeführt. Studien mit empirischen Daten sind nur in begrenzter Zahl vorhanden. Die Daten wurden in Form von standardisierten oder offenen Interviews mit betroffenen Frauen erhoben.

Die Massenprostitution wird in Zusammenhang der Ausbeutung der Dritten Welt durch die Erste Welt als ein Ergebnis der ungleichen internationalen Arbeitsteilung, die Frauen in besonderem Maße schädigt gesehen. Die Schwerpunkte der Studien liegen einerseits in der Ursachenforschung und andererseits in der entwicklungsaktionsorientierter Forderungen.

b, Zur wirtschaftlichen Entwicklung:

Thailand konnte als einziges Land im südostasiatischen Raum eine militärische Kolonialisierung verhindern. Trotzdem mußte zirka ein Drittel seines Territorialgebietes abgeben und wirtschaftliche Zugeständnisse machen. Die Öffnung des Landes für den Welthandel was der Beginn eines umfassenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels. Der Vertrag, der zustande kam, zwang Thailand zu einer Beschränkung der Importzölle auf drei Prozent und zu einem Verzicht auf Steuererhebungen bei Produkten, an denen ausländisches Interesse bestand. Dies hatte einen sprunghaften Anstieg der Reisproduktion und des -exports zur Folge. Mit den dadurch gewonnenen Devisen wurden billige Industrieerzeugnisse aus England eingeführt. Die landwirtschaftliche Fläche vergrößerte sich. Reis wurde zum wichtigsten Exportgut. In diesem Zuge wurden 1874 die Sklaverei und der Frondienst abgeschafft.

[...]


1 Vgl. agisra, S.20

2 agisra, Frauenhandel und Prostitutionstourismus: Eine Bestandaufnahme, München 1990

3 agisra, Frauenhandel und Prostitutionstourismus: Eine Bestandaufnahme, München 1990

4 Vgl. Renschler S.113 und Lipka S.72

5 Vgl. Lipka S. 46

6 Vgl. Lipka S. 38

7 Vgl. Lipka S,38

8 Vgl. Lipka S. 40

9 Vgl. Lipka S.43

10 Vgl. Lipka S.69

11 Vgl. Renschler S. 197-211, Lipka S. 91 und agisra S. 33

Excerpt out of 28 pages

Details

Title
Frauenrechte - Menschenrechte
College
University of Vienna  (Politikwissenschaft)
Course
Proseminar aus Internationaler Politik
Grade
Sehr gut
Author
Year
1995
Pages
28
Catalog Number
V12420
ISBN (eBook)
9783638183079
ISBN (Book)
9783638642415
File size
538 KB
Language
German
Keywords
Frauenrechte, Menschenrechte
Quote paper
Mag. Karin Stepanek (Author), 1995, Frauenrechte - Menschenrechte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12420

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