Noch zwanzig Jahre vor dem Ende des Ost-West Konflikts wurde der amerikanischen Öffentlichkeit erzählt, dass sich ihre Nation wirtschaftlich wie politisch im Niedergang befindet. Direkt gefolgt von knapp fünfzehn Jahren in der ihr genau das Gegenteil erzählt wurde. Amerika als die Hegemonialmacht, die die 90er Jahre dominierte. Erste Vergleiche mit Amerika als Imperium wurden aufgestellt. Nicht nur das 20. Jahrhundert sollte also das amerikanische Jahrhundert werden. Das 21. Jahrhundert sollte nahtlos an die amerikanische Vormachtstellung nach dem zweiten Weltkrieg anknüpfen.
Was zu Beginn der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts noch als so selbstverständlich galt, scheint zu Ende der Dekade wieder ins wanken zu geraten. Eine sich abzeichnende Rezession, immense Defizite des Haushalts und der Handelsbilanz, der langsame Verfall des Dollars als Weltwährung, der wirtschaftliche Aufstieg Chinas, Russlands und der Europäischen Union, das Debakel im Irak und in Afghanistan nach schnellen militärischen Erfolgen scheinen die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Vormachtstellung der Amerikaner in der Welt erneut in Frage zu stellen.
Die Probleme, vor denen der neue Präsident der Vereinigten Staaten stehen wird, sind ähnliche wie die, welche während und zum Ende der Präsidentschaft Reagans akut waren, wie etwa steigende Defizite im Haushalt und der Handelsbilanz, der relative Machtverlust im internationalen System, und eine drohende Rezession sowie Finanzmarktkrise. Damit wird eine Fragestellung aktuell, die ihren Höhepunkt während der 80er Jahre hatte, nämlich inwiefern Amerika seine sicherheitspolitische Vormachtstellung trotz wirtschaftlichen Niedergangs behalten kann, oder ob ein relativer wirtschaftlicher Machtverlust zum Ende der sicherheitspolitischen Vormachtstellung der Amerikaner führen könnte.
Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, in welchem Verhältnis die wirtschaftliche Entwicklung der USA und ihre sicherheitspolitische Position stehen. Zusätzlich soll gezeigt werden, dass die geführte Debatte der späten 80er Jahre heute mehr denn je wieder aktuell wird. Dabei wird die These aufgestellt, dass die USA durch einen relativen wirtschaftlichen Niedergang einen Teil ihrer sicherheitspolitischen Dominanz verlieren könnten, jedoch ihre Vormachtstellung zunächst nicht gefährdet ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „American Decline“-Debatte
- Zum Zusammenhang von Verteidigungsausgaben und wirtschaftlichem Wachstum
- Kanonen oder Butter?
- Sicherheitspolitische Konsequenzen
- „Economic Decline“ = Verlust sicherheitspolitischer Vormachtstellung?
- Zur Aktualität der Decline-Debatte und der Reagan-Ära
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung der USA und ihrer sicherheitspolitischen Position. Sie beleuchtet die „American Decline“-Debatte der 1980er Jahre und deren heutige Relevanz. Die zentrale These lautet, dass ein relativer wirtschaftlicher Niedergang der USA zwar einen Verlust an sicherheitspolitischer Dominanz bedeuten kann, die Vormachtstellung aber zunächst nicht gefährdet ist.
- Die „American Decline“-Debatte der 1980er Jahre
- Der Zusammenhang zwischen Verteidigungsausgaben und wirtschaftlichem Wachstum
- Sicherheitspolitische Konsequenzen eines wirtschaftlichen Niedergangs der USA
- Die Aktualität der Debatte im Kontext der Reagan-Ära
- Bewertung der These eines Zusammenhangs zwischen wirtschaftlichem Niedergang und Verlust der sicherheitspolitischen Vormachtstellung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die unterschiedlichen Bewertungen der Reagan-Ära im zeitlichen Verlauf und führt in die Forschungsfrage ein: Kann Amerika seine sicherheitspolitische Vormachtstellung trotz wirtschaftlichen Niedergangs behalten? Kapitel 2.1 analysiert die „American Decline“-Debatte der 80er Jahre, unter Berücksichtigung von Faktoren wie dem Verlust des amerikanischen Selbstbewusstseins nach dem Vietnamkrieg und wirtschaftlichen Problemen. Kapitel 2.2 untersucht den Zusammenhang zwischen Verteidigungsausgaben und wirtschaftlichem Wachstum, inklusive der sicherheitspolitischen Konsequenzen. Kapitel 2.3 befasst sich mit der Frage, ob ein „Economic Decline“ zwangsläufig zum Verlust der sicherheitspolitischen Vormachtstellung führt. Kapitel 2.4 untersucht die Aktualität der Decline-Debatte im Kontext der Reagan-Ära.
Schlüsselwörter
American Decline, Sicherheitspolitik, Wirtschaftswachstum, Verteidigungsausgaben, Hegemonie, Reagan-Ära, Internationale Beziehungen, Wirtschaftskrise, Machtverlust.
- Citar trabajo
- Benedikt Sperl (Autor), 2008, Economic Decline und sicherheitspolitische Vormachtstellung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124723
