Mehrschriftlichkeit in Südafrika. Die Merkmale einer vereinfachten englischen Sprache analysiert am "Women’s Handbook"


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2008

16 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Konzept Mehrschriftlichkeit in Südafrika

3. Analyse des Women’s Handbook
3.1. Textexterne Faktoren
3.1.1. Empfängerpragmatik
3.2. Textinterne Faktoren
3.2.1. Präsuppositionen
3.2.2. Nonverbale Textelemente
3.2.3. Lexik
3.2.4. Syntax

4. Fazit zum Anpassen des Women’s Handbook

Referenzen

Organisationen und Projekte

1. Einleitung

ln Südafrika gibt es eine unschätzbare Sprachenvielfalt: Rund 25 verschiedene Sprachen werden in Südafrika von 44,8 Millionen Menschen im Alltag gesprochen (vgl. Zensus von 2001). Da die meisten dieser Sprachen jedoch kaum eine schriftliche Tradition haben, und das Bildungsniveau der Bevölkerung nach wie vor tief liegt, bewegt sich die Analphabe­tenrate zwischen 27% in urbanen und 50% in ländlichen Gebieten (vgl. Underwood 2002: 2). In dieser Arbeit gebe ich einen kurzen Überblick über die Sprachenpolitik in Südafrika und stelle einige der zahlreichen Projekte vor, die dort gemacht werden um die Lese- und Schreibfähigkeit der südafrikanischen Bevölkerung zu erhöhen. Die meisten dieser Pro­jekte unterstützen ein zweisprachiges Konzept um einerseits die afrikanische Mutterspra­che der Lernenden zu fördern und zu erhalten, und andererseits um ihnen die Möglichkeit zu geben eine ״Wirtschaftssprache“ (Englisch oder Afrikaans) zu beherrschen und so auch ihre Berufsaussichten zu erhöhen.

Die Grundlage für den zweiten Teil dieser Arbeit bietet mir das Women’s Handbook, ein Handbuch, das für Frauen, die in den ländlichen Regionen von KwaZulu-Natal, leben, geschrieben wurde. Es ist das Produkt einer umfassenden Recherchearbeit des Center for Adult Education der Universität KwaZulu-Natal, die den dort lebenden Frauen Zugang zu Informationen ermöglichen wollten, die sie für die Bewältigung ihres Alltags brauchen können. Die Liste der Themen, die das Handbuch behandelt, umfasst unter anderen In­formationen über die Gesetzgebung in Südafrika, soziale Entwicklung (HIV/AIDS, Heirat und Scheidung, häusliche Gewalt, Homosexualität, etc.), wirtschaftliche Entwicklung (be­rufstätige Frauen, Selbstständigkeit, Landwirtschaft, etc.) sowie physische Infrastruktur (Grundstück, Wasser und Toiletten, Elektrizität, Telefon, etc.). Die meisten Frauen der Zielgruppe eine afrikanische Sprache als Muttersprache und eine nur geringe Schulbil­dung. Aus diesem Grund wurde das Women’s Handbook sowohl in isiZulu als auch in einem stark vereinfachten Englisch publiziert. Forschungsfrage meiner Arbeit ist es nun, wie die englische Version des Handbuchs sprachlich an die Bedürfnisse der Leserinnen angepasst wurde. Dazu analysiere ich drei Kapitel auf die Merkmale Empfängerpragma­tik, Präsuppositionen, nonverbale Textelemente, Lexik und Syntax nach Christiane Nord.

2. Das Konzept Mehrschriftlichkeit in Südafrika

Südafrika verfolgt eine der fortschrittlichsten Sprachpolitiken der Welt. 11 verschiedene Sprachen sind seit 1996 in der südafrikanischen Verfassung als offizielle Landessprachen verankert: Afrikaans und Englisch sowie die afrikanischen Sprachen isiNdebele, isiXhosa, isiZulu, Nord-Sotho, Süd-Sotho, Setswana, Siswati, Tshivenda und Xitsonga (Constitution of the Republic of South Africa Act, No. 108 of 1996: 1245). Diese Vielfalt an Sprachgrup- pen ist nicht verwunderlich, zumal Südafrika schon immer eine grosse Zuwanderung aus verschiedenen Regionen der Welt erfahren hat. Seit Jahrtausenden leben in der Region im Süden Afrikas die Stämme der Khoe und der San. Im 12. Jahrhundert immigrierten die Bantu ebenfalls in den südlichen Teil des afrikanischen Kontinents. Um das 17. Jahrhun­dert wurde dieser von Europäern (Portugiesen, Holländern, Franzosen, Deutschen und Briten) kolonialisiert, er erfuhr aber gleichzeitig auch eine Einwanderungswelle aus Ma­laysia, Indonesien und Indien, (vgl. Beukes 2004: 3)

Der grösste Bevölkerungsteil Südafrikas - gemäss dem Zensus von 2001 sind es 23,8% - sprechen heute isiZulu, gefolgt von isiXhosa (17,6%) und Afrikaans (13,3%). Englisch wird als Lingua Franca zur Kommunikation im ganzen Land verwendet (vgl. Beukes 2004: 4), es wird aber von lediglich 8,2% der Bevölkerung im Alltag gesprochen. Bezogen auf das Englische im Alltag ist es ausserdem interessant hervorzuheben, dass es gemäss desselben Zensus’ grosse Unterschiede zwischen den einzelnen ethnischen Gruppen gibt. So sprechen 93,8% der indischen und asiatischen, und 39,3% derweissen Bevölke­rung in ihrem Alltag Englisch, dagegen jedoch nur 18,9% der farbigen und 0,5% der schwarz-afrikanischen Bevölkerung.

Diese grosse Sprachendiversität und die im globalen Kontext immer noch wirtschaftlich und sozial schwache Position des Landes - die Zahl der Analphabeten variiert zwischen 27% in urbanen und 50% in ländlichen Gebieten (vgl. Beukes 2004: 2) - führen unweiger- lieh auch zu einer Diskussion rund um die Schriftlichkeit. Laut Martin (2004) ist sie nämlich der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg: ״As the cornerstone of success in a technology- driven economy, literacy is the ״catalyst for inclusion“ in South Africa, and linguistic equity is needed in order to realize the democratic ideals of mass literacy.“ Im Diskurs urn die Literalität befindet sich der Grösste¡! der südafrikanischen Bevölkerung jedoch in einem Zwiespalt. Soll an erster stelle das Englische und somit der Zugang zu einem grösseren sozialen Bewegungsraum und wirtschaftlichem Erfolg gefördert werden? Oder soll mehr Wert auf die Schriftlichkeit in der Muttersprache gelegt und damit das sprachliche und kulturelle Erbe bewahrt werden?

Die südafrikanische Regierung setzt in dieser Frage auf ein zweisprachiges Bildungssys­tem. Das Erziehungsdepartement hat beschlossen, dass die Schüler bis zum Grade 31 in ihrer jeweiligen Muttersprache unterrichtet werden sollen. Danach kann eine zweite Spra­che unterrichtet werden. Dieser Beschluss gilt jedoch lediglich als Empfehlung, die von lange nicht allen Schulen unterstützt wird. Martin (2004) sieht allerdings entscheidende Vorteile in einem zweisprachigen Bildungsmodell: ״...bilingual programs ..., by introducing the foreign language earlier, are designed to improve foreign language literacy at the higher educational levels. This method also facilitates literacy in the mothertongue as ״bridging“, or the systematic comparison of two language systems, builds a solid under­standing of the vocabulary, grammar and pragmatics of both.“

Neben dem staatlichen Bildungssystem gibt es ausserdem unzählige Bestrebungen, eine Schriftlichkeit in mindestens zwei Sprachen (der Muttersprache und einer wirtschaftlich wichtigen Landessprache) zu erreichen. Folgende Literalitätsprojekte sollen ein ungefähre Vorstellung davon geben, was NGOs unternehmen, um die Lese- und Schreibfähigkeit der Bevölkerung zu verbessern (Yeh 2004):

- Das Centre for the Book verteilt gratis Kinderbücher, veranstaltet Schreibwerkstät­te und setzt sich für die Publikation von Büchern in allen 11 offiziellen Landesspra­Chen ein.
- READ (Read, Educate, Adjust, Develop) ist eines der grössten Literalitätsprojekten in Südafrika. Es bildet Lehrer aus, entwickelt Lehrpläne und stattet die Schulen mit Unterrichtsmaterialien aus. Ein ähnliches Konzept verfolgt auch das ELRU (Early Learning Resource Unit).
- Das Molteno Project hat populäre Lehrpläne für den Muttersprache-Unterricht (Breakthrough to Literacy) sowie für die Integration des Englisch-Unterrichts (Bridge to English) entwickelt, die auch schon in Botswana und Namibia erfolg­reich waren.
- Die Amy Biehl Foundation hat das Projekt gestartet, dass ältere Schüler den jün­geren aus Büchern, die in einer afrikanischen Sprache geschrieben wurden, vorle­sen. ״If teachers are unable to speak the mother tongue, the older students can. This program helps keep some of the mother tongue in schools where teachers speak mainly English or Afrikaans, along with showing a positive side of reading through young role models for the children.“

Entspricht etwa der zweiten Primarschulstufe im Schweizer Schulsystem.

Eine weitere stelle, die sich unter anderem mit der Entwicklung von Literalitätsprogram- men befasst, ist der Center for Adult Education (CAE) der Universität von KwaZulu-Natal, Südafrika. Der Arbeitsbereich des CAE ist laut der offiziellen Website in fünf permanente Programme aufgeteilt:

- adult and community educator programme
- adult literacy, basic education and development programme
- community education programme
- extra mural studies
- research and development programme

Eine der Publikationen, die im Rahmen des Research and development programme und in Zusammenarbeit mit der Commission on Gender Equality und der Midlands Women’s Group gemacht wurde, werde ich in meiner Arbeit genauer betrachten. Es handelt sich dabei um das Women’s Handbook (Harley et al. 2003), ein Handbuch für Frauen, die im Mittelland von KwaZulu-Natal leben. Es wurde 1999, und 2003 in einer überarbeiteten Auflage jeweils in isiZulu und in Englisch publiziert. Die englische Version des Handbuchs wurde dabei sprachlich so angepasst, dass es auch Frauen lesen können, deren Mutter­spräche nicht Englisch ist, und die erst eine Ausbildung im Lesen und Schreiben haben: ״CAE is frequently commissioned to develop training and development materials aimed at ordinary communities, often for readers with limited reading ability.“ (CAE Website 2008)

[...]

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Mehrschriftlichkeit in Südafrika. Die Merkmale einer vereinfachten englischen Sprache analysiert am "Women’s Handbook"
Université
Zurich University of Applied Sciences  (Institut für Angewandte Linguistik)
Cours
Kommunikationswissenschaften – Aspekte der Mehrsprachigkeit
Note
2
Auteur
Année
2008
Pages
16
N° de catalogue
V125016
ISBN (ebook)
9783668799349
ISBN (Livre)
9783668799356
Langue
allemand
Mots clés
mehrschriftlichkeit, südafrika, merkmale, sprache, women’s, handbook
Citation du texte
Anna Sophie Wendel (Auteur), 2008, Mehrschriftlichkeit in Südafrika. Die Merkmale einer vereinfachten englischen Sprache analysiert am "Women’s Handbook", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125016

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