"Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" von Thomas Mann. Erzählinstanzen und Auktorialität nach Julia Schöll


Dossier / Travail de Séminaire, 2022

19 Pages, Note: 1,0

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlage
2.1. Wo? - Lokalisierung der Analyse
2.2. Wer? - Erzahler und Autor
2.3. Wie? Fokalisierung
2.3.1 Auktoriale Fokalisierung - Definition und Merkmale
2.3.2 Erzahlung vs. Erzahler (Scholl und Genette)

3. Analyse

4. Fazit.

5. Ausblick.

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Der Roman war mir immer eine Symphonie, ein Werk der Kontrapunktik, ein Themengewebe, worin die Ideen die Rollen musikalischer Motive spielen.“ 1

Mit diesen Worten beschreibt Thomas Mann selbst, nach welchem Sinnbild er seine Romane konstruiert, zu denen auch die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull zahlen. Auch, wenn dieses Werk die Musik inhaltlich nicht in dem MaBe thematisiert, wie es beispielsweise im Doktor Faustus der Fall ist, so steht der Hochstaplerroman doch auf stofflicher Ebene in einer engen Verbindung zum Musikalischen, Auditiven. In Thomas Mann: Erzahler und Vortragskunstler hebt Reinhart Mayer-Kalkus hervor, dass dieser Roman wie kein anderer Thomas Manns von ihm zum Vorlesen geschaffen wurde. Mann selbst sagte in Bezug auf die Buddenbrooks bereits, das Epische sei „Horwerk vielmehr als Leswerk“2 und so deutet so auf die von ihm gewahlten Begriffe der Kontrapunktik und Symphonie als zentralen Zugang bei der Betrachtung seiner Werke hin.

Stellt sich der Roman dementsprechend als eine Art Zusammenklang verschiedener Tone dar, entspringt hier die Frage nach dem Ursprung dieser Klangstrome. Wo der Zusammenklang im musikalischen Kontext von mehreren Instrumenten oder Stimmen ausgeht, da nehmen im epischen Text die zur Sprache kommenden Figuren und Erzahlinstanzen jene Rolle ein.

In Bezug auf den Roman Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull sind bei der Betrachtung der Erzahlinstanz, bzw. Instanzen in der Forschungsliteratur bereits verschiedenartige Schlusse auf Basis unterschiedlicher Blickwinkel gezogen worden. So kommt Ingeborg Feuerlicht in ihrem Aufsatz Der Erzahler bei Thomas Mann zu der deutlichen Aussage „[r] eine Beispiele der auktorialen Erzahlung [von Thomas Mann] sind Der Zauberberg, Joseph und seine Bruder, Doktor Faustus und Felix Krull.“3. Julia Scholl beschaftigt sich in ihrer Betrachtung „ Verkleidet also war ich in jedem Fall “ ebenfalls mit den Erzahlinstanzen im Krull-Roman. Hierin spricht sie sich dafur aus „[...] Autor und Erzahler zu differenzieren“4 und geht sogar noch einen Schritt weiter, indem sie sagt: „[...] im Fall der Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull [...] wird diese Zweidimensionalitat [noch] durch eine dritte Ebene erganzt.“5 So wurden, laut Scholl, die „zwei Identitaten Krulls“, womit sie Krull als agierendes Subjekt und als „Metaerzahler [.] , der den Vorgang des Erzahlens erlautert, ironisiert, in Zweifel zieht und [...] auktorial kommentiert“6, meint, durch eine weitere, dritte Ebene, erganzt. Hierbei verortet sie die auktoriale Instanz in der zweiten Identitat Krulls. In „Dichterlesung als Representation^ thematisiert Meyer-Kalkus ebenfalls eine Dreigliedrigkeit der Stimmen, indem angemerkt wird, dass Mann beim Vorlesen des Werks „virtuos zwischen drei Instanzen“ wechsele. Mit der weiterfuhrenden Aussage, erst die Lesungen Manns seines eigenen Texts machten „die Satze als ausgehorte Konstrukte einer Sprache voller ironischer Vorbehalte und Anfuhrungszeichen verstandlich“7, deutet er auf den stark aktorialen Charakter der vorgetragenen Instanzen hin und verlegt das auktoriale ins prosodische, suprasegmentale des Werkes. Auf dem bereits vielfaltig betrachteten Gebiet der Erzahlinstanzen im Krull-Roman kann die Feststellung einer auktorialen Instanz als Konsens betrachtet werden, so kommt die Frage auf: Wo genau ist die auktoriale Instanz im Roman Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull zu verorten?

In Anbetracht dieser Fragestellung soll sich nun eine Analyse der Erzahlinstanzen angliedern, um die Position und Qualitat der auktorialen Instanz zu umreiBen. Da es sich hierbei um Feinheiten wie „Vorbehalte und Anfuhrungszeichen“8 handelt, deren diffizile Greifbarkeit aus Meyer-Kalkus Bezeichnung als „schwebende[.] Bedeutungspotenziale“ hervorgeht, ist eine detailgenaue sowie punktuelle Analyse gefragt. Hierfur wird zuerst ein klarer Rahmen festgelegt, wozu die Analyse in der Kommunikationssituation auf den Ebenen des Romans lokalisiert wird. Hiernach werden die von Scholl eingebrachten Begriffe des Autors und des Erzahlers definiert und abgegrenzt sowie die von Feuerlicht und Scholl genutzte Begrifflichkeit der Auktorialitat klar definiert. Auf dieser Basis erfolgt dann die Betrachtung einer beispielhaften „Gewebeprobe“ aus dem Stoff des Romans, um die Erzahlinstanzen zu differenzieren und nach ihrer Funktion im Roman zu charakterisieren. Aus der Analyse geht ein Fazit uber die hierbei vorgefundenen Stimmen und deren Zusammenklang hervor, welches in einen Kontext zu den anderen Aussagen uber die Erzahlinstanzen im Roman und zu Manns anfangs zitierter Metapher gesetzt wird und aus dem eine Aussage uber die Lokalisation der auktorialen Instanz abgeleitet wird.

2. Theoretische Grundlage

2.1. Wo? - Lokalisierung der Analyse

Um die Analyse zu verorten, soll zuerst Genettes Einteilung der narrativen Ebenen als Folie auf den Roman gelegt werden. AuBerdem sollen die verschiedenen Kommunikationspartner auf diesen Ebenen mittels des Sender-Empfanger-Modells dargestellt werden, um ein Vokabular zur Analyse zu definieren, das uber Ort und Funktion der jeweiligen Instanz Auskunft gibt.

Genette unterscheidet in seinem Modell zwischen mindestens drei Ebenen innerhalb der Erzahlung. Die Kommunikation der Figuren untereinander, sprich des Protagonisten und der Nebenfiguren, findet auf der intradiegetischen Ebene statt. Wird auf dieser Ebene eine weitere Erzahlung wiedergegeben, so handelt es sich hierbei um eine Binnenerzahlung. Die Ebene der Binnenerzahlung bezeichnet Genette als metadiegetische Ebene. Die genannten Ebenen werden umschlossen von der Kommunikation eines fiktiven Erzahlers zu einem fiktiven Leser, welche nach Genette als extradiegetisch bezeichnet wird. AuBerdem kann der Roman an sich uber die intratextuelle Erzahlung hinaus als eine extratextuelle Kommunikationssituation zwischen Autor und Leser, gleichsam eines Briefes, betrachtet werden.

[...]


1 Reinhart Meyer-Kalkus: Thomas Mann: Erzahler und Vortragskunstler. In: Geschichte der literarischen Vortragskunst. Stuttgart (J.B. Metzler) 2020, S. 667.

2 Ebd, S. 666.

3 Ingeborg Feuerlicht: Der Erzahler bei Thomas Mann. In: The German Quarterly 43.3 (1970), S. 419.

4 Julia Scholl: „Verkleidet also war ich in jedem Fall“. Zur Identitatskonstruktion in Joseph und seine Bruder und Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. In: Thomas Mann Jahrbuch. Frankfurt 2005, S. 17.

5 Ebd.

6 Ebd.

7 Reinhart Meyer-Kalkus: Thomas Mann: Erzahler und Vortragskunstler, S. 678.

8 Ebd., S. 667.

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
"Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" von Thomas Mann. Erzählinstanzen und Auktorialität nach Julia Schöll
Université
LMU Munich  (NDL)
Note
1,0
Année
2022
Pages
19
N° de catalogue
V1242609
ISBN (ebook)
9783346667144
ISBN (Livre)
9783346667151
Langue
allemand
Mots clés
Thomas Mann, Felix Krull, Hochstapler, Erzähltheorie
Citation du texte
Anonyme, 2022, "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" von Thomas Mann. Erzählinstanzen und Auktorialität nach Julia Schöll, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1242609

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