Der Erkenntnisgegenstand der vorliegenden Arbeit bezieht sich auf eine Untersuchung der Ursachen und Eigendynamiken, die zur Nachhaltigkeit von Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten führen. Dabei spielen nicht nur die verschärften Bedingungen der Finanzierung militärischer Gewalt, die zu gewandelten Formen der Mittelbeschaffung führen eine Rolle, sondern Gewaltökonomien setzen ihre eigenen Dynamiken frei, die maßgeblich zu ihrer Selbstperpetuierung beitragen. Durch ihre Funktionsweise und inhärent ablaufenden Prozesse übt die Gewaltökonomie zudem einen erheblichen Einfluss auf den Handlungskontext einzelner Akteure aus. Sie erzeugt sozioökonomische Rahmenbedingungen, die gewaltgesteuerte Wirtschaftskreisläufe hervorbringen, die nicht nur sich selbst stabilisieren, sondern auch zu einer Überlagerung von langfristig-politischen Zielen und kurzfristig-ökonomischen Interessen führen. Als Konsequenz sind die Aufrechterhaltung des Konfliktzustandes und die Verstetigung der Gewaltökonomie zu beobachten.
Des Weiteren entwickelt die Gewaltökonomie ein so hohes gesellschaftliches Integrationspotential, dass sich nachhaltige Strukturen herausbilden, die sich verstärkend auf die eigendynamischen Prozesse auswirken.
Schlagwörter: Eigendynamik, Prozesse, Staatszerfall, Gewaltakteure, Gewaltökonomie
Abstract
The main objective of this paper is to examine causes and momentums that lead to persistent forms of markets of violence in internal conflicts. As economic areas based upon permanent application of violence, these markets are able to create a self-perpetuating economic system, which can remain stable over several years. Influenced by systems general conditions, dominant actors rearrange their motives so that short-termed economic interests become predominant over long-termed political agendas. As a consequence a status of conflict maintenance is observable just as the perpetuation of the system itself. As a result of large scaled societal integration, persistent structures emerge, which lead to the stabilization of markets of violence.
Keywords: momentum, process, state-failure, non-state actors, markets of violence
Inhaltsverzeichnis
- Kurzfassung
- Abstract
- Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Aktueller Forschungsstand zu neuen Kriegen
- 1.2 Fragestellung und zentrale Annahmen der Arbeit
- 1.3 Grundlegung und Analyserahmen
- 1.3.1 Grundannahmen des sozialen Konstruktivismus
- 1.4 Angewandte Methoden und Aufbau der Arbeit
- BLOCK 1
- 2. Failing States
- 2.1 Begriffsbestimmung und Definition
- 2.2 Zur Konzeption der Staatlichkeit
- 2.3 Warum staatliche Herrschaft erodiert
- 2.3.1 Destabilisierende Faktoren für Staatlichkeit
- 2.3.2 Ursachen für Staatszerfall im internationalen System
- 2.3.2.1 Interne Ursache: Die Kolonialzeit
- 2.3.2.2 Externe Ursache: Entkolonisierung als Faktor für Staatszerfall
- 2.3.2.3 Externe Ursache: Das Ende des Ost-West-Konflikts
- 2.3.2.4 Externe Ursache: Ökonomische Globalisierung als Faktor von Staatszerfall
- 2.4 Staatszerfallskonzepte
- 2.5 Weak States
- 2.6 Überblick
- 3. Gewaltakteure
- 3.1 Die Interne Funktionslogik von Gewaltakteuren
- 3.2 Kriegsherren (Warlords)
- 3.3 Rebellengruppen
- 3.4 Internationale Kriminalität und Terrorismus
- 3.5 Söldnergruppen
- 3.6 Kindersoldaten
- 3.7 Die Vernetzung nichtsstaatlicher Gewaltakteure
- 3.8 Motivationen privater Gewaltakteure
- 3.8.1 Greed vs. Grievance
- 3.8.2 Greed und Grievance
- 3.9 Überblick
- 3.10 Analyse 1
- 2. Failing States
- BLOCK 2
- 4. Innerstaatliche Konflikte und Gewaltökonomien: Formen, Mechanismen und Eigendynamik
- 4.1 Begriff und Distinktionsmerkmale der Gewaltökonomie
- 4.2 Innerstaatliche Konflikte: Dynamiken und Mechanismen
- 4.2.1 Die Vordringlichkeit des Kurzfristigen
- 4.2.2 Lokale Mechanismen in Gewaltökonomien
- 4.2.2.1 Extrahierung von Bodenschätzen und strategischen Rohstoffen
- 4.2.2.2 Abschöpfung von Werten
- 4.2.2.3 Humankapitalabschöpfung
- 4.2.3 Globale Mechanismen in Gewaltökonomien
- 4.2.3.1 Besteuerung und Abschöpfung internationaler humanitärer Hilfe
- 4.2.3.2 Unterstützung durch die Diaspora
- 4.2.3.3 Finanzierung über internationale Finanzmärkte
- 4.2.3.4 Kriegsökonomien und Schattenglobalisierung
- 4.3 Gewaltökonomie und Konfliktdynamik
- 4.3.1 Das Konfliktphasenmodell
- 4.3.2 Ökonomische Strategien, Ausrichtungen und Agenden
- 4.4 Überblick
- 4.5 Analyse 2
- 4. Innerstaatliche Konflikte und Gewaltökonomien: Formen, Mechanismen und Eigendynamik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Ursachen und die Eigendynamiken von Gewaltökonomien in innerstaatlichen Konflikten. Im Fokus steht die Frage, wie diese Gewaltökonomien ihre Nachhaltigkeit sichern und welche Rolle dabei kurzfristige ökonomische Interessen im Vergleich zu langfristigen politischen Zielen spielen.
- Ursachen für den Staatszerfall
- Funktionsweise von Gewaltökonomien
- Rolle verschiedener Gewaltakteure
- Mechanismen der Selbstperpetuierung von Gewalt
- Zusammenhang zwischen Gewaltökonomie und Konfliktdynamik
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und beschreibt den aktuellen Forschungsstand. Kapitel 2 analysiert den Begriff des "Failing State" und die Ursachen für Staatszerfall. Kapitel 3 beleuchtet verschiedene Gewaltakteure und deren Motivationen. Kapitel 4 untersucht innerstaatliche Konflikte und die Funktionsweise von Gewaltökonomien, ihre Mechanismen und Eigendynamiken.
Schlüsselwörter
Eigendynamik, Prozesse, Staatszerfall, Gewaltakteure, Gewaltökonomie, innerstaatliche Konflikte, Kriegsfinanzierung, ökonomische Interessen, politische Ziele, Failing States, Schattenglobalisierung.
- Citation du texte
- Sebastian Wenning (Auteur), 2008, Die Neuen Kriege. Ursachen und Dynamiken von Gewaltökonomien in inner- und zwischenstaatlichen Konflikten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124589