Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch, den komplexen narrativen Mechanismen von Pan, sowie dessen bisheriger wissenschaftlicher Verhandlung kritisch zu begegnen. Dabei halte ich mich an die formale Aufeinanderfolge beider Romanteile. Im ersten Teil 1.1 soll zunächst die Funktion des Untertitels untersucht werden. Anschließend soll unter 1.2 eine Analyse der Erzähltechniken im Zusammenhang mit Glahns Autorschaft diskutiert werden. Punkt 1.3 dreht sich um die zentrale Frage nach der Bewältigung von Vergangenheit und Gegenwart. Besonders aufschlußreich ist hierbei ein näherer Blick auf die Zeitstrukturen. Im letzten Unterpunkt zum ersten Teil (1.4) soll es um Glahns Verhältnis zu Natur und Gesellschaft aus forschungskritischer Perspektive gehen. Der zweite Teil beschäftigt sich erstens (2.1) mit der strittigen Frage der Autorschaft und zweitens (2.2) mit möglichen Funktionen des Epilogs. Abschließend sollen die wichtigsten Erkenntnisse resümiert und relativiert werden.
Erinnerung und Schreiben
„Af Løjtnant Thomas Glahns Papirer“ ist eine homodiegetische fiktionale Erzählung. Sie ist „the subject product of a damaged, imbalanced, and highly idiosyncratic person – the narrative is fundamentally unreliable.“1 Zu dem Schluss, dass wir Glahn als einem unzuverlässigen Erzähler begegnen, kommt auch Sehmsdorf: „If we step back from the narrative and seek to give a rational account of Glahn's experience, we are forced to the negative conclusion that he is irresponsible, dangerously unstable, even mad.“2 Doch jeder Interpretationsansatz muss dennoch von einem bestimmten Wahrheitsgehalt in Glahns Erzählung ausgehen. Alle Aussagen Glahns als Lüge aufzufassen würde gleichermaßen heißen, dass alles wahr sein könnte, denn die Lüge kommt ohne die Wahrheit nicht aus. Was wir glauben (und damit auch nicht glauben) bildet die Basis des Textzugangs. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- 1. Af Løjtnant Thomas Glahns Papirer
- 1.1 Der verschwundene Untertitel
- 1.2 Erinnerung und Schreiben
- 1.3 Der maskierte Intellektuelle
- 1.4 Die Zeit steht still
- 2. Glahns Død - Ett papir fra 1861
- 2.1 Die Frage der Autorschaft
- 2.2 Funktionen des Epilogs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die komplexen narrativen Mechanismen in Knut Hamsuns Pan und deren wissenschaftliche Rezeption. Die Analyse folgt der formalen Struktur des Romans. Es werden die Erzähltechniken, die Darstellung von Vergangenheit und Gegenwart sowie die Frage der Autorschaft beleuchtet.
- Die Funktion des Untertitels „Af Løjtnant Thomas Glahns Papirer“
- Analyse der Erzähltechniken und die Unzuverlässigkeit des Erzählers Glahn
- Das Verhältnis von Erinnerung und Schreiben
- Die Darstellung von Zeitstrukturen in Pan
- Die strittige Frage der Autorschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Arbeit beschreibt die Zielsetzung und den methodischen Ansatz der Analyse von Hamsuns Pan.
1. Af Løjtnant Thomas Glahns Papirer: Dieser Abschnitt untersucht den verschwundenen Untertitel der Erstausgabe und dessen Bedeutung für die Interpretation. Es wird die Frage nach der Autorschaft des Untertitels und dessen Funktion als Nexus zwischen realer und fiktionaler Welt diskutiert.
1.1 Der verschwundene Untertitel: Dieser Abschnitt analysiert die Bedeutung des Untertitels "Af Løjtnant Thomas Glahns Papirer" und dessen Fehlen in späteren Ausgaben. Es wird spekuliert, wer der Urheber des Untertitels ist und wie sein Fehlen die Interpretation beeinflusst.
1.2 Erinnerung und Schreiben: Hier wird die Erzählperspektive und die Unzuverlässigkeit des Erzählers Glahn untersucht. Die Arbeit beleuchtet den Zusammenhang zwischen Erinnerung, Schreiben und der Konstruktion von Wahrheit im Roman.
- Citation du texte
- Magister Artium Philipp Zöllner (Auteur), 2007, Die Unmöglichkeit von Gegenwart in Knut Hamsuns "Pan", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125066