Johann Joachim Spalding (1714–1804), der von der Forschung mitunter sogar zum „König der Neologen“ stilisiert worden ist, zählt gemeinhin zu den bedeutsamsten und einflussreichsten Vertretern der Neologie, der Spätphase der Aufklärungstheologie, im deutschsprachigen Raum. Andere wiederum sehen ihn ihm gar den „Patriarchen der Aufklärungstheologie“ oder einen „theologischen Bahnbrecher der Moderne“. Prosopographische Studien über Leben und Werk Spaldings gibt es zuhauf , doch finden sich nur wenige Arbeiten, die seine Predigtarbeit thematisieren.
Die vorliegende Arbeit verfolgt die Intention das Predigtverständnis Spaldings anhand ausgewählter Predigten aus dem Barther Predigtbuch herauszuarbeiten. Dies soll auch anhand seiner homiletischen Grundlegungsschrift Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes (31791) geschehen. Dadurch sollen Rückschlüsse über das Spaldingsche Predigtverständnis ermöglicht werden, die zur Aufhellung desselben in der Aufklärung insgesamt beitragen können.
Da homiletische Tätigkeit untrennbar mit der Persönlichkeit des Predigenden, seinen beziehungsweise ihren persönlichen Überzeugungen und Erfahrungen zusammenhängt, ist es unerlässlich, im Vorfeld dieses Vorhabens biographische Streiflichter zu bieten, die in aller Kürze einen biographischen Überblick über die Persönlichkeit Johann Joachim Spaldings sowie seines theologischen Wirkens verschaffen können.
Nicht zuletzt lässt sich das Spaldingsche Predigtverständnis nur im Horizont der gesamten Aufklärungstheologie verstehen und muss innerhalb dieser verortet werden. Am Ende der Arbeit soll darum die Frage gestellt werden, ob und wenn ja, inwiefern das Predigtverständnis Spaldings als ein Musterbeispiel für das protestantische Predigtverständnis in der Aufklärung gelten kann.
Hinsichtlich ihrer Quellengrundlage und Forschungsintention bewegt sie sich dabei an der Schnittstelle zwischen Kirchengeschichte und Praktischer Theologie und möchte nicht nur am Rande aufzeigen, inwiefern die Forschungsergebnisse der einzelnen theologischen Disziplinen füreinander fruchtbar gemacht und gewinnbringend genutzt werden können.
An ihr selbst wird quasi die Nutzbarkeit der Kirchengeschichte, ihres Zeichens eine noch recht junge theologische Disziplin innerhalb des Fächerkanons der deutschsprachigen protestantischen Theologie, hier speziell für die Praktische Theologie, erwiesen, indem sie zur Aufhellung der evangelischen Predigtgeschichte in der Aufklärung beiträgt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographische Streiflichter
- Herkunft und Jugend
- Theologischer und beruflicher Werdegang
- Letzte Jahre und Lebensabend
- Theologisches Werk und Vermächtnis
- Genese des Spaldingschen Predigtverständnisses anhand seiner Schrift Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes und deren Beförderung (³1791)
- Homiletische und theologiegeschichtliche Analyse ausgewählter Predigten aus dem Barther Predigtbuch
- Methodologische Vorentscheidungen und Vorbemerkungen
- Der Trost an Gott bey dem menschlichen Elende (Ps 119,92) [15. Oktober 1771]
- Die Erwartungen, welche wir uns von dem menschlichen Leben hier auf Erden machen müßen (Lk 18,31–43) [13. Februar 1774]
- Der große Wert eines Lebens, welches zum Beẞten anderer angewendet wird (Joh 10,12–16) [17. April 1774]
- Das Werk des Geistes Gottes an dem Menschen (Eph 5,9) [3. Mai 1774]
- Wie die Hoffnung des zukünftigen Lebens das gegenwärtige erleichtert (Mk 16,14-20) [15. Mai 1774]
- Die Rezeption des Spaldingschen Pfarrideals und Predigtverständnisses in Literatur und Theologie
- Resümee: Spaldings Predigtverständnis - ein Exempel für das protestantische Predigtverständnis in der Aufklärung?
- Ausblick für die weitere Spalding-Forschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Predigtverständnis von Johann Joachim Spalding anhand ausgewählter Predigten aus seinem „Barther Predigtbuch“ und seiner Schrift „Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes“. Ziel ist es, Spaldings homiletische Konzeption zu rekonstruieren und ihren Platz innerhalb der Aufklärungstheologie zu bestimmen.
- Spaldings biographischer Kontext und sein theologisches Werk
- Analyse der Genese seines Predigtverständnisses
- Homiletische und theologiegeschichtliche Interpretation ausgewählter Predigten
- Rezeption von Spaldings Pfarrideal und Predigtverständnis
- Einordnung von Spaldings Predigtverständnis in die protestantische Aufklärungstheologie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Johann Joachim Spalding als bedeutende Figur der Aufklärungstheologie vor. Sie betont den Mangel an Forschung zu Spaldings Predigtarbeit und formuliert das Ziel der Arbeit: die Rekonstruktion seines Predigtverständnisses anhand ausgewählter Predigten und seiner Schrift „Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes“. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur Aufhellung des evangelischen Predigtverständnisses in der Aufklärung und betont den interdisziplinären Ansatz, der Kirchengeschichte und Praktische Theologie verbindet.
Biographische Streiflichter: Dieses Kapitel skizziert Spaldings Leben, von seiner Herkunft und Jugend über seinen theologischen und beruflichen Werdegang bis zu seinen letzten Lebensjahren und seinem theologischen Vermächtnis. Es beleuchtet die wichtigsten Stationen seines Lebens, die seine theologische Entwicklung und sein Predigtverständnis beeinflusst haben. Der Fokus liegt auf den biographischen Aspekten, die für das Verständnis seiner homiletischen Arbeit relevant sind.
Genese des Spaldingschen Predigtverständnisses anhand seiner Schrift Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes und deren Beförderung (³1791): Dieses Kapitel analysiert Spaldings Schrift „Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes“, um die theoretischen Grundlagen seines Predigtverständnisses zu erschließen. Es untersucht seine Argumentationslinien, seine zentralen Begriffe und seine didaktischen Ansätze. Die Analyse dieser Schrift bietet den theoretischen Rahmen für die anschließende Interpretation der ausgewählten Predigten.
Homiletische und theologiegeschichtliche Analyse ausgewählter Predigten aus dem Barther Predigtbuch: Dieses Kapitel präsentiert eine detaillierte homiletische und theologiegeschichtliche Analyse von ausgewählten Predigten aus dem „Barther Predigtbuch“. Es werden die jeweiligen Predigttexte im Kontext von Spaldings Gesamtwerk und der Aufklärungstheologie interpretiert. Der Fokus liegt auf der Erhellung der rhetorischen Strategien, der theologischen Aussagen und der pastoralen Intentionen Spaldings.
Die Rezeption des Spaldingschen Pfarrideals und Predigtverständnisses in Literatur und Theologie: Dieses Kapitel untersucht, wie Spaldings Pfarrideal und Predigtverständnis in der Literatur und Theologie rezipiert wurden. Es beleuchtet den Einfluss seines Denkens auf spätere Generationen von Theologen und Predigern. Die Analyse der Rezeption zeigt die nachhaltige Wirkung von Spaldings Werk auf die Entwicklung der evangelischen Theologie und Homiletik.
Schlüsselwörter
Johann Joachim Spalding, Predigtverständnis, Aufklärungstheologie, Neologie, Homiletik, Barther Predigtbuch, Praktische Theologie, Kirchengeschichte, Pastoraltheologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu: Johann Joachim Spaldings Predigtverständnis
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Predigtverständnis von Johann Joachim Spalding, einem bedeutenden Theologen der Aufklärung. Sie rekonstruiert seine homiletische Konzeption anhand ausgewählter Predigten aus seinem „Barther Predigtbuch“ und seiner Schrift „Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes“ und bestimmt ihren Platz innerhalb der Aufklärungstheologie.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf zwei Hauptquellen: dem „Barther Predigtbuch“ Spaldings, aus dem ausgewählte Predigten analysiert werden, und seiner Schrift „Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes und deren Beförderung (1791)“, welche die theoretischen Grundlagen seines Predigtverständnisses liefert. Zusätzlich wird die Rezeption seines Werks in Literatur und Theologie untersucht.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, Spaldings homiletische Konzeption zu rekonstruieren und ihren Platz in der Aufklärungstheologie zu bestimmen. Sie will einen Beitrag zur Aufhellung des evangelischen Predigtverständnisses in der Aufklärung leisten und verbindet dabei Kirchengeschichte und Praktische Theologie.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Einleitung, Biographische Streiflichter, Genese des Spaldingschen Predigtverständnisses (basierend auf „Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes“), Homiletische und theologiegeschichtliche Analyse ausgewählter Predigten, Rezeption von Spaldings Pfarrideal und Predigtverständnis, Resümee und Ausblick.
Wie wird Spaldings Predigtverständnis analysiert?
Spaldings Predigtverständnis wird anhand einer biographischen Skizze, einer Analyse seiner Schrift „Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes“ und einer detaillierten homiletischen und theologiegeschichtlichen Interpretation ausgewählter Predigten aus dem „Barther Predigtbuch“ untersucht. Die Arbeit beleuchtet rhetorische Strategien, theologische Aussagen und pastorale Intentionen.
Welche Bedeutung hat die Rezeption von Spaldings Werk?
Ein eigenes Kapitel widmet sich der Rezeption von Spaldings Pfarrideal und Predigtverständnis in Literatur und Theologie. Dies zeigt die nachhaltige Wirkung seines Denkens auf spätere Generationen von Theologen und Predigern und seine Bedeutung für die Entwicklung der evangelischen Theologie und Homiletik.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Johann Joachim Spalding, Predigtverständnis, Aufklärungstheologie, Neologie, Homiletik, Barther Predigtbuch, Praktische Theologie, Kirchengeschichte, Pastoraltheologie.
Welche Fragestellung steht im Mittelpunkt des Resümees?
Das Resümee untersucht, ob Spaldings Predigtverständnis ein Exempel für das protestantische Predigtverständnis in der Aufklärung darstellt.
Was ist der Ausblick der Arbeit?
Der Ausblick gibt Anregungen für die weitere Spalding-Forschung.
Welche methodologischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet einen interdisziplinären Ansatz, der Kirchengeschichte und Praktische Theologie verbindet. Die Analyse der Predigten umfasst homiletische und theologiegeschichtliche Aspekte.
- Arbeit zitieren
- Jan Mark Budde (Autor:in), 2022, Das Predigtverständnis Johann Joachim Spaldings. Dargestellt anhand ausgewählter Predigten aus dem "Barther Predigtbuch", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1250206