Wie kann der kindliche Umgang mit den Themen Tod und Sterben in der Grundschule durch außerschulisches Lernen unterstützt werden?


Bachelorarbeit, 2020

39 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Themen Tod und Sterben
2.1 Das allgemeine Verständnis von Tod und Sterben
2.2 Tod und Sterben im Kontext der katholischen Religion
2.3 Hemmschwellen, die mit der Thematisierung der Themen Tod und Sterben verbunden sind

3 Die Thematisierung von Tod und Sterben mit Kindern im Grundschulalter
3.1 Die Thematisierung von Tod und Sterben mit Kindern
3.2 Die Thematisierung von Tod und Sterben im Rahmen der Grundschule

4 Die Thematisierung von Tod und Sterben durch außerschulisches Lernen
4.1. Definition und Erläuterung zum außerschulischen Lernen
4.2 Vorzüge und Nachteile des außerschulischen Lernens - eine Abwägung
4.3 Außerschulisches Lernen im Religionsunterricht
4.4 Der außerschulische Lernort Friedhof

5 Vor- und Nachteile des außerschulischen Lernens (am Lernort Friedhof) bei der Thematisierung von Tod und Sterben im Religionsunterricht der Primarstufe

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Kinder und Jugendliche von Tod und Sterben fernhalten, um sie zu schützen. Dies ist die Überzeugung vieler Erwachsener. Grundlegend sprechen viele Menschen ungerne über die Themen Tod und Sterben. Der Kontakt zu und die Kommunikation über diese Themen wird von den meisten so gering wie möglich gehalten, da mit ihnen etwas Düsteres, Angsteinflößendes und Unkontrollierbares verbunden wird. Auch Kinder und Jugendliche werden durch den Einfluss der Erwachsenen oft von Tod und Sterben ferngehalten und von direkten Begegnungen mit diesen ausgeschlossen, aus Angst davor, dass die Konfrontation negative Auswirkungen auf sie haben könnten.

Dabei gibt es zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die belegen, dass gerade das Fernhalten der Kinder und Jugendlichen zu einem negativen, wenn nicht sogar neurotischen Umgang mit Tod und Sterben führt. Als Beispiele sind hier der Artikel „Kind und Tod“ von Egbert Daum oder auch das Buch „Manchmal muss man an den Tod denken. Wege der Enttabuisierung von Sterben, Tod und Trauer in der Grundschule“ von Sven Jennessen zu nennen. Es stellt sich also die Frage, ob eine begleitete, gezielte und altersgerechte Auseinandersetzung mit den Themen Sterben und Tod nicht sinnvoller und gesünder für Kinder und Jugendliche wäre. Diese könnte beispielsweise in einem schulischen Rahmen erfolgen. Allerdings findet die Thematisierung von Tod und Sterben in der Grundschule meist auch eher oberflächlich statt.

Da wissenschaftliche Meinungen davon ausgehen, dass die Kommunikation über und der Kontakt mit diesen Themen wertvoll, wenn nicht sogar notwendig ist, möchte ich mich in dieser Arbeit damit auseinandersetzen, wie dies sinnvoll und zielführend umgesetzt werden kann. Das Ziel der frühzeitigen Behandlung von Tod und Sterben ist dabei den kindlichen Umgang zu unterstützen und damit einen anhaltend positiven und hoffnungsvolleren Umgang mit Tod und Sterben zu initiieren.

Dazu möchte ich die Methode des außerschulischen Lernens vorstellen und bewerten, ob diese geeignet ist, um den kindlichen Umgang mit Tod und Sterben zu unterstützen. Sie ist in den letzten Jahrzehnten wieder populärer geworden und man schreibt ihr den Mehrwert zu, dass Schüler_Innen durch sie auch während der Schulzeit direkte Erfahrungen mit ihrer Umwelt sammeln und daraus lernen können. Auch im Rahmen der Religionspädagogik ist es sinnvoll diese Methode genauer zu betrachten, da sie ebenfalls einen Mehrwert für das religiöse Lernen verspricht. Ob sie eine geeignete Methode ist, um die Themen Tod und Sterben in der Primarstufe zu behandeln und dazu den kindlichen Umgang mit diesen Themen zu stärken, möchte ich in dieser Bachelor-Arbeit herausfinden.

Das Ziel dieser Arbeit ist es also aufzuzeigen, ob sich die Methode des außerschulischen Lernens im Fach katholische Religionslehre eignet, um Kindern in einem kompetenten Umgang mit den Themen Tod und Sterben zu unterstützen. Hierzu möchte ich als beispielhaften außerschulischen Lernort den Friedhof heranziehen und anhand dessen abschätzen, ob der kindliche Umgang mit Tod und Sterben unterstützt und gefördert werden kann.

Dazu werde ich mich in dem ersten Teil dieser Bachelor-Arbeit mit den Themen Tod und Sterben beschäftigen und diese aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Das Ziel dieses Abschnittes ist es darzustellen, wie Tod und Sterben gesellschaftlich und im katholischen Glauben wahrgenommen und verstanden werden. Dies soll als Grundlage dafür dienen, zu verstehen, weshalb der Umgang mit diesen Themen nach wie vor oft mit Unsicherheiten und Ängsten belegt ist. Zu Beginn in Kapitel 2.1 werde ich zuerst einmal auf das allgemeine gesellschaftliche Verständnis von Tod und Sterben eingehen und die häufig damit verbundenen Assoziationen und Gefühle darstellen. Anschließend möchte ich in Kapitel 2.2 das katholische Verständnis von Tod und Sterben und die damit verbundenen hoffnungsvollen Vorstellungen gegenüberstellen. In Kapitel 2.3 werde ich anschließend noch einmal genauer auf die Hemmschwellen eingehen, die oftmals mit der Kommunikation und dem Umgang mit den Themen Sterben und Tod verbunden sind und die Ursachen dafür erläutern.

Im folgenden Kapitel drei werde ich mich dann auf die Thematisierung von Tod und Sterben mit Kindern im Grundschulalter fokussieren. Hierbei ist es mein Ziel festzustellen, ob und weshalb die Thematisierung von Tod und Sterben mit Kindern sinnvoll ist und wie diese gegebenenfalls stattfinden kann. Dazu werde ich in Kapitel 3.1 festhalten, inwieweit Kinder mit den Themen Tod und Sterben in unserer Gesellschaft konfrontiert werden und was die Ursache für diesen Umgang ist. Anschließend möchte ich die Rolle der Grundschule bei dieser Thematisierung näher erläutern und die Chancen und Grenzen der schulischen Beschäftigung mit diesen Themen herausarbeiten.

Im zweiten Teil dieser Arbeit möchte ich meinen Fokus auf das außerschulische Lernen lenken. Hierbei möchte ich zunächst einmal in Kapitel 4.1 erläutern, was unter außerschulischem Lernen zu verstehen ist und in Kapitel 4.2 herausarbeiten, welche Vorzüge und Nachteile außerschulisches Lernen bietet. In Kapitel 4.3 möchte ich das außerschulische Lernen dann in den Kontext des Religionsunterrichts setzen und herausarbeiten, weshalb außerschulisches Lernen auch im Religionsunterricht sinnvoll einzusetzen ist. In Kapitel 4.4 möchte ich dann als Beispiel den außerschulischen Lernort Friedhof vorstellen und aufzeigen, was für Lernmöglichkeiten durch ihn gegeben werden. Das Ziel dieses vierten Kapitels ist es ein Fundament zu schaffen, das ich für meine abschließende Bewertung nutzen kann, in der ich darstellen möchte, ob und inwiefern außerschulisches Lernen den kindlichen Umgang mit Tod und Sterben unterstützen kann. Diese Bewertung wird in Kapitel 5 stattfinden.

Als Grundlage für diese Bachelorarbeit habe ich Literatur aus verschiedenen Fachgebieten herangezogen. Dazu gehören Bücher und Artikel aus den Fachbereichen der Biologie, Sachkunde, Eschatologie und Religionspädagogik. Unter anderem habe ich auch einige Artikel aus Fachzeitschriften, die sich explizit mit Grundschulpädagogik beschäftigen, verwendet. Um einen Eindruck des allgemeinen gesellschaftlichen Verständnisses von Tod und Sterben darstellen zu können, habe ich ebenfalls den Duden als Literaturquelle für diese Bachelorarbeit genutzt.

2 Themen Tod und Sterben

2.1 Das allgemeine Verständnis von Tod und Sterben

Der Blick in verschiedene Lexika erweckt den Eindruck, dass der Tod klar definierbar sei (vgl. Pesel, 2006, S. 6). So versteht man laut Duden unter dem Tod das „Ende des Lebens“ beziehungsweise den „Augenblick des Aufhörens aller Lebensfunktionen eines Lebewesens“ (Duden). Diese Deutung umfasst die Dimension des Todes, die für den Menschen erfahrbar ist. Es gibt keine weiteren Beschreibungen, die den Zustand des Tod-Seins näher erläutern. Somit macht es den Anschein, dass diese Definition des Todes unvollständig ist. Aber es stellt sich auch die Frage, ob wir etwas definieren können, was außerhalb des menschlichen Erfahrungsbereiches liegt und dessen Ausmaß wir nicht kennen (vgl. Pesel, 2006, S. 6). „Die allerletzte Lebensspanne bleibt unzugänglich und der Tod selbst ist, als ihr Endpunkt, nicht objektivierbar“ und somit für den Menschen auch nicht definierbar (Peng-Keller, 2018).

Neben dieser Deutung des Todes wird auch genannt, dass mit ihm meist die Vorstellung einer schaurigen, düsteren, grausamen Gestalt verbunden wird (vgl. Duden). Obwohl der Tod ein unumgänglicher und elementarer Bestandteil ist, löst er in vielen Menschen also Assoziationen mit etwas Düsterem und Grausamem aus. Dies mag an der Undurchdringlichkeit und Unverständlichkeit des Todes liegen. Die meisten Menschen sind wissbegierig und verspüren das Verlangen danach, Phänomene zu durchblicken und zu verstehen. Da der Tod aber außerhalb der menschlichen Erfahrungswelt liegt und doch auf jeden zukommt, sind oft Ängste und Unsicherheiten damit verbunden.

Viele Menschen verstehen den Tod fälschlicherweise als ein Ereignis, das am Ende ihres Lebens angestückt wird, dass der Tod also als hinter dem Leben kommend verstanden wird (Brocher, 1987, S. 27). Er ist aber vielmehr ein elementarer Bestandteil des Lebens und eine notwendige Bedingung der Evolution (vgl. Lengeler, 1991, S. 100). Die Welt und jedes einzelne Leben auf der Welt stehen in einem ständigen Wandel und die letzte Wandlung, die wir im Leben verschiedener Lebewesen und somit auch bei den Menschen wahrnehmen, ist der Tod. Er ist in jedem Lebewesen vorprogrammiert und macht die fortlaufenden Veränderungen und Weiterentwicklungen der Welt erst möglich (vgl. Lengeler, 1991, S. 98, f.).

Da das Leben und der Tod immer miteinander verbunden sind, ist es sinnvoll, wenn der Mensch diese Zusammengehörigkeit und sein persönliches unumgängliches Ende annimmt. „Ohne die volle, innere Annahme des Todes als einer endgültigen Gewißheit [sic!] alles Lebens kann niemand wirklich leben, es sei denn mit einer unhaltbaren Lebenslüge, die allzu schnell zusammenbricht.“ (Brocher, 1987, S. 15).

Das allgemeine Verständnis von dem Sterben ist, dass man aufhört zu leben (Duden). Die Begriffe des Sterbens und des Todes sind also sehr eng miteinander verbunden. Oft wird die Verwendung dieser beiden Begriffe im Gespräch recht synonym verwendet. Während es sich bei dem Tod um den endgültigen Zustand handelt, beschreibt das Sterben mehr den Prozess hin zum Tod. Es ist somit klar zu definieren, ab welchem Zeitpunkt ein Mensch oder ein anderes Lebewesen tot ist, während der genaue Beginn des Sterbeprozesses nicht so leicht zu definieren ist. In dieser Arbeit möchte ich mich allerdings vor allem mit dem fortgeschrittenen Sterbeprozess und dem bereits eingetretenen Tod beschäftigen, da ich thematisieren möchte, inwieweit Kinder mit diesen Themen in der aktuellen Gesellschaft konfrontiert werden und wie der kindliche Umgang damit unterstützt werden kann.

2.2 Tod und Sterben im Kontext der katholischen Religion

„Die Fragen nach dem Sterben, dem Tod und dem Jenseits sind ein ganz klassischer Topos des religiösen Denkens.“ (Peng-Keller, 2018). Diese Fragen gelten als bedeutende und große Fragen des Lebens, mit denen sich wohl nahezu jeder Mensch während seiner Lebenszeit auseinandersetzt. In ihnen steckt ebenfalls die Frage nach dem Sinn des Lebens. Warum lebe ich? Wofür lebe ich? Was passiert, wenn mein Leben vorbei ist? Diese Fragen sind bei den meisten Menschen mit vielen Unklarheiten und auch Ängsten verbunden, da niemand mit Gewissheit sagen kann, was nach unserem Ableben auf uns zu kommt und ob es überhaupt ein Danach gibt. Genau an diesen Stellen setzen Religionen an und versuchen Erklärungen und Deutungen zu bieten und Hoffnung zu schenken (vgl. Pesel, 2006, S. 6). „Der physische Tod und seine Unentrinnbarkeit ist das einzige empirische Faktum der Eschatologie. Alles was darüber hinausgeht, sind Bilder des Glaubens für den Sinn von Leben und Tod“ (Jakobs, 2016).

Jede Religion verbindet andere Glaubensvorstellungen mit dem Tod. Sie basieren „auf einem spezifischen Menschenbild, einer eigenen Kultur und Weltanschauung aus denen je eine eigene Erklärung zur Deutung des Todes und eine eigene Sterbekultur hervorgeht.“ (Pesel, 2006, S.6).

Im christlichen Glauben existiert die Hoffnung auf ewiges Leben und somit ist mit dem Tod auch die Auferstehung verbunden. Christ_Innen hoffen auf eine Vollendung ihrer Identität über den Tod hinaus. Diese Hoffnung basiert auf Jesus Christus, der laut dem christlichen Glauben ebenfalls auferstanden ist und den Tod überwunden hat.(vgl. Brieden, Heidemann, & Roose, 2016) Auch wenn die Sterbeerzählungen Jesu im Zentrum der christlichen Glaubensurkunden stehen, wird sich hier vor allem mit dem Thema Tod und den damit verbundenen Hoffnungen beschäftigt, als mit dem Sterbeprozess selbst (vgl. Peng-Keller, 2018).

Die Vollendung, also das ewige Leben in Fülle, ist hierbei dem ganzen Menschen und nicht nur seiner Seele zugesagt (vgl. Jakobs, 2016). In der christlichen Glaubenstradition sind mit dem Tod und der leiblichen Auferstehung hoffnungsvolle Bilder der Gemeinschaft und Harmonie verbunden und somit wendet sich die präsentische Eschatologie gegen die Vorstellung des Fegefeuers und der Unentrinnbarkeit des Gerichts am Ende der Tage, da der gemeinschaftliche Aspekt aller Menschen im Mittelpunkt steht (vgl. Jakobs, 2016).

Eine fest definierte Vorstellung des ewigen Lebens nach dem Tod gibt es dabei nicht. „Eschatologische Themen sprengen naturgemäß die Vorstellungskraft des Menschen“, da sie sich mit etwas beschäftigen, von dem niemand Lebendiges berichten kann und es schlichtweg irdisch-menschlich nicht vorstellbar ist (Brieden, Heidemann, & Roose, 2016). Dies liegt unter anderem auch an dem Unendlichkeitsbegriff, der für zeitlich strukturierte Lebewesen wie den Menschen kaum zu greifen ist (vgl. Brieden, Heidemann, & Roose, 2016).

Auch „die Bibel selbst ist diesbezüglich zurückhaltend […]. Sie bietet verschiedene eschatologische Deutungsangebote: Inkarnation, Tod und Auferstehung, die Verkündigung des Reiches Gottes sowie der Tun-Ergehen-Zusammenhang bei den Propheten“ (Jakobs, 2016). Diese verschiedenen Deutungen teilen aber alle die gemeinsame Vorstellung und Hoffnung auf ein ewiges Leben und somit die Auferstehung nach dem Tod.

Diese Deutung des Todes soll für die Gläubigen wohltuend sein und Trost und Zuversicht spenden (vgl. Daum, 2003, S. 27). Es wird darauf gehofft, dass die letzte Station des Menschen der Himmel ist, wo er Gnade und Liebe erfahren darf und zusammen mit Gott leben kann (vgl. Student, 2005, S.38). Somit verheißt der christliche Glaube Auferstehung der Gerechten, also der Menschen, die den christlichen Glauben leben (vgl. Brocher, 1987, S. 19) und schenkt Gläubigen die Zuversicht auf ein Weiterleben nach dem Tod.

2.3 Hemmschwellen, die mit der Thematisierung der Themen Tod und Sterben verbunden sind

Trotzdem wird über die Themen Tod und Sterben meist ungerne gesprochen. Viele Menschen versuchen sie aus ihrem Leben und Bewusstsein auszuklammern (vgl. Daum, 2003, S. 25). Es wird mit Verlust und negativen Emotionen verbunden. Nicht nur der Tod Anderer und der damit verbundene Verlust von geliebten Personen, sondern auch die Furcht vor dem eigenen Tod machen diese Thematik unbeliebt. Mit dem Gedanken an das Sterben wird der Mensch an seine eigene Endlichkeit erinnert. Die mit dem Tod verbundene Ungewissheit, was danach kommen wird, ist für viele Menschen angsteinflößend und unangenehm. Mit diesen Gedanken wird dem Menschen aufgezeigt, dass er am Ende seines Lebens einen absoluten Kontrollverlust hinnehmen muss.

Dadurch entsteht oftmals eine gewisse Sprachlosigkeit oder eine eingeschränkte Kommunikation, wenn es um die Bereiche rund um das Sterben bzw. den Tod geht. „Da der Tod meistens mit Schmerzen verbunden ist, greifen Vermeidungsstrategien um sich“ (Daum, 2003, S. 25). Ein Gespräch über diese Themen ist meist mit der Offenbarung der eigenen Gedanken und Ängste verbunden und bedeutet somit für viele Menschen, dass sie sich Ohnmacht und Schwäche eingestehen müssen. Gemeinhin kann man sagen, dass das Sterben, der Tod und auch Krankheiten von vielen Menschen mit Schwäche verbunden werden. In der heutigen Leistungsgesellschaft, in der wir leben, werden vitale Gesundheit, Aktivität und Macht idealisiert und so ist es eher ungewöhnlich, die eigene Schwäche öffentlich zu zeigen (vgl. Daum, 2003, S. 25). Es wird mit Gefühlen wie Scham verbunden. Obwohl Tod, Sterben und Verfall einen grundlegenden und unumgänglichen Teil des Lebens darstellen, werden sie in unserer Gesellschaft oftmals als etwas Obszönes angesehen, da sie nicht dem Idealbild entsprechen (vgl. Daum, 2003, S. 25). Dies ist mit Sicherheit auch in den medizinischen Fortschritten der vergangenen siebzig Jahre verwurzelt. Durch diese wird das Bild vermittelt, dass nahezu jede Krankheit heilbar ist und der Tod immer weiter hinausgezögert werden kann (vgl. Franz, 2002, S. 45). Um diese Illusion nicht zu zerstören und den eigenen Ängsten und Schwächen aus dem Weg zu gehen, wird die Kommunikation über diese Themen oftmals vermieden.

Wenn das Gespräch über Tod und Sterben dann stattfindet, ist es meist stark geleitet von Gefühlen der Hilfslosigkeit und Unsicherheit (vgl. Zingrosch, 2002, S. 66). Außerdem werden dabei meist aussagekräftige Bilder, Vergleiche und Symbole verwendet, die den Tod greifbarer und verständlicher machen sollen. Allgemein bekannte Symbole sind beispielsweise der Sensemann oder aber auch das Kreuz. Diese Bilder sind je nach Kulturkreis, Erziehung und Religion sehr unterschiedlich und man sollte sie nur mit Bedacht verwenden, da sie bei vielen Menschen auch zu verfälschten Vorstellungen vom Tod führen können (vgl. Fischer, 2003, S. 41). Vor allem im Hinblick auf Gespräche mit Kindern und Jugendlichen kann dies problematisch sein, da diese die Bilder und Metaphern oft wörtlich verstehen und dies unrealistische Ängste, aber auch Hoffnungen auslösen kann. Der Grund für diese von Gefühlen und Unsicherheiten geleitete Kommunikation dürfte ebenfalls in dem Verlust der eigenen Kontrolle und der Ungewissheit, was nach dem Tod kommt, liegen. Indem man nicht über diese Themen spricht, entsteht die Hoffnung, dass man ihnen aus dem Weg gehen kann und die eigene Lebensfreude nicht getrübt wird (vgl. Jennessen, 2014, S.15). Gegebenenfalls kann der Wunsch nach einem leichten und unbekümmerten Leben ohne die Thematisierung von Tod und Sterben zeitweise leichter realisiert werden. Durch das Ansprechen dieser wird dies oftmals zu einer Illusion.

Durch das Nicht-Thematisieren nehmen Angst und Unsicherheiten allerdings zu und es entstehen Schwierigkeiten im Umgang mit Tod und Sterben. „Im Gegensatz zur Absicht, ungetrübte Lebensfreude zu gewähren, steigt mit der zunehmenden Verdrängung die Angst vor thanatalen Themen, da der Tod nicht mehr zum Leben zu gehört.“ (Jennessen, 2014, S.15). So liegt in Situationen, in denen der Tod aktuell und präsent wird, häufig besondere Sprach- und Hilflosigkeit oder nur eine gehemmte Kommunikation vor (vgl. Jennessen, 2014, S.7).

In den Medien werden Tod und Sterben stark thematisiert. Man findet hier „eine hohe Präsenz ‚hautnaher‘ Berichte, realer Meldungen und Mitteilungen vom Sterben und dem Tod“ (Franz, 2002, S. 47). Über diese werden die meisten Menschen also stark mit diesen Themen konfrontiert und der Tod ist in gewisser Weise etwas sehr Alltägliches.

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Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Wie kann der kindliche Umgang mit den Themen Tod und Sterben in der Grundschule durch außerschulisches Lernen unterstützt werden?
Hochschule
Universität Siegen
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
39
Katalognummer
V1244297
ISBN (eBook)
9783346669841
ISBN (Buch)
9783346669858
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tod und Sterben, Kindlicher Umgang mit Tod, Außerschulisches Lernen, Katholische Religionspädagogik
Arbeit zitieren
Hannah Hübner (Autor:in), 2020, Wie kann der kindliche Umgang mit den Themen Tod und Sterben in der Grundschule durch außerschulisches Lernen unterstützt werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1244297

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