Im Rahmen dieser Seminararbeit soll die Bedeutung und Funktion der Kleidung der Titelheldin Sophie von Sternheim als Zeichensystem für den Handlungskontext des Briefromans dargestellt werden. Im Zuge dessen wird diskutiert, in welchen räumlichen Kontexten die Kleidung als Spiegel der Seele der Titelheldin funktioniert und somit auf Charakterzüge ihrer selbst schließen lässt und warum die Kleidung am Hofe eher als Verkleidung der Seele verstanden werden kann.
Die Analyse der Figur der Protagonistin und dessen Kleidung wird durch exemplarische Darstellung von drei Szenen des Briefromans, in denen diese Thematik besonders aufgegriffen wird, gestützt. Die drei Textstellen repräsentieren Sophies Zeit am Hof, welche von „den Kleidern [ihrer] Mama“, über die „Spiel im Spiel“ Begegnung mit dem Fürsten bei einem Opernbesuch bis hin zum Maskenball, bei dem sie im Kleid einer Mätresse auftritt, reicht. Der Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit liegt in der beschreibenden Kleidung der Sternheim, insbesondere derer, welche sie im Rahmen der Maskenballszene trägt. Ihre vestimentäre Kleidung, die Frisur, Accessoires und Bewegungen der Titelheldin Sophie stehen dabei im Vordergrund und verdeutlichen die Funktion der Kleidung als Verkleidung ihrer seelischen Empfindungen und Tugenden. Dabei verdeutlicht das Farbspiel ihres Kleides aus Cramoisi und schwarzem Traft ihre Verführbarkeit, während ihre offenen Locken eine sexualisierende Wirkung auf die Ballgesellschaft haben. Neben dem Kleid und der Frisur soll auch die Maske, die als Verhüllung ihrer die Empfindungen fungiert, den Fürsten von ihrer Rolle als geeignete Mätresse zu überzeugen. Die Analyse der Physiognomie des Fräuleins von Sternheim am Hofe von D. steht in Differenz zu ihrem inneren Empfinden. Dementsprechend wird über die Analyse der höfischen Gesellschaft, der Kleidung der Sternheim und der Zeichencharakter dieser sowie ihrer Empfindungen darüber im Roman ein stark idealisiertes Weiblichkeitsbild konstruiert. Die mit der modetechnischen Analyse einhergehende Konstruktion eines weiblichen Idealbildes soll die vorliegende Seminararbeit abrunden, dabei wird der Fokus auf der Handlung des ganzen Romans liegen, damit auch die weibliche Autonomie der Sternheim Figur und ihre Rolle als Madame Leidens miteinbezogen werden können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung mit Erkenntnisinteresse
- Die Diskrepanz zwischen Natürlichkeit und höfischem Schein
- Die Funktion der Kleidung als Verkleidung der Seele
- Von den Kleidern meiner Mama" zum höfischen Putz
- Der Körper der Protagonistin als Schauplatz der Blicke
- Sophie von Sternheim im Kleid einer Mätresse
- Die Darstellung eines idealisierten Weiblichkeitsbildes
- Sophie als Verkörperung empfindsamer Tugend
- Weibliche Emanzipation durch aufklärerische Autonomie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Funktion von Kleidung im Briefroman "Geschichte des Fräuleins von Sternheim" von Sophie von La Roche. Ziel ist es, die Kleidung der Protagonistin Sophie von Sternheim als Zeichensystem für den Handlungskontext des Romans zu verstehen und zu untersuchen, wie sie die seelische Verfassung und die Identität der Figur widerspiegelt. Dabei wird insbesondere auf die Diskrepanz zwischen der bürgerlichen Natürlichkeit und der höfischen Repräsentation eingegangen, die sich in den Kleidungsmaximen der beiden Kontexte zeigt.
- Die Bedeutung von Kleidung als Zeichensystem
- Diskrepanz zwischen bürgerlicher Natürlichkeit und höfischem Schein
- Die Funktion der Kleidung als Spiegel der Seele
- Darstellung eines idealisierten Weiblichkeitsbildes
- Die Rolle der Kleidung bei der Konstruktion weiblicher Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Erkenntnisinteresse der Arbeit vor und führt in die Thematik der modetechnischen Analyse ein. Sie beleuchtet den Briefroman "Geschichte des Fräuleins von Sternheim" im Kontext der Tugend- und Erziehungsliteratur sowie der Bedeutung der Kleidung im ausgehenden 18. Jahrhundert.
Kapitel 2 beleuchtet die Diskrepanz zwischen der bürgerlichen Natürlichkeit und der höfischen Repräsentation. Dabei wird die Kleidung als Zeichensystem betrachtet, das sich den jeweiligen Kontexten anpasst. Die bürgerliche Aufrichtigkeitsdoktrin fordert die Übereinstimmung von innerer Verfasstheit und äußerer Erscheinung, während die höfische Mode eine Zeichenpolitik nach außen verfolgt.
Kapitel 3 untersucht die Funktion der Kleidung als Verkleidung der Seele. Es analysiert verschiedene Szenen, in denen Sophies Kleidung ihre seelische Verfassung und ihre Identität widerspiegelt. Dazu gehören ihre „Kleider [ihrer] Mama", ihre Begegnung mit dem Fürsten bei einem Opernbesuch und ihr Auftritt im Kleid einer Mätresse beim Maskenball.
Kapitel 4 geht auf die Darstellung eines idealisierten Weiblichkeitsbildes ein. Es untersucht, wie Sophies Kleidung und ihre Rolle im Roman ein idealisiertes Bild der Frau der Empfindsamkeit und der Aufklärung konstruieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Mode, Kleidung, Zeichensystem, bürgerliche Natürlichkeit, höfischer Schein, Empfindsamkeit, Tugend, Weiblichkeit, Identität, Sophie von La Roche, "Geschichte des Fräuleins von Sternheim".
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- Anonym (Autor:in), 2021, Kleidung als Verkleidung der Seele: Eine exemplarische Analyse anhand des Briefromans "Geschichte des Fräuleins von Sternheim" von Sophie von La Roche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1242899