Max Weber hat im „wissenschaftlichen Rechtspositivismus“ (Franz Wieacker, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, § 13) die Blütezeit eines „formal-rationalen Rechts“ gesehen.
Gleichzeitig sah er mit dem Aufkommen des Sozialstaates und dessen Verlangen nach einem sozialen Recht antiformale Tendenzen heraufziehen, die mit der Forderung führen müssten. Diskussion am Wandel des Grundrechtsverständnisses, wie er in der Bürgen-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 89, 214) zum Ausdruck kommt.
„Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Wer das Schwert des Gesetzes schwingen will, den muss er hindurch lassen. Früher war es ein Priester. Heute ist es ein Rechtsphilosoph. Nie war die Tür verwaist. Doch fast immer haben die Mächtigen das Gesetz in ihre Hand gebracht. Denn die Türhüter sind sich über die Gesetze des Türhütens nicht einig. Einige lassen sich von den Mächtigen ein Papier vorlegen, das beweist, dass ihre Ermächtigung formal in Ordnung ist. Das sind die Rechtspositivisten. Andere lassen sich von den Mächtigen erzählen, was sie inhaltlich mit der Macht anfangen wollen, und prüfen, ob das wohl mit rechten Dingen zugeht. Das sind die Naturrechtler. Beide Fraktionen werfen einander vor, sie öffneten den Mächtigen viel zu schnell die Tür… Was ist nun Umgang mit Recht“ ?
Inhaltsverzeichnis
- Max Weber und der Wandel der Zeiten
- Was ist Umgang mit Recht?
- Das Naturrecht
- Der Rechtspositivismus
- Die formelle Rationalität nach Weber
- Rematerialisierung des Rechts
- Das Bürgenurteil des Bundesverfassungsgerichts
- Diskussion des Bürgenurteils oder „Hat Max Weber Recht behalten?“
- Drittwirkung der Grundrechte als objektive Wertordnung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht Max Webers Einschätzung des Wandels von Recht und Rechtsprechung im Kontext gesellschaftlicher und politischer Veränderungen im frühen 20. Jahrhundert in Deutschland. Die Arbeit analysiert Webers These vom Übergang von formal-rationalem Recht hin zu einem sozial geprägten Rechtssystem.
- Webers Konzept des formal-rationalen Rechts
- Der Einfluss des Sozialstaates auf die Rechtsentwicklung
- Die Entwicklung des Tatstrafrechts zum Täterstrafrecht
- Der Wandel des Grundrechtsverständnisses im Lichte des Bürgenurteils
- Die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen Deutschlands während Webers Lebenszeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt den historischen Kontext von Max Webers Leben und Werk im Kontext des sich wandelnden Deutschlands. Es wird Webers Bedeutung für die Soziologie hervorgehoben und sein Wirken während des Übergangs vom Kaiserreich zur Weimarer Republik beleuchtet. Anschließend werden die grundlegenden Konzepte des Naturrechts und des Rechtspositivismus erläutert. Die formelle Rationalität nach Weber wird analysiert, sowie die Rematerialisierung des Rechts im Kontext des aufkommenden Sozialstaates. Die Arbeit wird sich dann mit dem Bürgenurteil des Bundesverfassungsgerichts befassen.
Schlüsselwörter
Max Weber, Rechtspositivismus, formelles Recht, materielles Recht, Sozialstaat, Bürgenurteil, Grundrechte, Weimarer Republik, Wandel des Rechts, soziale Gerechtigkeit.
- Quote paper
- Nina Frerking (Author), 2008, Max Weber: formal-rationales Recht vs. soziales Recht mit antiformalen Tendenzen, Rechtsprechung im Wandel der Zeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125114