First-Person-Shooter, auch Ego-Shooter oder Killerspiele genannt, sind Computerspiele, denen wegen der für dieses Genre typischen Gewaltdarstellungen ein schlechter Ruf anhaftet. Diese Arbeit bietet die Möglichkeit, mit einem neutralen Blick auf dieses Genre zu analysieren, welche sozialen Funktionen – in einem wertfreien, soziologischen Verständnis – sie erfüllen.
Roger Caillois (1913-1978) schrieb 1958 mit „Die Spiele und die Menschen, Maske und Rausch“ eines der, nach Piasecki auch heute noch, „international anerkannten Grundlagenwerke für die Erforschung von Mustern des Spiels“. Caillois‘s soziologische Theorie des Spiels stellt Kriterien zur Klassifikation der Spiele bereit, die es erlauben, die Komplexität der Welt der Spiele so zu reduzieren, dass es möglich wird, allgemeingültige Aussagen über deren gesellschaftliche Bedeutung abzuleiten.
Die Chance, das Genre der First Person Shooter mithilfe der Theorie der Spiele von Caillois so zu klassifizieren, dass die gewonnenen Erkenntnisse für die Analyse der sozialen Funktionen dieser Spiele mindestens implizit nutzbar gemacht werden können und so den Blick auf diese negativ vorbelasteten Spiele zu neutralisieren, war eine wesentliche Motivation für die Wahl der Fragestellung. Während das „gaming“ – spielen auf elektronischen Plattform, wie Video-Konsolen, Smartphones, Tablets und Computern - noch vor wenigen Jahren eine randständige Erscheinung war, die das Bild des einsamen Nerds vor seinem Computer aufblitzen ließ, hat sich das Bild mittlerweile gewandelt: Die JIM-Studie 2019 gibt Auskunft darüber das 87 % aller Jugendlichen zwischen 12 – 19 Jahren zumindest selten oder gelegentlich Digitale Spiele spielen, davon 25 % am Computer.
In der vorliegenden Arbeit werden im zweiten Kapitel einige allgemeine Begriffe definiert, im dritten Kapitel werden daraufhin die Grundzüge der Klassifikation der gewählten Theorie zusammengefasst und im vierten Kapitel das Genre der First Person Shooter vorgestellt. Im fünften Kapitel wird dann geprüft, ob die Theorie des Spiels von Caillois auf First Person Shooter anwendbar ist, um daraufhin im sechsten Kapitel die Klassifikation der First Person Shooter nach Caillois vorzunehmen. Das Ergebnis grenzt die zu identifizierenden sozialen Funktionen ein, die im siebten Kapitel näher ausgeführt werden. Den Abschluss der Arbeit bildet das Fazit zu den Ergebnissen der Arbeit und einige Anmerkungen zu Vertiefungsmöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlegende Definitionen
- Soziale Funktion, Dysfunktion
- Computerspiele
- First Person Shooter
- Die Theorie des Spiels von Roger Caillois
- Definition des Spiels
- Klassifikation der Spiele
- Grundkategorien
- Spielweisen
- Zusammenfassende Übersicht zur Verteilung der Spiele
- Das Genre der First Person Shooter
- Sind First Person Shooter Spiele im Sinne von Caillois?
- Klassifizierung der First Person Shooter
- Agon in First Person Shooter
- Alea in First Person Shooter
- Mimicry in First Person Shooter
- Ilinx in First Person Shooter
- Ludus und Paidia in First Person Shooter
- Soziale Funktionen des Spielens von First Person Shooter
- Methodische Vorüberlegung
- Soziale Funktionen
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die sozialen Funktionen von First Person Shooter-Spielen aus soziologischer Perspektive, indem sie die Theorie des Spiels von Roger Caillois heranzieht. Ziel ist es, ein neutrales Verständnis des Genres zu ermöglichen, welches die oft negative Wahrnehmung von Killerspielen in Frage stellt.
- Klassifikation von First Person Shooter-Spielen nach der Theorie des Spiels von Caillois
- Identifizierung der sozialen Funktionen von First Person Shooter-Spielen
- Relevanz der Erkenntnisse für die Soziale Arbeit, insbesondere im Kontext der Jugendarbeit
- Neutralisierung der negativen Vorurteile gegenüber First Person Shooter-Spielen
- Entwicklung eines wissenschaftlichen Blicks auf ein populäres Genre der digitalen Spielewelt
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 definiert wichtige Begriffe wie "soziale Funktion", "Dysfunktion" und "Computerspiele", um den Kontext der Arbeit zu klären. Kapitel 3 fasst die grundlegenden Elemente der Theorie des Spiels von Caillois zusammen, einschließlich seiner Klassifikation von Spielformen. Kapitel 4 stellt das Genre der First Person Shooter vor und untersucht seine Eigenschaften. In Kapitel 5 wird geprüft, ob die Theorie von Caillois auf First Person Shooter anwendbar ist, während Kapitel 6 eine Klassifizierung der First Person Shooter anhand der Kriterien von Caillois vornimmt. Kapitel 7 analysiert die sozialen Funktionen von First Person Shooter-Spielen, die aus der Klassifizierung abgeleitet werden.
Schlüsselwörter
Soziale Funktion, Dysfunktion, Computerspiele, First Person Shooter, Roger Caillois, Spieltheorie, Klassifikation, Agon, Alea, Mimicry, Ilinx, Ludus, Paidia, Jugendarbeit, Freizeitverhalten, Medienpädagogik, Digitale Spiele.
- Arbeit zitieren
- Jonas Pabst (Autor:in), 2017, Soziale Funktionen von First-Person-Shootern nach der Theorie des Spiels von Roger Caillois, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1243955