Die Plattform Twitter zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Eine linguistische Analyse am Beispiel des Koch/Oesterreicher Modells


Hausarbeit, 2021

32 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG UND ERKENNTNISINTERESSE

2. THEORETISCHER HINTERGRUND
2.1. DIE PLATTFORM TWITTER UND DIE KOMMUNIKATIONSFORM DES MIKRO-BLOGGING
2.2. Einfuhrung in die Theorie des Koch/Oesterreicher Modells

3. KORPUSLINGUISTISCHE UNTERSUCHUNG
3.1. FoRscHUNGsFRAGE
3.2. DATENGRUNDLAGE UND METHoDE
3.3. DATENAUsWERTUNG
3.4. sYsTEMATisiERUNG DER ERGEBNissE

4. FAZIT

5. BIBLIOGRAPHIE

5.1. PAPiERQUELLEN

5.2. iNTERNETQUELLEN

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Medium und Konzeption nach Ludwig Soil

Abbildung 2: Das Nahe-Distanz-Kontinuum nach Koch und Oesterreicher

Abbildung 3: Grafik 1 zur Verteilung der Suchtreffer 1

Abbildung 4: Tweet 1 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 5: Tweet 2 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 6: Tweet 3 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 7: Tweet 4 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 8: Tweet 5 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 9: Tweet 6 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 10: Tweet 7 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 11: Tweet 8 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 12: Tweet 9 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 13: Tweet 10 zum Hashtag "#themaskedsinger"

Abbildung 14: Grafik 2 zur Verteilung der linguistischen Besonderheiten

1. Einleitung und Erkenntnisinteresse

Laut Burger (2000: 622) beschreibt die Verschiebung des Verhaltnisses zwischen Mundlichkeit und Schriftlichkeit, bei welcher eine Verschriftlichung der Mundlichkeit in den Vordergrund ruckt, ein medienubergreifendes Phanomen. Auch die Kommunika- tionsform des Twitterns ist Teil dieses Entwicklungsprozesses, da sich auf dem Mikro- Blogging Dienst Twitter dieser dargestellte Sprachwandel hin zur Mundlichkeit mani- festiert. Daher gilt es als interessant, dieses Phanomen weiter zu untersuchen, um auf einer reprasentativen Datengrundlage zu diskutieren, ob dieser Sprachwandel auf Twitter zu beobachten ist und welche Merkmale dafur festzuhalten sind.

Um dem Forschungsgegenstand der Seminararbeit gerecht zu werden, sollen im Fol- genden die Grundlagen der Plattform Twitter und die Merkmale des Mikro-Blogging erlautert werden. Daruber hinaus soll das Nahe-Distanz-Kontinuum thematisiert wer- den, indem dieses naher erlautert wird und auf die Charakteristika dessen als The- matik aufgegriffen werden. In Kapitel drei, welches an die theoretischen Grundlagen anknupft, folgt eine korpuslinguistische Untersuchung ausgewahlter Tweets, die unter dem Hashtag „#themaskedsinger“ veroffentlicht wurde. Diese Analyse stellt die Da- tengrundlage fur das Erstellen eines Kategoriensystems dar, welches wiederum zur Untersuchung und Diskussion der Forschungsfragen dient. Im Rahmen dieser Semi- nararbeit soll daher untersucht werden, inwiefern die Kommunikationsform auf Twit­ter, das Mikro-Blogging, in das Nahe-Distanz-Kontinuum von Peter Koch und Wulf Oesterreicher eingeordnet werden kann. Im weiteren Sinne beschaftigt sich die vor- liegende Hausarbeit auch mit der Frage, ob das Koch/Oesterreicher Modell den neuen Kommunikationsformen, die sich durch den stetigen Medienwandel herausge- bildet haben, gerecht wird, oder ob dieses weiterentwickelt und erganzt werden muss. Im Zuge dessen sollen linguistische Merkmale der Mundlichkeit in ausgewahlten Tweets analysiert werden, sodass im Anschluss daran ein Kategoriensystem entwi- ckelt werden kann, welches die linguistischen Besonderheiten des Twitterns klassifi- ziert. Daran anknupfend soll untersucht und diskutiert werden, ob das fur Twitter ty- pische Mikro-Blogging als verschriftlichte Mundlichkeit bezeichnet werden kann.

2. Theoretischer Hintergrund

2.1. Die Plattform Twitter und die Kommunikationsform des Mikro-Blogging

Der BegriffBloggeht auf den NeologismusWeblog, der sich aus den Wortern Web und Logbuch zusammensetzt, zuruck. Der erste Weblog von Tim Berners-Lee, der im Jahr 1990 entstand, diente als Informationsfilter. Weblogs entwickelten sich mit der Zeit vom Informationsfilter zu elektronischen Tagebuchern im Internet, deren Schwerpunkt auf personlichen Themen lag. Seit 1999 ist das Bloggen auch fur die Offentlichkeit zuganglich. Die Gesamtheit aller Weblogs wird Blogosphare bezeichnet und Corporate Blogs, Private Blogs und Fach- und Themenblogs sind Beispiele fur Weblogs (vgl. Breithuber/Petr). Weblogs konnen als selektiv bezeichnet werden, da diese das Ziel verfolgen eine bestimmte Zielgruppe mit ihren Themen anzusprechen. Charakteristika von Weblogs sind beispielsweise, dass die aktuellsten Beitrage als erstes angezeigt werden. Auch der offentliche Zugang uber das Internet und die per- sonliche Form, die die Eintrage pragen, gelten als charakteristische Elemente. Dar- uber hinaus kann festgestellt werden, dass Weblogs unter einem stetigen Zuwachs stehen und dazu tendieren als Massenmedium zu gelten (vgl. Koller/Alpar 2008: 20f). Weblogs weisen auBerdem einige linguistische Besonderheiten, wie zum Beispiel die objektive Haltung und Schreibweise der VerfasserInnen oder die subjektive Kommen- tierung der LeserInnen, auf. Die VerfasserInnen von Weblogs nutzen zudem die ge- sprochene Sprache sowie auf die Verwendung von Anglizismen zuruckgegriffen wird (vgl. Heurich/Moss 2015: 1ff). Themen rund um den Alltag, die Politik, Wirtschaft und Wissenschaft werden in Weblogs aufgegriffen und diskutiert. Von diesen klassischen Weblog-Formen konnen Formen des Mikro-Blogging, welche die Veroffentlichung von sehr kurzen Beitragen erlauben, unterschieden werden (vgl. Fass/Meier/Pentzold 2012: 26). Die Plattform Twitter ist ein Kommunikations- und Nachrichtendienst, der im Marz 2006 von Jack Dorsey, Evan Williams und Biz Stone in San Francisco ge- grundet wurde (vgl. O'Reilly 2011: 7ff). Twitter gilt als einer der bekanntesten Mikro- Blogging Dienste. Die Kommunikation auf Twitter, dasTwittern,ist eine Form des Mikro-Blogging, welche sich durch das Veroffentlichen von sehr kurzen Beitragen von maximal 280 Zeichen und die chronologische Darstellung dieser Beitrage auszeich- net (vgl. Breithuber/Petr). Durch die begrenzte Moglichkeit von sprachlichem Aus- druck durch 280 Zeichen unterliegt die Twitter Kommunikation dem Prinzip der Sprachokonomie (vgl. Moraldo 2009: 266). Das Twittern ist eine eher monologisch und weniger interaktiv ausgerichtete Kommunikationsform, welche in Form von Tweets in einem offentlichen Kommunikationsraum veroffentlicht werden (vgl. Lun- gen/Kupietz 2020: 324). Ein Beitrag auf Twitter wirdTweet(engl. to tweet = zwit- schern) genannt und das erneute Posten eines Tweets wird alsRetweetbezeichnet. Tweets stehen unter dem Prinzip der Multimedialitat und konnen dementsprechend Bilder, Videos oder ahnliches beinhalten. Die Vernetzung mit anderen Twitter Nutze- rInnen erfolgt uber die Funktion einesFollows(engl. to follow = folgen) (vgl. Fass/Meier/Pentzold 2012: 220). Zu den aktiven Bloggern zahlen neben Privatperso- nen und Unternehmen auch Personen des offentlichen Lebens, insbesondere unter Politikern wird Twitter eine immer beliebtere Plattform. Daruber hinaus stellt auch die Verwendung von Hashtags eine fur Twitter typische Charakteristik dar. Tweets kon- nen unter verschiedenen Hashtags veroffentlicht werden, sodass die Beitrage durch deren Zuordnung zu einem oder mehreren Hashtags auffindbar sind. Die Kommuni- kation uber Twitter kann als offentliche Kommunikation bezeichnet werden, da diese in einem offentlichen Raum stattfindet, welcher fur jeden zuganglich ist (vgl. Bucher 2020: 133). Aus diesem Kommunikationsraum bilden sich verschiedene sogenannte Kommunikationsmodi aus, die ebenfalls in bestimmte Kriterien unterschieden werden konnen. Die Zeitdimension bildet eine grundlegende Differenzierung in synchron und asynchron, welche auf den zeitlichen Zusammenhang zwischen der Produktion und Veroffentlichung eines Tweets und der Rezeption beziehungsweise Reaktion auf die­sen Tweet Bezug nimmt. Der Kommunikationsmodus der Zeitdimension kann auf Twitter als asynchron bezeichnet werden. Die Sozialdimension eroffnet einen weite- ren Kommunikationsmodus, welcher in Bezug auf Twitter als one-to-many Kommuni- kation bezeichnet werden, da hierbei gefragt wird wie viele Kommunikationsteilneh- mer auf der Seite des Senders und der des Empfangers befinden (vgl. Fass/Meier/Pentzold 2012: 19). Daruber hinaus ergeben sich fur Twitter Eigenschaf- ten wie eine hohe Konnektivitat, eine inharente Multilogizitat, eine kommunikative Nie- derschwelligkeit und eine hohe Viralitat. Die hohe Viralitat wird durch Retweets, Hastags und die Erwahnung gezielter Accounts durch den @-Operator unterstutzt, wahrend die kommunikative Niederschwelligkeit auf die Kurze der Tweets von maxi­mal 280 Zeichen Bezug nimmt. Daruber hinaus meint die kommunikative Nieder- schwelligkeit, dass Tweets oft einer gesprochenen Sprache folgen und dass sie als distanzlos bezeichnet werden konnen. Die Eigenschaft der inharenten Multilogizitat bezeichnet die offentliche Interaktion auf Twitter, die potenziell immer das gesamte Netzwerk miteinbezieht. Twitter beruht auf dem ein- oder gegenseitiges Abonnieren von Profilen, woraus eine hohe Konnektivitat der NutzerInnen folgt (vgl. Stefanowitsch 2020: 191).

2.2. Einfuhrung in die Theorie des Koch/Oesterreicher Modells

In Anlehnung an das Modell des Romanisten und Sprachwissenschaftlers Ludwig Soll zum gesprochenen und geschriebenen Franzosisch, entwarfen die Linguisten Peter Koch und Wulf Osterreicher das Nahe-Distanz-Kontinuum, welches auch unter dem Koch/Oesterreicher Modell bekannt ist. Das Nahe-Distanz-Modell dient zur differen- zierteren Unterscheidung zwischen geschriebener und gesprochener Sprache, da es auch dieKonzeptioneiner sprachlichen AuBerung berucksichtigt. Somit kann eine sprachliche AuBerung sowohl nach demMediumder Realisierung in phonisch und graphisch als auch nach der Konzeption dieser in gesprochen und geschrieben be- schrieben werden kann (vgl. Koch/Oesterreicher 2011: 3). Das Koch/Oesterreicher Modell setzt somit eine Unterscheidung und mediale und konzeptionelle Mundlichkeit und Schriftlichkeit voraus. Dabei bezeichnet das Medium, das Mittel, uber das die sprachliche AuBerung kommuniziert wird und die Konzeption die Modalitat einer sprachlichen AuBerung. Daraus ergeben sich die Begrifflichkeiten medial mundlich oder schriftlich und konzeptionell mundlich oder schriftlich. Daruber hinaus kann me­dial mundlich auch als phonisch und medial schriftlich als graphisch bezeichnet wer- den, wahrend konzeptionell mundlich die gesprochene Sprache meint und konzepti- onell schriftlich sich auf die geschriebene Sprache bezieht. Das Modell nach Ludwig Soll, dargestellt auf der Abbildung 1, erlaubt eine Unterscheidung in vier Moglichkei- ten sprachlicher AuBerungen. Da sich sprachliche AuBerungen der konzeptionellen Mundlichkeit und Schriftlichkeit auf auBersprachliche Gegenstande beziehen, scheint eine sprachimmanente Betrachtungsweise der AuBerungen als unmoglich (vgl. Koch/Oesterreicher 2011: 6).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Medium und Konzeption nach Ludwig Soll (vgl. Koch/Oesterreicher 2016: 20)

Die Abbildung verdeutlicht, dass das Verhaltnis zwischen dem Gegensatzpaar medial mundlich und medial schriftlich, welches durch eine durgezogene Trennlinie darge- stellt wird, eine ausgepragte Dichotomie aufzeigt. Demgegenuber steht die gestri- chelte Trennlinie zwischen gesprochen und geschrieben, die die Auspragungen und Grenzen des Kontinuums meint (Koch/Oesterreicher 2011: 3f). Daher kann festge- halten werden, dass die Konzeptionen gesprochen und geschrieben als kombinierbar gelten, wahrend graphisch und phonisch als Media nicht kombiniert werden konnen. AuBerdem gelten Medium und Konzeption als unabhangig voneinander, jedoch be- steht sowohl zwischen dem phonischen Medium und konzeptionell mundlichen Au- Berungsformen sowie zwischen den graphischen und konzeptionell schriftlichen AuBerungsformen eine ausgepragte Affinitat (vgl. Koch/Oesterreicher 1994: 587). Des Weiteren werden sprachliche AuBerungen, die dem Mundlichkeitspol zugeordnet werden als Sprache der Nahe bezeichnet und als Sprache der Distanz werden AuBe- rungen, die dem Schriftlichkeitspol zugeschrieben werden konnen, genannt. Daraus ergibt sich das folgende Modell von Peter Koch und Wulf Oesterreicher, welches fest­halt, dass die Kommunikation der Nahe unter einer konzeptionellen Mundlichkeit steht, jedoch in graphischer oder phonischer Form auftreten kann. Die konzeptionelle Schriftlichkeit bestimmt die Sprache der Distanz, welche jedoch auch als medial schriftlich oder phonisch auftreten kann, was das Prinzip der Dichotomie meint.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Das Nahe-Distanz-Kontinuum nach Koch und Oesterreicher
(vgl. Koch/Oesterreicher 1994: 588)

Die Begriffe derNahe-undDistanz-Sprachewerden durch verschiedene Parameter von Kommunikationsbedingungen bestimmt. Diese Charakteristika des Mundlich- keits- und Schriftlichkeitspols setzen sich durch folgende Parameter zusammen: ‘Grad der Dialogizitat/Monologizitat', ‘Grad der Emotionalitat', ‘Grad der kommunika- tiven Kooperation', ‘Grad der Offentlichkeit/Privatheit', ‘raum-zeitliche Nahe oder Dis- tanz der Kommunikationspartner', ‘Grad der Situations-und Handlungseinbindung', ‘Grad der Spontanitat', ‘Grad der Themenfixierung', ‘Verhaltnis des Referenzbezugs zur Sprecher-orgio' und ‘Grad der Vertrautheit der Kommunikationspartner'. Die Kom- bination dieser Parameter bestimmt die Charakteristika der AuBerungsform und de­ren Situierung im Nahe-Distanz-Kontinuum (vgl. Koch/Oesterreicher 1994: 588). Die kommunikative Nahe des Modells verlangt Kommunikationsbedingungen wie eine Privatheit der Kommunizierenden, sowie auch eine Vertrautheit und Emotionalitat. Die Situations- und Handlungseinbindung verdeutlicht die durch Gestik und Mimik ausgedruckte Referenz des kommunikativen Gegenstandes auf auBersprachliche Objekte, wobei der Referenzbezug stark abhangig von der Sprecher-origo ist. AuBer- dem herrscht zwischen den Gesprachsteilnehmern eine physische Nahe, die durch intensive Kooperation dieser gepragt ist.

[...]

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Die Plattform Twitter zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Eine linguistische Analyse am Beispiel des Koch/Oesterreicher Modells
Hochschule
Universität Mannheim
Note
1,3
Jahr
2021
Seiten
32
Katalognummer
V1242901
ISBN (eBook)
9783346662026
Sprache
Deutsch
Schlagworte
plattform, twitter, mündlichkeit, schriftlichkeit, eine, analyse, beispiel, koch/oesterreicher, modells
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Die Plattform Twitter zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Eine linguistische Analyse am Beispiel des Koch/Oesterreicher Modells, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1242901

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Plattform Twitter zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Eine linguistische Analyse am Beispiel des Koch/Oesterreicher Modells



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden