Galt die deutsche Wirtschaft bis in die frühen 1990iger Jahre hinein noch als reine Vertreterin des bankorientierten kontinentaleuropäischen Finanzierungssystems, so lässt sich durch die Auflösung der wechselseitigen Beteiligungen börsennotierter deutscher Unternehmen (ehemals sog. „Deutschland AG“), die Internationalisierung der Finanzmärkte und den wachsenden Einfluss institutioneller Investoren anglo-amerikanischer Prägung eine stetige Verschiebung hin zu einem kapitalmarktgetragenen Finanzsystem erblicken. Der europäische Gesetzgeber reagierte bereits relativ früh auf die neue Finanzkultur im kontinentaleuropäischen Raum und verabschiedete mit der Beteiligungstransparenz-Richtlinie 88/627/EWG (1988), der Insider-Richtlinie 89/592/EWG (1989) und der Wertpapierdienstleistungs-Richtlinie 93/22/EWG (1993) wesentliche kapitalmarktrechtliche Impulse, die in Deutschland durch das 2. Finanzmarktförderungsgesetz (1994) in nationales Recht umgesetzt wurden. Maßgebliches Produkt dessen war die Installation des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG), das laut Gesetzesbegründung die drei genannten Richtlinien umsetzen sollte. Aufgrund seines umfangreichen Regelungsgegenstandes wird das WpHG oft auch als das „Grundgesetz des deutschen Kapitalmarktes“ bezeichnet, was zweifelsohne erneut durch die Integration diverser Finanzberichterstattungspflichten im Zuge des Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetzes TUG (2007) als treffende Umschreibung bestätigt wurde. Ungeachtet dessen ist die auf Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes gerichtete Regulierung weiterhin traditionell eine Querschnittsmaterie, deren Spuren jenseits des WpHG insbesondere das Börsenrecht ebenso wie das Bilanz- und Aktienrecht durchziehen. Dieser wissenschaftliche Seminarbeitrag beschäftigt sich mit dem wechselseitigen System von Informationspflichten der Emittenten am organisierten deutschen Kapitalmarkt, sowie den in der Praxis wichtigsten Haftungsfragen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Pflicht zur Ad-hoc-Publizität und der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes zur Frage der Haftung für fehlerhafte Kapitalmarktinformationen (Fälle Infomatec, Comroad, EM.TV). Der Autor beleuchtet dabei eingängig die wissenschaftlich hoch umstrittene Kontroverse um den Kausalitätsnachweis des Anlegers und stellt das Haftungsregime des WpHG und des BörsG übersichtlich dar. Daneben wird ein kurzer Überblick über die gesellschaftsrechtlichen Publizitäts- und Haftungsnormen des HGB und des AktG gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Einführung in das Kapitalanlagerecht
- Kapitel 2: Wertpapierhandelsgesetz
- 2.1 Ad-hoc-Publizität
- 2.2 Haftung von Vorstandsmitgliedern
- Kapitel 3: Der Neue Markt
- Kapitel 4: Transparenz und Informationspflichten
- Kapitel 5: Aktuelle Rechtsprechung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Vorschau bietet einen Überblick über ein umfassendes Werk zum Kapitalanlagerecht. Sie beleuchtet die zentralen Themen und Ziele des Buches, ohne dabei die detaillierten Ergebnisse oder Schlussfolgerungen vorwegzunehmen.
- Rechtsrahmen des Kapitalanlagerechts
- Haftung von Unternehmensorganen
- Ad-hoc-Publizitätspflicht
- Der Neue Markt und seine Herausforderungen
- Aktuelle Entwicklungen im Kapitalmarktrecht
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einführung in das Kapitalanlagerecht: Dieses Kapitel legt die Grundlagen des Kapitalanlagerechts dar und bietet einen Überblick über die wichtigsten Rechtsgebiete.
Kapitel 2: Wertpapierhandelsgesetz: Das Kapitel behandelt das Wertpapierhandelsgesetz, fokussiert auf die Regelungen zur Ad-hoc-Publizität und die damit verbundene Haftung der Unternehmensorgane.
Kapitel 3: Der Neue Markt: Hier werden die Besonderheiten des Neuen Marktes der Frankfurter Wertpapierbörse sowie die damit verbundenen Zulassungs- und Folgepflichten erläutert.
Kapitel 4: Transparenz und Informationspflichten: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die gesetzlichen Vorgaben zur Transparenz und den Informationspflichten von Unternehmen am Kapitalmarkt.
Kapitel 5: Aktuelle Rechtsprechung: Das Kapitel beleuchtet wichtige Entscheidungen der Gerichte zu den angesprochenen Themen, insbesondere im Bereich der Haftung für fehlerhafte Kapitalmarktinformationen.
Schlüsselwörter
Kapitalanlagerecht, Wertpapierhandelsgesetz, Ad-hoc-Publizität, Vorstandshaftung, Kapitalmarktinformationen, Transparenz, Neuer Markt, Rechtsprechung, § 826 BGB.
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- Fabian Arhelger (Author), 2009, Kapitalmarktinformation und Kapitalmarkthaftung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124753